IPv6 auf dem Raspberry Pi einschalten und konfigurieren
In der Standard-Konfiguration von Raspbian ist kein IPv6 vorgesehen. Da IPv6 eigentlich Standard sein sollte und in Zukunft immer wichtiger wird, liegt es nahe, IPv6 einzuschalten.
Aufgabe
- Schalten Sie IPv6 ein.
- Prüfen Sie, ob sich der Raspberry Pi eine link-lokale IPv6-Adresse generiert hat.
- Prüfen Sie, ob sich der Raspberry Pi eine globale IPv6-Adresse generiert hat.
Lösung: IPv6 auf dem Raspberry Pi temporär einschalten
IPv6 schaltet man beim Raspberry Pi temporär mit folgendem Befehl ein:
sudo modprobe ipv6
Damit schaltet man IPv6 ein und kann es dann in Ruhe testen. Gibt es Probleme, dann startet man den Raspberry Pi einfach neu. Die temporäre Einstellung geht dabei verloren.
Lösung: IPv6 auf dem Raspberry Pi dauerhaft einschalten
Damit Raspbian auf dem Raspberry Pi nach einem Neustart automatisch das IPv6-Modul lädt, muss man in die Datei "/etc/modules" eine zusätzliche Zeile einfügen.
sudo nano /etc/modules
Am Ende folgende Zeile einfügen:
ipv6
Anschließend speichern und schließen: Strg + O, Return, Strg + X.
Wenn man sicher gehen will, dass es auch tatsächlich funktioniert, sollte man einen Reboot machen.
sudo reboot
Lösung: IPv6-Fähigkeit prüfen
Um zu prüfen, ob IPv6 erfolgreich aktiviert wurde, schaut man sich die aktuelle IP-Einstellung an.
ifconfig
Wenn hier bei "eth0" eine Zeile mit „inet6-Adresse“ die IPv6-Adresse mit "fe80" beginnt und einen Gültigkeitsbereich "Verbindung" hat, dann ist IPv6 eingeschaltet und man kann es im lokalen Netzwerk verwenden.
Wenn bei "eth0" zusätzlich eine Zeile mit "inet6-Adresse" und dem Gültigkeitsbereich "Global" vorhanden ist, dann müssten auch IPv6-Verbindung ins Internet möglich sein. Das kann man mit einem Ping zu einem Hostnamen prüfen, der garantiert IPv6-Verbindungen annimmt.
ping6 google.com
Mit "Strg + C" kann man die Pings abbrechen.
Wenn die Pings nacheinander durchlaufen, dann ist der Raspberry Pi voll IPv6-fähig. Wenn nicht, dann ist vom Raspberry Pi auf dem Weg ins Internet ein Teilstück oder eine Verteilkomponente nicht IPv6-fähig.
Hinweis
IPv6 ist zwar oftmals schon verfügbar, aber eben nicht immer. Aus diesem Grund kann es immer wieder zu Verbindungsproblemen kommen. Beispielsweise weil eine Gegenstelle nicht über IPv6 erreichbar ist. In dem Fall sollte IPv4 als Fallback genutzt werden. Leider funktioniert das nicht immer reibungslos.
Solange es keinen ernsthaften Grund gibt, kann man IPV6 auch einfach ausgeschaltet lassen. Dazu einfach die Zeile "ipv6" aus der Modul-Datei wieder entfernen und einen Reboot vornehmen. Danach ist der alte Zustand wieder hergestellt.
Erweiterung: Privacy Extensions aktivieren
Wenn man im Raspberry Pi IPv6 eingeschaltet hat, dann werden alle IPv6-Adresse aus der MAC-Adresse (Hardware-Adresse) gebildet. Leider ist die immer gleich, weshalb sich der betreffende Client bzw. Host anhand dieser Adresse identifizieren lässt. Aus Datenschutz-Gründen ist das ein Problem.
Deshalb gibt es mit Privacy Extensions für IPv6 eine Erweiterung, die die Privatsphäre schützt. Die ist aber nicht immer automatisch aktiv, wenn IPv6 eingeschaltet bzw. aktiviert wird.
Erweiterung: IPv6-Tunnel einrichten
Im Rahmen einer IPv6-Einführung kann man den Raspberry Pi auch mit einer globalen IPv6-Adresse ausstatten, sofern der eigene Provider das noch nicht macht. Dazu muss man sich einen IPv6-Tunnel zu einem Gateway mit IPv6-Connectivity einrichten.