Einschaltstrombegrenzung für Netzteile
mit mittelgrossen Ringkerntrafos
Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort
2. Einleitung
3. Schaltung und Diagramm
3.1 Wie die Schaltung arbeitet
3.2 Gedanken zur Dimensionierung der Schaltung
4. Dimensionierung des NTC
5. Warum Heissleiter (NTC) und nicht Leistungs-Widerstand?
6. Parallelschaltung streng verboten!
7. Die Schmelzsicherung
8. Der Kaltleiter (PTC), die alternative Sicherung
9. Bauteil-Liste zu Bild 1
10. Einfache Einschaltstrombegrenzung mit NTC und Relais
11. Andere Überstromverursacher
1. Vorwort
2. Einleitung
3. Schaltung und Diagramm
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3.1 Wie die Schaltung arbeitet
3.2 Gedanken zur Dimensionierung der Schaltung
5. Warum Heissleiter (NTC) und nicht Leistungs-Widerstand?
6. Parallelschaltung streng verboten!
7. Die Schmelzsicherung
8. Der Kaltleiter (PTC), die alternative Sicherung
9. Bauteil-Liste zu Bild 1
10. Einfache Einschaltstrombegrenzung mit NTC und Relais
11. Andere Überstromverursacher
Verwendet man nur schon mittelgrosse Ringkerntrafos im unteren
100-VA-Bereich in Netzteilen, gibt es Probleme. Ohne Begrenzung des
Einschaltstromstosses kann man sie kaum vernünftig einschalten. Bei
solchen Ringkerntrafos müssen superträge Sicherungen oft nur deswegen
mit einem überhöhten Stromwert im Primärkreis eingesetzt werden, weil
die Trägheit beim Nennstromwert nicht ausreicht. Dies jedoch reduziert
die Betriebssicherheit der gesamten Netzteilschaltung. Der vorliegende
Elektronik-Minikurs zeigt wie mit relativ geringem Aufwand dieses
Problem gelöst werden kann. Trotzdem ist die Angelegenheit nicht ganz so
einfach wie sie ausieht, wenn man Wert auf hohe Funktionssicherheit
legt. In einer praktischen Anwendung wurde diese Schaltung mit
geringfügigem Mehraufwand mit einer Antiploppschaltung für
Audio-Leistungsendstufen erweitert. Die gesamte Schaltung wurde in einem
Audiometriemessplatz erfolgreich eingesetzt.
Am 12.06.2005 wurde dieser Elektronik-Minikurs mit Lerninhalten
wesentlich erweitert. Man muss mehr lesen, aber das lohnt sich!
Man erlernt den praktischen Umgang mit NTC-Heissleitern im Einsatz zur
Einschaltstrombegrenzung und welchen Trick man anwenden muss, damit der
Heissleiter im Betriebszustand der Schaltung oder des Gerätes kalt
bleibt. Dies wird an einem praktischen Beispiel mit Schaltschema und
Diagrammen illustriert. Es wird gezeigt, dass das Zusammenspiel von
hohem Einschaltstromimpuls durch den Trafo und der sekundären
Gleichrichter-Elko-Schaltung komplex, aber trotzdem möglich ist, auch
ohne grossen mathematischen oder/und simulativen Aufwand, Lösungen zu
finden. Es wird die ewige Frage beantwortet, warum man NTCs und keine
Leistungswiderstände einsetzen sollte und es wird am Beispiel des
sogenannten zweiten Durchbruchs bei bipolaren Transistoren erklärt,
warum man NTCs nicht parallel schalten darf.
Die Schmelzsicherung mit den Eigenschaften von flink bis superträge und
was das Ausschaltvermögen bedeutet, ist ein weiteres Thema, so auch der
Kaltleiter (PTC) als Ersatz für Schmelzsicherungen.
Überstromverursacher, wie Halogenglühlampen und Motoren, werden mit dem
Trafo kurz verglichen und es gibt auch noch eine einfache Schaltung zur
Einschaltstrombegrenzung einer Halogenglühlampe mit einer Leistung von
250 W, welche sich in der Praxis bewährt hat.
2. Einleitung
Speziell Ringkerntrafos lassen sich nur mit hohen Einschaltstromstössen
einschalten. Dies besonders dann, wenn auf Grund der momentanen
Phasenlage erst der im geschlossenen Kern gespeicherte Restmagnetismus
abgebaut werden muss. Der Spitzenstrom kommt zustande, wenn der
Sinusstrom in die Primärwicklung die restliche Magnetisierung im
Eisenkern diesen in Sättigung treibt. Beispiel: Der Restmagnetismus hat
einen positiven Wert. Beim Einschalten treibt dann eine zufällig
positive Halbwelle den ebenfalls positiven Magnetisierungswert so weit
hoch, dass der Eisenkern massiv in die Sättigung gerät. In diesem
Zustand wirkt zunächst nur noch der ohmsche Widerstand der
Primärwicklung und der ist bei leistungsstarken Ringkerntrafos ganz
besonders niedrig. Erst nach wenigen Sinuswellen läuft die
Magnetisierung mit der Spannung synchron und der Eisenkern bleibt bei
Nennlast oder weniger sicher unterhalb der Sättigungsgrenze. Während
dieser Zeit muss eine Strombegrenzungsmassnahme wirken. Eine sehr gute
Aufklärung zu diesem Problem bietet der folgende Artikel von der Firma
FSM Elektronik-Emeko:
Wenn auf der Sekundärseite eine Gleichrichterschaltung mit einem
Siebkondensator (Elko) mit hoher Kapazität erfolgt, erhöht sich der
Spitzenenergieverbrauch im Moment des Einschaltens zusätzlich. Dies wird
in einem andern Kapitel speziell thematisiert. Die einfachste Vorbeugung
gegen den hohen Einschaltstromstoss ist ein im Primärkreis in Serie
geschalteter Heissleiter (Leistungs-NTC). Ein NTC ist ein Widerstand mit
einem negativen Temperatur-Koeffizienten. Der NTC erhitzt sich auf einen
relativ hohen aber stabilen Wert und reduziert dabei seinen Widerstand
rasch auf einen vernachlässigbar niedrigen Wert. Beim einmaligen
Einschalten funktioniert die Strombegrenzung problemlos. Was passiert
jedoch nach einem kurzzeitigen Netzausfall oder wenn unabsichtlich kurz
aus- und wieder eingeschaltet wird? Dann kann der Heissleiter seine
Funktion nicht erfüllen, weil er noch immer heiss und niederohmig ist.
Der Einschaltstromstoss wird dann nicht begrenzt.
Diesem Problem trägt meine Schaltung in Bild 1 Rechnung. Sie stellt
fest, ob die Netzwechselspannung vorliegt und schaltet gegebenenfalls um
einige hundert Millisekunden verzögert ein Relais ein, dessen Kontakt
den Heissleiter überbrückt, damit dieser sich abkühlen kann. Erfolgt ein
Netzunterbruch von minimal einer Sinushalbwelle, wird die
Verzögerungsschaltung zurückgesetzt, das Relais fällt ab und die
Verzögerung arbeitet bei Wiederkehr der Netzspannung von Neuem mit der
selben Zeit bis zur Überbrückung des Heissleiters durch den
Relaiskontakt. Damit erreicht man zusätzlich, dass bei sehr kurzem
Netzunterbruch das Relais nicht angezogen bleibt. Dies würde ebenso, wie
ein heisser Heissleiter, die Einschaltstrombegrenzung verhindern.
3. Schaltung und Diagramm
Bild 1 illustriert das vollständige Schaltschema der Einschaltstrombegrenzung für Ringkerntransformatoren, das auch die Erweiterung einer Antiploppschaltung für Audioanlagen enthält. |
Bild 2 illustriert die wichtigen Signale zur Erfassung des Vorhandenseins der Netzspannung an den Messpunkten (1) bis (5) in der Schaltung von Bild 1. Diese Funktion dient der sicheren verzögerten Wiedereinschaltung auch bei nur sehr kurzzeitigem Netzunterbruch. |
3.1 Wie die Schaltung arbeitet
Die Zahlen in ()-Klammern weisen auf die Messpunkte in Bild 1 und auf
die zugehörigen Signale in Bild 2 hin. Die einfache
Stabilisierungsschaltung, bestehend aus R3, ZD und C1, speist den
Hex-CMOS-Schmitt-Trigger IC:A. D6, D7, R4, R5 und C2 erzeugen aus dem
Trafosekundärkreis eine Rippelspannung, welche durch D3 und ZD auf das
Betriebsspannungsniveau UZD des IC:A begrenzt wird.
R4, R5 und C2 werden so dimensioniert, dass der untere Wert der
Rippelspannung (2), bei Vollast des Netzteiles und zulässiger minimalen
Netzspannung, noch sicher oberhalb der Triggerschwelle des IC:A1 liegt.
Diese entspricht etwa der halben Speisespannung des IC, also
UZD/2. Mit dem Überschreiten der Rippelspannung des
Wertes von UZD/2 (2) steigt die Spannung an (3) von
logisch LOW auf HIGH. Die Zeitkonstante, gegeben durch R8 und C3,
verzögert diese Pegeländerung um den Betrag (T-Delay) von einigen
hundert Millisekunden nach (4) und (5). Nach Überschreiten der
C3-Ladespannung von etwa UZD/2 schaltet (4) von
HIGH auf LOW und invertiert dazu (5) von LOW auf HIGH. Dieses Signal
schaltet den Kleinleistungs-MOSFET T1 ein und Relais Rel1 zieht an. Bei
einem Netzunterbruch von minimal etwa einer halben Sinusperiode schaltet
(3) von HIGH auf LOW. Dadurch entlädt sich C3 sofort über D4 und R6 zum
Ausgang des IC:A2. R6 dient nur der Begrenzung des Entladungsstromes von
C3, damit die Ausgangsstufe von IC:A2 nicht beschädigt wird. (4)
schaltet von LOW auf HIGH, invertierend dazu (5), T1 öffnet und Rel1
fällt ab. Bei Wiedereinschaltung der Netzspannung wiederholt sich das
Ganze. (4) und (5) können zusätzlich zur Steuerung einer nachgeschalteten
Elektronik genutzt werden.
Da der Hex-CMOS-Schmitt-Trigger IC:A noch zwei weitere
Schmitt-Trigger-Tore besitzt, lässt sich eine weitere gleichartige
Einschaltverzögerung ohne grossen Zusatzaufwand realisieren. Diese
Möglichkeit nutzte ich als Antiploppschaltung für mehrere
Audioendstufen. Die Einschaltverzögerung wird durch die Zeitkonstante,
gegeben durch R9 und C4 bestimmt. Diese muss so gross gewählt werden,
bis sich alle Arbeitspunkte der Verstärkerstufe stabilisiert haben,
damit beim Einschalten des oder der Lautsprecher keine Knackgeräusche
mehr hörbar sind. Die ebenfalls sofortige Abschaltung der Lautsprecher
bei Netzunterbruch verhindert, dass es zu verzerrenden und andern
unangenehmen Geräuschen kommt.
3.2 Gedanken zur Dimensionierung der Schaltung
IC:A kann in einem weiten Betriebsspannungsbereich von 3 bis 15 VDC
gespiesen werden, was für diese altbekannte CMOS-IC-Familie typisch ist.
Je geringer die Betriebsspannung ist, um so schlechter ist der
Störabstand. Wählt man diese Spannung allzu nahe bei der maximal
zulässigen Betriebsspannung, reduziert man die statistische Lebensdauer
dieser ICs. Ein vernünftiger Wert für die Wahl der Z-Diode ZD, als
Spannungsquelle für IC:A, sind Werte zwischen 6 bis 12 VDC. R3 bestimmt
den Strom durch ZD. Dieser muss so hoch gewählt werden, dass IC:A in
seiner kritischen Phase des quasilinearen Bereiches, wenn die Spannung
an C3 und C4 langsam die halbe Betriebsspannung durchschreitet, sicher
versorgt wird. 10 mA sind sicher ausreichend. C1 ist ein Multilayer-Typ
der in die Nähe der IC-Speiseanschlüsse Pin 7 und Pin 14 gehört, um das
IC vor Schwingneigungen zu bewahren. C1 versorgt auch die
schnellschaltenden Ausgänge des IC:A mit Energie, weil der
Stromverbrauch während dieser Phase im 100-ns-Bereich erhöht ist. Dieser
Stromimpuls kann ohne C1 den Betrieb der Schaltung wegen der parasitäten
Induktivität der Leiterbahnen mit UZD und GND
stören.
D6 und D7 dienen der Doppelweggleichrichtung und D3 arbeitet als
Überspannungsschutz am Eingang von IC:A1. R4 wählt man so gross, dass
ohne C2 beim Sinusmaximalwert nicht mehr als maximal etwa 1 mA über D3
in ZD fliesst. Dies genügt, weil der CMOS-Eingang das R4/R5-Netzwerk
praktisch nicht belastet. Die Zeitkonstante R4*C2 wählt man so niedrig,
dass an C4 die Ladungskurve praktisch der steigenden Sinusflanke folgt,
bis diese durch UZD begrenzt wird (2). Eigentlich
müsste man bei der C2-Aufladung R5 als parallelgeschaltet zu R4
betrachten. Dies ist praktisch jedoch nicht nötig, weil R5 wesentlich
höher ist als R4. Unterschreitet die Spannung an C2, bei Rückkehr der
Sinushalbwelle, den Wert von UZD, wird C2 über R5
entladen. R4 führt jetzt keinen Strom, weil D6 und D7 gerade sperren.
Diese R5*C2-Zeitkonstante ist so zu dimenionieren, dass im
Betriebszustand die untere Rippelspannung sicher oberhalb des
Triggerpegels bleibt (2), jedoch bei Netzunterbruch von nur einer
Sinushalbwelle (1) den Triggerpegel sicher unterschreitet und deshalb
die Relais Rel1 und Rel2 abfallen. Die Hysterese ist in den Diagrammen
einfachheitshalber nicht dargestellt.
Es empfiehlt sich keinen grossen Rechenaufwand zu betreiben. Die
einfache "Daumenpeilrechenmethode" genügt, den Rest erledigt man mit
Oszilloskop, mit und ohne vorgesehener Last zwischen +Ub und GND und
einem Variac (Autotrafo mit einstellbarer Ausgangsspannung) am Eingang
des Ringkerntrafo um den Zustand auch bei Netzüber- und
Netzunterspannung zu messen. Dies erfolgt zweikanalig. Kanal 1 verbindet
man mit Messpunkt (2) und Kanal 2 mit Messpunkt (3). Wenn nötig muss man
vor allem mit R5 etwas experimentieren.
Die Spulennennspannung von Rel1 und Rel2 ist so zu wählen, dass sie von
der Gleichspannung +Ub betrieben werden kann. Um eine allfällige
Differenz zwischen +Ub und der Spulennennspannung auszugleichen sind
entsprechende Vorwiderstände R1 und R2 in Serie zu schalten. Die Dioden
D1 und D2 verhindern hohe Selbstinduktionsspannungen im Moment des
Abschaltens, damit T1 und T2 nicht zerstört werden können.
Mit gar keiner bis geringfügiger Änderung kann die selbe Schaltung auch
an einer symmetrischen Gleichrichterschaltung betrieben werden. Entweder
man betreibt sie zwischen +Ub und -Ub oder ebenfalls zwischen +Ub und
GND, wie Bild 1 illustriert.
4. Dimensionierung des NTC
Bei der Wahl des Heissleiters (NTC) ist zu beachten, dass der maximal
zulässige Strom für eine Umgebungstemperatur von 0 bis 65 Grad Celsius
gilt. Dies liest man in den allgemeinen Informationen der Datenblätter
zu den Heissleitern (NTC). Wir verwenden hier NTCs der Firma
EPCOS-Components,
weil mir diese aus der Praxis bekannt sind. Der Trafo selbst hat einen
Primär-Nennstrom von 0.52 A, daher ist der Trafo mit einer
Schmelzsicherung von 0.63 A ausreichend abgesichert. Es gibt von
EPCOS-Components einen NTC mit den Werten von 220 Ohm (bei 25 Grad
Celsius) und einem maximalen Dauerstrom von 2 A. Dies ist der Typ
B57234S0221M000. Der Widerstands- und der Stromwert des NTC ist für
den Trafo, für den NTC und für die Schmelzsicherung ideal. Der
kurzzeitige Spitzenstrom von etwa 1 A belastet eine träge
Schmelzsicherung von 0.63 A nicht nennenswert. Die Schmelzsicherung
wird weiter unten speziell thematisiert.
Die Sekundärwicklung des Trafo enthält eine Gleichrichterschaltung mit
einem Brückengleichrichter BG und einem Lade-Elektrolytkondensator CL.
Dieser hat eine hohe Kapazität und muss bei der Wahl des NTC
miteinbezogen werden. Im Datenblatt des B57234S0221M000 gilt für eine
gleichrichtete Spannung von 230 VAC eine maximal zulässige Kapazität von
500 µF. Bei 110 VAC sind es nicht 1000 µF, es sind 2000 µF. Grund dafür
ist die Impulsenergie die der NTC verarbeiten muss und da gilt das
Verhältnis der Spannungen im Quadrat. Diese Kapazität wird im Datenblatt
mit CT bezeichnet. CT gilt als Mass für die Impulsbelastbarkeit der
NTC-Einschaltstrombegrenzer von EPCOS. Bei einer
Trafo-Gleichrichter-Sekundärschaltung gilt nach EPCOS folgende Formel:
CPRIM =
CSEK *
USEK2 /
UPRIM2
Bei der vorliegenden Schaltung in Bild 1 hat es auf der Sekundärseite
nach dem Gleichrichter einen Lade-Elko mit einer Kapazität 10'000 µF.
Dies entspricht gemäss obiger Formel einem Lade-Elko von 231 µF, wenn
dieser von der gleichgerichteten Primärspannung geladen würde. Dies
bedeutet also, der obengenannte NTC eignet sich mit einem gewissen
Vorbehalt von dem gleich die Rede sein wird, weil sein CT-Wert eine
Kapazität von 500 µF bei 230 VAC zulässt.
Bis hierher haben wir allerdings nur die Impulsladung des Ladeelko
berücksichtigt und noch nicht die Einschwingdauer des Ringkerntrafo und
wie gross während dieses Impulses im Bereich von etwa 40 bis 60 ms (zwei
bis drei Sinusvollwellen) der mittlere Impulsstrom sein könnte. Eine
genaue Bestimmung des NTC ist bei einer solch komplexen Anordnung nur
durch entsprechende Messung oder mittels Simulation (z.B. Pspice)
möglich. Für die Simulation muss vom Hersteller das Einschwingverhalten
des Trafo bekannt sein. Komplex ist die einfache Schaltung aus Trafo,
Gleichrichter und Ladeleko deshalb, weil es in der Einschwingphase des
Trafo, wenn der Eisenkern wähernd weniger Sinusphasen aus der Sättigung
heraus gesteuert wird, schwierig ist, den Sekundärstromanstieg und die
Ladecharakteristik des Ladeelko zu bestimmen. Das Zusammenspiel von
beidem, also Einschwingvorgang des Trafo und die Ladung des Elko,
bestimmt die Energie des Einschaltimpulses, die vom NTC ertragen werden
muss.
Nun ganz so kompliziert muss man es sich nicht machen, wenn nicht eine
bauteil-optimale Lösung, z.B. aus Kostengründen, verlangt ist. Wenn
eine Überdimensionierung der NTCs keine Rolle spielt, geht es auch ein
wenig mit "Try and Error" und so unseriös ist das gar nicht. Ich machte
selbst folgende Erfahrung: Als ich das Netzteil gemäss Bild 1
realisierte, beachtete ich die Sache mit dem Ladeelko auf der
Sekundärseite nicht. Ich wollte ganz einfach den Einschaltspitzenstrom
auf etwa 1 A begrenzen, was damit zu tun hatte, dass man gleichzeitig
acht Einheiten einschalten musste. Die Schmelzsicherung im Schaltkasten
hatte einen Wert von 10 A träge und so wollte ich, dass dieser Strom
keinesfalls überschritten wurde. Darum benutzte ich den NTC
B57234S0221M000 mit 220 Ohm / 2 A und das funktionierte sehr gut, weil
der NTC nur den halben Maximaldauerstrom als Impulsstrom aushalten
musste. Dadurch erwärmte sich bei einer einzigen Einschaltung der NTC
bis zur Überbrückung durch den Relaiskontakt nur schwach. Erst als ich
spielte und mehrmals schnell hintereinander das Netzteil aus- und
einschaltete, passierte es einmal, dass ein NTC kaputt ging. Ich
entschied mich also für den Einsatz dieses NTC.
Wenn man auf Nummer Ganzsicher gehen will, kann man diesen einzelnen NTC
mit dreien des Typs B57236S0800M000 mit 80 Ohm / 1.6 A in Serie
schalten. Dies ergibt bei einem gesamten NTC-Kaltwiderstand von 240 Ohm
ein Spitzeneinschaltstrom von weniger als 1 A. Der CT-Wert beträgt bei
diesem NTC bei 230 VAC zwar nur 400 µF, bei einem drittel der Spannung
pro NTC erhöht sich dieser CT-Wert allerdings auf das 9-fache von 3600
µF. Bei diesem Wert spielt die Kapazität CL von 10'000 µF praktisch
keine Rolle mehr, CL dürfte sogar einen Wert 150'000 µF haben.
Beim Kauf von NTCs mit der Funktion als Heissleiter - auf englisch
heisst es "Inrush-Current-Limiter" - besteht bei
Elektronik-Distributoren das Problem, dass das Angebot klein geworden
ist und je länger je mehr nur die niedrigen Ohmwerte im Ohm- und
10-Ohm-Werten angeboten werden. Es bleibt oft nichts anderes übrig als
sich bei der Herstellerfirma um Einzelstückzahlen zu bemühen, wenn man
nur wenig NTCs benötigt. Im Falle der Firma
EPCOS-Components
schreibt man am besten an geeigneter E-Mailadresse eine E-Mail.
5. Warum Heissleiter (NTC) und nicht Leistungs-Widerstand?
Es ist natürlich auch möglich an Stelle eines NTC einen
Leistungswiderstand zu benutzen der genauso wie Bild 1 illustriert, nach
einer definierten Verzögerungszeit mittels Relaiskontakt überbrückt
wird. Nachteilig dabei ist, dass bei voller Nennlast des Trafo ein
Leistungswiderstand mit seinem konstanten Widerstand ständig einen
relativ hohen Spannungsabfall hat und so auch eine hohe Leistung
verbraucht, der bei der Dimensionierung des Leistungswiderstandes
Rechnung getragen werden muss. Alleine schon deshalb, damit kein Brand
entstehen kann, falls die Elektronik eine Störung aufweist und das
Relais nicht anziehen kann. Bei einem Primärstrom von 0.5 A und einem
Widerstand von hier 220 Ohm beträgt die Verlustleistung 55 W, eine
Leistung die thermisch abgeleitet werden muss. Das ist ein recht hoher
Aufwand. Es geht aber nicht nur darum. Wenn bei Trafonennlast der
Relaiskontakt den Leistungswiderstand überbrückt, muss dieser Kontakt
eine noch immer hohe Schaltleistung aufbringen.
Beim NTC ist das anders. Wenn die Sekundärseite des Trafo so beschaltet
ist, dass der Trafo mit dem Einschalten gleich die volle Nennlast
hergibt - dies ist hier mit einer Audioendstufe nicht der Fall! -, dann
erhitzt sich der relativ kleine NTC sehr schnell, weil die
Verlustleistung schon am Anfang sehr hoch ist. Aber dann sinkt der
Widerstand sehr schnell und steil ab. Bei einer Temperatur von von 150
Grad Celsius hat der 220-Ohm-NTC noch einen Widerstand von weniger als 4
Ohm. Die Verlustleistung beträgt bei einem Strom von 0.5 A gerade noch 1
W, - dies in Relation zu den 55 W bei einem Leistungswiderstand. Der
Spannungsabfall über dem NTC beträgt gerade noch 2 VAC und dafür
absorbiert der Relaiskontakt nur eine geringe Schaltleistung.
6. Parallelschaltung streng verboten!
Bei bipolaren Transistoren gibt es den sogenannten "Zweiten Durchbruch"
oder auch "Durchbruch zweiter Art" genannt. Diese schlechte Eigenschaft
reduziert die maximale Verlustleistung dieser Transistoren beträchtlich.
Bei grosser Verlustleistung auf dem Siliziumchip des Transistors wird
nicht mehr genügend Wärme ans Gehäuse und von dort zum Kühlkörper
abgeleitet. Die Temperatur ist hoch. Überschreitet sie einen kritischen
Wert, kommt es wegen schwachen Inhomogenitäten der Leitfähigkeit und
der thermischen Kopplung der Teilbereiche spontan zu einer besseren
Stromleitung eines bestimmten Bereiches auf dem Chip. Strom und
Temperatur steigen in diesem Bereich auf Kosten der restlichen
Chipfläche. Es entsteht eine positive Rückkopplung, der Prozess
schaukelt sich hoch und der Transistor geht sehr schnell kaputt, weil
die Temperatur im bevorzugten Strombereich zu hoch wird.
Genau diesen Effekt hat man immer, wenn man es mit elektrischen oder
elektronischen Bauteilen mit einem negativen Temperaturkoeffizienten
(NTC-Effekt) zu tun hat. Anstelle eines einzigen Leistungstransistors
(z.B. 2N3055) könnte man hundert Kleinsignaltransistoren (z.B. BC550)
parallelschalten, also Kollektor mit Kollektor, Emitter mit Emitter und
Basis mit Basis. Der Effekt des Durchbruchs zweiter Art wäre ganz
extrem, weil es zwischen diesen Einzeltransistoren ausser Luft keine
thermische Kopplung gibt und auch die Parameter stark von einander
abweichen, wie z.B. die Stromverstärkungen und die
Basis-Emitter-Schwellenspannungen.
Genau so verhält es sich mit NTCs und deshalb darf man diese zwecks
Leistungserhöhung niemals parallelschalten. Schon ganz am Anfang der
Erwärmung würde der NTC mit dem geringstfügig niederigerem
Kaltwiderstand das Szepter in der Stromführung übernehmen und die
parallelgeschalteten Nachbarn bleiben praktisch kalt. NTCs darf man nur
in Serie schalten, so wie es weiter oben thematisiert ist.
7. Die Schmelzsicherung
Die Primärsicherung F1 in Bild 1 hat einen Maximalstrom von 0.63 A und die Zeit-Strom-Charakteristik ist träge. Wir befassen uns mit diesen Geräte-Schmelzsicherungen etwas näher und dazu besorge man sich von der Firma Schurter die beiden Datenblätter für träge und superträge Schmelzsicherungen:
- FST 5x20 Geräteschutzsicherungen träge (funktioniert z.Z. nicht!)
- FTT 5x20 Geräteschutzsicherungen superträge (funktioniert z.Z. nicht!)
Eine flinke, träge und eine superträge Schmelzsicherung unterscheidet
sich in der Verzögerungszeit vom Beginn des Überstromes bis zur
Abschaltung. Man nennt dies die Zeit-Strom-Charakteristik. Eine flinke
Sicherung muss bei einem Überstrom schnell abschalten, eine träge
langsam und eine superträge noch langsamer. So leuchtet es ein, dass es
notwendig ist, träge oder sogar superträge Sicherungen einzusetzen, wenn
ein Einschaltstromimpuls mit hoher Energie ausgehalten werden muss.
Bei Trafos mit niedrigen Leistungen bis zu maximal etwa 50VA, genügt
eine träge bis superträge Sicherung ohne NTC-Einschaltstrombegrenzung,
wobei dies lediglich mein persönlicher Erfahrungswert mit Ringkerntrafos
ist. Ich habe dies nirgends nachgelesen. Es ist auch abhängig davon wie
hoch die Sekundärspannung und die Ladekapazität nach der
Gleichrichterschaltung ist. Es gibt eine kritische Obergrenze der
VA-Leistung des Trafo und der sekundären Gleichrichter-Elko-Schaltung,
sofern es eine solche hat, wo der Maximalstrom einer superträgen
Sicherung wesentlich über den Nenn-Primärstrom des Trafos erhöht werden
muss, damit diese Sicherung durch den Einschaltstromimpuls nicht
ausgelöst wird. Damit wird der Trafo jedoch nicht mehr ausreichend vor
Überlast geschützt. Diese Massnahme, die leider immer wieder praktiziert
wird, ist unseriös! Der Trafohersteller gibt in der Regel den
Primär-Maximalstrom der trägen oder superträgen Primärsicherung an, die
eingesetzt werden muss. Wenn dies nicht mehr ausreicht ist eine
NTC-Einschaltstrombegrenzung angezeigt. Durch diese elegante Massnahme
ist es meist auch möglich, wenn eine superträge Sicherung gefordert
wäre, eine träge einzusetzen und diese ist leichter erhältlich.
Wir betrachten jetzt die Diagramme der beiden Datenbätter für die träge
und superträge Geräteschutzsicherung. Das sind u.a. die kleinen
Sicherungen mit einem Durchmesser von 5.2 mm und einer Länge von 20 mm.
Solche Sicherungen sind meist auf der Geräterückseite in einer Bajonett-
oder Schraubfassung oder in einer Halterung auf einem Print befestigt.
Ein NTC mit einem Kaltwiderstand von 220 Ohm erzeugt im Einschaltmoment
des Trafo an 230 VAC einen Stromimpuls von etwa 1 A und das ist 1.6 mal
mehr als der Nennstrom der Sicherung mit 0.63 A. Man vergleiche die
beiden Diagramme beim 2-fachen Nennstrom und man erkennt, die träge
Sicherung schaltet nach einer minimalen Verzögerungszeit von 5 s ab. Im
Falle einer superträgen Sicherung sind es 35 s.
Bleiben wir bei der trägen Sicherung. Alleine schon 2 Sekunden sind im
Verhältnis zur Einschwingdauer des Trafo inklusive einer
sekundärseitigen Gleichrichter-Elko-Schaltung von maximal einigen
Sinusschwingungen von vielleicht 60 ms soviel, dass man den
NTC-Spitzenstrom durchaus erhöhen darf ohne zu riskieren, dass beim
Einschalten die Sicherung durchbrennt. Beim 5-fachen Nennstrom beträgt
die Abschaltverzögerungszeit der trägen Sicherung gemäss Diagramm gerade
noch 60 ms (drei Sinusschwingungen von 50 Hz). Der 5-fache Nennstrom der
Sicherung F1 beträgt 3.15 A und dies entspricht einem NTC-Widerstand von
73 Ohm. Dies wäre also der niedrigste NTC-Widerstandswert den man mit
einer trägen Sicherung von 0.63 A einsetzen darf. Aus dem NTC-Sortiment
von EPCOS-Components
kann man also auch den Typ 80 Ohm / 1.6 A (dies ist der
Dauerspitzenstrom!) mit einem CT-Wert von 400 µF (Bestellnummer:
B57236S0800M000) einsetzen, oder auch zwei davon in Serie, wenn man
auf Nummer Ganzsicher gehen will. Solches zu wissen ist gut, weil man
nicht immer die Möglichkeit hat, den NTC-Typ zu bekommen, den man
gerade haben will.
Man darf sogar auf weniger als den halben minimalen NTC-Widerstandswert
von 73 Ohm auf rund 37 Ohm heruntergehen, wenn eine superträge Sicherung
zum Einsatz kommt. Dieses Beispiel zeigt zusätzlich welchen Spielraum
man in der Wahl des NTC hat, je nachdem welchen Sicherungstyp man
einsetzt. Bei diesen Angaben habe ich die minimalen
Abschaltverzögerungszeiten der Diagramme berücksichtigt und es gelten
die gestrichelten Kurven, weil der Sicherungs-Maximalstrom von 0.63 A
zwischen 0.125 A und und 4 A liegt. Im Datenblatt für die trägen
Sicherungen hat es einen Schreibfehler. Es steht für die gestrichelte
Linie oben rechts des Diagrammes "125 mA - 20 mA". Es müsste "125 mA bis
20 A" heissen. Vielleicht wird dies von EPCOS gelegentlich korrigiert.
Es gibt zu den Begriffen flink bis superträge noch den
Begriff Ausschaltvermögen (Breaking Capacity). Das Ausschaltvermögen ist
der maximale Strom, bei dem die Sicherung den Stromkreis beim
Durchbrennen, bei einer maximal definierten Spannung, sicher öffnet. Im
Datenblatt zu den trägen Sicherungen liest man einen Wert von 35 A bei
einer Spannung von 250 VAC für Sicherungen bis zu einem Nennstrom von
3.15 A und über diesem Wert gilt die Berechnungsformel 10 * In
bei ebenfalls 250 VAC. Man liest dazu noch den Wert des Phasenwinkels
zwischen Strom und Spannung von cos phi = 1 . Damit ist eine
ohmsche Last gemeint. Bei einer induktiven Last ist das
Ausschaltvermögen niedriger. Um dies zu verstehen, muss einem klar sein,
was mit Ausschaltvermögen überhaupt gemeint ist.
Wenn die Sicherung durchbrennt, entsteht oberhalb einer kritischen
Spannung und einem kritischen Strom ein Lichtbogen mit einer sehr hohen
Temperatur. Der Lichtbogen ist ionisierte Luft, ganz ähnlich wie der
Blitz eines Gewitters, nur in sehr viel geringerem Leistungsausmass. Der
Lichtbogen in der Sicherung führt dazu, dass der Strom trotz
Durchbrennen der Sicherung weiterfliesst und in kürzester Zeit einen
Brand verursachen kann. Der Hersteller von Schmelzsicherungen
unterdrückt diese Eigenschaft z.B. mit einer Sandfüllung in den
Sicherungen, was dann allerdings zum Nachteil hat, dass man diesen
Gerätesicherungen nicht ansieht, ob sie durchgebrannt sind. Die
Sandfüllung erhöht das Ausschaltvermögen drastisch.
Die Angelegenheit mit dem cos phi klar: Je induktiver die Last
ist, desto höher ist die der Betriebsspannung überlagerten
Selbstinduktionsspannung beim Durchbrennen der Sicherung und je
niedriger die Impedanz des induktiven Lastkreises ist, um so höher ist
der Selbstinduktionsstrom im Falle eines Lichtbogens. Ist die Ionisation
dabei stark genug, überdauert sie den Phasennulldurchgang der
Netzspannung und der Lichtbogen erlischt nicht. Das ist dann ähnlich wie
bei Gleichspannungsbetrieb bei ohmschen Lasten. Hier schaltet der
Lichtbogen nicht ab, weil es bei Gleichspannung keinen
Phasennulldurchgang gibt. Daher ist das Ausschaltvermögen bei
Gleichstrom und bei einer Last mit induktivem Anteil bei Wechsel- und
Gleichstrom geringer, als bei Wechselstrom und rein ohmscher Last.
Leider steht in den hier empfohlenen Datenblättern nichts über das
Ausschaltvermögen bei Gleichstrom oder Last mit induktivem Anteil.
Es ist auch recht unklar, wie hoch der Spitzenabschaltstrom der
Sicherung F1 im 230-VAC-Netzkreis wirklich ist wenn ein Kurzschluss
direkt nach F1 zwischen Phase- und Nulleiter passiert, weil selbst eine
Absicherung im Stromkasten mit z.B. 16 A, sagt überhaupt nichts darüber
aus wie hoch der Strom vor dem Auslösen dieser Sicherung ist. Das ist
rein davon abhängig wie gross der gesamte Stromkreiswiderstand ist.
Sollte es einmal dazu kommen, dass in einer Gerätesicherung ein
dauerhafter Lichtbogen bei direktestem Kurzschluss entsteht, brennt auf
jedenfall die Sicherung im Stromkasten (Haussicherung) durch, weil diese
Keramiksicherungen haben ein Schaltvermögen in der Grössenordnung von 50
kA (siehe Farnell-Katalog). Ob dann ein Teil des Gerätes nicht unter
einem solchen Massivkurzschluss leidet, bliebt offen. Man sollte daher
vorzugsweise stets Gerätesicherungen mit Sandfüllungen einsetzen, wenn
auf der 230-VAC-Seite abgesichert wird.
Wie sieht diese Situation mit dem Trafo aus wenn die Sicherung F1
durchbrennt? Wenn der Trafo mit der Nennlast betrieben wird, ist der
induktive Anteil nur noch sehr gering, vorausgesetzt die sekundäre Last
ist überwiegend ohmsch, was bedeutet, dass im Überlastfall, wenn diese
F1 auslöst, die Angabe des Ausschaltvermögens im Datenblatt gilt.
8. Der Kaltleiter (PTC), die alternative Sicherung
Es gibt sogenannte Polyfuses, Multifuses, Polyswitches und PTCs. All
diese Bezeichnungen haben die selben Eigenschaften, nämlich dass sie
PTCs, also Widerstände mit positivem Temperaturkoeffizienten sind. Wie
bei den NTCs gibt es auch bei den PTCs solche die für reine
messtechnische Zwecke gedacht sind. Hier interessieren uns ebenso nur
die Leistungs-PTCs die in der Lage sind mit ihrer Eigenschaft bei zuviel
Strom oder Kurzschluss der (beinahen) Stromabschaltung zu dienen, um
Geräte bei Überströmen und Kurzschlüssen zu schützen. Diese Bauteile
haben die Funktion einer Sicherung mit der Eigenschaft, dass sie nach
dem Abschalten des Gerätes und einer Abkühlzeit wieder voll einsatzfähig
sind. Man benennt diese Bauteile auch als rückstellende Sicherungen. Sie
dienen als Alternative zu Schmelzsicherungen. Ihre besondere Eigenschaft
ist der sehr steile nichtlineare Anstieg des Innenwiderstandes oberhalb
der sogenannten Schalttemperatur. Der PTC ist selbststabilisierend. Er
regelt sich auf eine bestimmte Verlustleistung und einer Temperatur von
etwa zwischen 120 und 180 Grad Celsius, je nach Typ. Dazu erhöht sich
der Innenwiderstand entsprechend und dadurch reduziert sich der Strom zu
einem vernachlässigbarem kleinen Bruchteil des Nennstromes der zu
beschützenden Schaltung. Solche PTCs sind ebenso scheibenförmig wie NTCs
und sie sind auch etwa gleich gross, wie das Foto in Kapitel
Einleitung zeigt.
Nebenbei erwähnt, es gibt auch spezielle PTCs als Heizungen mit der
Eigenschaft, dass sich die Temperatur unabhängig von einer von aussen
einwirkenden Temperaturschwankung in einem engen Bereich konstant hält.
Polyfuses, Multifuses und Polyswitches eignen sich vor allem für den
Einsatz von niedrigen Betriebsspannungen bis zu hohen Strömen und die
mit PTC bezeichneten PTCs gibt es auch für den Einsatz für die
230-VAC-Netzspannung, jedoch für diese hohe Spannung nur für Nennströme
unter 1 A. Man informiere sich u.a. in den Katalogen von Farnell,
Distrelec und Schuricht oder bei Herstellerfirmen wie EPCOS-Components,
BOURNS, TYCO-Electronics und WICKMANN.
Für den Einsatz in der Schaltung in Bild 1 mit einem maximalen
Betriebsstrom von 0.5 A eignet sich ein PTC mit einem Nennstrom von 0.65
A, einem Auslösestrom von 1.3 A, einem Innen-Kaltwiderstand von 2.6 Ohm
und einer Auslösezeit von weniger als 8 s beim Auslösestrom. Ein
solcher PTC hat also eine typisch träge Eigenschaft und man erhält ihn
bei EPCOS-Components
unter der Bezeichnung B59810C120A70.
Es gibt von mir einen Elektronik-Minikurs bei dem zwei PTCs als
Alternative zu Schmelzsicherungen zur Anwendung kommen. Es ist eine
automatische Netzspannungsumschaltung für Trafos. Die Schaltung erkennt
automatisch ob der Trafo am 115-VAC- oder am 230-VAC-Netz betrieben wird
und schaltet zwei primäre 115-VAC-Wicklungen parallel oder seriell. Der
Grund weshalb ich PTCs anstelle von Schmelzsicherungen eingebaut habe:
Das Gerät wurde transportabel in Ländern mit 230-VAC- und
115-VAC-Netzspannungen eingesetzt und da wollte ich vermeiden, dass man
im Falle einer Überlast nach Ersatz für Schmelzsicherungen suchen muss.
Hier der Link:
9. Bauteil-Liste zu Bild 1
Einige der Bauteile sind speziell auf die damals realisierte Audioanlage dimensioniert. Falls die Einschaltstrombegrenzungsschaltung mit kleineren oder grösserer Leistungen, Strom- und Spannungswerten von Trafo, Gleichrichter und Siebung eingesetzt wird, müssen die Bauteile NTC, BG, CL, R1, R2, R3, R5 und evtl. Rel1 und Rel2 (Spulenspannungen, Kontaktströme) angepasst werden. Es ist auch möglich, dass man, falls nicht benötigt, auf die Steuerung der Lautsprecher verzichtet. Die entsprechenden Bauteile entfallen hiermit.
Halbleiter: D1, D2, D3, D4, D5 1N914 oder 1N4148 D6, D7 1N4004 ZD Z-Diode 8V2 (Betriebsspannung = 8.2 VDC) BG Brückengleichrichter 3.5A / 200V T1, T2 BS170 IC: A CD40106 oder CD4584 (NSC-Familie) oder MC140106 oder MC14584 (Motorola-Familie) Widerstände: R1, R2 2k2 0.5 Watt R3 4k7 0.5 Watt R4 22k R5 220k R6, R7 1k R8 560k R9 3M3 Kondensatoren: CL 10'000µ / 63 VDC C1 100n (Multilayer) C2 470n C3, C4 1µ (vorzugsweise Tantal) Diverses: Trafo Ringkerntrafo mit Schirmwicklung 230VAC / 35VAC 120VA * entspr. vorliegender Audio-Anwendung) NTC (Heissleiter) 220 Ohm / 2A B57234S0221M000 (EPCOS) * oder ähnliches Produkt * siehe Text! Relais Rel1, Rel2 JS-24M-K 24VDC / 2350 Ohm (Takamisava) * oder ähnliches Produkt F1 Gerätesicherung 630 mA träge F2 Gerätesicherung 4 A träge
Leserbeitrag:
10. Einfache Einschaltstrombegrenzung mit NTC und Relais
Der Schaltungstipp von Bild 3 lieferte mir
Ulrich Grosse. Der Text
dazu stammt von mir. Diese Schaltung arbeitet mit einem
230-VAC-Wechselspannungsrelais, betrieben mit der 230-VAC-Netzspannung
und parallelgeschaltet mit der Primärwicklung des Trafo. Im Augenblick
des Einschaltens erzeugt der Trafo, im Falle einer Einschaltstromspitze,
praktisch einen Kurzschluss. Der Heissleiter (NTC) begrenzt diesen
Einschaltstrom. Fast die ganze Netzspannung liegt über ihm. Der Trafo
verlässt kurz darauf den Kernsättigungsbereich und wenn die
Sekundärseite entsprechend belastet ist, heizt der Heissleiter und sein
Widerstand sinkt. Beide Vorgänge lassen an der Primärwicklung die
Spannung ansteigen, das Wechselspannungsrelais zieht an, sein
Arbeitskontakt überbrückt den NTC, dieser kühlt sich ab und damit ist er
wieder bereit für den nächsten Start.
Damit die Wiedereinschaltung sauber funktioniert, muss ein
Netzspannungsunterbruch länger als die Abfallverzögerung des Relais
dauern. Weil das Wechselspannungsrelais bei einer Frequenz von 50 Hz
vollständig angezogen bleiben muss, wird beim Abschalten die
Abfallverzögerung wesentlich mehr 20 ms (eine Sinusperiode) sein. Ich
kenne keine Werte. Wenn sich dafür jemand interessiert, muss man selbst
evaluieren.
11. Andere Überstromverursacher
Ich werde per E-Mails immer wieder angefragt, ob man das selbe
Schaltungsprinzip auch für ganz andere Überstromverursacher einsetzen
kann, wie z.B. beim Einschalten von Halogenglühlampen, dessen Glühfaden
im Kaltzustand sehr niederohmig sind oder beim Einschalten von Motoren
unter Last, welche beim mechanischen Anlauf einen grossen Strom ziehen.
Beim Einschalten von Halogenglühlampen ist das selbe Prinzip wie beim
Trafo am ehesten möglich. Beim Trafo geht es um Einschaltzeiten von etwa
zwei bis drei Sinusperioden, eine Verzögerungszeit von einigen 100 ms
bis der NTC mit Relaiskontakten überbrückt wird, ist etwa richtig. Bei
Halogenglühlampen dürfte dies etwa in der gleichen Grössenordnung
liegen, wobei man natürlich auch ein wenig die Leistungsklasse der Lampe
berücksichtigen muss. Bei sehr hohen Lampenleistungen sollte der
NTC-Heissleiter grosszügig dimensioniert sein und die Verzögerungszeit
der Relaiseinschaltung etwa bei einer Sekunde liegen.
Ich habe mal für einen Kollegen, dem eine spezielle
12-V-Halogenglühlampe mit einer Leistung von 250 W beim Einschalten oft
durchbrannte und sehr teuer war, eine Einschaltstrombegrenzung mit
mehreren in Serie geschalteten NTCs realisiert. Im Vergleich zum Trafo
ist die Sache bei der Lampe etwas weniger heikel. Wenn es zu einem sehr
kurzen 230-VAC-Netzunterbruch kommt, bleibt der Glühfaden der Lampe,
weil noch immer sehr heiss und glühend, hochohmig genug, dass selbst bei
noch geschlossenem Relaiskontakt oder heissen NTCs kein nennenswerter
Überstrom auftritt. Diese Schaltung ist in Bild 4 wiedergegeben:
Ich hatte viele dieser 60-Ohm-NTCs zur Verfügung. Der Kaltwiderstand von
total 240 Ohm mit vier in Serie geschalteten NTCs bedeutet, dass der
primäre Trafostrom gleich beim Start gar nie grösser werden kann wie der
Nennstrom, wenn die Lampe mit voller Kraft leuchtet. Damit ist von
vornherein die Lebensdauer der Lampe bezüglich auf die Einschaltung
maximiert. Nach dem Einschalten erhitzen sich die NTCs, ihr Widerstand
sinkt und die primäre Trafo- und die sekundäre Lampenspannung steigen.
Damit steigt auch die gleichgerichtete Spulenspannung des Relais REL,
der Kontakt zieht an, überbrückt die NTCs und diese kühlen ab. Mit R3, D
und C2 kann man die Einschaltverzögerungszeit definieren, die relativ
stark von der Netzspannung abhängig ist. Bei 230 VAC sind es mit der
vorliegenden Dimensionierung etwa 1 bis 1.5 s. Bei einer
Netzunterspannung von nur 200 VAC sind es mehr als 3 s. Dies gilt für
die Wiedereinschaltung, wenn die NTCs durch die Überbrückung des
Relaiskontaktes ausgekühlt sind.
Bei Motoren ist die Sache komplizierter. Da sind die Anlaufströme
mechanisch bedingt oft sehr hoch und sie dauern meist auch wesentlich
länger. Darum eignet sich dafür vor allem eine elektronische
Anlaufsteuerung mit einer verlustarmen Impulsbreitenmodulation (PWM) für
Gleichstrommotoren und Phasenanschnittsteuerungen für
Wechselstrommotoren. Diese beiden Möglichkeiten bieten sich natürlich
ebenso für Halogenglühlampen an. Besonders dann wenn es wegen
Parallelschaltung von vielen Lampen zu sehr hohen Einschaltströmen
kommt. Hier kann man mit sehr langsamem Hochfahren der
durchschnittlichen Betriebsspannung sehr viel zur Belastungsbegrenzung
der Spannungsquelle beitragen.
Zusätzliche Details zur Schaltung: R3 bildet mit der Reaktanz von
C1 (kapazitiver Widerstand bei einer Frequenz von 50 Hz) ein
Spannungsteiler. Durch Veränderung des Wertes von R3 kann man den Strom
von C1 zur Relaisschaltung und damit die Einschalt-Verzögerungszeit
beeinflussen. Es steht so eine gewisse Ablgleichmöglichkeit zur
Verfügung. Man sollte allerdings nicht auf die Idee kommen für R3 ein
Trimmpotmeter zu verwenden, weil dann, je nach Einstellung, die Leistung
für ein kleines Trimmpoti zu gross werden könnte.
Wozu R1 und R2 in Serie? Wenn die Schaltung zufällig einmal ohne
Trafo und mit oder ohne Lampe am 230-VAC-Netz ist und man trennt die
Schaltung vom 230-VAC-Netz und man hat dann das Pech den herausgezogenen
Stecker zu berühren, dann bekommt man einen elektrischen Schlag. Das
ist zwar nicht gerade lebensgefährlich, jedoch lästig und unnötig.
Diese Aufgabe einer schnellen Entladung von C1 übernehmen R1 und R2 in
Serie. Warum R1 und R2 in Serie? Wenn man wie üblich kleine
1/4-Watt-Widerstände einsetzt, halten diese maximal nur 200 Vrms aus
und das ist zuwenig.
Den selben einfachen Entladungstrick macht man an Entstörkondensatoren
bei 230VAC-Bürstenmotoren, wie z.B. in einem Haartrockner. Schaltet man
den Motor aus, zieht dann den Stecker vom 230-VAC-Netz und man berührt
die Steckerstifte, schmiert es einem eine ohne eingebauten
Entladungswiderstand parallel zum Entstörkondensator. Den selben
Entladungstrick findet man teilweise in 230-VAC-Netzfilter, z.B. solche
die als
Einbau-Apparatestecker
ausgeführt sind.