ENUM - tElephone NUmber Mapping
ENUM ist ein Protokoll, mit dem sich Ressourcen aus der Telekommunikation und Netzwerktechnik miteinander verknüpfen lassen. Konkret ermöglicht ENUM die Umwandlung von Telefonnummern in eine Internet-Adresse bzw. umgekehrt. In der Praxis gibt man nur noch eine einzige Kontakt-Adresse an, anstatt eine ganze Liste mit Kontakt-Möglichkeiten, wie z. B. Telefonnummer, Faxnummer, E-Mail-Adresse oder Handynummer. Die ganzen Daten und noch mehr sind in einem ENUM-Verzeichnis abgelegt, das vom Anwender selbst gepflegt wird. Die dort abgelegten Adressen decken alle möglichen elektronischen Kontaktformen ab, die es bisher gibt und die es vielleicht in Zukunft geben wird. Zum Beispiel auch Instant-Messaging.
ENUM-Verzeichnis / ENUM-Directory
Die Ablage der Kontakt-Adressen im ENUM-Verzeichnis kommt der Ablage im DNS (Domain Name System) gleich. Diese dezentrale Ablage- und Organisationsform hat sich bereits für Domain-Namen als vorteilhaft herausgestellt.
Das bestehende und stabile DNS gilt als wichtigste Voraussetzung um ENUM günstig und schnell einführen zu können. DNS ist bereits überall implementiert. Die Infrastruktur basiert auf einem verteilten Datenbestand, was die Stabilität und Verfügbarkeit des Systems gewährleistet. Je nach genutzter Anwendung sucht sich das Endgerät über die ENUM-Telefonnummer die passende Adresse. Aus einer regulären Telefonnummer wird dann ein sogenannter Fully Qualified Domain Name (FQDN).
Da eine Domain immer von rechts nach links gelesen wird, wird aus der Telefonnummer +49 7141 9914211 die ENUM-Telefonnummer 1.1.2.4.1.9.9.1.4.1.7.9.4.e164.arpa. Das ENUM-Protokoll nutzt DNS um die ENUM-Telefonnummer in eine auf den Dienst oder die Anwendung passende Adresse aufzulösen. Laut ENUM-Protokoll werden im Domain Name Server spezielle Einträge für die verschiedensten Kontakt-Möglichkeiten verwendet. Man spricht von den Naming Authority Pointer Records (NAPTR). Für jede Domain lassen sich mehrere NAPTR-Einträge vornehmen und unterschiedliche Prioritäten festlegen.
E.164
E.164 ist ein Standard der ITU (International Telecommunication Union). Darin sind die Regeln für den internationalen Rufnummernplan für die Telekommunikation festgelegt. Das ENUM-Protokoll wurde von der IETF (Internet Engineering Task Force) entwickelt. Um in bestehenden DNS auf ENUM Zugriff zu erhalten hat die IAB (Internet Architecture Board) die Domain e164.arpa vorgeschlagen. Um Telefonnummern in ENUM-Telefonnummern abbilden zu können werden die Zahlen in umgekehrter Reihenfolge als Subdomains der Domain e164.arpa vorangestellt.
Der Adressraum e164.arpa liegt im Verantwortungsbereich der ITU. Der Adressraum 9.4.e164.arpa liegt in Deutschland im Verantwortungsbereich der DENIC
Sicherheit
Durch unzureichende Sicherheitsmaßnahmen ist es möglich unberechtigte Manipulationen an ENUM-Datensätzen vorzunehmen und E-Mails oder Telefonanrufe abzufangen oder einen fremden Account zu nutzen, um die Kosten auf dessen Inhaber abzuwälzen. Das Stehlen von fremden Telefonnummern ist ein Hauptproblem bei ENUM. Normalerweise sind Telefonnummern eindeutig einem Telefonanschluss zugeordnet. In IP-Netzen kann das Telefonie-Endgerät an jeder beliebigen Stelle angeschlossen sein.
Verbindungsaufbau mittels ENUM
Bei der folgenden Beschreibung wird mittels ENUM eine Verbindung zwischen einem Festnetztelefon und einem Computer hergestellt.
- Ein Telefon im Festnetz wählt eine Telefonnummer.
- Die Wahlinformationen werden auf ein Gateway umgeleitet.
- Vom Gateway werden die Informationen ins IP-Netz zum Gatekeeper weitergeleitet.
- Der Gatekeeper wandelt die Telefonnummer in eine ENUM-Telefonnummer in Form von e164.arpa um und stellt eine DNS-Anfrage.
- Der DNS-Server löst die ENUM-Adresse in eine Internet-Adresse auf und liefert dem Gatekeeper das Ergebnis zurück.
- Der Gatekeeper liefert dem Gateway die Internet-Adresse zurück.
- Das Gateway routet den Anruf zum IP-Telefonie-fähigen Computer (PC).
Zur vergangenen, aktuellen und zukünftigen Entwicklung
Seit März 2001 betreibt die DENIC den Rootserver für die ENUM-Zone 9.4.e164.arpa. Seit August 2003 gab es einen Testbetrieb, an dem sich 29 DENIC-Mitglieder beteiligten. Innerhalb des Testbetriebes entwickelte die DENIC und ihre Mitglieder auch daran, wie die ENUM-Daten sicher registriert und gespeichert werden können.
Ende Januar 2006 ist der ENUM-Server der DENIC vom Testbetrieb in den Wirkbetrieb übergegangen. Die Bundesnetzagentur (BNETZA) hat dafür grünes Licht gegeben.
Anwendungen
Öffentlicher Server | Privater Server |
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Er dient als öffentliches Telefonbuch und stellt für die Beteiligten eine einzige Adresse für Telefon, Fax, Internet und andere Dienste zur Verfügung. | Netzbetreiber und Firmen können ihre interne Netzkommunikation auf einen ENUM-Server aufsetzen. Die Daten sind dann nichtöffentlich. |
Für VoIP-Kunden und -Nutzer ist in erster Linie der öffentliche ENUM-Server interessant. Denn auch ohne SIP-Provider könnte man VoIP-Telefonie kostenlos betreiben. Um den öffentlichen Server betreiben zu können ist die Nummernhoheit Grundvoraussetzung, sowie die Domain-Vergabe und Validierung der Daten. Große Netzbetreiber sind an ENUM aber nicht interessiert.
Internet-Provider, die ihren Kunden Telefonie anbieten wollen, bietet sich ein ENUM-Verzeichnis als Peering-Plattform mit anderen Provider an. Kommen neue Provider dazu, dann werden die Gespräche unter den VoIP-Kunden in den IP-Netzen gehalten. Das Telefonnetz bleibt dann außen vor.
Im wesentlichen vereinfacht ENUM das VoIP-Routing und reduziert die komplizierten Abnahmeprozeduren für das Interconnection (Gesprächsdurchschaltung zwischen Netzbetreibern). Zum Beispiel würden einzelne Interconnection-Verträge wegfallen, weil die Zusammenschaltung der Netzbetreiber per ENUM einem Datenaustauschknoten entspricht.
Mit steigender Anzahl der ENUM-Teilnehmer machen sich positive Effekte auf das IP-Routing bemerkbar. Je mehr Teilnehmer es in den ENUM-Verzeichnissen gibt, desto höher ist die Trefferqoute. Dann werden auch mehr Gespräche innerhalb der IP-Netze gehalten und die Kunden können von den Kosteneinsparungen profitieren. Allerdings muss die Anzahl der ENUM-Verzeichnisse klein gehalten werden, sonst entstehen durch Mehrfachabfragen längere Antwortzeiten beim Aufbau der Gespräche.
Für den Kunden bietet ein ENUM-Server eine Adresse für alle Adressen und Dienste. Er kann sogar Prioritäten vergeben. So wird ein Fax direkt an die E-Mail-Adresse geschickt. Oder eine E-Mail kommt auf dem Fax raus, wenn der E-Mail-Server nicht erreichbar ist. Soweit ist die Entwicklung noch nicht fortgeschritten.