WLL - Wireless Local Loop
WLL ist eine Funktechnik, die ursprünglich entwickelt wurde, um die letzte Meile zum Kunden zu überbrücken. Die WLL-Funktechnik sollte eine wichtige Zugangstechnik im Wettbewerb mit dem Ortsnetzmonopol der Deutschen Telekom werden. Hierzu wurden Frequenzbereich für WLL reserviert und per Lizenz an interessierte Unternehmen versteigert. Laut Lizenzvereinbarung mit der Regulierungsbehörde mussten die WLL-Anbieter neben Datenverbindungen auch Sprachverbindungen anbieten. Geplant waren ISDN-Basis-Anschlüsse und Primärmultiplex-Anschlüsse über WLL.
Mit WLL konnte auf der Luftschnittstelle bis zu 155 MBit/s erreicht werden. Die üblichen WLL-Angebote für den Endkunden lagen im Bereich zwischen 512 kBit/s und 10 MBit/s. Beim Kunde musste nur eine kleine Antenne und einen dazugehörigen Terminal-Adapter installiert werden. Die WLL-Netzbetreiber konnten mit einer einfachen 90-Grad-Antenne mehrere Quadratkilometer versorgen.
Nach der Lizenzvergabe machten sich die hohen Anfangsinvestitionen für Hardware, Sende- und Empfangsstationen bemerkbar. WLL benötigt neue Netze, die die Basisstationen versorgen. Diese Netze müssen neu aufgebaut werden. Diese Aufbauarbeit wurde von den WLL-Anbieter unterschätzt. Denn für die letzte Meile zum Kunden braucht es auch eine vorletzte Meile, die der Netzbetreiber stellen muss. Kaum ein Netzbetreiber hatte eine eigene Infrastruktur, um seine Basisstationen zu versorgen. Einige WLL-Anbieter waren auf das Netz der Deutschen Telekom angewiesen. Leitungen musste erst mühsam von der Deutschen Telekom gemietet werden. Wegen der aufstrebenden Konkurrenz war man dort auch nicht besonders bemüht Leitungen zu vermieten und zu schalten.
Hinzu kam noch, dass das Kundeninteresse äußerst gering war. Aufgrund der hohen Kosten, auch für den Kunden, haben sich die möglichen Zielgruppen schnell reduziert. Übrig blieben nur noch kleine und mittelständische Unternehmen.
Im Jahr 2001 hat die damalige Regulierungsbehörde RegTP Frequenzbereich an 12 Unternehmen vergeben. Doch bis Ende 2002 hatten fast alle Unternehmen ihre Netzaufbau gestoppt, haben ihre Netze und Funklizenzen versteigert oder sind Konkurs gegangen. Der WLL-Markt ist innerhalb kürzester Zeit in sich zusammengebrochen. Damit war der Traum vom drahtlosen und deutschlandweiten Ortsnetz geplatzt.
Unternehmen | Lizenzen | Bemerkung |
---|---|---|
Associated Communications | 38 (26 GHz) | Einstellung |
Broadnet | 42 (26 GHz) | Fusion mit Mediascape |
Callino | 37 (26 GHz) | Insolvenz |
Deutsche Landtel | 10 (26 GHz) | Insolvenz |
FirstMark | 120 (3,5 und 26 GHz) | Insolvenz |
K-Net | 1 (26 GHz) | regionaler WLL-Anbieter |
Arcor | 9 (3,5 und 26 GHz) | Einstellung des Betriebs |
Star One (Star 21 Networks) | 165 (3,5 und 26 GHz | Insolvenz |
Tesion | 18 (2,5 und 26 GHz) | Einstellung des Betriebs |
Viag Interkom | 192 (3,5 und 26 GHz) | Betrieb durch BT-Ignite |
Viatel | 2 (26 GHz) | Einstellung |
Winstar | 2 (26 GHz) | Übernahme durch Star 21 Networks |
Was waren die Gründe für die WLL-Pleite?
- Kurzatmigkeit von Investoren aufgrund der damaligen Finanzmarktsituation und der Marktbedingungen für TK-Unternehmen.
- Behinderungen und Zeitverzögerungen der Deutschen Telekom beim Schalten von Leitungen in der vorletzten Meile.
- Proteste gegen den Aufbau von Antennen und Funkanlagen.
- Nicht konkurrenzfähige Preise zu vergleichbaren Anbietern.
- Unnötig hohe regulatorische Forderungen nach kombinierten Sprach- und Datenservices, sowie sehr kurze Zeitspanne für den Netzaufbau.
- Erschwerte Vermarktungsvoraussetzungen wegen zersplitterte Gebietsaufteilung.
- Es stellt sich auch die Frage, ob damals der Bedarf überhaupt vorhanden war?
Aus heutiger Sicht konnte WLL niemals mit dem preiswerten und zuverlässigen DSL konkurrieren. Nur auf dem flachen Land und in den Gewerbegebieten der Ballungszentren hätte WLL Sinn gemacht. Doch gerade für diese Inseln hätte die Anbieter hohe Investitionen tätigen und zur Gewinnung von Kunden einen langen Atem haben müssen. Die Flächendeckung mit WLL wäre deshalb auch nur sehr gering ausgefallen. Unternehmen in ländlichen Gebieten, als eigentliche Zielgruppe für diese Technik ausgemacht, hätten nie in den Genuss kommen können.
Die schlechten Erfahrungen mit WLL dürften dann auch der Grund gewesen sein, warum das Interesse an den WiMAX-Frequenzen, die letztlich die ehemaligen WLL-Frequenzen sind, so gering war.