VDSL-Vectoring / ITU-T G.993.5 / G.vector
Bei VDSL-Vectoring handelt es sich um eine Erweiterung für VDSL2, um auf der Teilnehmeranschlussleitung (TAL) eine höhere Datenübertragungsgeschwindigkeit zu erreichen. Dazu müssen "alle" abgehenden Teilnehmeranschlussleitungen am gleichen DSLAM angeschlossen sein, der sich um die Signalaufbereitung für alle Anschlüsse gemeinsam und in Abhängigkeit zueinander kümmert.
VDSL-Vectoring entspricht der ITU-T Norm G.993.5 alias G.vector und muss mehrere Voraussetzungen erfüllen, was Konsequenzen für den technischen Ausbau und die Regulierung hat.
- Der Kabelverzweiger (KvZ) muss mit der örtlichen Vermittlungsstelle (VSt) mit einem Glasfaserkabel verbunden sein. Nur die letzten Meter zum Teilnehmeranschluss dürfen ein Kupferkabel sein.
- Im Kabelverzweiger muss ein Outdoor-DSLAM enthalten sein, an dem alle zu den Teilnehmeranschlüssen abgehenden Kupferkabel angeschlossen sein müssen.
- Ein VDSL-Anschluss auf Basis von VDSL-Vectoring erlaubt keinen "entbündelten Anschluss". Kombinierte Kommunikationsdienstleistungen muss über den VDSL-Anschluss erfolgen.
VDSL-Vectoring-Technik
Der Standard G.993.5 beschreibt die Funktionen und Protokolle für einen DSLAM an dem die Doppeladern der Teilnehmeranschlussleitungen (TAL) und den daran angeschlossenen VDSL-Modems zu einer Vektorgruppe zusammengefasst sind. Auf diese Weise ist es möglich, die Beeinflussungen der übertragenen Signale durch die elektromagnetische Kopplung auf benachbarte Leitungen zu berücksichtigen. Das bedeutet, dass die Beeinflussung aller Signale zwischen den Leitungen in die Signalaufbereitung einbezogen werden.
Es handelt sich dabei um eine Art MIMO (Multiple Input Multiple Output), dem Mehrwege-Empfang von Signalen auf Basis der leitungsgebundenen Übertragung.
Bei der erwähnten Beeinflussung handelt es sich um Far-End-Crosstalk (FEXT, Fernnebensprechen), was eine Störung ist. Wenn nun alle Doppeladern im Kabelbündel gemeinsam gespeist werden, dann können Übersprechstörungen auf allen Doppeladern berechnet und kompensiert werden. So steigt der Signal-Rauschabstand und damit letztlich die maximal mögliche Datenrate.
Übertragungsgeschwindigkeit von VDSL2 mit Vectoring
Die Leitungskapazität bei herkömmlicher VDSL-Technik beträgt pro DSL-Anschluss im Schnitt zwischen 70 und 80 MBit/s im Downlink. In der Regel garantiert der Netzbetreiber 50 MBit/s. Mit VDSL-Vectoring beträgt die Leitungskapazität im Schnitt zwischen 120 und 130 MBit/s im Downlink. So kann der Netzbetreiber die tariflich garantierte Übertragungsgeschwindigkeit von 50 auf 100 MBit/s für VDSL2 hochsetzen.
VDSL-Vectoring-Ausbau ab 2015
Um in Sachen Breitband-Ausbau in Deutschland voranzukommen entschied die Regulierungsbehörde in Deutschland, de Bundesnetzagentur, dass das alte Telefonnetz zu einem Festnetz mit schnellen VDSL-Anschlüssen mit Vectoring-Technik umgebaut wird. Dazu muss die Deutsche Telekom und auch andere Netzbetreiber Regulierungsvorgaben umsetzen. Um die VDSL-Vectoring-Technik einführen zu können, müssen Teile des Festnetzes umgerüstet werden, was auch Konsequenzen für bestehende analoge und ISDN-Telefonanschlüsse hat.