Einschaltstrombegrenzung für Netzteile
mit mittelgrossen Ringkerntrafos,
ohne Trafo-Sekundärspannung
u.a. für medizinische Anwendung
Einleitung
Dieser Elektronik-Minikurs ist die Fortsetzung des fast
gleichnamigen mit dem eizigen Unterschied,
dass die Schaltung, die hier zum Einsatz kommt, ohne Sekundärspannung
eines Trafos auskommt und darum hat der Titel den Zusatz "ohne
Trafo-Sekundärspannung". Die Schaltung wird also direkt aus dem
230-VAC-Netz gespiesen und diese Methode hat Vorteile, über die hier
zu lesen ist. Die grundlegenden Eigenschaften von Ringkerntrafos und
von den Heissleitern (NTCs) sind bereits im andern Elektronik-Minikurs
(1) beschrieben. Die hier angewandte
Elektronik ist ebenfalls fast die selbe. Deshalb wird sie hier auch
nicht mehr ganz so ausführlich beschrieben. Dieser Elektronik-Minikurs
baut noch auf einem weiteren auf. Es geht bei
diesem darum, direkt aus der 230-VAC-Netzspannung eine niedrige
Betriebsspannung von 24 VDC zu gewinnen. Dies geschieht mit der
Methode der kapazitiven Strombegrenzung. Ein Kondensator in Serie zur
Schaltung ersetzt den Trafo mit dem Nachteil, dass keine galvanische
Trennnung möglich ist, was hier auch keine Rolle spielt.
Vor dem Weiterlesen sollte man zuerst diese beiden Elektronik-Minikurse
gelesen haben:
- Einschaltstrombegrenzung für Netzteile mit
mittelgrossen Ringkerntrafos (1)
- Kondensator statt Trafo: Kostengünstiges Netzteil (2)
Einfach und wirksam, der Heissleiter (NTC)
In den Bildern 1 bis 5 hat es graue Kästchen mit der Bezeichnung
ELEKTRONIK. Da drin steckt eine Schaltung, die in diesem Kapitel kurz
erläutert und im Kapitel Schaltung und Diagramme detailliert
beschrieben wird.
Die einfachste Vorbeugung gegen den hohen Einschaltstrom eines
(Ringkern-)Trafos ist ein zur Primärwicklung in Serie geschalteter
Heissleiter (Leistungs-NTC). Der Kaltwiderstand des NTC begrenzt im
Augenblick des Einschaltens den Strom, wenn der Eisenkern des Trafo in
die Sättigung getrieben wird. Dieser NTC erhitzt sich bei belastetem
Trafo auf einen relativ hohen aber stabilen Wert und reduziert dabei
seinen Widerstand rasch auf einen vernachlässigbar kleinen Wert. Beim
einmaligen Einschalten funktioniert diese sehr einfache Art der
Strombegrenzung problemlos. Was passiert jedoch nach einem kurzzeitigen
Netzunterbruch oder wenn unabsichtlich kurz aus- und gleich wieder
eingeschaltet wird? Dann kann der NTC seine Funktion nicht erfüllen,
weil er noch immer heiss und niederohmig ist. Der Einschaltstrom wird
dann nicht begrenzt.
Diesem Problem trägt die Schaltung im grauen Kästchen Rechnung. Sie
stellt fest, ob die 230-VAC-Netzspannung vorliegt, und schaltet
gegebenenfalls verzögert ein Relais ein, dessen Arbeitskontakt den NTC
überbrückt und dieser sich im Betriebszustand des Trafo abkühlt. Erfolgt
ein Netzunterbruch, wird die Verzögerungsschaltung sofort zurückgesetzt,
das Relais fällt ab, und bei Wiedereinschaltung arbeitet die Verzögerung
von Neuem mit der selben Verzögerungszeit bis zur Überbrückung des NTC
durch den Relaiskontakt. Damit erreicht man zusätzlich, dass auch bei
sehr kurzem Netzunterbruch das Relais sicher abfällt, denn sonst würde
dies ebenso, wie ein heisser NTC, die Einschaltstrombegrenzung
verhindern. Ein Nachteil hat allerdings auch diese einfache Schaltung:
Wenn der äusserst seltene Fall eintritt, dass es innerhalb der
Einschaltverzögerungszeit von 500 ms (zehn Sinusperioden) gleich zwei
oder mehrere Netzunterbrüche gibt, wird der Trafo jeweils im warmen bis
heissen Zustand des NTCs eingeschaltet. Das selbe Problem besteht auch,
wenn wenige Sekunden nach Überbrückung des NTC durch den Relaiskontakt,
ein kurzer 230-VAC-Netzunterbruch auftritt, weil der NTC, je nach
Belastung, noch zu heiss sein kann. Der Einschaltstrom kann in beiden
Situationen zu hoch sein und die vorgeschaltete Sicherung F2 auslösen.
Die Sicherung F1 ist Teil der Elektronik im grauen Kästchen.
Unterschiedliche Anwendungen
Bild 1 illustriert den Elektronik-Minikurs
(1) zum selben Thema. Die Elektronik wird von
der gleichgerichteten und geglätteten Sekundärspannung des Trafo
betrieben und das Vorhandensein der AC-Spannung wird mittels der
Dioden D1 und D2 detektiert. Dies dient dazu, dass im Falle eines
Unterbruches des 230-VAC-Netzes das Relais REL sofort innerhalb einer
halben Sinusperiode abfällt und bei Wiedereinschaltung des
230-VAC-Netzes die selbe Einschaltverzögerungszeit des Relais REL, wie
nach einem längerem Unterbruch, wirkt. Auf diese Weise wird, wie
bereits angedeutet, eine hohe, wenn auch nicht absolute
Zuverlässigkeit der Einschaltstrombegrenzung garantiert. Mehr Details
zu dieser Schaltung liest man im Elektronik-Minikurs
(1), wo auch auf eine alternative Methode
(Elektronik-EMEKO) hingewiesen wird. An dieser Stelle wird auch kurz
erwähnt, was die Ursache des hohen Einschalstromes ist.
Worin liegt der Nachteil der Schaltung in Bild 1? Ganz einfach, es gibt
zwei Stellen wo die galvanische Trennung zwischen der Primär- und
Sekundärseite gewährleistet werden muss. Einerseits beim Trafo zwischen
der Primär- und Sekundärwicklung und anderseits beim Relais zwischen
Spule und Kontakt. Die Relaisspule ist galvanisch mit der Sekundär- und
der Relaiskontakt mit der Primärseite verbunden. Für berührungssichere
und nichtmedizinische Anwendungen genügt eine Isolationsfestigkeit von
2000 VAC. Die galvanische Trennung mit der geringeren
Isolationsfestigkeit bestimmt die des gesamten Systems. Wenn der Trafo
eine Isolationsfestigkeit von 2000 VAC hat, darf die zwischen Kontakt
und Spule des Relais jedenfalls nicht geringer sein! Darum bezeichne ich
beide Isolationsstrecken mit HOCHVOLT-ISOLATION. Für eine
betriebssichere Anwendung sollte man sich nach den Richtlinien des VDE
(Deutschland) und SEV (Schweiz) orientieren. Dies ist kein Thema
dieses Elektronik-Minikurses. Diesbezügliche Anfragen werde ich nicht
beantworten!
In Bild 2 hat es ein Trafo mit zwei Sekundärwicklungen. Es können auch
mehr sein. Hier hätte man im Falle der Schaltung in Bild 1 die Qual der
Wahl für die Betriebsspannung für die Elektronik. Allerdings ist es
nicht nur eine Frage der Wahl. Man kann sich auch Gedanken darüber
machen, ob es nicht sinnvoller wäre die Elektronik zur
Einschaltstrombegrenzung primär mit 230 VAC zu speisen. Da fällt schon
mal eine Stelle für die galvanische Trennung weg. Aber Vorsicht, das
heisst keineswegs, dass die Isolationsfestigkeit zwischen Relaiskontakt
und Spule vollständig vernachlässigt werden kann. Es spielt dabei keine
Rolle ob der Relaiskontakt auf dem Null- oder Phasenleiter liegt. Im
Moment des Einschaltens liegt praktisch die volle 230-VAC-Netzspannung
über dem NTC und somit auch über dem Relaiskontakt. Deshalb muss man
darauf achten, dass zwischen den Kontakten und zwischen diesen und der
Spule eine ausreichende Isolationsspannung sichergestellt ist. Es
genügt, wenn man ein Relais einsetzt, das vom Hersteller für
230-VAC-Anwendungen definiert ist. Ich nenne diese Isolationseigenschaft
MITTELVOLT-ISOLATION, zum Unterschied HOCHVOLT-ISOLATION dort wo
galvanische Trennung gefordert ist, - beim Trafo.
Man benötigt also kein spezielles Sicherheitsrelais mit besonders hohen
Isolationseigenschaften zwischen Spule und den Kontakten. Grosse
Schaltleistungen müssen die Kontakte nicht aushalten, weil diese
schliessen erst, wenn der Einschaltstrom abgeklungen ist und im Falle
einer Nennleistungsbelastung des Trafo der NTC sich erwärmt hat und
deshalb der Spannungsabfall über dem Relaiskontakt nur noch gering ist.
Der Primärkreis-Nennstrom, oder besser etwas mehr, muss der
Relaiskontakt allerdings aushalten können. Wenn das Relais abschaltet,
ist die 230-VAC-Netzspannung bereits ausgeschaltet.
In Bild 3 sehen wir grundsätzlich die selbe Schaltung noch einmal,
jedoch mit einer Anwendung, welche die Methode der Speisung aus dem
230-VAC-Netz unbedingt notwendig macht:
In diesem Beispiel kommt eine komplexe Elektronik für eine medizinische
Anwendung zum Einsatz. Es gibt Sensoren, z.B. zur Aufnahme von EKG-,
EEG- oder EMG-Signalen mittels Elektroden auf der Haut oder invasiv
intramuskulär mit Nadel- oder feinen Drähtchenelektroden. Andere
sensorische Möglichkeiten mit weniger direktem elektrischen
Körperkontakt sind elektronische Temperatur-, Blutdruck- oder indirekte
Blutdurchflussmessung. Es können auch Aktoren zum Einsatz kommen, wie
z.B. Stromreizung mittels Hautelektroden, die dazu dienen können die
Übertragungsgeschwindigkeit von Nervenaktionsimpulsen zu messen. Oder
elektromechanische Aktoren zur Erzeugung lokaler Druckimpulse.
Besonders die Elektrodenanwendungen erfordern eine hohe
Isolationsfestigkeit zwischen der 230-VAC-Spannung und dem Patienten.
Da ist es wichtig, dass es möglichst wenig Teile gibt welche die
galvanische Trennung sichern müssen. Daher ist es in diesem Fall ein
absolutes Muss, dass die Elektronik für die Einschaltstrombegrenzung des
Ringkern-Netztrafo mit der 230-VAC-Netzspannung betrieben wird.
Mindestens 4000 VAC, besser 5000 VAC, sind für die Isolationsfestigkeit
gefordert. Ich bezeichne diese Isolationsfestigkeit mit MEDIZINISCHE
HOCHVOLT-ISOLATION.
Aber dies alleine genügt nicht. Es muss auch ein maximal zulässiger
Erdableitstrom eingehalten werden. Dieser Strom, maximal im
10-µA-Bereich, darf z.B. zwischen einer Elektrode auf der Haut einer
Person und einem Erdleiter fliessen. Dies ist dann gegeben, wenn diese
Person z.B. einen Wasserhahn oder einen Zentralheizkörper berührt. Ein
geringer Erdableitstrom erreicht man besonders gut, wenn zwischen der
Primärwicklung und den Sekundärwicklungen des Trafo eine geerdete
Schirmwicklung angebracht ist. Diese reduziert die kapazitive Kopplung
zwischen der primären und sekundären Trafoseite erheblich. Eine solche
Schirmwicklung reduziert auch nieder- und mittelfrequente Störeinflüsse
aus dem 230-VAC-Netz in die Elektronik auf der Trafosekundärseite.
Mehr betreffs medizinischen Anforderungen erfährt man in der
einschlägigen Literatur des SEV (Schweiz) und VDE (Deutschland).
Dies ist kein Thema dieses Elektronik-Minikurses. Diesbezügliche
Anfragen werde ich nicht beantworten!
Wenn die komplexe medizinische Elektronik mit einem Computer in
Verbindung stehen muss, der vom 230-VAC-Netz mit einem Netzteil mit
nichtmedizinischer Spezifikation betrieben wird und/oder über eine
Ethernet-Schnittstelle mit dem Internet in Verbindung steht, hat man
eine zusätzlich kritische Stelle bei der für eine gute galvanische
Trennung im Sinne der MEDIZINISCHEN HOCHVOLT-ISOLATION gesorgt werden
muss. Es ist die Datenschnittstelle. Diese muss die selbe hohe
Isolationsfestigkeit aufweisen wie der Netztrafo. Dazu gibt es mindest
drei verschiedene Möglichkeiten: Mittels Optokoppler-Schaltung, eine
faseroptische Übertragung oder ein spezieller Impuls-Trafo. So etwas
gibt es z.B. wenn man die Medizinelektronik direkt ans
Computer-Datennetzwerk (Ethernet) ankoppeln will. Mehr dazu erfährt man
im Datenblatt
von der Firma HALO-ELECTRONICS. Distributor ist die Firma
IXLOGIC in der Schweiz.
Alternativ dazu gibt es von der Firma
DEMETEC ein medizinisches
Netzwerkinterface. Mehr dazu erfährt man im Infoblatt
Medical Network
Insulation - NwI mit einem kleinen Cartoon und der Möglichkeit das
Datenblatt und die Gebrauchsanwendung als PDF-Dateien herunter zu laden.
Einschaltstrombegrenzung für Halogenlampen
Man kann eine solche Schaltung zur Einschaltstrombegrenzung natürlich
auch für Glühlampen, ganz besonders für Halogenlampen, einsetzen. Der
Kaltwiderstand dieser Lampen ist beträchtlich niederohmiger als der
Heisswiderstand. Deshalb gibt es ähnlich wie beim Trafo, wenn auch aus
einem ganz andern Grund, einen hohen Einschaltstrom, der locker das
20-fache des Nennstromes betragen kann. Solche brachialen Stromstösse
reduzieren die Betriebsdauer solcher Lampen drastisch. Eine Glühbirne
ist ein Kaltleiter (PTC), wenn auch nicht mit der Qualität einer
steilen Kurve im Grenzbereich wie bei einem "echten" Leistungs-PTC, der
eine Alternative zur Schmelzsicherung ist. Solche PTCs kommen im
Elektronik-Minikurs
Automatische Netzspannungsumschaltung für Trafos
zum Einsatz.
Auch bei dieser Anwendung lohnt es sich, wenn der NTC nach einer
Verzögerungszeit zur Wiederabkühlung mit einem Relaiskontakt
überbrückt wird. So wird sichergestellt, dass bei Wiedereinschaltung
nach einem 230-VAC-Netzunterbruch der Einschaltstrom erneut begrenzt
wird. Es ist hier allerdings nicht nötig, dass die Elektronik auf sehr
kurzzeitige Unterbrüche reagiert, weil in so kurzer Zeit der Glühfaden
nicht nennenswert abkühlt und dieser deshalb noch immer den
Heisswiderstand aufweist. Ein signifikanter Einschaltstromstoss kann
daher nicht auftreten. Auf die AC-Spannungs-Detektion kann man
verzichten. Eine stark vereinfachte und eine bessere geprüfte
Schaltung findet man im Elektronik-Minikurs
(1) in den Kapiteln 10 und 11.
Was steckt in der grauen Box?
Bild 5 zeigt ein wichtiger Inhalt der grauen Box ELEKTRONIK. Kondensator
Cr ist der "blinde" kapazitive Serienwiderstand. Das 'r' bei Cr deutet
auf die Funktion als Widerstand hin. Brückengleichrichter BG dient der
Vollweggleichrichtung und der Glättungs-Elko Cg glättet die
gleichgerichtete Spannung, die von der Z-Diode ZD begrenzt wird. Der
Strom Idc ist praktisch immer gleich gross, gleichgültig ob dieser sich
in Izd (Strom durch die ZD) und Io (Strom durch Relais und Elektronik)
aufteilt oder ob nur Izd durch ZD fliesst. So erkennt man auch, dass ein
solches Netzteil immer gleichviel Leistung verbraucht, unabhängig davon
ob der Ausgang des Netzteiles (Anschluss an ZD) belastet ist oder nicht.
Damit sind der Wirkleistung dieser Art von Netzteilen Grenzen gesetzt,
denn wenn das Netzteil nicht belastet ist, muss ZD die volle
Wirkleistung übernehmen und verheizen. Im Falle eines Kurzschlusses über
ZD, bleiben Iac und Idc praktisch gleich gross. Warum dies so ist, wird
im Elektronik-Minikurs (2) genau beschrieben.
Interessant dabei ist, dass die Wirkverlustleistung bei Kurzschluss auf
ein unbedeutendes Mass zurückgeht, weil diese tritt nur noch an Rs und
BG auf.
Die eigentlich grosse Verlustleistung über Cr existiert nicht
wirklich. Die Phasenverschiebung zwischen Spannung und Strom beträgt
praktisch 90 Grad und so existiert über Cr ebenso praktisch nur eine
Blindleistung, die keine Erwärmung verursacht. Rs ist ein
Schutzwiderstand, der die Aufgabe hat, die Einschaltstromspitze an Cr
zu begrenzen, wenn die Einschaltung zufällig im Augenblick eines hohen
Sinus-Spannungswertes der 230-VAC-Netzspannung erfolgt. Die Sicherung
F1 schützt die gesamte Schaltung, falls Cr einmal in dem Sinne kaputt
gehen sollte, dass er kurzschliesst. Wesentlich mehr Details zu diesem
Thema liest man im obengenannten Elektronik-Minikurs
(2).
Schaltung und Diagramme
Da die folgende Beschreibung sich auf die Schaltung in Bild 6 und auf
die dazugehörigen Diagramme in Bild 7 bezieht, folgen diese beiden
Bilder untereinander. Damit man beim Lesen des Textes gleichzeitig die
beiden Bilder und den Text vor sich hat, empfiehlt es sich
Bild 6 und
Bild 7 zusätzlich in separaten
Fenstern des Browsers anzuzeigen.
Die Zahlen in ()-Klammern in diesem Kapitel weisen auf die
Spannungsmesspunkte in Bild 6 und auf die zugehörigen Diagramme in Bild
7 hin:
Zur Erzeugung der Niederspannung für das Relais REL und die Elektronik
wird anstelle eines kleinen Trafo ein kapazitiver Vorwiderstand,
bestehend aus C1 und C2 parallelgeschaltet, verwendet. Ich empfehle eine
solche Parallelschaltung, um den Strom durch die Schaltung dem
eigentlich Strombedarf leichter zu optimieren. Trifft man mit der Wahl
nur eines Kondensators den richtigen Stromwert, genügt
selbstverständlich auch ein Kondensator, also C1. Die Wahl von C1 und C2
ist hauptsächlich durch die Wahl des Relais REL bedingt, weil dieses den
Hauptanteil des Stromkonsums ausmacht.
Bei der Wahl von C1 und C2 muss ganz besonders auf die
Spannungsdurchschlagsfestigkeit geachtet werden. Oft wird der Denkfehler
gemacht, irgend ein Folienkondensator zu verwenden, welcher mindestens
den Spitzenwert der 230VAC-Netzspannung, also 325 V aushält, und man
wählt einen beliebigen Kondensator mit einem DC-Nennspannungswert von
400 VDC. Das ist unzulässig, weil ein solcher Kondensator bietet so gut
wie gar keinen Schutz! Man sollte unbedingt Folienkondensatoren
einsetzen, bei denen vermerkt ist, dass sie sich für DC- und
AC-Spannungsbetrieb eignen und ganz selbstverständlich stoss-spannungs-
und impulsspannungsfest für 230-VAC-Anwendungen und selbstheilend sind.
Sehr gut eignen sich dafür sogenannte X2-Störschutzkondensatoren. Die
vorliegende Schaltung benutzt solche mit sehr grosser
Funktionssicherheit. Worauf es auf diese Kondensatoren ankommt und wo es
eine grosse Pallette von Produkten gibt, liest man im
Elektronik-Minikurs (2).
C1 und C2 wirken gemeinsam als kapazitiven Widerstand. Die
Verlustleistung besteht wegen dem Phasenwinkel zwischen Spannung und
Strom von praktisch 90 Grad aus Blindleistung. Diese beträgt in der
vorliegenden Dimensierung etwa 3.7 VAr. Eine Erwärmung ist kaum
messbar. Dieser kapazitive Vorwiderstand liegt in Serie zu R3, BG, D1
und Z1. Damit ist der Stromkreislauf geschlossen. Die Z-Diode Z1
limitiert die DC-Spannung auf 24 VDC. Das ist die Spulennennspannung
des Relais REL.
Der DC-Strom, welcher durch D1 fliesst, ist konstant, vorgegeben durch
die 230-VAC-Netzspannung, durch die 50-Hz-Netzfrequenz und durch die
parallelgeschalteten Kondensatoren C1 und C2. Der Grund weshalb dies so
vereinfacht werden kann,ist weiter oben erklärt.
Die Grösse des Stromes durch D1 ergibt sich hauptsächlich durch den
REL-Spulenstrom, der stets den grössten Anteil auch dann ausmacht,
wenn man moderne Relais mit besonders wenig Spulenleistung
einsetzt. Der CMOS-Baustein IC:A benötigt nur gerade beim
Schaltvorgang eine sehr geringe Leistung, sonst so gut wie nichts. Die
Z2-Spannungsstabilisierung kann man also sehr leistungsarm
dimensionieren. Das in einer realisierten und funktionsfähigen
Anwendung verwendete Relais zieht bei 24 VDC einen Strom von weniger
als 10 mA und vermag 6 A bei 250 VAC zu schalten. Der Strom durch Z2
beträgt etwa 3 mA. Der Strom durch R3 mit beinahe 20 mA-AC bei 230 VAC
ist ausreichend für den Betrieb, auch bei einer Unterspannung des
230VAC-Netzes von gut 10 Prozent. Man kann auch ein beliebig anderes
Relais für den 230-VAC-Einsatz mit ähnlichen Spulen- und Kontaktdaten
verwenden. Bei höherem Spulenstrom muss man evtl. C1 oder/und C2
erhöhen. Die Relais-Kontaktdaten richten sich nach der
Trafonennleistung.
Die beiden in Serie geschalteten Widerstände R1 und R2 haben einzig den
Zweck C1 und C2 zu entladen, wenn die Schaltung vom Netz getrennt wird,
damit einem beim nachträglichen Berühren des Steckers kein elektrischer
Schlag versetzt wird. Benutzt man kleine 0.25-Watt-Widerstände, haben
diese meist eine Spannungsfestigkeit von 300 VAC. Daher sollte man zwei
in Serie schalten um die Spannungsbelastung dieser Widerstände nicht
unnötig zu strapazieren. R3, ein 0.5-Watt-Widerstand, dämpft den
Einschaltstrom, falls die Einschaltung im Augenblick eines hohen
Sinusspannungswertes erfolgt. R3 ist Rs ind Bild 5.
Betrachten wir die Schaltung zur Netzspannungsdetektion. Sie stellt fest
ob überhaupt Netzspannung vorliegt oder nicht. Aus diesem Grund muss die
pulsierende DC-Spannung von der geglätteten mit D1 getrennt werden. R4
benötigt es, damit die Nullspannung der pulsierenden Gleichspannung (1a)
für die Netzspannungsdetektion definiert ist. Die beiden Diagramme (1)
und (1a) illustrieren diese pulsierende DC-Spannung. Weil die Spannung
des Sinusscheitelwertes derart viel grösser ist, als die Spannung welche
durch Z1 begrenzt wird, gibt es nur sehr kuzeitige Spannungseinbrüche.
Dies hat den grossen Vorteil, dass man die Erkennung des
Netzunterbruches schnellreagierend dimensionieren kann. Diagramm (2)
zeigt die Reaktion auf einen Netzunterbruch von weniger als einer halben
Sinusperiode. Ein Netzunterbruch von etwa 5 ms, eine Viertelperiode der
Netzfrequenz, genügt damit REL sicher abfällt. R5 ladet beim Einschalten
der Netzspannung C4 rasch auf. R6 und C4 bilden die erwünschte
Entlade-Zeitkonstante von etwa 5 ms. Im Betriebszustand glättet diese
die Spannungseinbruchsimpulse zu kleinen Impulsen. Diese negativen
Impulse unterschreiten die Betriebsspannung des ICA:A um weniger als 0.5
V (2). Erst wenn diese Spannung (2) etwa die halbe Betriebsspannung von
IC:A unterschreitet, schaltet IC:A1 (Schmitt-Trigger-Funktion) von LOW-
auf HIGH-Pegel. Auf die Darstellung der Hysterese wurde in (2)
einfachheitshalber verzichtet. D3 ist notwendig, damit die
Eingangsspannung (2) nur unwesentlich die Betriebsspannung von IC:A
übersteigen kann. Ohne diese Massnahme kann es zu einem Latchup-Effekt
kommen und IC:A wäre funktionsunfähig.
IC:A2 invertiert das Ausgangssignal von IC:A1. Wenn es zu einem
Netzunterbruch kommt, schaltet der Ausgang von IC:A2 (3) auf HIGH auf
LOW, C6 entladet sich über D4 und R8 sehr schnell mit einer
Zeitkonstante von etwa 0.5 ms. Diese rasche Entladung ist für die
Reproduzierbarkeit der Einschaltverzögerung bei sehr kurzen
Netzunterbrüchen unbedingt notwendig. Mit der Wiedereinschaltung der
Netzspannung - (3) schaltet auf HIGH - wird C6 durch R9 geladen. Diese
Zeitkonstante T_on beträgt eine halbe Sekunde. Dies ist die
Einschaltverzögerungszeit des Relais REL nach Wiedereinschaltung der
Netzspannung (4). Durch Variation von R9 lässt sich diese
Verzögerungszeit verändern.
IC:A3 arbeitet wie IC:A1 als Schmitt-Trigger und erzeugt aus der
langsamen Ladung von C6 durch R9 ein steilflankiges invertiertes
Ausgangssignal, das mit dem nachfolgenden Inverter IC:A4 invertiert
wird. Mit dem Überschreiten der Spannung an C6 von etwas mehr als der
halben IC-Betriebsspannung des IC:A, kippt der Ausgang von IC:A4 von
LOW auf HIGH. Dieser steuert über das Gate des Kleinpower-MOSFET
diesen in den leitenden Zustand und schaltet Relais REL ein. Diode D5,
in Funktion der Freilaufdiode, schliesst beim Abschalten des Relais
REL, wenn das Netzteil ausgeschaltet wird oder die
230-VAC-Netzspannung unterbricht, die Selbstinduktionsspannung der
Relaisspule kurz und schont damit den Transistor vor Überspannung.
Anstelle eines N-Kanal-MOSFET (BS170), kann man auch einen bipolaren
NPN-Transistor (z.B. BC550) einsetzen, wobei zwischen dem Ausgang von
IC:A4 und der Basis des NPN-Transistors ein Widerstand eingesetzt
werden muss, der etwa 1/20 bis maximal 1/30 des Kollektorstromes
fliessen lässt. Bei einem Relais mit einem Spulenstrom
(Kollektorstrom) von 10 mA sind dies etwa 0.4 mA (1/25). Dieser
Widerstand hätte einen Wert von 18 k-Ohm oder auch 15 k-Ohm.
Die Betriebsspannung für IC:A wird mit Z2 erzeugt. Die Z2-Spannung
beträgt 8.2 VDC. C5 ist ein kleiner induktionsarmer
Multilayer-Kondensator, der nahe an die Betriebsspannungsanschlüssen des
IC:A gehört. Da zwei der vier Inverter des
6-fach-Schmitt-Trigger-Inverters IC:A nicht benötigt werden, müssen
diese mit einem der beiden Potentiale LOW oder HIGH fixiert werden, weil
es CMOS ist. In Bild 6 ist die Fixierung mit HIGH gezeichnet. Dies
spielt aber keine Rolle. Die Lage des IC und die Position der
Leiterbahnen entscheiden letztlich die optimalste Lösung.
Technische Daten
Betriebsspannung: 230 VAC Betriebsstrom: 20 mA Einschaltverzögerungszeit: 500 ms Abschaltverzögerungszeit: 5 ms Minimale Netzunterbruchszeit: 5 ms
Bauteilliste
Halbleiter ---------- IC:A CD4584 oder MC14548 BG 250V/<200mA z.B B250-C800 D1 1N4004 D2 bis D5 1N914 oder 1N4148 Z1 Z-Diode 24V/1W...3W z.B. BZT03-C24 (Philips) Z2 Z-Diode 8.2V/ 0.5W z.B. BZX55-C8V2 (Philips) T BS170 (N-Kanal-MOSFET) oder BC550 (NPN) Widerstände ----------- R1, R2 1M R3 330 0.5 Watt R4 22k R5 47k R6 470k R7 4k7 R8 560 R9 560k Kondensatoren ------------- C1 220n / 275VAC X2-Kondensator (Farnell) C2 47n / 275VAC X2-Kondensator (Farnell) C3 100µ / 35VDC (Elko) C4 10n / 50VAC (Keramik) C5 100n / 50VDC (Multilayer) C6 1µ / 35VDC (Tantal-Elko) Diverses -------- F1 32 mA träge REL Es gibt bei Farnell viele Relais mit 24 VDC und 200...250 mW und Kontakten für 250 VAC, Strom nach Bedarf (Trafo-Primärnennstrom). Kontaktstrom vorzugsweise etwas grösser wählen! F2, NTC Je nach Trafo-Primärnennstrom. Siehe Text!