Langzeit-Timer-Schaltungen mit den
Frequenzteilern CD4020B und CD4040B
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die asynchronen Zähler und Frequenzteiler CD4020B und CD4040B
- Was heisst asynchron?
- Frequenzteilung und der mathematische Zusammenhang
- Variabler Timer: 1 bis 10 Minuten
- Variabler Timer: 1 bis 10 Stunden
- Netzfrequenzsynchonisierter Fixzeit-Timer
- Krumme Frequenzteilung, aber ganz einfach
- Frequenzmultiplier mit PLL
Einleitung
Nachdem andere Elektronik-Minikurse zeigen, wie man mit Hilfe
grosser Widerstände und grossen Kapazitäten einfache Timerschaltungen
(1) (2)
(3)realisieren kann und dass es dabei zum
Nachteil sehr schwierig ist genaue und reproduzierbare Zeiten zu
erzeugen, wenden wir uns hier einer eleganteren, jedoch etwas
aufwändigeren Methode mit digitaler Schaltungstechnik zu.
Wir benutzen als Zeitbasis einen Taktoszillator mit einer variablen oder
festen Frequenz und wir teilen diese auf kleine Werte um sehr grosse
Zeiten bzw. sehr niedrige Frequenzen zu erzeugen. Damit ist es möglich
zeitbestimmende Widerstände und Kondensatoren mit kleinen Werten zu
verwenden und damit verbessern sich Genauigkeit und Reproduzierbarkeit.
Es wird auch eine Festzeitmethode gezeigt, bei der die Frequenz der
230-VAC-Netzspannung als Zeitbasis dient. Damit ist die
Reproduzierbarkeit besonders hoch. Am Schluss wird noch die Verwendung
des Frequenzteilers in einem PLL-Frequenzmultiplier angedeutet.
Angedeutet, weil genau auf das PLL-Prinzip hier einzugehen, würde den
Rahmen dieses Elektronik-Minikurses sprengen.
Während dieses Kurses soll speziell auf die Eigenschaften der
asynchronen Zähler/Frequenzteiler CD4020B (MC14020B) und CD4040B
(MC14040B) eingegangen werden. Man lernt etwas über die Kriterien und
die Grenzen dieser einfachen aber vielseitig verwendbaren asynchronen
Zähler/Frequenzteiler. Dazu ist es vorteilhaft, wenn der Leser etwas
Grundlagenwissen über sequentielle digitale Schaltungen mitbringt. Er
sollte nicht nur wissen was ein Flipflop ist. Er sollte wissen was ein
Toggel-Flipflop ist und dass diese aus D- oder JK-Flipflops realisiert
werden können. Zusammenfassend: Man sollte sich in den verschiedenen
Flipfloparten etwas auskennen. Dass sich dazu die Grundlagen im
Elektronik-Kompendium
geradezu anbieten, weiss der Kenner dieser Webseite. Dazu linkt man sich
am besten gleich in die folgende Seite von Patrick Schnabel, welche
weitere Links zu allen Flip-Flop-Arten enthält:
Die asynchronen Zähler und Frequenzteiler CD4020B und CD4040B
Asynchrone Zähler bzw. Frequenzteiler bestehen aus einzelnen Toggle-Flipflops (T-Flipflop), die hintereinandergeschaltet sind. Das Taktsignal CLK steuert das erste T-Flipflop, dessen Ausgang steuert das zweite, etc. Bild 1 zeigt die beiden hier diskutierten CD4020B und CD4040B. In Bild 1 sind auch MC14020B und MC14040B erwähnt. Diese sind elektrisch- und anschlusskompatibel zu den andern. Während die CD4xxx-Familie ein Produkt von National-Semiconductor ist, war die MC14xxx-Familie ein Produkt von Motorola. Die Firma ON-Semiconductor hat später diese Motorola-Produkte übernommen. Im weiteren werde ich einfachheitshalber nur noch die CD4xxx-Familie nennen.
Bild 1 illustriert den wichtigsten Unterschied dieser beiden asynchronen Zähler. Der CD4020B hat den Ausgang Q1 mit der halben Taktfrequenz. Q2 und Q3 gibt es nicht. Q4 teilt die Taktfrequenz durch 16, das heisst durch 24. Die höchste Teilung liegt bei 214, was einem Wert von 16384 entspricht. Eine Taktperiode am Eingang CLK von 1 Sekunde erzeugt an Q14 eine von 16384 Sekunden, was 4 Stunden 33 Minuten und 4 Sekunden entspricht. Rechts in Bild 1 zeigt die Tabelle indirekt die Frequenzteilungswerte am Beispiel eines 1Hz-Taktsignales am Eingang CLK. Indirekt, weil die Periode angeben ist. Diese Tabelle umfasst beide ICs, denn die Frequenzteilerwerte von 22 und 23 gibt es nur beim CD4040B. Dafür gibt es bei diesem IC die Werte 213 und 214 nicht. Diesen Kompromiss gingen die Entwickler damals ein, um beide Zähler je auf ein maximal 16pin-DIL-Gehäuse zu begrenzen. Daher nahm man bei der Herstellung lieber gleich zwei ICs in Kauf. Der Schaltungsentwickler kann sich entscheiden, je nachdem ob er eine hohe oder niedrige Frequenzteilung benötigt.
Was heisst asynchron?
Bild 2 zeigt das Eingangstaktsignal CLK und die drei
Ausgangslogiksignale Q1 bis Q3. Die drei T-Flipflops sind direkt
hintereinander geschaltet. Das Q-Ausgangssignal steuert als Taktsignal
jeweils den nachfolgenden /T-Eingang. /T deutet darauf hin, dass die
T-Flipflops fallende Flanke triggerbar sind. Dies illustriert das
Impulsdiagramm im oberen Bildteil. Die Pfeile zeigen die fallenden
Flanken welche das nachfolgende T-Flipflop umschaltet.
Wenn mit relativ niedriger Taktfrequenz gearbeitet wird und man schaut
sich dieses Diagramm mit einem vierkanaligen Oszilloskopen an, glaubt
man, dass es zwischen der fallenden Flanke am /T-Eingang und der Flanke
am Q-Ausgang eines der T-Flipflops keine Zeitverzögerung gibt. Erhöht
man jedoch die Taktfrequenz drastisch z.B. auf 1 MHz oder mehr und man
reduziert entsprechend die Time/Division-Einstellung am Oszilloskopen,
sieht man sehr schön, dass zwischen Taktsignal CLK und dem Q1-Ausgang,
sowie zwischen irgend einem Q- und einem nächsten Q-Ausgang eine
Zeitverzögerung vorliegt. Man nennt diese die
Interstage-Propagation-Delay-Time (Tp).
Die totale Tp summiert sich dabei von T-Flipflop zu T-Flipflop. Bei
einer Betriebsspannung von 10 VDC beträgt die Tp zwischen CLK und Q3
drei Mal 60 ns, also 180 ns. Verwenden wir für eine Schaltung den
CD4020B, beträgt die Tp zwischen CLK und Q14 840 ns. Je nachdem was man
mit den Ausgängen eines solchen asynchronen Zählers unternimmt, kann
dies problematisch werden. Verwendet man die Q-Ausgänge als parallele
Daten und sie werden nach dem Taktimpuls am CLK-Eingang zu früh gelesen
(READOUT A), sind die Werte falsch und es entstehen zwangsläufig Fehler
in der weiteren Datenverarbeitung. Erfolgt die Auslesung verzögert
gemäss READOUT B, ist der Datenwert korrekt. Um diesem Problem
grundsätzlich auszuweichen, gibt es allerdings auch synchrone
Zähler-ICs. Synchron heisst nichts anderes, dass die Zustände aller
Flipflops simultan mit dem Taktsignal ändern. Synchrone Zähler werden
uns hier aber nicht weiter beschäftigen. Eine detaillierte Beschreibung
des Aufbaus von Synchronzählern findet man im Buch
Halbleiter-Schaltungstechnik von U.Tietze und Ch. Schenk im
Kapitel Schaltwerke (Sequentielle Logik).
Frequenzteilung und der mathematische Zusammenhang
Das T-Flipflop kann man sich als JK-Flipflop vorstellen, wobei die
beiden Eingänge J und K auf logisch HIGH gesetzt sind. Man kann es sich
aber auch als D-Flipflop vorstellen, wobei der D-Eingang mit /Q
verbunden sein muss. Dadurch ändert sich nach jedem Umschalten des
Flipflop auch sein D-Eingang, womit das T-Flipflop, bzw. der
1:2-Frequenzteiler, realisiert ist.
Der in Bild 3 abgebildete Asynchronzähler mit n Bits (Q1 bix Qn) zeigt mit
den Logikdiagrammen und der Formel den mathematischen Zusammenhang, der
nachfolgend wichtig ist. Es fällt auf, dass mit T die
LOW-Pegel-Zeitdauer und nicht etwa die Periode eines beliebigen
Q-Ausganges gemeint ist. Die gilt aber ebenso für die
HIGH-Pegel-Zeitdauer. Diese Betrachtung deshalb, weil uns für die
folgenden Timerschaltungen die Einschaltdauer und dies entspricht dem
ersten LOW-Pegel, interessiert. Daher wird im Nenner in der Gleichung T
mit 2 multipliziert. Wenn wir am Q14-Ausgang eine exakte (erste)
LOW-Pegel-Zeitdauer von 100 Sekunden erwarten, brauchen wir am
CLK-Eingang eine Taktfrequenz von 81.92 Hz.
Variabler Timer: 1 bis 10 Minuten
Vorwegnahme
Man kann sehr grosse und sehr genaue Timerschaltungen realisieren, wenn ein Quarzoszillator als Zeitreferenz arbeitet und eine digital programmierbare abwärtszählende Zählerschaltung in einem PLL-System verwendet wird. Die Einstellgenauigkeit wird durch die Anzahl Digits bestimmt. Da dieser Elektronik-Minikurs jedoch die Fortsetzung der vorangehenden RC-Timerschaltungen (1) (2) (3) ist, wird diese Methode hier nicht thematisiert. Ob man eine solche voll digitalisierte Schaltung der jetzt folgenden vorzieht, kommt ganz auf die Anwendung an. Dazu kommt, dass die hier vorliegenden Schaltungen auch etwas an Tricks für Elektronik-Anfänger bieten, welche auch in ganz anderen Schaltungen angewendet werden können. Man beachte dazu die Schaltungen mit den NOR-Gates.
Die Funktionsweise der Schaltung
Sie besteht aus aus einem variabel einstellbaren Taktgenerator,
realisiert mit einem LMC555 oder TLC555 (IC:A), einem Zählerbaustein des
Typs CD4020B (IC:B) als Frequenzteiler, einem vierfach
2-Input-NOR-Gatter des Typs CD4001B (IC:C) und einer Relaisschaltung um
elektrische Leistung im 230-VAC-Bereich zu schalten.
Die Oszillatorschaltung braucht nicht weiter erörtert werden. Mehr dazu
findet man in:
Beginnen wir Schritt für Schritt mit der Arbeitsweise der Schaltung
in Bild 4. Wenn der Timer an die Betriebsspannung +Ub geschaltet wird,
ist C5 erst einmal entladen. Solange ist der NOR-Eingang Pin 12 von
IC:C1 auf logisch HIGH gesetzt. Dies solange bis C5 durch R7 auf etwas
mehr als Ub/2 aufgeladen ist. Während diesem Vorgang ist der andere Eingang Pin 13
wirkungslos, denn ein einziger HIGH-Eingang an einem NOR-Gatter
dominiert den Ausgangszustand. IC:C2 arbeitet bloss als Inverter. Er
invertiert LOW am Ausgang des IC:C1 zu HIGH und führt dies zu Pin 5 von
IC:C3. IC:C3,C4 bilden ein RS-Flipflop, welches auf positive Logigpegel
reagiert. Durch den HIGH-Pegel an Pin 5 wird beim Einschalten von +Ub
dieses RS-Flipflop sogleich zurückgesetzt. Ausgang Pin 4 von IC:C3
bleibt auf logisch LOW, Transistor T ist offen, das Relais stromlos und
sein Kontakt offen. Der Oszillator IC:A oszilliert hierbei und der
Zähler IC:B zählt, wobei dies jedoch keinen Einfluss auf den Ruhezustand
des Timers hat.
Nochmals zur automatischen Resetfunktion beim Einschalten von +Ub. C5
wird durch R7 mit der Zeitkonstante von einer Sekunde geladen. Man kann
diese Zeitkonstante selbstverständlich kürzer wählen. Es kommt ganz
darauf an wie schnell beim Einschalten +Ub ansteigt. Wozu braucht es D2
und R5? Wenn +Ub nur kurz unterbrochen wird, würde ohne R5 und D2 C5
sich nur ebenso langsam durch R7 entladen wie C5 durch diesen aufgeladen
wird. Nach einem sehr kurzen Spannungsunterbruch, könnte die
automatische Resetfunktion daher gar nicht richtig arbeiten. Bei einem
sehr kurzen Unterbruch von +Ub, d.h. wenn +Ub niedriger wird als die
Spannung an C5 minus eine Silizium-Dioden-Durchflussspannung von typisch
0.65 V, entladet sich C5 über D2 und R5 sehr schnell, weil R5 100 mal
niederohmiger ist als R7. Ist der Unterbruch so kurz, dass trotz
Spannungsabfall von +Ub die Betriebsfunktion der Schaltung aufrecht
erhalten bleibt, gibt es eventuell keinen automatischen Reset und die
Timerfunktion arbeitet normal weiter. Dies ist dann der Fall, wenn bei
Wiedereinschalten von +Ub die Spannung an C5 noch mehr als halb so gross
ist wie +Ub.
Wir drücken nun auf die START-Taste. Das C1R2-Differenzierglied erzeugt
einen kurzen Impuls. Dieser zeigt sich in einer steilen ansteigenden Flanke
und einem anschliessenden exponentiellen Spannungsabfall, entsprechend
der Aufladung von C1 durch R2. Die Zeitkonstante liegt bei 10 ms. Mit
diesem Impuls wird das RS-Flipflop gesetzt, der Frequenzteiler IC:B wird
zurückgesetzt und er beginnt von Null an zu zählen. Pin 4 von IC:C3 geht
durch das Setzen des RS-Flipflop auf HIGH, Transistor T leitet und das
Relais zieht an. Wenn der Ausgang Q14 auf HIGH geht, ist die
Timerfunktion beendet. Dadurch wird Pin 13 von IC:C1 logisch HIGH, was
das selbe bedeutet wie wenn Pin 12 (automatische Resetfunktion) auf HIGH
schaltet. Das RS-Flipflop wird zurückgesetzt und der Relaiskontakt
öffnet.
Wozu braucht es jetzt aber D3 und R6? Ganz einfach. Es könnte ja sein,
dass man eine lange Zeitdauer vorzeitig beenden möchte. Dazu genügt ein
Druck auf die STOP-Taste. Diese Taste bildet zusammen mit dem
Q14-Ausgang und der Diode eine passive ODER-Funktion: Entweder liefert
Q14 oder die STOP-Taste ein HIGH-Signal. R6 wirkt als
Pulldownwiderstand. Er definiert am Eingang von Pin 13 einen logischen
LOW-Pegel, wenn die STOP-Taste nicht gedrückt und Q14 auf LOW ist und
deshalb D3 sperrt.
Jetzt zurück zur Startschaltung. Wenn die START-Taste losgelassen wird,
soll sich C1 rasch entladen. Dies geschieht mit D1 und R1. Da bei diesem
Entladevorgang die Spannung am Reseteingang des IC:B auf etwa -0.65 VDC
sinkt, begrenzt R3 zusätzlich den Strom, damit die IC-internen
Schutzdioden (IC:B und IC:C4) möglichst nicht belastet werden. Nun kann
man sich fragen, ob es denn überhaupt diese relativ aufwändige
Startschaltung braucht. Jein. Bei diesen langen Timerzeiten eigentlich
nicht. Baut man sich jedoch eine Timerschaltung für den Sekunden- bis
10-Sekundenbereich, dann schon, weil sonst im Verhältnis zur Timerzeit
zu lange der Frequenzteilerstart verzögert wird. Die vereinfachte
Startschaltung in Bild 5 darf man also getrost auch hier in Bild 4
anwenden, wenn grosse Zeiten zur Anwendung kommen.
Einfacher und wirksamer Trick: Der aufmerksame Leser grübelt
jetzt noch über das R8C6-Glied in dem einen Rückkopplungspfad des
RS-Flipflop und fragt sich wozu? Ganz einfach, es ist ein
Tiefpassfilter, das dafür sorgt, dass dieses RS-Flipflop nicht jeder
Laune der elektromagnetischen Umwelt folgt. Allzuleicht kann es
geschehen, dass ein Störimpuls, der von aussen über das Netzteil in die
Schaltung hereinkommt, ohne dieses Tiefpassfilter, eine Fehltriggerung
auslöst. Dies hätte dann zur Folge, dass das Relais unwillentlich
anzieht oder abfällt. Die Störimunisierung besteht hier aus der
Verlangsamung des RS-Flipflop durch ein passives RC-Tiefpassfilter. Ein
einfacher und wirksamer Trick! Wer an dieser Stelle sich genauer
informieren will, empfehle ich den folgenden Elektronik-Minikurs:
Die Dimensionierung der Schaltung
Zur Berechnung der Taktfrequenz gilt die Gleichung in Bild 3. Es gilt
auch hier, dass nur die halbe Periode des Q-Ausgangssignales
interessiert. Mit dem Set-Signal durch die START-Taste, werden alle
Q-Ausgänge des 14Bit-Zählers IC:B auf LOW gesetzt. Wenn das Logiksignal
am gewünschten Q-Ausgang auf HIGH geht, ist die halbe Periode dieses
Ausganges zuende und damit auch die Timerzeit.
Wenn wir also wissen, wie gross die Taktfrequenz oder der
Taktfrequenzbereich am CLK-Eingang des 14-Bit-Zählers IC:B sein muss,
können wir die Dimensionierung des LMC555-Oszillators vornehmen. Bei
einer einstellbaren Zeitdauer von 1 bis 10 Minuten resultiert mit der
Formel in Bild 3 ein Taktfrequenzbereich von 13.65 Hz bis 136.5 Hz. Dazu
müssen wir die Formel in Bild 4 anwenden und R4, P und C4 berechnen.
Ein Wink mit dem Zaunpfahl für ehemalige ATARIaner, welche z.B. auf ihrem Mac-OSX, Linux-PC oder Windows-PC ein ATARI-ST-Emulator mit einer TOS-1.04- oder TOS-2.06-Imagedatei benutzen. Es gibt in meiner Elektronikprogrammsammlung ein Programm das sich ausschliesslich mit der Dimensionierung des 555-Timer beschäftigt. Diese Programme aus meiner "Küche" kann man inklusive aller Quelltexte herunterladen. Mehr dazu erfährt man in:
Variabler Timer 1 bis 10 Stunden
Bild 5 unterscheidet sich von Bild 4 dadurch, dass mit IC:C ein zweiter Frequenzteiler im Einsatz ist. Anstelle durch 214 wird hier die Taktfreuqenz durch 226 geteilt. Da man mit sehr langen Zeiten arbeitet, ist es natürlich sinnvoll das maximale Teilerverhältnis zu wählen, also 214 beim ersten und 212 beim zweiten Frequenzteiler-IC. Die Taktfrequenz wird in dieser Schaltung trotzdem höher als in der von Bild 4. Das ist günstig. Man braucht kleinere Kapazitätswerte, die es in kleineren Gehäusen gibt und es gibt auch solche mit geringeren Temperaturkoeffizienten, was sich positiv auf die Reproduzierbarkeit der einmal eingestellten Zeit auswirkt.
Netzfrequenzsynchonisierter Fixzeit-Timer
Diesen einfachen Langzeittimer mit fest einstellbaren Zeitwerten baute
ich vor langer Zeit als Sleeptimer für ein beliebiges Radio. Für diesen
Zweck genügt es lange Fixwertzeiten einstellen zu können. Die
Genauigkeit der Zeitreproduzierbarkeit spielt für diesen Zweck keine
Rolle. Aber warum extra einen Oszillator bauen, wenn sich doch gleich
die Netzfrequenz anbietet, dachte ich mir. Grundsätzlich geht es hier um
den selben Timeraufbau wie in Bild 5. Ebenso wird hier mit einem
Resetimpuls die als Frequenzteiler verwendeten Zähler-IC IC:B und IC:C
zurückgesetzt und mit dem gleichzeitigen Setzen des RS-Flipflop den
Timer gestartet. Mit dem verwendeten Q-Ausgang des Frequenzteilers IC:C
wird bei seiner Umschaltung von LOW- auf HIGH-Pegel die Timerfunktion
wieder beendet. Allerdings gibt es hier einen feinen Unterschied...
Die START-Taste DT1 benötigt einen Arbeits- (DT1.1) und einen Ruhekontakt
(DT1.2). Diese beiden Kontakte müssen in der Lage sein sauber zwischen
dem 230-VAC- und dem Niederspannungsteil zu isolieren. Es gibt einfache
kleine zweipolige Kipp- und Drucktaster mit einer Isolationsfestigkeit
von 500 bis 1000 VAC. Wenn der Niederspannungsteil
unberührbar ist, genügt dies, sonst muss man darauf achten, dass eine
Isolationsfestigkeit von 2000 VAC und eine Kriechstrecke von mindestens
4 mm eingehalten werden! Wichtig ist auch, dass der
Arbeitskontakt für 230-VAC schaltfähig ist. Der Schaltstrom richtet sich
nach dem Verbraucher (Radio). Es gibt Leuchttaster mit einem
Arbeits- und einem Ruhekontakt und einem kleinen Lämpchen mit
Anschlussstiften. Dieses kann man leicht entfernen und durch eine helle
LED mit Vorwiderstand R1 ersetzen. Darum die punktierte Linie zwischen
DT1.1, LED1 und DT1.2. DT bedeutet Drucktaste.
Doch nun zur Arbeitsweise der Schaltung. Wird die Schaltung in Bild 6
ans 230VAC-Netz geschaltet, bleibt sie noch stromlos. Erst durch Druck
auf die START-Taste DT1 schliesst dessen Arbeitskontakt DT1.1. Das
Netzteil, bestehend aus Trafo, Gleichrichtung, Glättung und
Spannungsregelung, speist die Schaltung. Die gleichzeitige Öffnung des
Ruhekontaktes DT1.2 setzt die Reseteingänge der beiden Zähler-ICs wegen
dem Pullupwiderstand R3 auf logisch HIGH, wodurch diese Zähler in den
Resetzustand versetzt werden. Der selbe HIGH-Pegel setzt das RS-Flipflop
(IC:A1,A2), MOSFET T1 leitet, Relais Rel zieht an und sein
Arbeitskontakt rel schliesst DT1.1 kurz. Damit bleibt nach kurzem Druck
auf die START-Taste die Schaltung in Betrieb. Nach Ablauf der
eingestellten Timerzeit (11, 22, 44, 88 Minuten oder unendlich) wird das
RS-Flipflop durch den mit dem zweipoligen Drehschalter aktivierten
Q-Ausgang zurückgesetzt, Relais Rel schaltet aus, sein Arbeitskontakt
rel unterbricht den 230-VAC-Primärkreis, das Netzteil wird abgeschaltet
und der Timer ist wieder stromlos. Die Timerzeit kann durch Druck auf
die STOP-Taste DT2 auch frühzeitig beendet werden.
Diese Schaltung enthält noch eine Extrafunktion, auf die man natürlich
auch verzichten kann, womit dann eine Schalterebene des Drehschalters
entfällt. Jeweils um einen Q-Wert zurückversetzt, steuert der Q-Ausgang
über ebenfalls eine MOSFET-Schaltstufe eine LED mit der Bezeichnung
HALBZEIT. Diese leuchtet auf wenn die halbe Timerzeit abgelaufen ist.
Das macht z.B. Sinn wenn die Schaltung als Sleeptimer verwendet wird.
Ist man noch nicht müde genug und es fällt einem im Dunkel auf, dass
plötzlich die HALBZEIT-LED aufleuchtet, kann man sich überlegen ob man
die Timerfunktion nicht lieber noch einmal starten möchte. Dies geht,
ohne dass die Schaltung erst stromlos werden muss. Man drückt einfach
auf die START-Taste DT1, die beiden Zähler-IC werden zurückgesetzt und
die eingestellte Zeit beginnt von Neuem. Diese Neustartfunktion gilt
natürlich ebenso in den Schaltungen von Bild 4 und 5. Man nennt dies
auch eine Retriggerfunktion.
Krumme Frequenzteilung, aber ganz einfach
Wenn man die Frequenz um einen fixen Wert teilen muss, geht dies mit
einem der nun bekannten asynchronen Zähler-ICs CD4040B oder CD4020B mit
ebenso geringem Aufwand. Das einzige was man zusätzlich benötigt, ist
ein UND-Gatter, das die für einen bestimmten Teilungsfaktor notwendigen
Q-Ausgänge logisch UND-verknüpft und auf den Reseteingang des Zähler-ICs
führt.
Um eine Frequenz von 50 Hz auf einen Einsekundentakt herunterzuteilen,
UND-verknüpft man Q2, Q5 und Q6. Es werden dabei die Teilerwerte 2, 16
und 32 addiert. Erst beim 50.ten Takt am Eingang des IC:A sind alle drei
Q-Ausgänge auf logisch HIGH und es erfolgt ein Reset. Da es sich bei der
verwendeten UND-Verknüpfung um ein NAND-Gatter handelt, muss dessen
Ausgangssignal invertiert werden. Hier mit einem zweiten NAND-Gatter des
selben IC CD4023B oder 14023B.
Dem aufmerksamen Leser fällt auf, dass der Teilerfaktor 2 beim Ausgang
Q2 und nicht beim Ausgang Q1 liegt. Das selbe gilt für die andern
Q-Ausgänge ebenso. Jeder Q-Ausgang ist um einen Bitwert nach oben
verschoben und die addierten Werte dieser Teilerfaktoren bilden den
Summenteilerfaktor. Woher kommt das? Wir betrachten den Fall, dass Q1
mit R (Reset) direkt verbunden ist. Man sollte meinen, dass dadurch eine
Frequenzteilung durch 2 erfolgt. Stimmt aber nicht, die Frequenz des
Takteinganges wird bloss durch 1 geteilt: Im ersten Augenblick liegt Q1
auf LOW. Mit dem folgenden Takt setzt Q1 auf HIGH. Dies setzt aber über
den Reset-Eingang R alle Flipflop des CD4040 sofort zurück und am
Q1-Ausgang ist LOW. Der HIGH-Zustand dauert nur gerade so lange, wie
dies die Laufzeitverzögerung vom Augenblick der LOW/HIGH-Flanke an Q1
bis zum Reset zulässt und das sind bestellenfalls etwa 100 ns. Daraus
folgt, dass mit jedem Taktsignal am Eingang der selbe passiert und so
teilt Q1 die Taktfrequenz nicht durch 2 sondern durch 1. Für die andern
Ausgänge hat dies zur Folge, dass im Falle der (AND-verknüpften)
Reset-Rückkopplung der Teilerkfaktor um einen Faktor 2 reduziert wird,
oder anders gesagt, die Rückkopplungsanschlüsse müssen stets um ein Bit
nach oben verschoben werden.
Wenn die drei Q-Ausgänge auf logisch HIGH gehen und es gäbe das
R2C2-Glied nicht, wäre der 1Hz-Impuls extrem kurz. Dieser würde sich aus
den Laufzeiten des Takteinganges zu den Q-Ausgängen (asynchron) und aus
den Laufzeiten der beiden NAND-Gatter ergeben. Die Grösserodnung liegt
irgendwo im 100ns-Bereich. Wenn man damit eine weitere Schaltung
ansteuern möchte kann dies eventuell problematisch werden. Das
R2C2-Glied verzögert den Reset auf etwa 10 µs. Dadurch erscheint auch ein
Ausgangsimupls von ebenfalls etwa 10 µs. Man sollte sich allerdings
davor hüten diese Verzögerung zu gross zu wählen. Keinesfalls etwa im
Milli- oder sogar im Sekundenbereich. Grund ist einfach der, dass auf
den Reseteingang keine Schmitt-Triggerfunktion folgt. Dies kann zu
Problemen führen. Ganz anders beim Takteingang. Auf diesen folgt eine
Schmitt-Triggerfunktion. Davon gleich mehr. Um diese Details zu
erkennen, konsultiere man das Datenblatt zu diesen Zähler-Bausteinen.
Dazu kommt noch, dass die Verzögerungszeit, erzeugt mit R2 und C2, immer
kleiner als die Taktperiode an CLK sein muss, weil die
Eingangstaktfrequenz sonst nicht richtig geteilt wird.
Wie bereits angedeutet, hat der Takteingang eine
Schmitt-Triggerfunktion. Dies erlaubt auch langsam ansteigende und
abfallende Spannungen zu verarbeiten. Man darf daher direkt mit einem
Sinussignal arbeiten. Wenn man hochohmig genug einkoppelt, hier mit R1 =
1 M-Ohm, darf die Eingangsspannung auch sehr viel grösser als die
Speisespannung des ICs sein, denn die IC-internen Limitterdioden
begrenzen die Spannung vor dem eigentlichen CMOS-Eingang. Siehe kleines
gepunktet umrahmtes Dioden-Widerstands-Netzwerk. C1 bildet mit R1 ein
passives Tiefpassfilter mit einer Grenzfrequenz von etwa 50Hz. Dieses
hat den Zweck, dass keine höherfrequenten Störsignale auf dem
230-VAC-Netz die Frequenzteilung stören können. In Frage kämen
hochfrequente Störungen, welche z.B. durch Phasenanschnittsteuerungen
oder durch das Betätigen von elektromechanischen Schaltern verursacht
werden. Aber auch niederfrequente Rundsteuersignale, welche die
Elektrizitätswerke zu Steuerzwecken einsetzen, könnten Probleme
bereiten. Ist die Wechselspannung viel grösser als die Betriebsspannung
des Zähler-ICs, kann die Grenzfrequenz dieses Tiefpassfilters soweit
reduziert werden, dass die Eingangsspannung am Takteingang noch sicher
triggerfähig ist. Dadurch erreicht man eine maximale Störsignaldämpfung
von höheren Frequenzen.
Ganz oben in Bild 7 sind zwei Brückengleichrichterschaltungen
abgebildet. Die linke mit nur einer (+Ub), die rechte mit einer
symmetrischen Ausgangsspannung (±Ub). Diese beiden Schaltungen dienen
hier nur dazu, um zu zeigen, wie das 50Hz-Signal angezapft werden soll.
Die Zählerschaltung wird natürlich nicht direkt an +Ub angeschlossen.
Dazu benötigt man zumindest eine einfache Spannungsreglerschaltung, z.B.
mit einem Dreipinspannungsregler des Typs 7805 für 5 VDC oder 7812 für
12 VDC, wie dies z.B. in Bild 6 gezeigt wird.
Noch ein paar Worte zum Impulsausgang. Es wird hier das dritte
AND-Gatter des selben IC:B für den Ausgang verwendet. Dies macht vor
allem dann Sinn, wenn ungewiss ist, wie der Ausgang belastet wird. Folgt
z.B. eine lange Leitung zu einer andern entfernten elektronischen
Einheit, dann kann im Falle einer abgeschirmten Leitung die
Abschirmkapazität die Teilerfunktion stören. Im Falle einer offenen
Leitung kann diese als Antenne Störsignale empfangen und die
Teilerfunktion ebenfalls stören. Durch die Entkopplung mittels eines
weiteren Gatters, wird dieses Problem von vornherein vermieden.
Frequenzmultiplier mit PLL
Zum Schluss soll noch abrundend aber nur andeutungsweise ein
PLL-Frequenzmultiplier erläutert werden. Es geht dabei um eine
Ausgangsfrequenz von 5.8 kHz welche mit der 50Hz-Netzfrequenz
synchronisiert ist. So etwas realisierte ich in einem Projekt, wo es
darum ging, acht 50Hz-Notchfilter (Sperrfilter) parallel einzusetzen.
Diese Filter realisierte ich in der Technik der
Switched-Capacitor-Filter (SC-Filter), die mit dem gemeinsamen Takt von
5.8 kHz angesteuert werden.
Wie funktioniert dieser einfache PLL-Frequenzmultiplier? Als Referenz
dient die 50Hz-Netzfrequenz. Der Phasendkomparator PD vergleicht die
Phase dieser Frequenz mit der Frequenz des Frequenzteilerausganges,
realisiert mit einem CD4040B. Der Teilerfaktor wird hier mit einer mit
acht Dioden und einem Pullupwiderstand Rp realisierten passiven
UND-Logik erzeugt. Mit einem 8-poligen DIL-Schalter (Mäuseklavier) kann
man den Teilerfaktor einstellen. Damit an den PD-Eingängen beide
Frequenzen gleich gross sind, muss der VCO eine Frequenz liefern die
sich aus dem Produkt der PD-Eingangsfrequenz (50 Hz) multipliziert mit
dem Teilerfaktor ergibt. Eine besonders wichtige Aufgabe fällt dem
Loop-Tiefpassfilter zu, das einerseits so gedämpft sein muss, dass der
PLL-Regelkreis möglichst schnell aperiodisch einschwingt und trotzdem
möglichst kein mit dem Oszilloskopen nachweisbares Phasenrauschen am
VCO-Ausgang zeigt. Dies errreicht man nur mit einem zweipoligen passiven
oder aktiven Tiefpassfilter. Auf weitere Details gehe ich hier nicht
ein, weil es den Rahmen dieses Minikurses sprengen würde. Es sollte hier
nur zeigen, wozu der einfache Frequenzteiler CD4040B oder CD4020B auch
noch sinnvoll eingesetzt werden kann.
Man beachte aber ganz genau die Bit-Bezeichnungen! Die Bitbezeichnung 0
des DIL-Schalters ist mit der Bitbezeichnung 1 (Q1) des Counters
verbunden. Auch hier gilt - weil Impulsrückkopplung -, dass die
Rückkopplungsanschlüsse um ein Bit nach oben verschoben sein müssen,
wie Bild 7 illustriert.