Der Transistor-LED-und der FET-Konstantstromzweipol
Rückblick auf "Die Transistor-LED-Konstantstromquelle"
Wir blicken zuerst zurück zu Bild 7 des älteren Elektronik-Minikurses
mit dem Titel
Die Transistor-LED-Konstantstromquelle.... Wir
setzen hier fort wo in diesem früheren Kurs mit Bild 7 das Thema der
Transistor-LED-Konstantstromquelle abgeschlossen wurde. Bild 8
beschliesst diesen früheren Kurs mit einer Konstantstromquelle, die aus
einer Bandgap-Spannungsreferenz und zwei Operationsverstärkern besteht.
Wir wollen uns hier jedoch mit einer speziellen Art der
Transistor-LED-Konstantstromquelle befassen. Es geht um eine Art
kreuzgekoppelte Transistor-LED-Konstantstromquelle, einem
Konstantstromzweipol. Doch davon später mehr im Detail.
Um diesem Elektronik-Minikurs zu folgen, ist es empfehlenswert den
Inhalt des früheren verstanden zu haben:
Wir blenden zunächst Bild 7 des früheren Elektronik-Minikurses ein:
Diese Konstantstromquelle besteht in Wirklichkeit aus zwei
Konstantstromquellen. Die hauptsächliche besteht aus dem PNP-Transistor
T1, aus der LED LED1 als Referenzspannungsquelle und aus dem
Emitterwiderstand Re1. Anstelle von Rv, als Vorwiderstand für LED1,
dient eine weitere zusätzliche Konstantstromquelle. die genau gleich
aufgebaut ist. Einziger Unterschied ist, sie enthält mit T2 einen NPN-
statt einen PNP-Transistor. Was der Zweck dieser zusätzlichen
Konstantstromquelle ist und was die Dimensionierungskriterien sind, ist
im obengenannten Elektronik-Minikurs (1)
thematisiert.
Würde man LED1 mit einem Vorwiderstand Rv anstelle ebenfalls mit einer
Konstantstromquelle betreiben, wäre die LED1-Referenzspannung und damit
auch der Konstantstrom Ic leicht betriebsspannungsabhängig (+Ub), denn
eine Änderung von +Ub hätte eine Änderung des Stromes in Rv und in der
LED1 zur Folge. Benutzt man anstelle von Rv eine gleichartige jedoch
komplementäre Konstantstromquelle, dann bleibt die Spannung über LED1
von +Ub praktisch unbeeinflusst.
Diese Methode lässt sich zu einer symmetrischen komplementären
Konstantstromquelle erweitern, so dass sich beide Teilstromquellen ihre
Arbeit als Partner teilen und sich gegenseitig in der Unabhängigkeit von
der Betriebsspannung unterstützen. Dieser sogenannte
Konstantstromzweipol zeigt im folgenden Kapitel Bild 2.
Die Konstantstromzweipol-Methode
Bild 2 zeigt einen Konstantstromzweipol mit komplementären
Transistoren. Wir betrachten zuerst Teilbild 2.1. Die
Konstantstromquelle mit T1 liefert ihren konstanten Strom Ik1 durch
LED2, welche als Referenzspannung für die Stromquelle mit T2 dient.
Gleichzeitig fliesst Ik1 durch RL. In Teilbild 2.2
liefert die Konstantstromquelle mit T2 ihren konstanten Strom durch
LED1, welche als Referenzspannung für die Stromquelle mit T1 dient.
Gleichzeitig fliesst Ik2 durch RL.
Wir betrachten jetzt exakt die selbe Schaltung noch einmal in Teilbild
2.3. Der konstante Strom durch RL addiert sich aus
Ik1 und Ik2. Diese Konstantstromzweipolschaltung hat gegenüber Bild 1
einen Vor- und zwei Nachteile. Vorteil ist, wir haben eine
Zweipolschaltung. Man kann diese Schaltung direkt in eine dafür
aufgetrennte Leitung einbauen und beide Transistoren beteiligen sich am
Hauptstromfluss. In Bild 1 ist das nicht möglich, denn der nutzbare
Konstantstrom fliesst von Re1 über T1 und Rc nach GND. Nachteilig bei der
Zweipolmethode ist, dass die schwache restliche Temperaturdrift der
beiden Teil-Konstantstromquellen sich addieren und dass die minimale
Spannung über der Stromquelle um eine LED-Spannung höher ist. Für beide
Teile des Konstantstromzweipols gilt die selbe Minimalspannung über der
gesamten Konstantstromschaltung. Diese setzt sich zusammen aus den
beiden LED-Spannungen und aus je einer minimalen
Kollektor-Emitterspannung der beiden Transistoren T1 und T2, damit die
Stromverstärkungsfaktoren vernünftige Werte von etwa 100 oder besser
mehr haben. Es empfiehlt sich daher eine minimale
Kollektor-Emitterspannung von je 2 VDC. Die minimale Spannung Umin
beträgt somit etwa 5 VDC, sofern RL Null Ohm hat.
Der Spannungsabfall über RL muss also zu diesen 5
VDC dazu addiert werden. Im Gegensatz zu Bild 1, wo der LED-Strom nur
niedrige Werte von etwa 1 mA haben muss, fliessen durch die LEDs des
Konstantstromzweipols je die Hälfte des Konstantstromes durch
RL. Der LED-Strom kann hier erheblich grösser sein.
Darum ist hier die LED-Spannung einer roten LED mit 1.8 VDC und nicht
mit 1.7 VDC angegeben.
Der aufmerksame Betrachter von Bild 2 fragt sich natürlich, welch
wundersame Aufgabe wohl der Widerstand R3 hat. Er hat die vornehme
Aufgabe des "Zündwiderstandes". Ohne ihn würden sich die beiden
Teilkonstantstromquellen sperren, weil ihre Kollektoresttröme viel zu
niedrig wären. R3 wird sehr hochohmig gewählt. 1 M-Ohm oder besser
grösser. Ein sehr geringe Strom durch ihn reicht um einen
Mitkopplungseffekt in Gang zu setzen, so dass beide Stromquellen
sogleich richtig arbeiten. Man bedenke, das typische Merkmal einer guten
Konstantstromquelle ist ihr hoher Quellwiderstand. Wählt man R3 zu
niederohmig, verschlechtert dies die Konstantstromeigenschaft.
Der geheimnisvolle Widerstand R4
Ein treuer Leser des Elektronik-Kompendium machte mich auf einen Artikel mit dem Thema Konstantstromzweipol in der leider längst ausgestorbenen ELRAD aufmerksam. Man findet ihn in der Januarausgabe des Jahres 1988 auf Seite 47 und er heisst "Grosses Spannungsgebiet". Es geht im Wesentlichen um den selben Artikel wie diesen hier. Allerdings hat der ELRAD-Artikel die Besonderheit des Widerstandes R4, der die Emitter der beiden komplementären Transistoren miteinander verbindet. Diese Besonderheit habe ich hier in leicht gekürzter Form beschrieben. Man beachte Bild 3:
In Teilbild 3.1 ist zusätzlich R4 enthalten. Der Konstantstromzweipol
kommt im Prinzip ohne diesen Widerstand aus und hält auch den Strom über
einen weiten Spannungsbereich konstant. Er hat aber die Eigenschaft,
dass bei zunehmendem Spannungsabfall über dem Konstantstromzweipol der
Strom I dennoch leicht ansteigt. Mit R4 kann dieser Effekt kompensiert
werden. Wählt man einen zu geringen R4-Wert, wird der Innenwiderstand
des Konstantstromzweipols negativ, so dass bei steigendem
Spannungsabfall der Strom I sogar abnimmt.
Teilbild 3.2 zeigt das Diagramm mit drei Strom/Spannungs-Kennlinien. Das
Unendlichkeitssymbol bedeutet, dass R4 fehlt. Diese Kennlinie
illustriert wie der Strom bei zunehmender Spannung über dem
Konstantstromzweipol geringfügig ansteigt. Mit hohem R4-Wert lässt sich
die Strom-Spannungskennlinie linearisieren und bei zu niedrigem R4-Wert
wird der Innenwiderstand negativ. Wird der Wert von R4 noch weiter
reduziert, verhält sich der Konstantstromzweipol instabil.
Welchen Wert soll R4 haben? Das ist nicht ganz einfach. Im ELRAD-Artikel
wurde ein fix dimensionierter Konstantstromzweipol vorgestellt und
anstelle der LEDs werden je zwei in Serie geschaltete
Siliziumkleinsignaldioden verwendet. Diese Methode hat einen
signifikanten Nachteil der in (1) ausführlich
beschrieben ist. Gemäss Dimensionierungsbeispiel im ELRAD-Artikel mit
einem Konstantstrom von etwa 20 mA ergibt sich einen gerade noch
akzeptablen niedrigen R4-Wert von 10 k-Ohm. Der R4-Wert, der die
Strom-Spannungskennlinie linearisiert, kann, je nach Konstantstrom,
einen Wert zwischen einigen k-Ohm bis mehrere M-Ohm haben. Am besten
ermittelt man dies empirisch mit einem Potentiometer oder mit einer
Widerstandsdekade. Man ermittelt den optimalen Wert und baut danach
einen Festwiderstand ein, dessen Wert der Messung am Nächsten kommt.
Vielleicht muss man einen Wert aus der 1%-Widerstandsreihe verwenden.
Durch diesen Abgleich erhöht man den differenziellen Innenwiderstand des
Konstantstromzweipols beträchtlich, was auch richtig ist, denn eine
ideale Konstantstromquelle hat einen unendlich hohen differenziellen
Innenwiderstand.
Der FET-Konstantstromzweipol
Da diese Konstantstromquelle mit einem FET ebenfalls eine
Zweipolschaltung ist, soll sie hier kurz thematisiert werden. Es wird
hier allerdings nur in kurzen Zügen erklärt, weshalb sich ein
selbstleitender Sperrschicht-FET (Junction-FET = JFET) als
Strombegrenzer eignet. Will man tiefer in die Thematik des
Feldeffekttransistors einsteigen, empfehle ich das
Elektronik-Standardwerk Halbleiter-Schaltungstechnik von U.Tietze
und Ch.Schenk. In der neunten Ausgabe gibt es das grosse Kapitel 5 über
Feldeffekttransistoren und im Unterkapitel 5.5 ist der selbstleitende
JFET als Konstantstromquelle mathematisch ausgiebig beschrieben.
Empfehlenswert ist auch der
FET-Grundlagenkurs von Patrick Schnabel.
Ich möchte an dieser Stelle noch auf ein anderes grundlegendes und
praxisnahes Buch mit sehr vielen Anwendungsschaltungen zu den
Feldeffekt-Transistoren hinweisen. Es ist das Buch "FETs und VMOS:
Grundlagen und Anwendung von FETs und Power-MOSFETs" von
Siegfried Wirsum vom Franzis-Verlag (ISBN: 3-7723-6741-0). Ich kaufte
dieses Buch im Jahre 1980. Ob es noch gedruckt und vertrieben wird,
weiss ich nicht. Es macht z.Z. des Schreibens dieses
Elektronik-Minikurses wenig Sinn dies zu evaluieren, denn schliesslich
weiss man nicht, ob es dieses Buch ein Jahr später noch geben wird. Es
bleibt dies also dem Leser überlassen. Ist das Resultat der Suche
negativ, bleiben noch technische Bibliotheken (Hochschulen) und
Antik-Bücherjobs, die es auch im Internet gibt.
Wir betrachten nun den JFET-Konstantstromzweipol in Bild 4:
Wir haben es in dieser Schaltung mit einem N-Kanal-JFET zu tun. Die so
ziemlich bekanntesten Vetreter sind die Typen BF244 und BF245, denen man
in vielen Applikationen begegnet. Die Suffixe A bis C hinter den Zahlen
sagen etwas darüber aus bei welcher Gate-Source-Spannung die sogenannte
Drain-Source-Kanalabschnürung einsetzt, wobei dieser Wert
toleranzbehaftet ist (Exemplarstreuung). Auch der Maximalstrom, wenn das
Gate Sourcepotential hat, ist durch diesen Buchstaben definiert. Ich
empfehle dies in einem Datenblatt genau nachzulesen.
Der FET-Konstantstromzweipol in Bild 4 nutzt die Eigenschaft, dass der
N-Kanal-JFET selbstleitend ist, also bei einer Gate-Source-Spannung von
0 VDC Strom leitet, bei ansteigender negativer Gate-Source-Spannung den
Drain-Source-Kanal zunehmend abschnürt und oberhalb eines gewissen
Wertes vollständig abschnürt und den Darin-Source-Kanal isoliert.
Selbstverständlich verhält sich der P-Kanal-JFET ebenso, wenn auch mit
umgekehrten Vorzeichen von Strom und Spannung.
Man schliesse diesen Konstantstromzweipol an eine variable
Spannungsquelle (Netzgerät) und man schützt die Testschaltung mit
einem niedrig eingestellten Begrenzungsstrom von wenigen zehn
Milliampere. Hat man ein solches Netzgerät mit einer einstellbaren
Strombegrenzung nicht zur Verfügung, geht es auch mit einem zur
Ausgangsspannung +Ub in Serie geschaltenen Widerstand, der die
Schutzfunktion übernimmt. Man erhöht langsam die Spannung +Ub, man misst
gleichzeitig den Drainstrom ID und den
Spannungsabfall über dem Widerstand Rs. Dieser entspricht der negativen
Gate-Source-Spannung UGS. Je grösser der
Drainstrom, um so grösser die negative Gate-Source-Spannung. Oberhalb
eines bestimmten Wertes der negativen Gate-Source-Spannung steigt der
Drainstrom nicht mehr weiter an. Auch dann kaum noch, wenn man am
Netzgerät die Betriebsspannung wesentlich erhöht. Es hat sich ein
Gleichgewicht zwischen dem Drainstrom und der negativen
Gate-Source-Spannung, welche die Abschnürung des Drain-Source-Kanales
bewirkt, eingestellt. Darauf beruht der Effekt der strombegrenzenden
Wirkung dieser einfachen Schaltung.
Verwendet man für diesen Versuch für den FET einen BF245A und für den
Widerstand Rs einen Wert von 1 k-Ohm, stellt sich ein Begrenzungsstrom
von etwa 1 mA ein. Die Übertragungscharakteristik des BF245A zeigt eine
Gate-Source-Spannung von etwa -1 V bei einem Drainstrom von etwa 1 mA,
wobei die Ausgangscharakteristik in diesem Bereich auch den
Sättigungseffekt in diesem Bereich zeigt, - der Strom ist
spannungsunabhängig konstant. Die Berechnung des Drain-Konstantstromes
aus der negativen Gate-Source-Spannung und dem Widerstand Rs (siehe
Formel in Bild 4) ist nur ein Annäherungswert, der jedoch für manche
Applikationen ausreicht. Schliesslich kann man den genauen Stromwert
auch empirisch mit einer Widerstandsdekade ermitteln. Dies dürfte selbst
bei präziser Berechnung, zwecks Nachprüfung, meist notwendig sein.
Wirklich gut funktioniert diese Strombegrenzung nur deshalb, weil der
FET, wie auch der bipolare Transistor, ein nichtlineares Kennlinienfeld
aufweist. Wenn man beim bipolaren Transistor einen gewissen niedrigen
Basisstrom fliessen lässt, stellt sich, trotz Erhöhen der
Kollektor-Emitter-Spannung oberhalb eines bestimmten Wertes, eine
strombegrenzende Wirkung ein. Beim JFET ist es die
Gate-Source-Vorspannung anstelle des Basisstromes. Oberhalb einer
gewissen Drain-Source-Spannung bleibt der Drainstrom relativ konstant.
Durch die Gegenkopplung mit Rs wird die Stromkonstanz verbessert,
bzw. der differenzielle Innenwiderstand
(dUDS/dID)
der Konstantstromquelle erhöht. Man bezeichnet diesen Innenwiderstand
oft auch als den dynamischen Widerstand. Je nach Betrachtungsweise passt
auch die Bezeichnung Quellwiderstand.
Die Vorspannung zur Strombegrenzung erhält der JFET direkt durch den
Sourcewiderstand Rs. Dies macht diesen Konstantstromzweipol besonders
einfach. Er besteht aus bloss zwei Bauteilen. Es gibt deshalb auch
integrierte JFET-Konstantstromquellen. Weil es Zweipole sind und der
Strom nur in der Richtung von Drain nach Source fliessen darf, nennt man
diese Bausteine auch Feldeffekt-, Konstantstrom- und Stromreglerdioden.
Teilbild 4.2 zeigt das Schaltsymbol für eine solche Stromreglerdiode. Es
gibt solche z.B. von den Firmen Vishay und Siliconix.