Erst das Modem, dann der Router...
R O U T E R - D E L A Y
Einleitung
Die Zusammenarbeit zwischen Router und Modem ist wie folgt: Das Modem
stellt eine physikalische und logische Verbindung zum Netzwerk des
Providers her. Der Router stellt eine physikalische Verbindung zum Modem
und eine logische Verbindung zum Internet her. Der Router benutzt also
die Verbindung zwischen Modem und Provider, um ins Internet zu kommen.
Der Provider stellt innerhalb seines Netzwerks einen Zugangspunkt zum
Internet bereit.
Nehmen wir einmal an man schaltet den Router zuerst ein, und dann das
Modem. Der Router fährt hoch, wie ein Computer, und versucht sich am
Internet anzumelden. In der selben Zeit fährt das Modem hoch. Leider
dauert der Verbindungsaufbau (Synchronisation) zwischen Modem und
Provider etwas länger. Das Modem ist also noch nicht soweit. Der Router
will aber schon loslegen. Er kann aber noch nicht. Das Modem hat ja noch
keine Verbindung herstellen können.
Der korrekte Ablauf wäre der, dass man erst das Modem einschaltet und so
lange wartet, bis die Synchronisation abgeschlossen ist. Über die
Status-LED wird das in der Regel angezeigt. Erst dann sollte man den
Router einschalten. Dann gibt es in der Regel keine Probleme. Wie wir im
Kapitel "Anpassungen an ein neues Modem" noch erkennen werden,
hat diese Regel allerdings signifikante Ausnahmen...
Wenn man es von anfang an falsch macht und immer zuerst den Router und
danach das Modem einschaltet, wird einem relativ schnell klar, dass
nichts funktioniert. Schwieriger ist es, wenn man stets beide Geräte
gleichzeitig einschaltet. Dann kann die Internetverbindung viele Male
korrekt zustande kommen, jedoch manchmal auch nicht. Eine Diskussion mit
dem Provider (CableCom) und mit Patrick Schnabel (Das ELKO) machte mich
schlau und ich löste das Problem mit einer Verzögerungsschaltung, von
der hier die Rede ist. Unbedingt nötig ist eine solche Schaltung
nicht, wenn man Modem und Router ganz einfach nie ausschaltet.
Diese Methode kommt aus ökologischen Gründen für
mich nicht oder nur widerwillig in Frage und genau diesen Apell richte
ich auch den Leser dieses Elektronik-Minikurses. Nur schon nachts
ausgeschaltet, wenn man schläft, bringt ein signifikantes Sparen an
Energie, wenn viele am selben Strick ziehen. Leider funktioniert dies
nicht mit jedem Modem gleich gut, wie ich erfahren musste.
Neues Modem: Ein neues Modem hat leider zu gewissen Erweiterungen
der ROUTER-DELAY-Schaltung geführt. Der Grund dazu und woraus diese
Erweiterung besteht, liest man im Kapitel "Anpassungen an ein neues
Modem".
Methoden des verzögerten Einschalten des Routers
Bild 1 zeigt zwei unterschiedliche Möglichkeiten eine Einschaltverzögerung für den Routers zu realisieren. In Teilbild 1.1 erfolgt eine elektronische Verzögerungsschaltung (DELAY) im Hochvolt-Bereich 230 VAC (HV) und die Niedervoltspannungen (NV) von den Ausgängen der üblicherweise externen Netzteile sind direkt mit dem Modem bzw. mit dem Router verbunden. In Teilbild 1.2 werden beide Netzteile gemeinsam an 230 VAC mit dem Schalter S eingeschaltet und die verzögerte Einschaltung des Routers erfolgt mit einer elektronischen Verzögerung (DELAY) im Niedervoltbereich (NV), eingeschlauft zwischen Netzteil2 und Router. Hier kann man in der Regel anstelle eines Relais auch ein Schalt-Transistor, vorzugsweise ein MOSFET, einsetzen. Nur dann wenn man den Router unbedingt mit einer AC-Niedervoltspannung speisen muss, wird man ebenso ein Relais einsetzen. In beiden Fällen muss die Verzögerungszeit einstellbar sein, so dass sie etwas grösser eingestellt werden kann, als das Modem Zeit braucht um sich mit dem Provider zu synchronisieren.
Des Routers Betriebsspannung und die Ökologie...
Ökologische Ansrüche sind sehr unterschiedlich. Man kann leicht
feststellen, dass der Hersteller oft überhaupt keinen Sinn für das
Ökologische hat, wenn man erkennen muss, dass oft hohe
Eingangsspannungsbereiche oder die selben Spannungen für AC und DC
angegeben sind. Da Router Massenware sind, gäbe es ein massives
Sparpotenzial an elektrischer Energie, würde beim Schaltungsdesign das
moderne und eigentlich selbstverständlich ökologische Denken in den
Vordergrund gestellt. Ein Paradigmawechsel tut auch hier Not! Dass
dies im Widerspruch liegt zur Gewinnmaximierung, ist bekannt.
Wie auch immer die "Eskapaden" mit Billig-Routern habe ich hinter mir.
Der grösste Schwachsinn von so einem Router war, dass er mich nur gerade
von einem Server plötzlich angefangen hat auszusperren. Die Firma konnte
mir nicht weiterhelfen. Ich bekam gratis einen Ersatz einer neuen
Version des selben Typs. Die Ausperrung gab es nicht mehr, dafür zickte
er wenn zwei Computer an LANs angeschlossen sind. Dann war Schluss mit
dem Billigmist und ich kaufte den Router N750 WNDR4000 von NETGEAR, der
problemlos funktoniert. Naja, Holz anlangen... ;-)
Verzögerungsschaltung mit CD4541B für den DC-Betrieb
Da die Verzögerungszeiten im Minutenbereich liegen, eignen sich aus Gründen einigermassen guter Reproduzierbarkeit des Timing einfache RC-Schaltungen mit nach geschalteter Triggerelektronik, wie man dies beim 555er-Timer kennt, eher weniger. Besser eignet sich dazu eine relativ stabile Oszillatorschaltung im Niederfrequenzbereich und einem nachgschalteten Frequenzeiler mit einer passend hoher Bitzahl. Zu diesem Thema gibt es bereits einen Elektronik-Minikurs mit den digitalen Frequenzteiler-ICs CD4020B und CD4040B:
In der Verzögerunsgschaltung in Bild 2 kommt das digital programmierbare Timer-IC CD4541B von Texas Instruments (ursprünglich von National-Semiconductor) zum Einsatz. Der MC14541B ist das selbe pinkompatible IC von ON-Semiconductor (ursprünglich von Motorola). Die grundsätzliche Funktion entspricht der Langzeit-Timer-Schaltungen mit den Frequenzteilern CD4020B und CD4040B, jedoch ist der Schaltungsaufwand mit dem CD4541B deutlich geringer und er bietet zusätzliche nützliche Funktionen, die im Datenblatt ersichtlich sind.
Bild 2 ist die vollständige Schaltung. Da es für das Modem und den
Router je ein Netzteil braucht, ist es egal ob +Ub oder GND geschaltet
wird. Da ich den IRFZ34, ein N-Kanal-Power-MOSFET, bereits hatte, wählte
ich die Methode des geschalteten GND mit der Bezeichnung GNDs (s =
switched). Mit dem Netzteil meines Routers, ein 12VDC-Schaltregler in
einem kleinen Steckergehäuse, speise ich die Schaltung in Bild 2. IC:A
benötigt im Betriebszustand weniger als 1 mA. Mit der Wahl von R3 = 560
Ohm fliesst ein Z-Diodenstrom von etwa 4.5 mA. Die Z-Diode arbeitet so
in einem Bereich, wo der differenzielle Widerstand sehr klein ist. Eine
Z-Diode reicht für diese Anwendung. Ein Kleinspannungsregler wäre hier
übertrieben. 9 VDC, weil diese Spannung für diese CMOS-Familie ein guter
Wert ist betreffs des Signal/Störsignal-Abstandes, jedoch weit davon
entfernt die statistische Lebensdauer des IC zu reduzieren. Dies ist
dann der Fall, wenn die Betriebsspannung zu nahe beim maximal zulässigen
Wert liegt (Datenblatt: Absolute Maximum Ratings).
Teilerverhältnis und Beschaltung des CD4541B: Die beiden Eingänge
A (Pin 12) und B (Pin 13) dienen der Einstellung der Frequenzteilung.
Mit dieser 2-Bit-Codierung gibt es nur vier einstellbare Werte mit
1/256, 1/1024, 1/8192 und 1/65536. Für lange Zeiten einer Impulsdauer
oder einer Einschaltverzögerung im Minutenbereich eignet sich am besten
gleich der höchste Teilerwert mit 1/65536, entsprechend einer Bitlänge
von 16. A und B sind somit auf logisch HIGH gesetzt. Weil hier die
Einschaltverzögerung benötigt wird, ist Mode (Pin 10) auf LOW gesetzt.
Damit wird ein Einzelimpuls anstelle einer periodischen Taktfrequenz
erzeugt. Damit dieser Einzelimpuls mit LOW startet - d.h. der Pegel
ändert sich nicht mit dem Startvorgang - ist Q/notQ-Select (Pin 9) auf
LOW gesetzt. Da der HIGH-Pegel an Q (Pin 8) als aktiv gilt - es wird ein
N-Kanal-MOSFET eingeschaltet - arbeitet die gesamte Schaltung als
Einschaltverzögerung. Genau das benötigen wir hier. Wäre Q/notQ-Select
auf HIGH gesetzt, arbeitet die Schaltung als Einzel-Impulsgeber mit
gleich langer Einschaltdauer (Monoflop-Funktion). Der Startvorgang
beginnt mit dem Einschalten der Betriebsspannung +Ub, weil AR (Pin 5),
der Auto-Reset, mit LOW aktiviert ist. Die Master-Reset-Funktion MR (Pin
6), wird nicht benötigt. Deshalb ist MR auf LOW gesetzt. Falls trotzdem
manuell benötigt, schaltet man ein Pulldown-Widerstand von etwa 10 bis
100 k-Ohm zwischen MR und GND, und MR wird über einen Taster mit +9 VDC
verbunden. Wird MR mit einem Logiksignal (HIGH = +9 V / LOW = GND-Pegel)
gesteuert, entfällt natürlich der Pulldown-Widerstand.
Die Oszillatorfrequenz: Wie die Oszillatorfrequenz berechnet
wird, entnimmt man dem Datenblatt. Was direkter von Bedeutung ist, ist
anstelle der Frequenz die Periode. In Bild 2 ist eine
Referenzverzögerungszeit t in Relation zu RT und CT angegeben. R5 ist
per default etwa doppelt so gross wie RT zu wählen, wobei R5 grösser als
10 k-Ohm sein muss (Datenblatt). Die Referenz-Einschaltverzögerung t
beträgt etwa 75 s, wenn RT = 10 k-Ohm und CT = 100 nF betragen. Dabei
sind die Eingänge A und B mit dem maximal möglichen Teilerverhältnis auf
HIGH geschaltet. Aus Gründen der Stabilität und niedriger
Temperaturdrift sollte man für CT (C2) keinen
Keramik-Multilayerkondensator (Kerko) verwenden. Es eignet sich ein
beliebiger Folienkondensatoren im 5mm-Rasterformat
(Printlayout-Beilage). Ein passendes Beispiel von RIFA, vertrieben über
Distrelec mit einer Kapazitätstoleranz von 5 Prozent.
Folienkondensatoren mit einer Toleranz von 10% genügen auch. Für das
Trimmpotmeter P1 lohnt sich evtl. etwas tiefer in die Tasche zu greifen
und eines mit einer kleinen Skala zu kaufen, weil damit hat man einen
zeitlichen Anhaltspunkt für die Einstellung der Einschaltverzögerung.
Ein solcher Annhäherungswert genügt, denn angenommen das Modem braucht
etwa 2 Minuten bis zur Synchronisation mit dem Provider, dann stellt man
die Zeit der Einschaltverzögerung des Router auf etwa 3 bis 4 Minuten
ein. Diese grosszügige Zugabe lohnt sich, weil diese zusätzliche Zeit
zur Synchronisation schliesslich auch eine gewisse in der Regel
unbekannte Toleranz aufweist. Je nach Modem-Typ kann es
leider sein, dass man besser auf eine Modems-Abschaltung bei
Nichtgebrauch verzichtet. Mehr dazu liest man im neueren Kapitel
"Anpassungen an ein neues Modem". Ich benutzte ein kleines
skaliertes Cermet-Trimmpotmeter, Typ T127 von CONTELEC, das es heute
offenbar nicht mehr gibt. Die Skalierung des T127 mit Position und
Verzögerungszeit, siehe Kasten unten rechts in Bild 2. Ein neueres
Produkt von CONTELEC findet man ebenfalls bei
Distrelec.
Wem der Anblick des Preises auf den Magen schlägt, kann auch ein
preiswertes Trimmpot einsetzen. Da zeigt einfach die Ausrichtung des
Schraubenschlitzes so etwa die Verzögerungszeit. Es gibt zu solchen
preiwerten Trimmpots auch Rändel mit Pfeilen, welche die Markierung
verbessern. Je nach Rastermass des Trimmpot, muss man noch separate
Löcher bohren und mit einem kleinen Stück Draht die Lötverbindung
herstellen.
Warum ein Power-MOSFET als Schalter: Der Strom eines Routers
beträgt in der Regel einige 100 mA. Setzt man an Stelle des
N-Kanal-MOSFET ein NPN-Transistor ein, ist ein Basisstrom von leicht
einigen 10 mA nötig, damit dieser NPN-Transistor so durchsteuert
(sättigt), dass seine Kollektor-Emitter-Spannung bei maximal etwa 100 mV
liegt. Dieser Basisstrom liefert aber das CMOS-IC CD4541B nicht. Wenn
man einen NPN-Darlington einsetzt, reicht ein Basisstrom von maximal im
unteren mA-Bereich, jedoch beträgt die Kollektor-Emitter-Spannung auf
jedenfall mindestens eine Basis-Emitter-Schwellenspannung und das
bedeutet mindestens 0.8 VDC, eher 1 VDC. Das geht auf Kosten der
Betriebsspannung des Routers. Bei vielen Routern wird das kaum einen
negativen Einfluss haben, jedoch "sauber" ist diese bipolare Lösung
trotzdem nicht. Es gäbe noch die Möglichkeit (kleine Schaltung Bild 2
unten) mit einem zusätzlichen PNP-Transistor, um eine unnötig hohe
Kollektor-Emitter-Spannung von T2 zu vermeiden, wobei man dann
Q/notQ-Select (Pin 9) auf HIGH setzen muss. Das kann allerdings dann ein
Nachteil haben, wenn +Ub am Eingang etwas zu langsam einschaltet. Dann
könnte der Router bei Startbeginn der Verzögerungszeit kurz ein
Spannungsstoss bekommen. Das wird wohl kaum schaden. Ist aber auch keine
"saubere" Sache, daher besser gleich die Lösung mit einem Power-MOSFET.
Im Einsatz ist ein Power-MOSFET im typischen TO220-Gehäuse, der
geschaltet bis 29 Ampere ziehen kann und das wobei er mit bestenfalls
etwa 0.5 A gefordert wird. Spinnt man also dermassen zu übertreiben?
Nein keineswegs, denn der geschaltete Drain-Source-Widerstand beträgt
nur 40 m-Ohm und das erzeugt bei 0.5 A nur grad eine
Drain-Source-Spannung von 20 mV. Es ist so, als ob ein Relaiskontakt
schaltet. Und warum soll man sich diesen Miniluxus nicht leisten, wenn
so ein Power-MOSFET nur knapp mehr als 1 Euro kostet? Dazu ist so ein
MOSFET selbst dann kurzschlussfest, wenn man ein Netzteil einsetzt,
dessen Kurzschlussbegrenzungsstrom bei maximal 3.5 A liegt, weil dieser
Strom bei einem Drain-Source-Widerstand von 40 m-Ohm eine
Verlustleistung von nur 0.5 W bewirkt. Das ist dauerhaft zulässig wenn
das TO-220-Gehäuse ungekühlt bleibt. Falls man die Schaltung mit +5 VDC
betreiben will, weil man einen Router hat, der mit +5 VDC betrieben
wird, geht das, aber man sollte einen äquivalenten Logic-Level-MOSFET,
den IRLZ34 einsetzen. Selbstverständlich kann man diesen MOSFET auch bei
der Betriebsspannung von +12 VDC einsetzen. Bei einer Betriebsspannung
von +5 VDC kann man auf R1 und Z verzichten, die R1-Anschlüsse
überbrücken und R2 und R3 auf etwa 150 Ohm reduzieren, damit die LEDs
nicht zu dunkel leuchten.
Die Leuchtdioden: Die rote LED1 zeigt den Betriebszustand der
Schaltung an. Die grüne LED2 liegt parallel zum Ausgang. Das Leuchten
dieser LED signalisiert, dass der Router eingeschaltet ist. Die
LED-Ströme liegen je bei 12 mA. Falls es sowas wie ein Lowpower-Router
geben sollte und so einer zum Einsatz kommen soll, kann man den
LED-Strom mit Lowcurrent-LEDs auf 2 mA, durch Erhöhen von R2 und R3 auf
4.7 k-Ohm, reduzieren.
Stütz-Elko C3: Der Elko C3 mit 470 µF, hier in Bild 2, entspricht
dem Elko C5 in Bild 4 im Kapitel "Anpassungen an ein neues
Modem". Man lese dazu den Abschnitt der mit "Neu dazu gekommen
ist der Elko C5 mit 470 µF." beginnt.
Verzögerungsschaltung mit CD4541B für den AC-Betrieb
Man kann defintiv nicht ausschliessen, dass es keine Router gibt, welche
unbedingt mit einer AC-Spannung gespiesen werden wollen. Das war
jedenfalls mal so beim ZyXEL-Router Modell P355-Plus. Für diesen eher
seltenen Fall wird die Schaltung in Bild 2 entprechend verändert und
anstelle mit einem elektronischer Schalter mit einem Relais
ausgestattet.
Wenn man mit einem DC-Netzteil arbeitet, hat man in der Regel den
Vorteil, dass die Ausgangsspannung zweckmässig gut stabilisiert ist. Bei
einem hocheffizienten Schaltregler-Steckernetzteil ist die
Spannungsregelung sogar recht gut. Das bedeutet nicht, dass sie für
Präzisionsanwendungen reicht. Bei Bedarf muss entsprechend linear
nachgeregelt werden. Hier haben wir jedoch die Situation, dass eine
AC-Spannung von einem Stecker-Trafo zum Einsatz kommt und da gibt es je
nach Trafonennleistung recht grosse Unterschiede zwischen Nennlast- und
Leerlaufspannung. Das spielt hier eine signifikante Rolle, weil während
der Verzögerungszeit bis zur Einschaltung des Router, der Trafo nur sehr
geringfügig durch die Verzögerungschaltung belastet wird.
Ich habe an einem AC-Steckernetzteil 12VAC/1A (Nennleistung = 12 VA)
getestet, wie gross die Leerlaufspannung ist. Sie beträgt 15 VAC. Bei
einem Trafo mit niedrigerer Nennleistung ist die Leerlaufspannung
grösser. Der Grund dafür liegt im höheren Innenwiderstand des
Trafo-Sekundärkreises. Die Schaltung in Bild 3 ist so dimensioniert,
falls ein Trafo zum Einsatz kommt mit einer Nennspannung von 12 VAC und
eine Leerlaufspannung von 16 VAC aufweist:
Als Gleichter BG können vier 1N4002-Gleichrichterdioden oder ein
passender Brückengleichrichter eingesetzt werden. Nach der
Brückengleichrichtung mit BG und der Glättung mit C2 ergibt sich eine
DC-Spannung von etwa 15 VDC, wenn die Schaltung in Bild 3 und der Router
in Betrieb sind. Die beiden LEDs verbrauchen je etwa 11 mA und das
Relais 17 mA und der Strom über R1 etwa 6 mA. Das ergibt ein Strom von
knapp unter 50 mA. Für die Rippelspannung über C2 gilt die Faustregel:
~2000 µF bei 3 Vpp und 1 A
Bei einem maximalen Strom von 50 mA und einer gewählten Rippelspannung
von etwa 1.5 Vpp ergibt das für C2 eine Kapazität von 220 µF. Für eine
exakte Berechnung von C2 müsste man auch den Innenwiderstand des Trafo
berücksichtigen. Das ist hier allerdings übertrieben. Wer's trotzdem
genau wissen will, schlage nach im Buch
HALBLEITER-SCHALTUNGSTECHNIK von Tietze/Schenk im Kapitel
"Stromversorgung". Es empfiehlt sich ein leistungsarmes Printrelais mit
einer Betriebsspannung von 12 VDC und einer Verlustleistung von 0.2 W
einzusetzen. Solche Relais schalten ohne weiteres viele Ampere, mehr als
genug für diese Anwendung. Da die Betriebsspannung rund 15 VDC beträgt
wird dem Relais den Widerstand R7 vorgeschaltet, der die geforderte
Relaisspannung einhält.
Dies beschreibt den Zustand wenn der Router eingeschaltet ist, also das
AC-Netzteil nahezu mit Nennleistung arbeitet. Vorher während der
Verzögerungszeit ist das Relais REL und der Router noch ausgschaltet.
Der Trafo arbeitet fast im Leerlauf. Es ist nur die Elektronik mit IC:A
mit der stabilisierenden Z-Diode und die rote LED LED1 für die
Betriebsanzeige des ROUTER-DELAY aktiv. Diese LED erhält jetzt einen
höheren Strom von etwa 15 mA statt 11 mA, weil die Betriebsspannung etwa
20 VDC beträgt. Nach Ablauf der Verzögerungszeit schaltet REL und die
grüne LED LED2 ein. Weil dadurch der Router gespiesen wird, sinkt die
Trafosekundärwicklung auf die Nennspannung und die Betriebsspannung der
Schaltung in Bild 3 fällt von etwa 20 VDC auf etwa 15 VDC. Das Relais
wird also praktisch sofort mit der Nennspannung von 12 VDC betrieben und
die beiden LEDs leuchten ebenfalls etwas dunkler also zuvor LED1, die
alleine leuchtete. Die Verlustleistung über R7 beträgt nur 50 mW.
Was passiert jedoch wenn der Router am Ausgang des ROUTER-DELAY nicht
angeschlossen ist? Dann beträgt die Betriebsspannung der Schaltung
praktisch 20 VDC, der Spannungsabfall über R7 ist 4 VDC statt 3 VDC (90
mW statt 50 mW) und die Relaisspannung beträgt 16 VDC statt 12 VDC (0.35
W statt 0.2 W). Das Relais wird zwar spürbar wärmer, dürfte aber kaum
einen Schaden erleiden. Je nach Relaistyp ist es aber leicht möglich die
Verlustleistung durch das Erhöhen von R7 zu senken, weil die
Anzugsspannung stets einiges unterhalb der Nennspannung liegt. Dazu muss
man das Relais-Datenblatt lesen. Hier ein passendes Relais das
Distrelec im Programm hat. Es ist ein SCHRACK-Relais:
- Distrelec Art.: 400728 (Juni-2014)
- SCHRACK-Datenblatt zum selben SCHRACK-Relais (Juni-2014)
Printlayout zur Verzögerungsschaltung mit CD4541B für den DC-Betrieb
Dies ist das Printlayout zur Schaltung von Bild 2. Dieses Printlayout,
realisiert mit
Sprint-Layout 6.0 (Juni-2014),
steht dem ELKO-Leser zur Verfügung. Um die exakten Masse auf einer
Klarsicht-Folie mittels Drucker zu reproduzieren, muss man sich
SPRINT_ROUTERDELAY.ZIP
herunterladen.
Diese ZIP-Datei beinhaltet folgende Dateien: viewlayout50.exe ist
der Viewer von SPRINT-5.0, der gratis ist, und ein massstabgerechter
Ausdruck des Printlayouts auf eine durchsichtige Folie, zur eigenen
fotochemischen Herstellung eines Printes, erlaubt. Mit diesem Viewer
ladet man router_delay.lay. Der Viewer arbeitet unter
verschiedenen Windows-Versionen. Man beachte die Angaben des Herstellers
Abacom.
Kleine Korrektur: Bei R1 steht im Print-Layout 390 Ohm. Das
funktioniert ebenso problemlos. Ich habe den Wert später trotzdem auf
560 Ohm erhöht, wie dies die Schaltung in Bild 2 zeigt, weil der
Z-Strom von etwa 4.5 mA längst ausreicht.
Keine Bauteilliste: Eine Bauteilliste existiert nicht, da ich
dies für private Bauprojekte eben auch nur selten benötige.
Montagekritische Bauteile gibt es nicht. Durch Ausmessen der Bauteile
durch die Wiedergabe von router_delay.lay mit
viewlayout50.exe ist es nicht schwierig die Bauteile in den
gängigen Elektronik-Katalogen zu evaluieren.
Anpassungen an ein neues Modem
Eines Tages funktionierte mein Modem EPC-2203 von CISCO nicht mehr
richtig. Ich meldete dies der CableCom und sie testeten dieses Modem
online. Sie stellten einen Fehler fest und dieses Modem wurde durch ein
neues EVM-3230 von UBEE ausgetauscht. Das ging rasch und problemlos.
Allerdings stellte ich beim neuen Modem EVM-3230 fest, dass es nicht
mehr so gut funktionierte, wenn man es z.B. während der Nacht wegen
Nichtgebrauchs ausschaltete. Die Zeit bis zur definitiven Bereitschaft
dauert nach dem Wiedereinschalten oft wesentlich länger als die LED
READY signalisiert. Eine Anfrage bei CableCom zu diesem Problem
ergab, dass man schon abschalten kann, wenn man dieses Modem nicht
benötigt, aber es sei halt für den Dauereinsatz konzipiert. Was das
technisch genau heisst, konnte man mir nicht sagen. Ich erwähne dies
hier so ausführlich, weil vielleicht ein Leser dieses
Elektronik-Minikurses die selbe oder ähnliche Erfahrung machte. In
diesem Fall wäre ich einem kurzen
Mailwechsel
sehr interessiert.
Aus diesem Grund habe ich eine Anpassung der ROUTER-DELAY-Schaltung
(Bild 2) vorgenommen. Ich habe den Bereich der Verzögerungszeit, durch
die Verdopplung der Kapazität C2, verdoppelt. Mit einer
Schnell-Einschaltung des Routers mittels Kippschalter kann man die
Verzögerungszeit umgehen. Das eignet sich speziell für Tests. Und durch
eine Abschaltung nur des Routers mit einem Taster, den man mit einem
längeren Kabel an einen passenden Ort, montiert in einem kleinen Gehüse,
anbringen kann, lässt sich der Router bequem ein- und ausschalten. Das
Modem bleibt so eingeschaltet. Jedoch wird durch den inaktiven Router
das Powerline sicher in den Standby-Modus versetzt. Der zusätzliche
Aufwand ist relativ gering. Man kommt ohne grosse Änderung des
Printlayouts aus.
Man muss die Leiterbahn zwischen C2 (CT) und R4/R5 unterbrechen (Bild
2). Dann lötet man an die Stelle der unterbrochenen Leiterbahn einen
kleinen Keramik-Kondensator (kann auch SMD sein) mit einer Kapazität von
100 pF. Betrachte jetzt wieder Bild 4. Dieser Kondensator ist C4. Zu C2
lötet man parallel C3 mit dem selben Wert, um die Verzögerungszeiten zu
verdoppeln. Man kann auch C2 mit einem Wert der doppelten Kapazität
tauschen. Es müssen dann 220 nF sein. So genau muss das nicht sein. Wenn
der Schalter S1 geschlossen ist, ist die Verzögerung aktiv, entsprechend
der Einstellung am Trimmpotmeter P1. C4 ist kurzgeschlossen. Ist der
Schalter S1 offen, ist die Verzoögerungszeit deaktiviert und der Router
wird sofort mit dem Einschalten des Modems aktiv. Das macht dann Sinn,
wenn man die Einschaltverzögerung des Router manuell vornehmen will am
Hauptschalter des Routers oder an dessen DC-Steckbuchse. In Wirklichkeit
wird die Verzöegerungszeit nicht deaktiviert. Sie wird sogar massiv
beschleunigt, so sehr dass es nicht bis kaum auffällt, je nach
Einstellung von P1. Dies wird erreicht bei offenem S1 wenn nur noch die
rund 2000 mal kleinere Kapazität von C4 als Timer-Kapazität wirkt.
Die Ein- und Ausschaltung des Routers erfolgt mit einem Druckschalter S2
der einen Arbeits- und einen Ruhekontakt besitzt. Der Ruhekontakt (offen
im ON-Zustand) ist angeschlossen am Gate des MOSFET T und GND. Bei
offenem Ruhekontakt ist der MOSFET T leitend und der Router
eingeschaltet, falls der Ausgang Q (Pin 8) des IC:A auf HIGH liegt. Bei
geschlossenem Ruhekontakt ist der Router ausgeschaltet, weil das
MOSFET-Gate kurzgeschlossen mit dem Ruhekontakt an GND liegt und deshalb
den MOSFET T sperrt. Der Arbeitskontakt von S2 bringt die gelbe LED LED3
zum Leuchten, wenn der Router durch die Verzögerungsschaltung
eingeschaltet werden kann. Man kann auf die gelbe LED LED3 verzichten
und einen einpoligen beliebigen Kipp-Schalter benutzen. Man benötigt den
Ruhe- und nicht den Arbeitskontakt. Dieser Schalter S2 hat eine typische
Enable-Funktion, weil er erlaubt das Einschalten des Routers wenn die
Verzögerungszeit des ROUTER-DELAY abgelaufen ist.
Neu dazu gekommen ist der Elko C5 mit 470 µF. Er stützt die
Betriebsspannung für sehr kurze Ausfälle der 230VAC-Netzspannung.
Heutzutage sind meist hochmoderne geschaltete Steckernetzteile mit hohem
Wirkungsgrad im Einsatz. Weil dabei relativ hohe Frequenzen am
Spannungsausgang geglättet werden, kommen Kondensatoren mit relativ
niedrigen Kapazitäten zum Einsatz. Dies hat leider den Nachteil, dass
schon bei einem sehr kurzen Unterbruch die Betriebsspannung für die
angschlossenen Geräte ausfällt. C5 verbessert diese Situation immerhin
um einige Zehntelsekunden. Man muss allerdings aufpassen, nicht jeder
Schaltregler kann mit zusätzlichen hohen Kapazitäten umgehen. Es gibt
solche die zum langsamen Oszillieren (Pumpen) neigen. Ich habe dies mal
bei einigen solchen Steckernetzteilen ausprobiert. Die kritische
Kapazität lag jeweils über 1000 µF.