Der analoge Schalter II
Einleitung
Ich erinnere zuerst an den ersten Teil dieser Elektronik-Minikurs-Serie über analoge Schalter Der analoge Schalter I (der JFET) und wir schliessen zunächst das JFET-Thema mit einer zusätzlichen dynamischen Betrachtung ab. Danach thematisieren wir den integrierten Analogschalter, der mit einem sogenannten Transmissionsgate, bestehend aus einem N-Kanal- und einem P-Kanal-MOSFET, aufgebaut ist. Damit kommen wir dem Ziel der Switched-Capacitor-Filters (SC-Filter) ein Stück näher. Da wir auf dem Weg dorthin einiges über FETs und elektronische Schalter lernen, ist der Weg selbst ebenso ein Ziel. Wir folgen damit grundsätzlich einem modernen Paradigma, das u.a. im Buch "WENDEZEIT: Bausteine für ein neues Weltbild" von Fritjof Capra (ISBN: 3-502-19104-2) sehr gut zum Ausdruck kommt. Dies ist ein Buch das ich immer wieder gerne weiterempfehle.
JFET-Analogschalter: Hohe Schaltgeschwindigkeiten
Im ersten Teil dieser Elektronik-Minikurs-Serie wird mit den Bildern 7 bis 9 sukzessive gezeigt, welche Vorteile es hat, wenn sich zwei Schalter komplementär ergänzen. Ist der Schalter T1 im Signalpfad eingeschaltet, ist Schalter T2 offen, wodurch die Signalübertragung unbelastet bleibt. Umgekehrt, wenn T1 offen ist, ist T2 geschlossen, der dafür sorgt, dass an Ua die Referenz-GND-Spannung definiert ist und so kein zusätzlicher Widerstand R2 (siehe Bild 3 im ersten Teil) benötigt wird. Diese Schaltung hat den grossen Vorteil, dass sie auch für relativ hohe Frequenzen einsetzbar ist. Warum dies so ist, liest man im ersten Teil, den zu lesen zum Verständnis dieses Elektronik-Minikurses unbedingt nötig ist. Wir kommen jetzt zu Bild 1:
Es gibt aber noch einen andern wichtigen Aspekt: Die
Schaltgeschwindigkeit. Wenn Teilbild 1.2 höhere Signalfrequenzen
zulässt, gibt es noch einen andern nicht unwesentlichen Vorteil.
Diese Schaltung lässt auch höhere Schaltfrequenzen als die
in Teilbild 1.1 zu.
Teilbild 1.1: Wenn T eingeschaltet wird, ist die Leitung zum
nichtinvertierenden Eingang des zweiten Opamps IC:B niederohmig
geschaltet, weil RDSon von T niederohmig ist. Dies
erst recht, weil im eingeschalteten Zustand von T ein geringer
Gatestrom über R1 fliesst. Die parasitäre Kapazität Cp wird sehr
schnell geladen. Wird T1 geöffnet, haben wir eine völlig andere
Situation. Cp muss sich über R2 entladen und R2 muss, betreffs geringem
Klirrfaktor, sehr viel hochohmiger sein als RDSon
von T. Dies bedeutet eine wesentlich grössere Entladungszeit von Cp als
Aufladungszeit. Für langsame Schaltanwendungen (z.B. Steuerung mittels
mechanischem Schalter) sind diese Überlegungen irrelevant. Ganz anders
jedoch bei schnellen Multiplexanwendungen, die hier jedoch nicht weiter
thematisiert werden.
Es gibt noch eine andere Geschwindigkeitsbremse. Das ist der
Gate-Vorwiderstand R1 in Teilbild 1.1, der relativ hochohmig ausgelegt
werden kann. R1 wirkt mit der Gate-Source-Kapazität als Tiefpassfilter.
Will man R1 jedoch reduzieren, erhöht man schnell einmal die
DC-Offsetspannung an Ua. Wie es dazu kommt, ist ausführlich im
ersten Teil beschrieben. So bleibt nichts
anderes übrig, als auf den Vorteil des zusätzlichen Gatestromes zur
Reduktion des RDSon zu verzichten und man schaltet,
wie üblich, R1 zwischen Gate und Source, wie Teilbild 1.2 illustriert.
Wenn die Kathode von D1 oder D2 an +Ub (positive Betriebsspannung der
beiden Opamps) geschaltet ist, sperrt die Diode und das Gate von T1 oder
T2 hat über R1 oder R2 Sourcepotenzial. R1 und R2 werden so niederohmig
gewählt, dass beim Schliessen des FET die Gate-Source-Spannung auf der
Gate-Source-Kapazität über R1 bzw. R2 rasch entladen werden kann. Wird
die Kathode von D1 oder D2 an -Ub geschaltet, leitet die Diode und der
Quellwiderstand von Q oder /Q bestimmt wie rasch die
Gate-Source-Kapazität mit der negativen Sperr-Spannung geladen wird. Es
gilt genaugenommen der Parallelwiderstandswert von R1 bzw. R2 und dem
Quellwiderstand an Q bzw. /Q.
Bild 2 thematisiert die Steuerschaltung, wobei Teilbild 2.1 eine Kopie
des Teilbildes 10.2 vom ersten Teil ist. Es ist
einfach diese Schaltung betreffs Schaltgeschwindigkeit zu beschleunigen,
in dem generell alle Widerstände, bei etwa gleichbleibenden
Widerstandsverhältnissen, wesentlich veringert werden, wie Teilbild 2.2b
illustriert. Man kann zur Verbesserung der Flankensteilheiten
zusätzliche Kondensatoren Cn einfügen. Man erfasst dies am Besten
empirisch. Die Erfahrungswerte liegen zwischen etwa zehn bis einigen
100 pF. Es eignen sich dazu kleine Keramikkondensatoren. Eine weitere
Verbesserung bringt der Austausch mit schnelleren Schalttransistoren.
Weitere Angaben fehlen und es macht auch wenig Sinn, denn wie
die Schaltung in Bild 2 illustriert, ist der Aufwand im Vergleich
zu modernen integrierten Lösungen zu gross. Gerechtfertigt ist der
Aufwand bei den diskreten Lösungen, wie die Bilder 7 und 9 im
ersten Teil zeigen.
Das MOSFET-Transmissions-Gate
Teilbild 3.1 illustriert die Schaltung des sogenannten
Transmissions-Gate und Teilbild 3.2 zeigt das dazugehörige Diagramm. Im
Gegensatz zu einem logischen Gatter, z.B. einer Inverterschaltung für
digitale Signale, wird beim Transmissions-Gate das Eingangssignal
USIG nicht verstärkt. Es wird vom Eingang zum
Ausgang passiv übertragen, wobei Ein- und Ausgang vertauschbar sind.
Ein Transmissions-Gate, der eigentliche Analogschalter, besteht zur
Übertragung des analogen (auch digitalen) Signales aus einem P-Kanal-
(T1) und aus einem N-Kanal-MOSFET (T2). Damit der Analogschalter
USIG übertragen kann, also eingeschaltet ist, muss
das Gate-Potenzial des N-Kanal-MOSFET (T2) auf positiver
Betriebsspannung +Ub, und das Gate-Potenzial des P-Kanal-MOSFET (T1) auf
negativer Betriebsspannung -Ub liegen.
Bei grosser positiver Eingangsspanung USIG
veringert sich das Gate-Source-Potenzial von T2. Dadurch wird T2
hochohmiger. Dies spielt aber keine Rolle, weil gleichzeitig das
Gate-Source-Potenzial von T1 negativer und dadurch niederohmiger wird.
Teilbild 3.2 zeigt dies bei den Diagrammen von T1 und T2. Die Kombination
aus PMOS und NMOS ergibt eine CMOS-Schaltung. Das Diagramm CMOS zeigt
den resultierenden Transmissionswiderstand als Funktion der
Signalspannung USIG, die jeden Wert zwischen +Ub
und -Ub annehmen darf. IC:I symbolisiert einen Inverter, der ebenfalls
aus einer CMOS-Stufe besteht, wie Teilbild 4.1 mit T3 und T4 illustriert:
Wir wissen jetzt, dass die Steuerspannung die Werte +Ub oder -Ub haben
muss. Das ist dann lästig, wenn man mit logischen Signalen, z.B TTL-
oder HCMOS-Logik schalten muss, die auf den GND-Pegel bezogen sind.
Dafür gibt es allerdings Analogschalter mit sogenannten
Logikpegel-Shiftern, auf die weiter unten eingegangen wird.
Die CMOS-Analogschalter in diesem Kapitel gibt es z.B. in der IC-Familie
des MC14xxx (ON-Semiconductor) und CD4xxx (National Semiconductor).
Diese Analogschalter haben keinen Logikpegel-Shifter. Man muss sie daher
mit +Ub und -Ub ansteuern.
Der "Quad Analog Switch/Multiplexer" MC14066/CD4066
In diesem Kapitel interessiert uns dieser Vierfachschalter, vereinfacht
illustriert in Bild 5. Die Pfeile deuten an, dass Ein- und Ausgänge
vertauschbar sind, wie dies schliesslich auch für herkömmliche
mechanische Schalter üblich ist. Zu diesem elektronischen
Vierfachschalter einige Bemerkungen, die auch für andere elektronische
CMOS-Schalter von Bedeutung sind:
Im Gegensatz zu einem mechanischen Schalter mit meist extrem
niederohmigem Widerstand, trifft dies auf elekronische CMOS-Schalter
nicht zu. Der Widerstand ist wesentlich höher und zu dem kommt, wie wir
aus der Beschreibung zu Bild 3 bereits wissen, dass dieser Widerstand
abhängig ist von der zu übertragenden Spannung und ebenso von der
Betriebsspannung. Diese Eigenschaft kann zu erheblichen nichtlinearen
Verzerrungen (Klirrfaktor) führen, wenn der Eingangswiderstand der
nachfolgenden Schaltung zu niederohmig ist. Ist jedoch der
Eingangswiderstand zu hoch, werden wegen der parasitären Kapazität des
Schalters und der zugehörigen Leiterbahnen, hohe Frequenzanteile des
Signales schlecht unterdrückt, wenn der Schalter offen ist, wie Teilbild
6.1 in Bild 6 illustriert:
In den Bildern 6, 8 und 9 hat es kleine Logiktabellen betreffs
Steuereingänge. Hier sind die logischen Bezeichnungen für den HIGH-Pegel
mit 1 und für den LOW-Pegel mit 0 angegeben. Bei Analog-Schaltern ohne
Logikpegel-Shifter gilt für 1 stets die positive Betriebsspannung +Ub
und für 0 entweder GND bei nur einer positiven Betriebsspannung oder -Ub
für symmetrische Betriebsspannung ±Ub.
Teilbild 6.2 zeigt wie man beide Probleme mit dem Prinzip des T-Gliedes
vermeiden kann. Liegt Us auf logisch LOW (-Ub), sind die beiden in Serie
geschalteten Analogschalter ASW1 und ASW2 offen und ASW3 ist
geschlossen. Dieser schliesst hochfrequente Signalanteile kurz, welche
durch Cp (Teilbild 6.1) übertragen werden. Benötigt man bloss einen
Ein/Aus-Schalter, kann man auf ASW2 verzichten. Er ist aber unabdingbar,
wenn im ausgeschalteten Zustand eine andere Signalquelle die folgende
Schaltung steuert. Diese Signalquelle würde ohne ASW2 durch ASW3
kurzschgeschlossen.
Um einen vollständigen T-Glied-Schalter zu realisieren, benötigt man
exakt einen Vierfach-Analogschalter, wobei der vierte Schalter ASW4 als
Logik-Inverter arbeitet. Widerstand R kann in einem weiten Bereich
frei gewählt werden. Bei langsamen Umschaltvorgängen, darf dieser
problemlos 10 M-Ohm sein, weil CMOS-Eingänge stets extrem hochohmig sind.
Man muss sich genau überlegen, ob sich dies lohnt, weil die Folgeschaltung,
wenn eingeschaltet, ein Mehrfaches des Stromes benötigen kann. Wenn der
Schalter offen ist, ist ASW4 auch offen und durch R fliesst kein
Strom.
Die Angelegenheit des elektronischen Schaltens und Umschaltens sind in
bereits zwei andern Elektronik-Minikursen beschrieben und zwar in:
- Der analoge Schalter I (der JFET):
Siehe vor allem den Textinhalt um die Bilder 7 bis 9.
- Vom Dioden-Schalter zum elektronischen UKW-Antennenumschalter: Siehe Untertitel: "Das Umschalten mit T-Gliedern, ein entscheidender Vorteil."
Das Transmissions-Gate des MC14066/CD4066 im Detail
Noch einmal zurück zum Transmissions-Gate. Das Transmissions-Gate selbst
ist vereinfacht, aber funktionsgerecht dargestellt. Die vollständige
Wiedergabe findet man im entsprechenden Datenblatt. Wer kein Datenbuch
besitzt, wird u.a. mit Google im Internet fündig. Wir thematisieren hier
kurz die Logikstufe, die auf die Steuerspannung Us folgt. Man erkennt mit
INV1 und INV2 zwei Inverterstufen. Damit ist sichergestellt, dass beide
Gatespannungen nicht direkt von Us abhängig sind.
Zunächst folgt auf den Eingang von Us ein Dioden-Widerstandsnetzwerk,
dessen Zweck es ist, positive Überspannungen hauptsächlich über D1 und
auch noch etwas über D3 in Richtung VDD (+Ub)
abzuleiten. Bei negativer Überspannung erfolgt die Ableitung
hauptsächlich über D2 und etwas über D4 in Richtung
VSS (GND oder -Ub, je nach Art der Speisung).
Dem aufmerksamen Betrachter fällt natürlich sogleich der merkwürdige
Widerstand mit zusätzlichem Strich und Diode auf. Bei der Herstellung
von integrierten CMOS-ICs werden Widerstände oft selbst als
Transmissions-Gates mit jeweils zwei MOSFETs realisiert. Da dessen
Widerstandswerte jedoch e-feld-abhängig sind, die Andeutung mit dem
Strich. Wenn die Genauigkeit des Widerstandswertes unkritisch ist,
wendet man diese Methode an. Vor allem dann, wenn es um hohe
Widerstandswerte geht, was hier jedoch mit 300 Ohm nicht zutrifft. Die
Diode zwischen waagerechtem Strich und VDD deutet
an, dass die Feldwirkung im Sperrbereich stattfindet (Diode D3 ist
selbst Teil des Sperrbereiches). Wenn jedoch der Widerstand gegenüber
VDD positiv vorgespannt ist (positive
Überspannung), fliesst ein Strom durch D3 . Ein Beispiel mit hohem
Widerstandswert, ausgeführt als Transmissions-Gate, liefert der
Elektronik-Minikurs über PLL-Frequenzsynthese,
wobei der integrierte CMOS-IC CD4046 und 74HC4046 thematisiert ist.
Der Latchup-Effekt
Das Dioden-Widerstandsnetzwerk erfüllt noch einen andern Zweck. Auf
Grund des technologischen Aufbaus von CMOS-Schaltkreisen entstehen,
infolge vorhandener Sperrschichtstrukturen parasitäre, bipolare
kreuzweise gekoppelte NPN- und PNP-Transistoren. Es sind eigentliche
Tyristoren. Dieser unvermeidliche Effekt tritt bei allen bisher
angewandten CMOS-Technologien aller CMOS-Hersteller auf. Entscheidend
ist, unter welchen Bedingungen diese parasitären Thyristoren zünden. Ein
einmal gezündeter Thyristor kann nur durch das Unterschreiten des
Stromes unter seinen spezifischen Haltestrom abgeschaltet werden.
Übersteigt die Spannung an einem Anschluss (sowohl Ein- und Ausgang!)
den vom Hersteller angegebenen Wert von VDD +0.5 V
bzw. VSS -0.5 V, so ist grundsätzlich die
Möglichkeit des Zündens dieses parasitären Thyristors gegeben. Das
entscheidende Kriterium für den Latchup ist die Stromstärke, der im
Anoden-Kathoden-Pfad des parasitären Thyristors auftritt. Dieser Pfad
befindet sich zwischen VDD (+Ub) und
VSS (GND oder -Ub). Überschreitet der Strom den
Thyristorhaltestrom, so befindet sich der Thyristor im leitenden
Zustand, und der Stromfluss, der Kurzschlussstrom von
VDD nach VSS, wird nur durch
den sehr niederohmigen inneren Widerstand begrenzt. In der Regel
bedeutet dies für das IC den thermischen Tod, weil der Strom und somit
die Verlustleistung sehr gross ist.
Ein Latchup-Effekt kann auch dann eintreten, wenn die
Versorgungsspannung nur sehr kurzfristig ihren Maximalwert
überschreitet. Der Einfluss von Störspannungen, die einen Latchup
provozieren, ist stark abhängig vom Schaltkreistyp, sowie auch davon, ob
diese Störspannung am Eingang, am Ausgang oder an der
Versorgungsspannung des IC auftritt. Wird durch den Anwender
gewährleistet - z.B. durch das Vorschalten eines externen
Strombegrenzungswiderstandes - , dass in keinem Fall ein Strom von mehr
als 10 mA an jedem Anschluss des ICs übersteigen kann, so wird ein
irreversibler Latchup-Effekt vermieden. Aus diesem Grund empfiehlt der
Hersteller der CMOS-IC-Familien MC14xxx und CD4xxx, innerhalb eines
Schaltungskonzeptes Massnahmen zu treffen, die einen im Störfall
aufretenden Strom auf 10 mA begrenzen. "Innerhalb eines
Schaltungskonzeptes" schliesst Ein- und Ausgänge von CMOS-Schaltungen,
welche z.B. mit der Umwelt interagieren (Sensor- und Steuersignale) mit
ein. Unter diesen Betriebsbedingungen kann ein zerstörungsfreier Betrieb
gewährleistet werden, sofern die spezifizierte maximale Verlustleistung
generell nicht überschritten wird.
Noch einmal zurück zu Bild 7. Wenn Us die Spannung von
VDD oder VSS um die
Diodenflussspannung von etwa 0.6 V oder -0.6 V überschreitet, leitet D1
oder D2. Bei der Entladung einer elektrostatischen Aufladung, kann der
Strom sehr kurzzeitig sehr gross sein. Dadurch kann die
Diodenflussspannung über D1 oder D2 den typischen Wert von 0.6 V massiv
überschreiten. Mehr als 1 V ist keine Seltenheit. Die Auswirkung dieser
Überspannung, die mit Sicherheit einen Latchup-Effekt bewirken würde,
verhindert R mit einem Widerstand von 300 Ohm und den Dioden D3 bzw. D4.
Die Gate-Suorce-Schwellenspannung des parasitären Thyristors hat den
selben typischen Wert wie die Schwellenspannungen von Silizium-Dioden.
Damit jedoch dieser Thyristor zünden kann, muss durch R noch genügend
Strom fliessen können und dies wird nur schwer ereicht, weil der
Spannungsabfall über R zu gering ist. Daher kann man davon ausgehen,
dass ein solches Dioden-Widerstandsnetzwerk ein guter Schutz gegen
Latchup an einem CMOS-Eingang ist. Anstelle eines Latchups ist es
mindest so wahrscheinlich, dass eine der beiden Schutzdioden D1 oder D2
beim Auftreten einer Überspannung zerstört wird, wenn der Stromimpuls,
bzw. Energieimpuls, dabei zu hoch ist. D1 oder D2 würden nach einem zu
hohen Spitzenstrom kurzschliessen und das IC wäre nicht mehr zu
gebrauchen. Wenn mit solchen Extremzuständen an Eingängen zu rechnen
ist, müssen weitere Massnahmen getroffen werden, so wie sie z.B. im
folgenden Elektronik-Minikurs beschrieben sind:
Ein paar wichtige technische Informationen
Die Betriebsspannung beträgt wie bei allen CMOS-ICs der MC14xxx- und
CD4xxx-Familie zwischen 3 VDC und 15 VDC (Absolute Maximum Rating = 18
VDC). Je höher die Betriebsspannung ist, um so niederohmiger ist
RDSon der eingeschalteten MOSFETs. Eine hohe
Betriebsspannung wirkt sich deshalb auch günstig auf hohe
Schaltgeschwindigkeiten, aber auch auf die Störimmunität aus, weil der
Signal-Störsignal-Abstand etwa 45 % der Betriebsspannung beträgt. (Um
dies genau zu erfahren, muss man das Datenblatt konsultieren.)
Dies bedeutet, wenn z.B. der Eingang eines Inverters oder Gatters auf
logisch LOW liegt, dann darf die Störspannung um 45 % ansteigen, ohne
dass sich dies auf den Ausgang des Gatters oder Inverters auswirkt. Es
gilt ebenso das Umgekehrte, wenn der Eingang auf logisch HIGH liegt. Die
Wahrscheinlichkeit einer wirksamen Störung ist nichtlinear proportional
zum Signal-Störsignal-Abstand. Eine Erhöhung der Betriebsspannung wirkt
sich auf die Verminderung der Störwahrscheinlichkeit potenziell aus. Die
Zahl selbst weiss ich nicht (mehr) und ich wurde leider auch nirgends
mehr fündig. Man darf es mit der hohen Betriebsspannung aber nicht
übertreiben, weil die statistische Lebensdauer in der Nähe der
Maximalspannung von 18 VDC drastisch abnimmt. Bei 15 oder 16 VDC tritt
dieser Effekt jedoch noch nicht spürbar auf. Dies habe ich bisher in
keinem Daten- oder Applikationsbuch gelesen. Ich weiss solches von einem
Seminar über CMOS-Schaltkreise.
CMOS-Schaltungen haben keinen Stromverbrauch, solange an keinem Ausgang
Strom fliesst und keine Taktfrequenz ein CMOS-Teil schaltet. Es fliesst
nur ein unbedeutender Leckstrom im 10nA-Bereich bei Raumtemperatur.
Sobald jedoch Taktfrequenzen im Spiel sind, steigt der Stromverbrauch
taktfrequenzabhängig. Mehr dazu steht im entsprechenden Datenblatt.
Aus Bild 3 wissen wir, dass der Widerstand RDSon
des Transmissions-Gate abhängig ist von der Signalspannung. Diese
Abhängigkeit besteht aber auch von der Betriebsspannung. Je höher diese
ist, um so geringer wirkt sich die Signalspannung aus, welche die selbe
relative Aussteuerung zur Betriebsspannung hat. Man
konsultiere dazu ebenso das Datenblatt des MC14066/CD4066 oder aber für
Lernzwecke ebenso gut das eines völlig andern CMOS-Analogschalters
einer andern CMOS-Familie, bzw. andern Fabrikates. Die Grundprinzipien
bleiben die selben. Die On-Widerstandswerte beim MC14066/CD4066 und
ebenso der familienzugehörigen Multiplxer- und Demultiplexer-ICs,
liegen in der Grössenordnung von typisch 250 Ohm bei einer
Betriebsspannung von 5 VDC, typisch 120 Ohm bei 10 VDC und typisch 80
Ohm bei 15 VDC. Das Widerstands-Matching innerhalb des selben IC beträgt
typisch 25 Ohm bei 5 VDC und typisch 10 Ohm bei 10 VDC umd mehr. Andere
modernere Analogschalter haben wesentlich niedrigere Widerstandswerte
und ein geringeres Matching. Im nachfolgenden Kapitel "Drei moderne
Analogschalter mit Pegelschifter" wird dies u.a. thematisiert.
Die hier beschriebenen Analogschalter haben eine Frequenzbandbreite von
typisch 65 MHz bei einer Lastkapazität von 50 pF, Lastwiderstand von 1
k-Ohm (was für einen niedrigen Klirrfaktor allerdings zu niedrig
ist!), einer Signalspannung von 5 Vpp und einer Betriebsspannung von 10
VDC, wobei diese natürlich auch symmetrisch mit ± 5 VDC realisiert sein
kann.
Wie jeder Widerstand, rauscht auch RDSon eines
Analogschalters. Dieser wird beim MC14066/CD4066 mit
12 nV/Hz0.5 angegeben. Dies zeigt uns, dass solche
Analogschalter zum Schalten von sehr kleinen analogen Spannungen, wie
Mikrofonpegel, ungeeignet sind. Wenn solch kleine Signalspannungen
geschaltet werden müssen, eignen sich eher kleine DIL-Reedrelais.
Drei moderne Analogschalter mit Logikpegel-Shifter
Moderne Analogschalter und (De-)Multiplexer haben wesentlich bessere Eigenschaften als diejenigen der traditionsreichen älteren CMOS-Familie MC14xxx/CD4xxx, wie z.B. drastisch niedrigeres RDSon, besseres Matching dieser Widerstände innerhalb eines IC und die Steuereingänge haben sogenannte Logikpegel-Shifter. Es gibt moderne CMOS-Schalter für niedrige Betriebsspannungen von 3.3 VDC und solche für mehr als 40 VDC. Diese eignen sich ganz speziell für Signalanwendungen wo eine besonders hohe Dynamik wichtig ist. Dieses Kapitel widmet sich solchen analogen CMOS-Schaltern vom Hersteller MAXIM.
Bild 8 zeigt drei gut bekannte analoge CMOS-Schalter von MAXIM,
den DG417, DG418 und DG419. Das Dreieck symbolisiert jeweils den
Logikpegel-Shifter. Dieser sorgt dafür, dass der Steuereingang IN,
unabhängig von der Betriebsspannung, TTL-kompatibel ist, sofern VL auf +5
VDC liegt. Eine Eingangsspannung an IN von weniger als 0.8 V wird als
LOW-Pegel und eine von mehr als 2.4 V als HIGH-Pegel interpretiert.
RDSon ist mit typisch 20 Ohm - für
Signalanwendungen - sehr niederohmig. Alle drei ICs sind bei
Farnell erhältlich
(Stand: 2005).
Teilbild 8.1 zeigt die invertierende Version, den DG417. Ist IN auf
LOW-Pegel, ist die Schalterstrecke D-S eingeschaltet. Teilbild 8.2 zeigt
den DG418, der bei HIGH-Pegel eingeschaltet ist und Teilbild 8.3 den
DG419, der als Umschalter arbeitet.
Bild 9 fokussiert den Steuerteil. Ausgewählt dazu wurde die IC-Version
DG418. Die Angaben, ausser die der kleinen Logiktabelle, gelten auch
für die andern beiden IC-Versionen. Manchmal kommt es vor, dass man in
einem analogen System nur die Speisung für die Opamps und für die weiteren
analogen ICs braucht und dies sind oft ±12 VDC oder ±15 VDC. Wenn die
Steuerspannung nicht TTL-kompatibel sein muss, kann man die
Betriebsspannung VL für den Steuereingang mit V+ verbinden. Der
HIGH-Pegel am Steuereingang IN entspricht dann ebenfalls der Spannung
von V+, also z.B. +12 V oder + 15 V, wobei der LOW-Pegel dem GND
entspricht, auch dann wenn V- negativ ist.
Wenn man jedoch TTL-kompatibel steuern will, dann muss VL mit +5 VDC
betrieben werden, wobei der Stromverbrauch typisch weit unter 1 µA ist.
Benötigt man die 5VDC-Speisung nur gerade für solche Analogschalter,
wobei dies auch sehr viele sein können, genügt eine simple
Z-Diodenstabilisierung, wie die Schaltung mit R, Z, C1 und C2
illustriert. Der Elko C1 sorgt für eine niedrige Impedanz im mittleren
Frequenzbereich und C2 als Keramik-Kondensator, in der Nähe des IC
angeordnet, unterdrückt allfällige Schalttransienten. C1 und C2 sind
Empfehlungen von mir, sie sind gemäss Datenblatt nicht zwingend
notwendig.
DG419 im praktischen Einsatz
Bild 10 ist ein Ausschnitt eines grösseren analogen Systems zur
achtkanaligen Messung von elektromyographischen Signalen (EMG). IC:D
(ISO121) ist ein Trennverstärker nach dem kapazitiven Kopplungsprinzip,
der den linken vom rechten Schaltungsteil galvanisch trennt. Dies ist
für den Probanden- oder Patientenschutz zwingend nötig. Die vorgestellte
Schaltung ist nur gerade das Mittelteil. Vor IN kommt der Vorverstärker
und nach OUT folgen diverse Filter und weitere Einheiten und zuletzt der
Computer mit eingebautem mehrkanaligen AD-Wandler. Diese Teile werden
hier nicht thematisiert und sind auch nicht Gegenstand von allfälligen
Leseranfragen. Es geht hier bloss um ein praktisches Beispiel im Einsatz
des Analogumschalters DG419.
Der Kippschalter IN ermöglicht das Ein- und Ausschalten des analogen
Signales IN in Richtung IC:D. Dies erfolgt mit der Betriebsspannung des
analogen Systems, weshalb hier VL mit V+ beim IC:C (DG419) verbunden
ist. Wenn Schalter IN offen ist, zieht der Pullup-Widerstand R8 den
Steuereingang auf +12 Vx und das Eingangssignal ist zum IC:D
unterbrochen. Da der DG419 ein Umschalter ist, wird der Signal-Eingang
des IC:D über R6 auf GND gelegt. Dies sorgt dafür, dass keine
Übersprecheffekte von andern Kanälen auf diesen wirksam sein können. C2
dient der Unterdrückung allfälliger Störungen auf der Leitung vom
Schalter IN.
IC:A ist ebenfalls ein DG419. Er dient der Verstärkungsumschaltung des
Opamp IC:B zwischen einem Faktor von 1 oder 10. Diese Steuerung folgt -
wenn man dies will- vom Computer, der letztlich der Signalverarbeitung
dient. Damit ist im kleinen Rahmen ein automatischer Pegelausgleich
möglich, der dazu beiträgt Übersteuerungen zu vermeiden. Die Steuerung
erfolgt über den Lowpower-MOSFET T3, Optokoppler IC:E mit extraweitem
Beinchenabstand (!) und dem Analogschalter DG419 (IC:A). Die Verstärkung
ist dann 10, wenn der Logikeingang GAIN HIGH-Pegel hat. Dabei leuchtet
die LED "GAIN 10". R11, parallel zur LED, dient dafür, dass IC:A mit der
vollen Betriebsspannung gesteuert wird, wenn der Ausgangstransistor des
Optokopplers offen ist.
Die Angaben der Betriebsspannungen mit x (extendet) weisen darauf hin,
dass dies eine hochisolierte Betriebsspannung mit speziellem Netzteil
ist. Die GND-Symbole auf der isolierten Seite deuten ebenfalls klar
darauf hin, dass zwischen diesem GND und dem GND auf der rechten Seite
keine galvanische Verbindung besteht und die selben hohen
Isolationskriterien wie bei IC:D zu gelten haben.
Der ISO121 wird seit einigen Jahren nicht mehr hergestellt. Dies
motivierte mich zur Entwicklung einer Alternative mit dem linearen
Optokoppler HCNR200 von der Firma AVAGO. Eine wesentlich preisgünstigere
Lösung. Mehr dazu liest man hier: