Phasenanschnittsteuerung mit
Rundsteuersignalunterdrückung
Einleitung
Dieser Elektronik-Minikurs befasst sich im Hauptthema mit der Auswirkung
von mittelfrequenten Rundsteuersignalen auf dem 230-VAC-Netz auf
dimmergesteuerte Glühlampen, dessen Schaltungen nach dem Prinzip des
Phasenanschnitt arbeiten. Diese Rundsteuersignale, welche auf der
230-VAC-Netzspannung mit niedriger Spannung und Frequenzen im 100-Hz-
bis in den unteren kHz-Bereich überlagert sind, dienen z.B. der
Umschaltung zwischen Hoch- und Niedertarif in den hausinternen
Stromzählern. Die Frequenz dieser Rundsteuersignale interferieren mit
der Netzfrequenz oft zu einer sehr niedrigen Differenzfrequenz und dies
macht sich in periodisch langsamen leichten Helligkeitsschwankungen der
Glühlampen, einem "Schweben", bemerkbar. An einer praktischen Schaltung
mit dem TCA785 und einem vorgeschalteten aktiven Tiefpassfilter, wird
eine Problemlösung vorgestellt. Es wird aber auch erklärt wie es
überhaupt zu diesen langsamen Helligkeitsschwankungen kommt.
Der TCA785 ermöglicht die Phasenanschnittsteuerung eines Triac oder zwei
zwei antiparallel geschalteten Thyristoren mit einer Gleichspannung
(DC-Spannung). Dieses IC gibt es schätzungsweise seit zwei bis drei
Jahrzehnten und ist noch immer sehr beliebt. Im September 2006
evaluierte ich einige Elektronik-Distributoren bei denen dieser TCA785
erhältlich ist: Distrelec, Schuricht, Bürklin Elektronik, Reichelt und
RS-Components. Der TCA785 ist auch noch im 2007-Katalog von Distrelec
eingetragen. Diese Liste ist kaum vollständig.
Bevor wir mit dem Hauptthema beginnen, befassen wir uns kurz mit zwei
andern, jedoch wesentlich bekannteren Themen. Es geht dabei um
Störphänomene, die von der Phasenanschnittsteuerung selbst ausgehen. Es
ist einerseits das Hystereseproblem, das zu einfach realisierte
Dimmerschaltungen verursachen und anderseits geht es um Radiostörungen
und was man dagegen tun muss!
Wem der Triac und der Diac noch völlig fremd sein sollte, möge auf der
Hauptseite des
Elektronik-Kompendium
im Schnellsuchfenster abwechslungsweise Triac und Diac
eingeben und die gezeigten Inhalte lesen. Ebenso empfehlenswert ist das
ELKO-Buch Elektronik-Fibel von Patrick Schnabel. Es empfehlen
sich die Kapitel Diac - Diode-Alternating-Current-Switch
und Triac - Triode-Alternating-Current-Switch.
Das Hysterese-Problem
Teilbild 1.1 zeigt die einfachste Dimmerschaltung mittels Triac und
Diac. Der Diac verhält sich ganz ähnlich wie eine Glimmlampe. Bei
zunehmender Spannung erfolgt eine Zündung, wobei die Zündspannung
ebenso höher ist als die Spannung wenn Strom durch das Triggerelement
fliesst. Dieser Strom kann nur dadurch unterbrochen werden, in dem der
Strom ein kritisches Minimum, den Haltestrom, unterschreitet. Wie bei
einer Glimmlampe ist beim Diac die Zünd- und Flussspannung ebenfalls
symmetrisch. Beide Bauteile können in beide Spannungs- und
Stromrichtungen betrieben werden. Diese wichtige Eigenschaft machen
solche Bauteile brauchbar für den Einsatz in einer
Phasenanschnittsteuerung mittels eines Triac.
Betrachten wir den Fall, dass der Knotenpunkt von C1 und R1 vom Diac
getrennt ist. C1 ladet und entladet sich über P1 und R1. Die
Lade-/Entladespannung über dem Triac ist die sinusförmige
Wechselspannung (AC-Spannung) des 230-VAC-Netzes, solange der Triac
offen und die Glühlampe (Halogenlampe) L, oder eine andere ohmsche Last,
stromlos ist. Dies bleibt so, weil der Diac jetzt nicht angesteuert
wird. Die Sinusspannung über C1 folgt zur Sinusspannung des
230-VAC-Netzes zeitlich verzögert. Anders ausgedrückt, die
Sinusspannung über C1 ist der Sinusspannung des 230-VAC-Netzes
nacheilend phasenverschoben. Je grösser der Wert von R1 und P, um so
grösser ist diese Verzögerungszeit, bzw. dieser Phasenwinkel.
Betrachten wir jetzt den Fall, dass der Knotenpunkt zwischen C1 und R1
an den Diac geschaltet ist. Die Sinusspannung über C1 erhöht sich,
phasenverschoben zur Sinusspannung des 230-VAC-Netzes, bis die
Zündspannung des Diac erreicht ist. Die übliche Zündspannung eines
Diacs liegt etwa bei 32 V. Die Flusspannung, also die verbleibende
Spannung über dem Diac, wenn der Strom in's Gate des Triac fliesst,
beträgt etwa 24 V. Zum Zünden des Diac und des Triac gibt es einen
Spannungshub von etwa 8 V und dies hat zur Folge, dass C1 nie ganz
entladen werden kann. Das ist vor allem bei kleinem Stromflusswinkel
problematisch. Diese Hysterese hat zur Folge, dass die Leistung an GL
instabil ist und das äussert sich dadurch, dass schwach leuchtende
Glühlampen leicht flackern. Unter Stromflusswinkel versteht man den
Phasenwinkel beim dem Strom durch den Triac in die Last fliesst. An
anderer Stelle liest man auch vom aktiven Phasenwinkel. Beides ist
dasselbe.
Teilbild 1.2 hat mit R2 und C2 ein zusätzliches RC-Tiefpassfilter,
dessen Zweck es ist die Hysterese zu veringern und so die Glühlampe
weniger flackert. Wozu L, C2 und R2 in Teilbild 1.1 und L, C3 und R3 in
Teilbild 1.2 dienen, wird weiter unten mit Bild 3 erklärt.
Praktisch umsetzbare hysteresefreie Schaltung
Bild 2 zeigt eine relativ aufwändige, aber vollkommen hysterefreie
Schaltung zur Ansteuerung eines Triacs, ebenfalls mit einem Diac als
Triggerelement. Es taucht dabei ein neuer Begriff auf, der Quadrac. Ein
Quadrac ist ein Triac mit integriertem Diac-Trigger. Diese von Littelfuse entwickelten Komponenten
gibt es seit den 1970er-Jahren. Sie sparen dem Benutzer Kosten und
Montagearbeiten, da kein separates Diac erworben und zusammen mit einem
Gate-gesteuerten Triac montiert werden muss. Es gibt Quadracs mit
Maximalströmen bis 15 A (Q4015LT). Der Haltestrom beträgt bei einem
solchen Quadrac 70 mA. Dies bedeutet in der Praxis, dass gerade noch
sicher eine 25-Watt-Glühbirne an 230 VAC gesteuert werden kann. Wobei,
das mit dem Haltestrom gilt nur dann, wenn mit Gate-Impulsen gesteuert
wird. Bei dauerhaftem Gatestrom während des aktiven Phasenwinkels, kann
der minimale Haltestron ignoriert werden.
Das Diodennetzwerk D1 bis D4 und die Umladewiderstände R3 und R4 sorgen
dafür, dass der Timing-Kondensator C1 (und C2) mit jeder Zündung
praktisch vollständig entladen wird, so dass auf jedenfall gleiche
Anfangsbedingungen für das Aufladen herrschen. Dadurch werden
Hystereseeffekte wirksam vermieden.
Wenn Potmeter P einen hohen Widerstandswert hat, dauert es, entsprechend
der Verzögerung lange, bis die Spannung an C1 (und C2) hoch genug ist um
den Quadrac zu zünden. Dies bedeutet einen kleinen aktiven Phasenwinkel.
Die Glühlampe GL leuchtet relativ dunkel. Je niedriger P ist, um so
kürzer ist Verzögerungszeit, um so grösser der aktive Phasenwinkel und
um so heller die Glühlampe. C2 kann zusätzlich nötig sein, wenn mit P
bei seinem Maximalwert die Ausgangsleistung nicht auf Null gesteuert
werden kann. R2 kann zusätzlich nötig sein, wenn eine minimal
einstellbare Helligkeit wichtig ist. Man muss C2 und R2 empirisch
ermitteln, weil C2 und R2 sind wegen Exemplarstreuungen schlecht
definierbar. R2 kann auch als (Trimm-)Potmeter ausgeführt sein. Es
empfiehlt sich dabei die Serieschaltung eines (Trimm-)Potmeter mit einem
Widerstand. Das hat zwei Vorteile: Das (Trimm-)Potmeter dient zur
Steuerung im Dunkelbereich und dessen Widerstandswert fällt so nicht
allzu gross aus. Wozu die Drossel L, die Kondensatoren C3 und C4 und der
Widerstand R5 dienen, liest man im nächsten Kapitel mit dem Titel
Entstörung.
Die Schaltung in Bild 2 war in den 1970er-Jahren eine Applikation einer
mir heute nicht mehr bekannten Zeitschrift. Vielleicht war es eine
Firmenzeitschrift. Anstelle eines Quadracs wurde dort ein Triac und ein
Diac abgebildet. Im Jahre 1976 baute ich diese Dimmerschaltung mit dem
Quadrac Q4006LT. Seither funktioniert diese Schaltung noch heute
einwandfrei. Ich steuere damit einen kleinen Tischventilator, der dem
Zweck dient, die Sommerhitze am Arbeitsplatz erträglich zu halten.
Entstörung
Teilbild 3.1 zeigt den Ausschnitt einer der Schaltungen in Bild 1,
allerdings ohne die Bauteile zur Entstörung. Teilbild 3.2 zeigt das
Beispiel eines aktiven Phasenanschnitt-Winkels in jeder
Sinushalbperiode. Die Sinusteile mit den schwarzen Flächen sind aktiv.
Mit der sehr steil ansteigenden Flanke, wird die Last (Glühlampe GL)
eingeschaltet und bleibt bis zum folgenden Sinus-Nulldurchgang
eingeschaltet. Danach wiederholt sich das selbe bei der negativen und
danach wieder bei der positiven Halbwelle. Diese sehr steile Flanke beim
Einschalten ist eine hochfrequente breitbandige Störquelle und die
Leitungen an den beiden Hauptanschlüssen des Triacs wirken als
Sendeantennen, wobei auch das 230-VAC-Netz diese HF-Störung per Draht
weiterleitet. Dies natürlich mit einer frequenzabhängigen gewissen
Dämpfung pro Längeneinheit. Bei einer Flankensteilheit von 100 V/µs, die
für einen Triac durchaus üblich ist, bedeutet dies, dass ein solcher
Störsender eine Frequenzbandbreite bis weit in den MHz-Bereich hat. Die
Frequenzbänder der Lang-, Mittel- und Kurzwellen werden massiv gestört.
Das Radiohören in diesen Frequenzbereichen ist in einem Haus, in dem es
nur eine einzige nichtentstörte Phasenanschnittsteuerung hat, praktisch
unmöglich, ausser man hört einen lokalen Radiosender mit genügend
hoher Feldstärke. Auch Kurzwellen-Amateurfunk wird in unmittelbarer
Umgebung praktisch verunmöglicht. Wie machen sich diese Störungen
akustisch bemerkbar? Diese steilen Flanken treten alle 10 ms auf. Sie
tönen mit der Grundfrequenz von 100 Hz, jedoch wegen den reichhaltigen
Oberwellen, auch im Audiofrequenzbereich, grell und lästig.
Teilbild 3.3 zeigt, wie man mit einfachen Mitteln eine Triac-. Quadrac-,
aber auch Thyristorschaltung wirksam entstört. Dazu muss erst etwas ganz
anderes erklärt werden. Wir wissen bereits, dass Thyristoren und Triacs
sehr schnell einschalten. Diese Tatsache bereitet den Thyristoren kaum
Probleme, da sie nur in einer Stromrichtung schalten können. Die
umgekehrte sperrende Polarität dauert lange genug, so dass ein
sogenanntes "Über-Kopf-Zünden" deswegen nicht besteht, weil bei
umgekehrter Polarität, kann ein Thyristor gar nicht einschalten. Ganz
anders der Triac, der in beiden Polaritäten einschaltet, wenn die
Zündung am Gate erfolgt. Das "Über-Kopf-Zünden" ist ohne Massnahme
dagegen besonders dann risikoreich, wenn die Zuleitung und Last eine
gewisse Induktivität aufweisen. Wenn dies passiert, ist die
Triacschaltung nicht mehr steuerbar. Es braucht deshalb parallel zu den
Hauptanschlüssen des Triac stets die Serieschaltung eines Kondensators
C und eines Widerstandes R, wie dies Teilbild 3.3 zeigt. Die
Induktivität L lassen wir vorläufig weg. Man bezeichnet ein solches
RC-Netzwerk Snubber oder, vor allem in der Anwendung von
Audio-Leistungsendstufen, auch Boucherot-Glied. Während ein solches
RC-Snubber-Netzwerk bei einer Triacschaltung die Steilheit der
Einschaltflanke reduziert, vermeidet es in Audio-Leistungsendstufen
sogenannte "wilde" Schwingungen. Diese treten sonst auf, weil die
Lausprecherboxen komplexe, also nicht rein ohmsche Lasten sind.
Nun ist es so, dass man solche RC-Snubber-Netzwerke oft trotzdem auch in
Thyristorschaltungen sieht. Warum? Ganz einfach, es gibt eben noch einen
andern Grund. Wenn eine Thyristor- oder Triacschaltung mit einem
Schalter an's 230-VAC-Netz geschaltet wird, passiert das sehr
steilflankig. Besonders dann, wenn die Sinusspannung beim Einschalten
gerade einen hohen Wert aufweist, können auch hier Thyristoren und
Triacs zünden, ohne dass ein Gatestrom anliegt. Mit dem
RC-Snubber-Netzwerk wird das vermieden und es vermeidet gleich noch
etwas, nämlich das willkürliche Zünden von Thyristoren und Triacs, wenn
auf der 230-VAC-Leitung sehr steilflankige Überspannungen auftreten, wie
dies beim Schalten von Induktivitäten (z.B. Trafos mit nur geringer
sekundärer Belastung) passieren kann.
Warum aber braucht es ein RC-Snubber-Netzwerk, warum genügt nicht
einfach nur ein Snubber-Kondensator? Bei Audio-Leistungsendstufen geht es
darum, dass ein allfälliger Schwingkreis aus diesem Subber-Kondensator
und der komplexen Lautsprecherlast gedämpft wird und nicht als
schädlicher Nebeneffekt erst recht unerwünschte Schwingungen auftreten.
Sollten trotz allem mittel- bis hochfrequente Schwingungen auftreten,
zerstört es, wegen zu hohem Strom, bestenfalls diesen Widerstand und
nicht gleich die teure Audioenstufe. Weshalb jedoch der Widerstand im
Snubber-RC-Netzwerk bei Triacschaltungen? Da die Kapaziäten mit oft
einigen hundert Nanofarad nicht gerade niedrig sind, würde bei der
steilen Einschaltflanke des Triac ein sehr hoher Spitzenstrom auftreten,
und das geschieht immerhin hundert Mal pro Sekunde, wenn auch nur
maximal während Mikrosekunden. Trotzdem ist der Spitzenstrom wegen dem
extrem niedrigen Widerstand sehr gross. Der in Serie geschaltete
Widerstand begrenzt diesen Spitzenstrom auf wenige Ampere. Das schützt
den Triac und den Kondensator.
Wir haben bisher die Induktivität L in Teilbild 3.3 verbannt und führen
sie jetzt wieder ein und fragen uns, wozu es diese überhaupt braucht,
wenn die Triacschaltung auch ohne sie einwandfrei funktioniert. Die
Reduktion der Flankensteilheit reicht ohne Induktiviät L nicht um die
oben erwahnten Radio-Frequenzbänder genügend zu entstören. Es reicht
bestenfalls für die Kurzwellenbänder im oberen Frequenzbereich. Erst
eine zusätzliche Induktivität L im Bereich von 100 µH und mehr macht
dies möglich. Bildlich in Diagrammen dargestellt ist dies in den
Teilbildern 3.4 (ohne LRC-Filterung) und 3.5 (mit LRC-Filterung).
Gehen wir kurz zurück zu Bild 2 zum LRC-Filter. Dort hat es parallel zu
R5 einen zusätzlichen Kondensator C4, der mit 47 nF etwa 4.7 mal
niedriger ist als C3. Ich habe nirgends gelesen wozu C4 dienen soll. Ich
stellte damals beim Nachbau aber fest, dass die noch schwachen
Radiostörungen, wenn ein Taschenradio irgendwo im Raum platziert war,
mit C4 weg war. Grund wird der sein, dass ohne C4 über R5 noch genügend
steilflankige Spannungsimpulse auftreten. Diese Spannungsimpulse
befinden sich vor allem auf der Leitung zwischen Triac und Lampe. Diese
Leitung wirkt als Sendeantenne und strahlt diese Impulse ab. Mit C4 wird
diese Eigenschaft massiv gedämpft.
Worauf muss man beim Kauf der Kondensatoren C3 und C4 in Bild 2 achten?
Man liest bei C3 und C4 X-TYPE. Das sind hochwertige,
spannungsfeste Funkentstörkondensatoren der Klasse X2. Sie eignen sich
speziell für den Einsatz an der 230-VAC-Netzspannung. Mehr technische
Informationen erhält man beim Hersteller WIMA. Die angegebenen Werte
von 220 nF und 47 nF sind z.B. bei Distrelec leicht erhältlich.
Störung durch Rundsteuersignal
Es gibt ein Elektronik-Minikurs (1) der sich
zum Hauptthema mit der Synchronisation mit dem Sinus-Nulldurchgang der
230-VAC-Netzspannung auseinandersetzt. Dort wird in diesem Zusammenhang
auch auf die Rundsteuerung eingegangen. Es wird dort auch auf einen Link
(2)
verwiesen, der die Rundsteuerung genau erklärt und Tabellen mit
technische Daten enthält. Ich empfehle dazu die Kapitel
Einleitung, Der Einfluss des Netztrafo auf den
Phasenwinkel, Dimensionierung, Messen und Testen und Phase
oder Inversion, das ist hier die Frage zu lesen in:
Eine speziele Webseite erklärt was die Rundsteuerung ist und wozu sie
eingesetzt wird. Es hat unter weiteren Informationen auch Tabellen über
Frequenzen und Pegel, geordnet nach Länder und Regionen:
Hier wird noch einmal kurz die Rundsteuerung thematisiert und dies in Zusammenhang mit DC-spannungsgesteuertem Phasenanschnitt mittels speziellem IC und einer Tiefpassfilterung, auf die etwas näher eingegangen wird. Es geht dabei um eine Störung spezieller Art und wie man diese behebt. Bild 4 zeigt worum es geht:
Teilbild 4.1 zeigt das sehr vereinfachte Prinzipschaltbild. Zwecks
Synchronisation mit dem Sinus-Nulldurchgang der 230-VAC-Netzspannung,
führt die AC-Spannung Uac, natürlich spannungsreduziert, zum
Synchronisationseingang Usync. Dies ist auch mittels eines Netztrafo
möglich. Mittels Potmeter P, oder mit einer variablen DC-Spannung Uc
(c = control), z.B. von einem DA-Wandler, wird am Ausgang Ut
(t = trigger) der Phasenwinkel zur Steuerung des Triacs erzeugt.
Teilbild 4.2 illustriert was geschieht, wenn der Sinusspannung Uac von
230 VAC eine viel keinere Störspannung (Rippel), aber mit höherer
Frequenz, überlagert ist. Man sieht drei mal einen sehr kleinen
Ausschnitt der ansteigenden Sinusspannung, die sich in der Steigung
überlagerten Störspannung äussert. Gezeichnet ist hier
einfachheitshalber eine Sägezahnspannung für die Störspannung. In
Wirklichkeit ist das Rundsteuersignal auch eine Sinusspannung. Teilbild
4.2a zeigt die Stelle an der die Spannung Uac die Spannung Uc
überschreitet. In diesem Augeblick wird die Triggerspannung Ut für das
Gate des Triacs erzeugt. Je höher Uc ist, um so später erreicht Uac die
Triggerschwelle und umso kleiner ist der aktive Phasenwinkel, bzw. die
Dauer der Einschaltung des Triacs bis zur Ausschaltung beim nächsten
Sinus-Nulldurchgang. Teilbild 4.2b zeigt wie die zur 50-Hz-Netzfrequenz
nichtsynchronisierte höhere Frequenz der Störspannung davon läuft. Man
sieht, dass Uac Uc dreimal kreuzt, wobei die erste Kreuzung den Triac
zündet. Der nächste Sinus-Nulldurchgang findet erst sehr viel später
nach den drei Durchkreuzungen statt. Mit diesem Effekt verändert sich
der Zündphasenwinkel. In Teilbild 4.2c schreitet dieser Effekt fort, der
dann zum bereits erklärten Schwebungseffekt führt, wenn die Störfrequenz
(Rundsteuersignal) in der Nähe eines Vielfachen der Netzfrequenz liegt.
Z.B. bei 503 Hz "schwebt" die Helligkeit des Lichtes mit der Frequenz
von 3 Hz optisch auffällig. Leider ist es mir nicht möglich dies mit
einfachen optischen Mitteln graphisch zu illustrieren. Eine
entsprechende Graphikanimation würde so etwas leichter möglich machen.
Was hier genügen muss, ist die Vorstellungskraft des Lesers.
Teilbild 4.3 zeigt ein Tiefpassfilter das zwischen Uac und Usync
geschaltet ist. Dieses Tiefpassfilter filtert die Störspannung, das
Rundsteuersignal, weg und mittelt dessen Spannungswert. Was bleibt, ist
die Sinusspannung der 230-VAC-Netzspannung mit der Frequenz von 50 Hz.
Teilbild 4.4 zeigt dies. Die Sinusspannung ist die durchzogene gerade
schräge Linie. Damit Usync aber trotzdem bei Sinus-Nulldurchgang der
230-VAC-Netzspannung erfolgt, muss dieses Tiefpassfilter eine
Phasenverschiebung von entweder 180° oder 360° aufweisen. Dieses Thema
findet man etwas vetieft im Elektronik-Minikurs
(1) im Kapitel Phase oder Inversion, das
ist hier die Frage.
Einschlafen nur bei Sonnenuntergang möglich...
Aus meinem Bekanntenkreis im Jahre 1985 war jemand, die des Nachts im
Dunkeln schlecht einschlafen konnte. Ich habe für sie, zu Ihrem 40.
Geburtstag, dieses Problem mit der Entwicklung und dem Bau eines
elektronischen Sonnenuntergangsimulators behoben. Als Leuchtquelle
diente eine gewöhnliche Nachttischlampe mit einer Glühbirne. Dieser
Simulator verdunkelt die Nachttischlampe kontinuierlich mit einer
einstellbaren Zeit von max. 2 Stunden von einer maximalen zu einer
minimalen einstellbaren Helligkeit.
Die nachfolgende Schaltung in Bild 5 im folgenden Kapitel ist der Teil
der Gesamtschaltung zu diesem elektronischen Sonnenuntergangsimulator.
Es ist die Phasenanschnittsteuerung mit dem TCA785 und der
Filterschaltung zur Unterdrückung der Interferenzen, die durch die
Rundsteuersignale entstehen. Der ganz grosse Rest des
Sonnenuntergangsimulators ist, ausser ein paar Schaltfunktionen, reine
Analogtechnik.
Es ist ein sogenannter Miller-Generator mit dem es möglich ist mit einem
Opamp und einer RC-Zeitkonstante von nur 5 Sekunden eine Timerzeit von 2
Stunden zu erzeugen und das mit einer linearen DC-Spannungskurve. Genau
diese DC-Spannungskurve dient der Steuerung des Phasenwinkels zur
Zündung des Triacs mit dem TCA785.
Wichtiger Hinweis: Die Unterlagen zum Sonnenuntergangsimulator
existieren nur als Bleistiftskizzen ohne Kommentare. Es ist mir aus
Zeitgründen leider nicht möglich diese Skizzen einzuscannen und als
Dateien zu versenden. Aus meinen Erfahrungen mit andern Projekten
erfolgen bei solchem Entgegenkommen oft lange Mail-Diskussionen, wegen
der fehlenden Beschreibung. Auf Wunsch einzelner Leser babsichtige ich
irgendwann einen Elektronik-Minikurs zu machen. Wann das sein wird,
weiss ich nicht. Neue Elektronik-Minikurse werden stets im
ELKO-Newsletter bekanntgegeben. Es lohnt sich, diesen Newsletter zu
abonnieren.
DC-steuerbare Phasenanschnittsteuerung mit Störignalunterdrückung
Die Schaltung zeigt die Entnahme der AC-Spannung auf der
Trafosekundärseite mit R1. Diese Sinusspannung wird mit zwei antiseriell
geschalteten Z-Dioden Z1 und Z2 zu einer niedrigen Trapezspannung von
etwa 3.6 VAC begrenzt. Diese Spannung liegt soweit unterhalb der
Opampspeisung, damit beide Opamps IC:A1 und IC:A2 sicher im linearen
Bereich arbeiten. Man könnte diese Spannungsreduktion auch mit einem
Spannungsteiler realisieren. Die Methode mit den Z-Dioden hat aber den
Vorteil, dass die Eingangsspannung des Tiefpassfilters in einem weiten
Bereich unabhängig ist von der Trafosekundärspannung und der
differentielle Quellwiderstand, gerade wegen der Z-Dioden, ist besonders
niederohmig. Dieser Quellwiderstand muss niederohmig sein, damit die
Grenzfrequenz und die Filterdämpfung möglichst nicht beeinflusst wird.
Dies würde geschehen, weil der Quellwiderstand zu R2 dazu addiert auf
die erste Filterstufe wirkt. Bei besonders niedriger
Trafosekundärspannung kann man anstelle der in Serie geschalteten Z1 und
Z2 zwei antiparallel geschaltete Dioden verwenden, wie dies mit D1 und
D2 gezeigt wird. Dies wäre übrigens generell eine Alternative.
Das Butterworth-Tiefpassfilter vierter Ordnung hat eine Grenzfrequenz
von 50 Hz und im Grenzfrequenzbereich eine Steilheit von 24 dB/Oktave
oder 80 dB/Dekade. Ein Rundsteuersignal von 500 Hz wird somit mit einem
Faktor von 10'000 gedämpft und hat mit Sicherheit keinen störenden
Einfluss mehr. Der Ausgang dieses gefilterten 50Hz-Signales sollte mit D1
und D2 begrenzt werden. Es synchronisiert die nachfolgende integrierte
DC-steuerbare Phasenanschnittsteuerung TCA785 von Siemens (IC:B).
Das Tiefpassfilter erzeugt eine Phasenverschiebung von 180°. Das ist
nötig, damit der Spannungs-Nulldurchgang beim Sync-Eingang des TCA785
synchron ist zum Phasen-Nulldurchgang der 230-VAC-Netzspannung, wobei
die Spannungsrichtung hier keine Rolle spielt. Wegen den 180° wird das
Eingangssignal invertiert. Der 180°-Phasenwinkel wird jedoch nicht exakt
erreicht, weil die Sinusspannung sekundärseitig am Trafo TR abgenommen
wird, TR jedoch eine gewisse voreilende Phasenverschiebung aufweist.
Mehr dazu liest man im Elektronik-Minikurs
(1) im Kapitel Einfluss des Netztrafo auf
den Phasenwinkel. Dieses Mango lässt sich allerdings am
Trimmpotmeter P Rampengenerator-Feinabstimmung kompensieren. Der
TCA785 hat zwei Triggerausänge Q1 und Q2. Diese dienen getrennt zur
Ansteuerung von zwei antiparallel geschalteten Thyristoren oder
UND-verknüpft, wie hier, zur Ansteuerung eines Triac. Zwecks
galvanischer Isolierung sollte man, wie ebenfalls hier, einen Opto-Diac
(IC:C) dazwischen schalten.
Ein paar Worte zum Tiefpassfilter. Es fällt auf, dass die
grenzfrequenzbestimmenden Bauteile R2 bis R5 und C1 bis C4 jeweils exakt
die selben Werte haben. Das ist möglich wenn die Filterdämpfung nicht
auch noch von den frequenzbestimmenden Komponenten erzeugt werden muss.
Bei der vorliegenden Methode des sogenannten Sallen-Key-Tiefpassfilters,
wird die Dämfungseinstellung von den verstärkungsgebenden Widerständen
R6 bis R9 definiert. Dies vereinfacht die Dimensionierung der
Filterschaltung und die Beschaffung der Komponenten wesentlich. Man muss
allerdings in Kauf nehmen, dass diese Art der Filterschaltungen immer
eine höhere Verstärkung als 1 haben. Eine sehr praxisnahe Einführung
mit ebenso einfacher Berechnungsgrundlage bietet dazu "Das
AKTIV-FILTER-Kochbuch" von Don Lancaster. Allerdings ist, wenn
überhaupt, nur noch die englische Ausgabe "The Active Filtercookbook"
erhältlich. Das ist sehr schade, weil gerade für den
Elektronik-Praktiker dieses Buch ganz besonders wertvoll ist.
Man kann sich noch fragen, braucht es denn überhaupt eine so hohe
Dämpfung im Sperrbereich. Genügt nicht auch die Hälfte und man
reduziert die Filterschaltung auf eine Ordnung von zwei mit nur einem
Opamp. Das geht nicht, weil dann bei der selben Grenzfrequenz bei der
Netzfrequenz von 50 Hz der Phasenwinkel nur 90° anstatt 180° betragen
würde. Nun, es geht natürlich doch, wenn man die Grenzfrequenz so
niedrig ansetzt, dass bei 50 Hz ein Phasenwinkel von 180° eintritt. Da
müsste man aber noch untersuchen, wie stabil dieser Phasenwinkel bei
kurzzeitigen Änderungen der Netzfrequenz ist. Wenn ungenügend, kann
dies leicht zu optisch wahrnehmbaren Störungen der Lampenhelligkeit
führen. Dies müsste man extra untersuchen. Wenn der Leser Lust zu so
etwas hat, warum nicht...
Die DC-Steuerspannung am Eingang U11 ist zum aktiven Phasenwinkel
invertiert. Je höher diese DC-Spannung an U11 ist, um so dunkler
leuchtet eine vom Triac gesteuerte Glühlampe. Will man diese Inversion
aufheben, bedient man sich der Schaltung der beiden Opamps von IC:D.
IC:D1 dient als Impedanzwandler für einen hochohmigen Eingang und IC:D2
arbeitet als Invertierer mit Verstärkung -1.
Trafo TR, Brückengleichrichter BG, Siebkondensatoren C1 und C2 und die
symmetrische Spannungsregelung sind nicht näher spezifiziert. Dies macht
auch wenig Sinn, weil dies stark davon abhängig ist, was alles, je nach
Anwendung an Elektronik, noch dazu kommt...