VDSL-Netzarchitektur (VDSL2)
Die Voraussetzung für den Einsatz von VDSL2 ist ein Hybrid-Netz, bestehend aus Glasfaser- und Kupferleitungen. Die Glasfaserleitungen müssen möglichst nahe an den Kundenanschluss herangeführt werden, um auf den letzten hundert Metern über die Kupferleitung eine sehr hohe Übertragungsrate zu erreichen.
Während bei ADSL eine zentrale Netzstruktur aufgebaut wurde, ist bei VDSL2 eine verteilte Baumstruktur gefragt. Die DSL-Vermittlungsstellen (DSLAM) wandern von der Ortsvermittlungsstelle in die Kabelverzweiger (Ortsverteiler). Das sind die grauen Kästen, die am Straßenrand stehen und als passive Verteilungspunkte dienen.
Dazu werden die Glasfaserkabel von der Ortsvermittlungsstelle bis zu den Kabelverzweigern (KVz) am Straßenrand geführt. Darin befindet sich ein DSLAM der mit dem Glasfaserkabel verbunden ist. Man bezeichnet diesen Aufbau dann als Multifunktionsgehäuse.
So ein DSLAM versorgt rund 100 bis 800 Haushalte pro Schrank mit VDSL2. Durch die Glasfaser wird die Kupferkabelstrecke verkürzt. Die Länge des Kupferkabels zum Nutzer beträgt nur wenige hundert Meter. So kann auf der kurzen Kupferleitung eine deutlich höhere Geschwindigkeit gefahren werden, als mit ADSL.
FTTC - Fiber to the Curb
Die vorgesehene VDSL2-Infrastruktur nennt man auch "Fiber to the Curb" (FTTC). Das bedeutet "Glasfaser bis zum Bordstein". Im Prinzip ist damit der Standort gemeint, an dem üblicherweise ein Kabelverzweiger steht und von dem die Leitungen zu den Kunden abgehen.
Bei VDSL2 wird der DSLAM auch als "VDSL Terminal Unit - Office" (VTU-O) bezeichnet. Auf der Teilnehmerseite (Kunde) steht das VDSL-Modem. Es wird auch als "Customer Premises Equipment" (CPE) oder als "VDSL Terminal Unit - Remote" (VTU-R) bezeichnet.
FTTC ist nur eine Zwischenlösung auf dem Weg zu FTTH (Fiber to the Home). Das bedeutet die Vollverglasung des Festnetzes. Allerdings ist es äußerst kostspielig alle Kupferleitungen auszutauschen. Deshalb bevorzugt man Zwischenlösungen auf dem Weg zur Vollverglasung.
MFG - Multifunktionsgehäuse
Weil die Netzintelligenz (Vermittlungstechnik) bei VDSL2 näher an den Nutzer herangeführt wird, müssen die Kabelverzweiger (KVz), die meist irgendwo am Straßenrand stehen, umgebaut werden. In den vorhandenen Schränken ist meist kein Platz für die zusätzliche Vermittlungstechnik und Stromversorgung mit obligatorischer Klimaanlage. Statt einen neuen Schrank an einer anderen Stelle aufzustellen, wird der vorhandene Schrank auseinandergenommen und mit einem Multifunktionsgehäuse (MFG) überbaut. Den Innereien des alten Kabelverzweigers wird einfach ein neuer Schrank übergestülpt. Das spart Platz, Zeit und Geld. Die neue Technik verschwindet zusammen mit dem passiven Verteiler in den größeren Schrank.
Die Multifunktionsgehäuse bestehen aus einem Outdoor-DSLAM, einem aktiven Schaltverteiler und einer eigenen Stromversorgung. Der integrierte Kabelverzweiger (KVz) wird per Glasfaserkabel an den Hauptverteiler (HVt) der Vermittlungsstelle (VSt) angebunden. Die Kupferkabel (Teilnehmeranschlussleitung, TAL) werden nur noch für die letzte Meile zum Kunden verwendet.
Der aktive Schaltverteiler ersetzt den passiven Schaltverteiler. Beim aktiven Schaltverteiler wird aus der Ferne eine elektrische Verbindung innerhalb der Schaltkreise geschaltet. Es entfällt die Arbeit eines Technikers, der vor Ort kommen muss, um ein Stück Draht vom ankommenden zum abgehenden Kabel im passiven Verteiler zu schalten.
Der DSLAM wird durch redundante 230-V-Netzteile vom lokalen Stromversorger gespeist. Batterien in den Sockeln dienen als Notstromversorgung. Um der Wärmeentwicklung entgegenzuwirken ist der Überbauschrank nicht nur wetterfest, sondern gleichzeitig so konstruiert, dass thermische Energie von innen nach außen abgeführt wird. Schon die Aluminium-Konstruktion ermöglicht eine rein passive Wärmeleitung. So kann der Schrank bis zu 360 W Verlustleistung abführen. Reicht das nicht aus, kann ein aktiver Wärmetauscher nachgerüstet werden, der bis zu 1200 W Verlustleistung abführen kann.
Insgesamt bietet ein Multifunktionsgehäuse Platz für bis zu 800 VDSL-Anschlüsse.
VDSL-Ausbau bis 2014 (ohne VDSL-Vectoring)
Die Deutsche Telekom baute in Deutschland ab dem Jahr 2006 ein VDSL-Netz auf. In einer ersten Ausbaustufe wurden in 10 Städten 4.000 km Glasfaserkabel verlegt und 33.000 Kabelverzweiger (KVz) umgebaut (Stand: Oktober 2007). Insgesamt sollten weitere 18.000 km Glasfaserkabel und 74.000 neue Kabelverzweiger (KVz) folgen.
Der VDSL-Ausbau erfolgte nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Die Verfügbarkeit von VDSL2 hängt also von der Bevölkerungsdichte und einer hohen Nachfrage ab. VDSL2 konnte aber nur dort geschaltet werden, wo die Anschlussleitung mit Standardquerschnitt eine Länge von höchstens 900 Metern aufweist.
VDSL-Ausbau ab 2015 (mit VDSL-Vectoring)
Da der Glasfaserausbau mit Erdarbeiten verbunden und damit teuer ist, ist die Ausschöpfung der verlegten Kupferdopelladern mit der VDSL-Erweiterung mit dem Namen Vectoring sehr verlockend.
Um in Sachen Breitband-Ausbau in Deutschland voranzukommen entschied die Regulierungsbehörde in Deutschland, de Bundesnetzagentur, dass das alte Telefonnetz zu einem Festnetz mit schnellen VDSL-Anschlüssen mit Vectoring-Technik umgebaut wird. Dazu muss die Deutsche Telekom und auch andere Netzbetreiber Regulierungsvorgaben umsetzen. Um die VDSL-Vectoring-Technik einführen zu können, müssen Teile des Festnetzes umgerüstet werden, was auch Konsequenzen für bestehende analoge und ISDN-Telefonanschlüsse hat.