Kollektorschaltung (Emitterfolger)
Die Kollektorschaltung ist die Transistor-Grundschaltung, die in der Praxis am häufigsten verwendet wird, auch wenn einem das nicht so vorkommt. Die zweithäufigste Grundschaltung ist die Emitterschaltung gefolgt von der eher selten eingesetzten Basisschaltung.
Die Kollektorschaltung wird auch als Emitterfolger bezeichnet. Das kommt daher, weil der Emitter scheinbar der Spannung an der Basis folgt. Die besonderen Merkmale dieser Schaltung ist eine Spannungsverstärkung von kleiner als 1, aber eine sehr große Stromverstärkung, die vom differenziellen Stromverstärkungsfaktor ß des Transistors abhängig ist.
Die Bezeichnung Emitterfolger wurde aus der Röhrentechnik übernommen. Hier ist es die Kathodenfolgerschaltung. Jedoch ist bei Transistoren das Äquivalent zur Kathode einer Röhre eben der Emitter.
Eine einfache Kollektorschaltung besteht aus einem Transistor, dem Emitterwiderstand RE, dem Basis-Vorwiderstand RV und der Betriebsspannung UB. Der Emitter ist der Ausgang. Der Kollektor ist für Eingangs- und Ausgangsspannung über die Betriebsspannung UB der gemeinsame Bezugspunkt.
Strom- und Spannungsverteilung
Bei der Kollektorschaltung stellen die Widerstände R1, R2 und RE den Arbeitspunkt ein. Die Berechnung des Arbeitspunktes erfolgt wie bei der Emitterschaltung, nur ohne Kollektorwiderstand. Bei der Arbeitspunkteinstellung unterscheidet man generell zwischen Kleinsignalübertragung und Großsignalübertragung.
Der Emitterwiderstand RE ist fester Bestandteil der Schaltung. Durch ihn wird der Arbeitspunkt bei der Kollektorschaltung immer durch Stromgegenkopplung stabilisiert. Im Gegensatz zur Emitterschaltung kann bei der Kollektorschaltung die Gegenkopplung nicht unterdrückt werden. Hier muss man damit leben, dass die Gegenkopplung sich sowohl auf die Gleichspannungen als auch auf die Signalspannungen auswirken.
Wird Wechselspannung verstärkt, so muss die Schaltung über die Koppelkondensatoren CK mit der Signalquelle und der Last verbunden werden. Über die Koppelkondensatoren fließt kein Gleichstrom. Damit hat die Signalquelle bzw. Last keinen Einfluss auf den Arbeitspunkt. Die Spannungen des Arbeitspunktes lassen sich so unabhängig von den Gleichspannungen der Signalquelle und Last wählen.
Bei der Kollektorschaltung sind die Eingangsspannung Ue und Ausgangsspannung Ua phasengleich.
Emitterfolger als Impedanzwandler (nur bei ohmscher Belastung)
Zwei weitere Eigenschaften zeichnen den Emitterfolger aus. Das ist der sehr große Eingangswiderstand und der sehr kleine Ausgangswiderstand. Unter anderem deshalb wird diese Schaltung gerne als Impedanzwandler bezeichnet und auch verwendet.
Das gilt allerdings nur, wenn der Lastwiderstand nicht komplex ist. "Komplex" bedeutet, dass die Last einen induktiven oder kapazitiven Anteil hat.
Kleinsignalübertragung
Die Emitterspannung UE kann klein gewählt werden, muss aber mindestens 1 V betragen, wenn der Arbeitspunkt stabil sein soll. Ebenso muss die Emitterspannung UE größer sein, als die Amplitude der Ausgangsspannung.
Die Größe des Kollektorstroms IC richtet sich nach der Signalgröße und den geforderten Übertragungseigenschaften. Grundsätzlich sollte der Kollektorstrom IC größer sein, als die Amplitude des Ausgangsstroms.
Großsignalübertragung
Bei Großsignalübertragungen wählt man für die Emitterspannung UE in der Regel etwa halbe Betriebsspannung UB.
Der Kollektorstrom IC richtet sich nach dem Lastwiderstand RL. Der Kollektorstrom IC ist als Ausgangsstrom zu verstehen. Hier gilt häufig die Leistungsanpassung. Das bedeutet, der Emitterwiderstand RE wird gleich groß wie der Lastwiderstand RL gewählt.
Eingangswiderstand re
Die Kollektorschaltung hat einen großen Eingangswiderstand re, der sich durch die Widerstände R1, R2, RE || RL und der Wechselstromverstärkung ß bildet.
Ausgangswiderstand ra
Die Kollektorschaltung hat einen kleinen Ausgangswiderstand ra.
Spannungsverstärkung Vu
Die Ausgangsspannung ist immer kleiner als die Eingangsspannung. Die Spannungsverstärkung Vu beträgt ungefähr 1.
Stromverstärkung Vi
Die Kollektorschaltung hat eine hohe Stromverstärkung. Die Leistungsverstärkung ist gleich der Stromverstärkung. Die größte Stromverstärkung erreicht man, wenn der Lastwiderstand der Emitterwiderstand RE ist.
Anwendungen
- Kollektorschaltung als Impedanzwandler
- Bootstrap-Schaltung
- Darlington-Schaltung
- Spannungsstabilisierung mit Kollektorschaltung
Übersicht: Die Kollektorschaltung im Vergleich
Schaltung | Emitterschaltung | Basisschaltung | Kollektorschaltung |
---|---|---|---|
Eingangswiderstand re | 100 Ω ... 10 kΩ | 10 Ω ... 100 Ω | 10 kΩ ... 100 kΩ |
Ausgangswiderstand ra | 1 kΩ ... 10 kΩ | 10 kΩ ... 100 kΩ | 10 Ω ... 100 Ω |
Spannungsverstärkung Vu | 20 ... 100 fach | 100 ... 1000 fach | <=1 |
Gleichstromverstärkung B | 10 ... 50 fach | <=1 | 10 ... 4000 fach |
Phasendrehung | 180° | 0° | 0° |
Temperaturabhängigkeit | groß | klein | klein |
Leistungsverstärkung Vp | sehr groß | mittel | klein |
Grenzfrequenz fg | niedrig | hoch | niedrig |
Anwendungen | NF- und HF-Verstärker Leistungsverstärker Schalter |
HF-Verstärker | Anpassungsstufen Impedanzwandler |