Der analoge Schalter I (der JFET)
Einleitung
In einem Newsletter im Jahre 2002, in der Zeit als das
Elektronik-Kompendium noch E-ONLINE hiess, erklärte ich, dass das Jahr
2003 im Zeichen des
Switched-Capacitor-Filter
(SC-Filter) stehen soll. Mit diesem Elektronik-Minikurs begann ich mein
Versprechen schrittweise einzulösen. Beim SC-Filter werden analoge
Signale schnell geschaltet, wobei ein elektronischer Schalter, ein
Kondensator und eine Taktfrequenz ein Widerstand simuliert, der mit
einem weiteren Kondensator eine einfache Filterstufe bildet. Dazu
braucht es in den integrierten SC-Filter-ICs analoge elektronische
Schalter auf der Grundlage von MOSFETs. Also wollen wir auch verstehen
wie diese Metall-Oxyd-Feldeffekt-Transistoren, die MOSFETs, als Schalter
arbeiten. Es gibt aber auch noch einen anderen Typ von
Feldeffekt-Transistoren, bei dem es sich lohnt ihn näher kennen zu
lernen, weil es für ihn als Schalterelement für analoge Spannungen (z.B.
Audiosignale) interessante Anwendungen gibt. Es ist der so genannte
Sperrschicht- oder Junction-Feld-Effekt-Transistor (JFET). Mit diesem
Bauteil wollen wir uns hier näher befassen. Man lernt dabei auch auf
welche Details es beim Schalten anologer Spannungen ankommt. Ich
empfehle dazu zuerst den Grundlagenkurs
Unipolarer Transistor - Feldeffekt-Transistor
von Patrick Schnabel zu lesen.
In diesem Elektronik-Minikurs soll der Leser etwas mehr über den JFET
verstehen lernen und dazu kommt etwas ziemlich Unbekanntes, nämlich die
Steuerung des Gate mit einem Strom, um den Drain-Source-Widerstand, im
eingeschalteten Zustand des JFET, zusätzlich zu reduzieren. Dies eignet
sich besonders für Schalteranwendungen.
Achtung: An Stelle von
Drain-Source-Widerstand liest man
ab dieser Stelle
RDS
oder
RDSon.
Definition: Was bedeuten beim (J)FET die Worte offen und
geschlossen? Offen bedeutet nicht, dass der Drain-Source-Kanal
offen und frei ist für den Stromfluss. Ganz im Gegenteil, es gilt der
Vergleich mit einem Relaiskontakt oder Schalter. Wenn dieser offen ist,
kann kein Strom fliessen. Ist dieser geschlossen, ist ein Stromfluss
zwischen Drain und Source möglich. Im offenen Zustand ist
RDS sehr hochohmig und im geschlossenen Zustand ist
RDSon (on = eingeschaltet) niederohmig (sehr bis
extrem niederohmig beim Leistungs-MOSFET).
Der obsolete BF245A und die Alternativen
BF245A, BF245B und BF245C gibt es nicht mehr! Da ich für viele Projekte - auch für die Elektronik-Minikurse - stets die A-Version (BF245A) benötig(t)e, evaluierte ich nach einem Ersatz. Ich fand zwei JFETs, den J113 und den PN4393 von FAIRCHILD. Beide Typen sind in den Parametern für Schaltanwendungen praktisch identisch zum BF245A. Der J113 ist jedoch leichter erhältlich (Farnell: Mai 2014) und er ist sehr preiswert. Es gibt kleine Unterschiede im Bereich der Gate-Source-Spannung, wobei allerdings die Parameter dazu etwas unterschiedlich gesetzt sind. Man informiere sich in den Datenblättern des BF245A (obsolet), J113 und PN4393. Für die Schaltungen hier und in andern Elektronik-Minikursen, ist diese angebotene Alternative problemlos einsetzbar.
TO-92-Gehäuse, aufgepasst! Man muss darauf achten, dass die
Reihenfolge Gate-Source-Drain bei den J113 und PN4393 umgekehrt ist zum
BF245A. Das ist aber kein Problem, man muss diese J113- oder
PN4393-Gehäuse (TO-92) vor dem Einlöten einfach um 180 Grad drehen. Man
beachte dazu die TO-92-Bilder in den Datenblättern. Der Source-Anschluss
bleibt dabei in der Mitte der beiden andern Anschlüsse. Drain und Source
werden nicht vertauscht, obwohl dies bei JFETs zulässig wäre. Genau das
ist schliesslich der Grund, warum sich JFETs sehr gut zum Schalten von
analogen Spannungen bzw. AC-Spannungen eignen.
Wenn man bereit ist SMD-ICs zu verarbeiten, gibt es für die BF245A,
BF245B und BF245C die gleichwertigen Nachfolger BF545A, BF545B und
BF545C von NXP
(NXB-Datenblatt),
die ebenso recht preiswert sind, erhältlich bei
"SOS - Distribution für elektronische Bauteile":
Bei genaueren Untersuchen stellt man aber fest, dass der so genannte Nachfolger in der SMD-Version bereits "ein alter Hut" ist, wie ein Philips-Datenblatt aus dem Jahre 1996 beweist:
Weil es die echten Alternativen gibt und die Alternativen mit geringen Abweichungen in den Parametern, bleibt dieser Elektronik-Minikurs zum Thema analoger Schalter mit einem JFET unverändert bezogen auf den BF245A, ausser mit ein paar wenigen Ausnahmen, die gekennzeichnet sind.
Das Datenblatt des N-Kanal-JFET BF245
Wir haben das Datenblatt des BF245 vor uns und wir lernen diesen
N-Kanal-JFET etwas näher kennen. Diesen JFET gibt es in drei Varianten,
den BF245A, BF245B und BF245C. Diese drei unterscheiden sich u.a. in den
maximal möglichen Drain-Strömen, wenn das Gate Source-Potenzial hat.
Der BF245 arbeitet nach dem Verarmungsprinzip, d.h. er ist
selbstleitend, wenn das Gate Source-Potenzial hat und sperrt, wenn das
Gate gegenüber der Source genügend negativ vorgespannt ist. Patrick
Schnabel zeigt dies in seinem Grundlagenkurs
Sperrschicht-Feldeffektransistoren (JFET).
Es gibt auch Anreicherungs-N-Kanal-FETs. Diese sperren, wenn das Gate
Source-Potenzial hat und leiten wenn die Gate-Source-Spannung positiv
ist. Dies gibt es nur unter MOSFETs und nicht unter JFETs. Dafür haben
JFETs einen grossen Vorteil gegenüber MOSFETs: Man kann Drain und Source
symmetrisch vertauschen! Symmetrisch heisst, dass sich die Parameter
gleich bleiben. Diese Tatsache macht dieses Bauteil für das Schalten von
analogen bipolaren Spannungen (z.B. Audio-Signale) besonders interessant
und einfach. In integrierten analogen Schalter-ICs kommen allerdings
MOSFETs (CMOS) zur Anwendung. Ein Elektronik-Minikurs zum Thema
integrierte Analog-Schalter liest man in
Der analoge Schalter II.
Wir befassen uns hier jedoch nur mit JFETs für analoge
Schalter-Anwendungen, also diskrete und nicht integrierte
Lösungsansätze. Auch noch heute im Zeitalter der höchstintegrierten
Schaltungen sind (quasi-)diskrete Lösungen manchmal optimal.
Teilbild 1.1 zeigt den minimalen Drainstrom, wenn das Gate
Source-Potenzial (UGS = O VDC) hat, bei den drei
JFET-Versionen BF245A, BF245B und BF245C und bei den drei zu
vergleichenden JFET-Versionen J113, J112 und J111. Für den in Frage
kommenden Ersatz des BF245A durch J113, ändert sich der minimale
Drainstrom nicht nennenswert. Die Test-Drain-Source-Spannung beträgt bei
beiden JFET-Typen +15 VDC. Der minimale Drainstrom spielt eine
untergeordnete Rolle, wenn der wirkliche Drainstrom eindeutig niedriger
ist als dieser. In einer signalverabeitenden Schaltung für
niederfrequente Anwendung ist dies in der Regel der Fall, wie dies
dieser Synchrongleichrichter in Teilbild 1.2 aus dem Elektronik-Minikurs
Der Synchron-Gleichrichter mit Opamp,....
(siehe Bild 6) illustriert. Wenn an Ue eine AC-Spannung von 10 Vpp
anliegt, dann hat der Drainstrom des JET einen Peakwert von 0.2 mA
(Ue_peak/R2). Ein Faktor 10 weniger als der minimale Drainstrom.
In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, wie gross das Verhältnis
zwischen R2 zu RDSon des eingeschalteten JFET
ist. Je grösser dieses Verhältnis ist, um so kleiner ist die
Spannung zwischen Drain und Source beim eingeschalteten JFET. Beim J113
liegt RDSon bei maximal 100 Ohm (J113-Datenblatt:
On-Characteristics), beim BF245A sind es typisch 200 Ohm
(BF245-Datenblatt: Fig.20). Maximalwertangaben dazu gibt es im
BF245-Datenblatt nicht. Es ist aber anzunehmen dass dieser Wert deutlich
über 200 Ohm liegt. Man darf also davon ausgehen, dass diesbezüglich der
J113 dem BF245A bis zu einem Faktor 1.5 überlegen ist. Dem aufmerksamen
Beobachter fällt auf, dass im eingeschalteten Zustand des JFET mit R3
ein kleiner Strom ins Gate fliesst. Dies ist ein Trick zur zusätzlichen
Reduktion des RDSon. Mehr dazu im nächsten Kapitel.
Teilbild 1.3 vergleicht die maximalen negativen Gate-Source-Spannungen
-UGS, die notwendig sind, damit der JFET sperrt,
d.h. dass der Drain-Source-Schalter offen und (möglichst) hochohmig ist.
Da unterscheiden sich die beiden JFETs BF245A mit -2.2V und J113 mit
-3.0 V deutlich. Berücksichtigt man jedoch auch die Testbedingungen
bezüglich der Drainströme, relativieren sich die
Gain-Source-Spannungswerte. Beim BF245A sind es 200 µA
(UDS = 15 V) und beim J113 nur 1µA
(UDS = 5 V). Trotz der etwas höheren maximal
notwendigen negativen Gate-Source-Spannung, ist der J113 dem BF245A
sicher überlegen und sperrt besser.
Der JFET (BF245A) als Schalter
Teilbild 2.2 ähnelt der Emitterschaltung bei der Verwendung eines
bipolaren NPN-Transistors, wie Teilbild 2.1 zeigt. Wenn DC-Spannungen
geschaltet werden müssen, kann man gerade so gut einen bipolaren
Transistor verwenden. Die Ansteuerung unterscheidet sich allerdings von
der des JFET. Teilbild 2.1 zeigt es. Man benötigt zum Einschalten des
bipolaren Transistors einen Basisstrom, der durch die positive
Schaltspannung, der Basis-Emitter-Schwellenspannung des NPN-Transistors
und R2 definiert ist. Im ausgeschalteten Zustand verbindet man die
Basis über R2 mit GND, oder die Basis bleibt offen, was zwar
funktioniert, aber trotzdem "unsauber" ist. Beim extrem hochohmigen
Eingang des JFET (oder MOSFET) geht das nicht, weil sonst das zufällig
umgebende elektrische Feld den Zustand des (J)FET bestimmt. Mehr dazu in
Pullup-, Pulldown-Widerstand... im Kapitel
"Elektrostatischer Einfluss auf ein offenes CMOS-Gate".
Die Teilbilder 2.2 und 2.3 zeigen ein einfaches Experiment, um den
Widerstand zwischen Drain und Source im eingeschalteten Zustand des JFET
zu testen. Die ermittelten Werte wurden mit jeweils 20 Exemplaren des
Typs BF245A und J113 durchgeführt. Die Streuung untereinander war sehr
gering. Dies kommt aber davon, dass (vermutlich) alle aus der selben
Produktion stammten. In Wirklichkeit können die Abweichungen dieser
typischen Werte grösser sein und das bedeutet, dass man bei einer
industriellen Massenproduktion auf die Worstcase-Werte (Maximum bzw.
Minimum) im Datenblatt achten muss. Hier geht es aber um etwas anderes.
Es soll zeigen, welche Werte etwa zu erwarten sind beim BF245A und der
Alternative J113 und wieviel besser diese Werte beim alternativen J113
sind, allerdings mit der angepassten maximalen Gate-Source-Spannung, die
zur Öffnung des Drain-Source-Schalters dienen, -2 V für den BF245A und
-3V für den J113.
Die beiden Schaltbilder 2.2 und 2.3 sind selbsterklärend und benötigen
keinen weiterem Kommentar, ausser ein paar Hinweise. R1 hat einen Wert
von 10 k-Ohm. Bei Ua = +5 VDC gibt dies bei eingeschaltetem JFET ein
Drainstrom von 0.5 mA. In Bezug auf signalverarbeitende Anwendungen ist
das ein passender Wert. Dazu kommt, dass er deutlich unterhalb dem
minimalen Drainstrom von 2 mA (UGS = O V) liegt,
zutreffend für BF245A und J113.
Teilbild 2.3 zeigt einen einfachen Trick RDSon
erheblich zu reduzieren. Das Gate des N-Kanal-JFET wirkt in Richtung
Source wie eine Diode die normalerweise mit einer negativen Spannung in
Sperrichtung betrieben wird. Je grösser diese Sperrspannung ist, desto
stärker schnürt das innere E-Feld den Drain-Source-Kanal ab und
RDS erhöht sich. Das Umgekehrte ist aber in
begrenztem Masse ebenso möglich: Man lässt über die Gate-Source-Strecke
einen geringen positiven Strom fliessen. Dadurch reduziert sich die
Sperrschicht und der Drain-Source-Kanal verbreitert sich zusätzlich,
wodurch RDSon zusätzlich niederohmiger wird. Eine
Reduktion von 200 Ohm (BF245A: Gate hat Source-Potenzial) auf etwa 50
Ohm ist mit einem Gatestrom von etwa 0.1 mA leicht möglich. Allerdings
muss man eine geringe DC-Offsetspannung von wenigen mV in Kauf nehmen,
was für reine AC-Anwendungen jedoch irrelevant ist. Wir machen dazu ein
kleines Experiment in Bild 3:
Wichtige Info: Ab hier wird nur noch, wie
bisher (vor Mai 2014), der JFET BF245A thematisiert. Allerdings sind die
Schaltungen und Experimente ebenfalls für den J113 anwendbar, wenn auch
mit leicht unterschiedlichen Parametern und Resultaten, wie wir sie
weiter oben bereits erfahren haben.
Wie wir bereits wissen, im Gegensatz zu MOSFETs dürfen bei JFETs Drain
und Source vertauscht werden. Genau diese Eigenschaft macht es sehr
einfach diese JFETs zum Schalten von analogen AC-Spannungen (z.B.
Audiosignale, EMG-Signale) einzusetzen. Wir betrachten jetzt das
Ersatzschaltbild in Teilbild 3.1, das uns die Situation zeigt, wenn ein
Gate-Strom IGS fliesst. D1 und D2 ersetzen die zwei
Halbleiterübergänge des JFET zwischen Gate-Source und Gate-Drain. Da
beide Halbleiterübergänge auf dem selben Chip des JFET sind, sind die
Schwellwertspannungen beider Übergänge identisch. Dies ist jedoch dann
nicht der Fall, wenn nur über einem Halbleiterübergang ein Strom
fliesst. Hier im Ersatzschema durch D1. D1 hat einen geringfügig höheren
Spannungsabfall als D2, wo kein Strom fliesst. Teilbild 3.2 zeigt
die selbe Situation mit dem JFET. dU ist die Differenz von
UD1 - UD2.
Bei geringen Gate-Strömen von etwa 10 µA bis 1 mA liegt die
resultierende Differenzspannung dU zwischen etwa 0.3 mV und 3 mV. Die
Auswirkung auf RDSon ist allerdings eindeutig, wie
die kleine Tabelle in Teilbild 3.3 illustriert. Die Messung geht von
einem RDSon von 230 Ohm aus, wenn das Gate
Source-Potenzial hat. Dieser Wert unterliegt der Exemplarstreuung.
In Teilbild 3.4 sehen wir die typische einfache Art mit einem JFET
analoge Spannungen zu schalten und wir überlegen uns was hier die
Spannung dU bedeutet. Sie erzeugt eine DC-Offsetspannung. Wir gehen von
der Tabelle in Teilbild 3.2 mit R = 100 k-Ohm aus.
RDSon beträgt 38 Ohm und die Offsetspannung ist 1
mV. Verwendet man "normale" Opamps, fällt diese DC-Offsetspannung kaum
ins Gewicht, weil die des Opamp oft grösser ist. Im Beispiel von
Teilbild 3.4 hat der erste, als Impedanzwandler mit Verstärkung 1
arbeitende Opamp, eine DC-Offsetspannung von z.B. +5 mV. Dazu addiert
sich die des JFET auf +6 mV. Die folgende Opampschaltung hat zufällig
eine DC-Offsetspannung von -8 mV, was am Ausgang zu einer resultierenden
DC-Offsetspannung von -2 mV führt. Man sieht an diesem Beispiel, dass
eine Schaltung umfassend betrachtet werden muss. Anders sieht es
natürlich aus, wenn man Low-Offset-Voltage-Opamps einsetzt. Da ist der
Trick mit der Gate-Stromsteuerung eher nicht zulässig, weil solche
Opamps setzt man schliesslich nur ein, wenn eine hohe DC-Präzision
erwartet wird. In diesem Fall empfiehlt sich ein
Analog-Switcher-IC
in CMOS-Technologie.
Bisher unbekannt: Dieser Trick mit dem Gatestrom habe ich bisher
in keinem Lehrbruch gefunden. Bisher ist mir aus Lehrbüchern nur die
Steuerung und Schaltung mit negativer Spannung bei N-Kanal-JFETs
bekannt. Also die allseits bekannte reine Spannungssteuerung. Auf die
Exotik der zusätzlichen Steuerung mittels Gate-Strom kam ich
ursprünglich aus Neugier, um herauszufinden ob dies möglich ist. Ich
stellte fest, dass mit nur geringem Gate-Strom eine signifikante
Reduktion des
RDSon eintritt. Für reine Schalteranwendungen
ist dies eine willkommene Verbesserung. Ich habe diesen Trick schon oft
erfolgreich angewendet. Sollte ein Leser vom selben Trick schon gehört,
gelesen oder selbst Erfahrungen gemacht haben, so wäre ich sehr daran
interessiert, wenn er oder sie mir mit einer
E-Mail (siehe ganz unten)
darüber kurz berichten würde. Ich danke schon mal jetzt im Voraus.
Die Messung des Drain-Source-Widerstandes
Zu diesem Thema schrieb mir ein engagierter ELKO-Leser folgendes:
"Mir ist unklar, ob die JFETs bei Ihnen wirklich
+0.6 V Gate-Spannung brauchen, um genügend niederohmig zu werden. Können
die FETs Ihrer Schaltung auch mit ca. +0.3 V statt +0.6 V durchgesteuert
werden?"
Diese Frage ist sehr gut und ich habe sie etwas genauer untersucht. Wenn
man es sich kurz überlegt, ist die Steuerung des Gate eines N-Kanal-JFET
in den positiven Spannungsbereich nur bis zu dem Punkt eine
Spannungssteuerung, wo die Gate-Source-Schwellenspannung gerade noch
nicht überschritten wird, und diese Spannung beträgt soviel wie die
Durchfluss-Spannung einer Silizium-Diode, z.B. einer 1N914, von etwa
0.6 VDC. Oberhalb dieser Schwellenspannung fliesst ein
Gate-Strom und die Gate-Source-Spannung geht über in die typische
Dioden-Charakteristik. Daher ist es oberhalb der Schwellenspannung eine
Stromsteuerung. Bild 3 mit zugehörigem Text illustriert dies etwas.
Das Diagramm in Bild 5 beantwortet diese Frage, doch zunächst wollen wir
uns damit befassen, wie man sinnvoll und mit einfachen Mitteln den
RDSon eines JFET misst und dazu betrachten wir Bild
4:
Man kann RDSon eines JFET nicht einfach mit einem
Ohmmeter messen, weil dieses selbst einen DC-Strom liefert und damit
einen Spannungsabfall über der Drain-Source-Strecke erzeugt. Man muss
daher genau auf die Polarität achten. Aber selbst wenn diese stimmt,
misst man Unterschiedliches, ganz davon abhängig, ob man mit dem
Ohmmeter im niedrigeren (da fliesst mehr Strom) oder im höheren
Ohmbereich misst. Da wir es mit dem Schalten von AC-Spannungen zu tun
haben, eignet sich zur Widerstandsbestimmung ebenso besser die
AC-Spannung und ein AC-Strom im realistischen Anwendungsbereich.
Das bedeutet konkret, dass der Drain-Strom bei einem BF245A stets
eindeutig unter 4 mA (siehe Bild 1) liegen sollte.
Die Schaltung in Bild 4 zeigt, wie man die Messung vornehmen kann:
Man benutzt einen Sinusgenerator SG mit einer AC-Spannung von 7 VAC
(10 Vpeak). Diese Spannung kann auch niedriger sein,
sollte aber nicht zu niedrig gewählt werden, weil man zwischen Drain
und Source, im leitenden Zustand des N-Kanal-JFET BF245A, nur noch
geringe Spannungen messen kann. Der Drainwiderstand
RD sorgt für die Strombegrenzung. Es sind
0.7 mAeff oder 1 mA peak. Ein
Widerstand von 10 k-Ohm ist gerade noch gross genug, damit Ua im Falle
des eingeschalteten JFET noch reichlich gedämpft wird. Besser wäre in
der Praxis ein Wert von 100 k-Ohm. Die vollständige Lösung dieses
Problems illustrieren die drei Bilder 7 bis 9 mit zugehörigem Text.
Ua wird mit einem elektronischen Multimeter Um2 gemessen. Dadurch ist
sichergestellt, dass der Eingangswiderstand hoch genug ist. Als
DC-Spannungsquelle dient z.B. eine einstellbare zwischen 0 bis 3 VDC.
Der Widerstand zur Begrenzung des Gate-Stromes ist ein Netzwerk aus
RG, P1 und P2. P1 dient der Einstellung des höheren
und P2 des niedrigeren Bereiches des Gate-Stromes. Wenn man für P2 ein
logarithmisches Potmeter einsetzen kann, kann auf P1 verzichtet werden,
weil mit P2 auch der obere Strombereich fein genug eingestellt werden
kann. Es wird der Strombereich von 2.4 µA bis 1.4 mA bei
UDC = 3 VDC abgedeckt. Zur Strommessung dient ein
zweites Multimeter Im1 am Ausgang der DC-Spannungsquelle. Mit einem
dritten Multimeter Um1 misst man die Gate-Source-Spannung
UGS. Dieses sollte unbedingt einen hohen
Eingangswiderstand von 10 M-Ohm oder mehr haben.
Die Messung beginnt damit, dass P1 auf Maximal- und P2 auf
Minimalwert eingestellt sind. Nun fährt man mit der DC-Spannungsquelle
langsam hoch und man notiert sich bei beliebigen Um1-Werten Ua, welche
mit Um2 gemessen wird. Bei diesem Vorgang sollte Im1 auf einen
empfindlichen Wert eingestellt sein, so dass man leicht erkennt, bei
welcher DC-Spannung ein Gatestrom zu fliessen beginnt. Dieser Punkt
liegt bei etwa 0.6 VDC. Nun stellt man auch P2 auf den Maximalwert und
die DC-Spannungsquelle auf 3 VDC. Mit P2 kann man jetzt den Gate-Strom
im µA-Bereich leicht einstellen und dazu Um1 und Um2 beobachten und
notieren. Ist mit P2 der Minimalwert erreicht, setzt man die selbe
Messung fort, bis man mit P1 den minimalen Wert erreicht hat. Wie
RDSon aus Um2 und UAC
berechnet wird, zeigt die Formel im Kasten von Bild 4. Da Um2 sehr viel
kleiner ist als UAC, genügt die vereinfachte
Formel. Damit kommen wir zur Auswertung in Bild 5:
Die Kurve mit den runden Messwerten ist die Kennlinie I/R welche den
Gate-Strom (Gate-Source-Strom) IGS mit dem
Drain-Source-Widerstand RDSon verbindet. Die Kurve
mit den eckigen Messwerten ist die Kennlinie U/R welche die
Gate-Source-Spannung UGS mit dem
Drain-Source-Widrstand RDSon verbindet. Da ich nur
wenige Messwerte aufgenommen habe, sind die Diagramme, da linear
interpoliert, etwas eckig, was jedoch keine Rolle spielt um einen
interessanten Effekt zu zeigen:
Man beachte den eingekreisten eckigen Messpunkt. Dieser liegt an der
Schwellenspannung von 0.6 VDC wo die die Gate-Source-Strecke des JFET zu
leiten beginnt. Man beobachte die feinpunktierte Linie I1. Der runde
Messpunkt liegt auf 3 µA. Oberhalb dieses Messpunktes gilt die Messung
mit dem Gate-Strom und daraus folgen UGS und
RDSon. Unterhalb dieses Messpunktes gilt die
Messung mit der Gate-Source-Spannung und daraus folgt
RDSon. Es fliesst kein Gate-Strom. Die
U/R-Kennlinie zeigt, wie wenig RDSon von der
Gate-Source-Spannung abhängig ist, solange kein Gate-Strom fliesst. Es
spielt daher praktisch keine Rolle ob der JFET als Schalter bei einer
Gate-Source-Spannung von 0 VDC oder 0.5 VDC betrieben wird. Es macht
aber bereits einen grossen Unterschied ob kein Gatestrom fliesst oder es
fliessen 30 µA und dabei ändert sich die UGS
- wegen der typischen Dioden-Charakteristik - nur noch geringfügig. Noch
drastischer zeigt es sich wenn man den Gate-Strom auf 0.3 mA erhöht. Da
reduziert sich RDSon um einen Faktor 10 im
Vergleich dazu wenn das Gate Source-Potential hat. Im Vergleich dazu
reduziert sich der selbe Widerstand nur um einen Faktor 1.6 wenn man die
Gate-Source-Spannung von 0 VDC auf 0.6 VDC erhöht.
Fazit: Wenn die in Bild 3 und Text beschriebene DC-Offsetspannung
irrelevant ist (AC-Anwendung), lohnt es sich den JFET im eingeschalteten
Zustand mit einem geringen Gate-Strom zu betreiben.
RDSon reduziert sich drastisch.
Teilbild 13.2b illustriert ein solches Beispiel und ein weiteres findet
man im Elektronik-Minikurs
Steuerbares steiles
Tiefpassfilter im Kapitel "Analoges Tiefpassfilter mit OTA"
mit Bild 5.
Der diskrete Analogschalter mit JFET
Dieses Kapitel zeigt wie man mit JFETs AC-Spannungen mit niedrigen Strömen, wie sie z.B in Opampschaltungen vorkommen, schaltet. Bild 6 zeigt zwei Arten der Steuerung:
Die Schaltung in Teilbild 6.1 bietet die Möglichkeit den JFET mit einer
positiven Steuerspannung Us ein- und mit einer negativen auszuschalten
oder der JFET lässt sich mit einem einfachen Schalter ein- und
ausschalten. Ob an Us eine positive Spannung anliegt oder Schalter S
ohne Diode offen ist, kommt auf das selbe heraus: Das Gate des JFET hat
wegen dem Widerstand R Source-Potenzial, der JFET leitet und damit ist
er eingeschaltet. Liegt an Us eine negative Spannung oder Schalter S ist
geschlossen, ist die Gate-Source-Spannung negativ. Bei der Verwendung
des BF245A wissen wir, dass diese Spannung zum sicheren Sperren -2 VDC
betragen sollte. Das heisst, dass Us um 2 V negativer sein muss, als die
negativste Spannung an Ue bezüglich auf GND.
Die Schaltung in Teilbild 6.2 verzichtet auf die Diode und benötigt
dafür einen Widerstand zwischen Gate und Us. Für die Sperrung des JFET
mit einer negativen Spannung an Us würde es diesen Widerstand nicht
benötigen, weil die Gate-Source-Strecke sperrt. Wird der JFET mit einem
positiven Gate-Strom eingeschaltet, so muss dieser Strom begrenzt
werden. Widerstand R kann man allerdings in einem sehr grossen Bereich
wählen. Soll der Effekt der zusätzlichen Reduktion von
RDSon durch einen schwachen Gate-Strom gering sein,
kann R entsprechend gross gewählt werden. Bei mehr als 1 M-Ohm muss man
allerdings bedenken, dass die Verbindung zwischen R und Gate des JFET
möglichst kurz sein soll um den Einfluss von Störspannungen zu
vermeiden. Um ganz sicher zu sein, kann man als Option zwischen Gate und
GND einen Kondensator C von mindestens einigen nF schalten.
Wir kommen jetzt zu den Bildern 7, 8 und 9 mit dem sukzessiven Aufbau
eines guten und wirkungsvollen analogen Schalter mit zwei JFETs des
Typs BF245A.
Opamp IC:A arbeitet als Verstärker und Opamp IC:B als Impedanzwandler
mit Verstärkung 1, ein typischer Buffer. Dies ist aber nur ein Beispiel,
IC:B kann ebenso auch eine Verstärkerschaltung sein. Zwischen diesen
Schaltungsteilen liegt der elektronische Schalter T mit dem BF245A und
wir schauen uns genauer an, wie dieser die AC-Spannung schaltet.
Teilbild 7.2 illustriert die maximale AC-Spannung in Sinusform, welche
die Drain-Source-Schaltstrecke von T passieren darf. Die Amplitude
beträgt ±10 V (20 Vpp) bei einer Betriebsspannung von ±12 VDC. Dadurch
ist im ausgeschalteten Zustand (Us = -12 VDC) gewährleistet, dass bei
einem Signalspannungswert von -10 V noch eine Gate-Source-Spannung von
-2 VDC an T liegt, die dafür sorgt, dass T als Schalter sicher offen
ist. Im eingeschalteten Zustand (Us = +12 VDC) fliesst über R1 ein
geringer Strom ins Gate von T1. Dies veringert, wie bereits erwähnt,
RDSon zusätzlich. Allerdings ändert sich dieser
Wert mit der Amplitude der Signalspannung U1, weil, wenn diese den
negativen Maximalwert hat, ist der Strom ins Gate grösser, als im
positiven Maximalwert. Ob RDSon einen Wert von 50
Ohm oder 200 Ohm hat, ist jedoch irrelevant wenn R2 im Verhältnis dazu
sehr gross ist. Ist der Unterschied jedoch gering, wirkt der von U1
amplitudenabhängige RDSon mit R2 als
Spannungsteiler in U2 amplitudenverzerrend. Ein ähnliches Problem
besteht aber genauso bei den integrierten CMOS-Analogschaltern, was in
dessen Datenblättern auch gut dokumentiert ist. Man tut also gut daran
R2 gross zu wählen, was aber nicht ganz unproblematisch ist, wie man
noch lesen wird.
Es ist noch zu beachten, dass R1 zur Begrenzung des Gate-Stromes, wenn
Us auf +12 VDC geschaltet ist, nicht zu niedrig ist, weil, wie in
Zusammenhang mit Bild 3 beschrieben, sonst in Richtung IC:B mit einer zu
hohen DC-Offsetspannung zu rechnen ist, - falls dies relevant sein
sollte. Wozu braucht es R2 vor dem nichtinvertierenden Eingang des
Opamps IC:B? Wenn T eingeschaltet ist, benötigt es R2 nicht. Was aber
geschieht mit Opamp IC:B wenn T ausgeschaltet ist, wenn R2 fehlt? Ganz
einfach, der nichtinvertierende Eingang ist offen und es fehlt die
GND-Referenz. Die Ausgangsspannung des Opamp IC:B driftet davon.
Der noch unerfahrene Anwender könnte nun zur Auffassung gelangen, dass
R2 fast beliebig hoch sein kann, wenn man z.B. einen BiFET-Opamp (TL071,
LF356) verwendet, weil der nichtinvertierende Eingang praktisch beliebig
hochohmig und der Biasstrom extrem niedrig ist, als dass er bei hohem R2
eine signifikante DC-Offsetspannung an Ua bewirken könnte. Diese
statische Überlegung ist richtig. Aber vergessen wir nicht, wir haben es
auch mit dem Schalten einer AC-Spannung zu tun. Wenn T ausgeschaltet
ist, haben wir zwischen Drain und Source von T und zwischen den
Zuleitungen dorthin eine parasitäre Kapazität die leicht etliche pF
betragen kann. Diese unerwünschte Kapazität bildet mit R2 ein passives
Hochpassfilter erster Ordnung, das hohe Frequenzanteile auch dann
überträgt, wenn T ausgeschaltet ist. Bei einer parasitären Kapazität von
nur 10 pF und R2 von 100 k-Ohm beträgt die Grenzfrequenz 160 kHz. Das
bedeutet, dass die Amplitude bei einer Frequenz von 160 kHz nur gerade
um 3 dB gedämpft wird, wenn T ausgeschaltet ist. Dieses unerwünschte
passive Hochpassfilter hat eine Dämpfungskurve von 20 dB/Dekade bzw. 6
dB/Oktave. Dies bedeutet, dass bei 8 kHz U1 um gerade 26 dB, also um
einen Faktor 20 gedämpft wird. Wenn es dabei um ein Audiosignal geht,
nennt sich dies nicht gerade ausgeschaltet, weil die hohen
Frequenzanteile noch gut hörbar wären. Reduzieren wir R2 auf 10 k-Ohm
verbessert sich die Dämpfung an Ua um weitere 20 dB, aber dafür steigt
aus genanntem Grund geringfügig der Klirrfaktor an U2, bzw. an Ua. Also
ist diese Schaltung noch nicht der Weisheit letzter Schluss und so
kommen wir zum nächsten Schritt mit Bild 8:
Bild 8 illustriert eine zu Bild 7 invertierte Methode des Schaltens analoger Signale. Invertiert, weil eine Steuerspannung von -12 VDC die AC-Spannung in Richtung Ua einschaltet. Wenn Us = -12 VDC, ist T offen, R2 ist unbelastet und U2 = U1. Wenn R2 relativ niederohmig ist, wird unzureichend ausgeschaltet, wenn T leitet (Us = +12 VDC). Macht man R2 sehr hochohmig, bildet dieser bei offenem T mit dessen parasitärer Kapazität ein passives Tiefpassfilter erster Ordnung, das die Frequenzbandbreite der AC-Spannung reduziert. Also ist diese Schaltung noch immer nicht der Weisheit letzter Schluss und so kommen wir zur Lösung mit Bild 9:
Bild 9 vereinigt die beiden Methoden von Bild 7 und Bild 8. Mit Us = +12
VDC ist T1 ein- und T2 ausgeschaltet und mit Us = -12 VDC umgekehrt. Das
ist eine sehr gute Methode, weil wenn die AC-Spannung eingeschaltet ist,
wird T1 durch nichts Nennenswertes belastet. Durch T1 fliesst kein
Drain-Strom. RDSon von T1 hat somit keinen
dämpfenden Einfluss auf U2. Es gibt keine nichtlinearen Verzerrungen,
weil in keinem Augenblick der Spannung von U1 zwischen Drain und Source
eine Spannung abfällt. U1 ist identisch mit U2. T1 ist derart
niederohmig, dass T1 mit der parasitären Kapazität des offenen T2 zwar
ein passives Tiefpassfilter erster Ordnung bildet, jedoch ist die
Grenzfrequenz mit etwa 100 MHz sehr hoch und daher für nieder- bis
mittelfrequente Anwendungen irrelevant.
Wenn mit Us = -12 VDC T1 aus- und T2 eingeschaltet ist, ist der
nichtinvertierende Eingang des Opamp IC:B mit GND niederohmig durch den
leitenden T2 referenziert. Auch hier gilt für das Hochpassverhalten bei
offenem T1 und dessen parasitärer Kapazität, dass die Grenzfrequenz in
der Region von 100 MHz liegt. Man kann diese Schaltung auch
als Umschalter betrachten: Man schaltet um zwischen Signalquelle und
GND. Ein dreipoliger Umschalter für analoge Signale wird im Kapitel
Der analoge Umschalter vorgestellt.
Der bipolare NPN-Transistor T3 (z.B. BC550) arbeitet als Inverter. Wenn
T3 eingeschaltet ist (Us = +12 VDC), begrenzt der Kollektorwiderstand R3
den Kollektorstrom auf etwa 1 mA. Der Kollektor liegt auf -12 VDC und
damit ist T2 offen. Damit T3 eingeschaltet ist, muss ein Basisstrom
fliessen. Dieser fliesst, wenn Us = +12 VDC, begrenzt mit R4 auf etwa
0.06 mA. Das Verhältnis R4/R5 dient der Schaltschwelle von T3, die bei
etwa Us = 0 VDC liegt (bei Ub = ±12 VDC). Dies bedeutet, dass bei dieser
Spannung über R5 gerade die Basis-Emitter-Schwellenspannung von T3
liegt. Dies macht Sinn, weil damit die Umschaltung etwa symmetrisch zur
Betriebsspannung erfolgt. Es ist aber sinnvoll, dass man mit einem
relativ steilflankigen Steuersignal umschaltet, damit die Dauer wo T1
und T2 gleichzeitig leiten, möglichst kurz ist und so der Ausgang von
IC:A1 nur sehr kurzzeitig stärker als notwendig belastet wird. Dies ist
bei angegebener Dimensionierung dann sicher garantiert, wenn der
Tastgrad sehr gross ist. Dies ist der Fall, wenn die Schaltfrequenz sehr
niedrig ist (z.B. Schaltersteuerung).
Wir sehen uns jetzt noch zwei weitere Steuerschaltungen in Bild 10 an:
Teilbild 10.1 unterscheidet sich von Bild 9 nur darin, dass auch T1
(Bild 9) nicht direkt von der Steuerspannung Us abhängig ist. Die Gates
beider JFETs (Steuersignale Q und /Q) werden durch die Kollektoren von
T3, bzw. T4, gesteuert. T3 und T4 sind NPN-Transistoren.
Teilbild 10.2 erweitert die Steuerschaltung dadurch, dass Us nicht an
die symmetrische Betriebsspannung, hier ±12 VDC, angepasst sein muss. T3
kann durch ein TTL- oder (H-)CMOS-Signal gesteuert werden. Die
Schaltschwelle von Us liegt bei etwa 1.3 VDC. Wenn Us = logisch HIGH (>
1.3 VDC), fliesst durch T3 ein Basis- und ebenso ein Kollektorstrom. T3
ist eingeschaltet. Der T3-Kollektorstrom erzeugt den T4-Basisstrom. T4
ist ebenfalls eingeschaltet. Es fliesst ein T4-Kollektorstrom und Q,
der das Gate von T1 (JFET) steuert, liegt auf +12 VDC. T1 ist
eingeschaltet. Weil zwischen Kollektor und Emitter des T4 nur eine sehr
kleine Spannung von weniger als 0.1 VDC vorliegt, kann in T5 kein Basis-
und somit auch kein Kollektorstrom fliessen. T5 ist offen und die
Spannung von /Q beträgt -12 VDC. T2 (JFET) ist offen. Wenn Us = logisch
LOW (< 1.3 VDC), ist T3, und damit auch T4, offen. Q hat eine Spannung
von beinahe -12 VDC und T1 (JFET) ist offen. T5 erhält einen Basis- und
dieser erzeugt einen Kollektorstrom. Dadurch liegt /Q auf +12 VDC und T2
(JFET) leitet.
Der analoge Umschalter
Teilbild 11.1 zeigt eine einfache Umschaltung von drei oder auch vielen
Eingangsspannungen. Die Umschaltung arbeitet mit dem Opamp IC:A als
invertierender Verstärker mit einer Verstärkung von -1. Dadurch liegt
der invertierende Eingang auf virtuellem GND-Potential. Drain und Source
des eingeschalteten JFET haben praktisch GND-Pegel, weil der
Vorwiderstand (R1, R2 oder R3) mit 100 k-Ohm etwa 300 mal grösser ist
als RDSon des eingeschalteten JFET. Hier muss man
das Gate beim eingeschalteten FET (T1, T2 oder T3) auf GND und nicht
über den Vorwiderstand auf +12 VDC schalten, weil sonst der Gate-Strom,
der automatisch zum Knotenpunkt am invertierenden Eingang fliesst, ein
DC-Spannungsabfall über R4 erzeugt und dieser sich an Ua als unbrauchbar
hohe DC-Offsetspannung manifestiert.
Teilbild 11.2 zeigt die DC-Offsetwirkung durch leichte Veränderung der
Skizze. So wird die Funktionsweise sogleich augenfällig. R5 und R4
bilden mit IC:A ebenso einen invertierenden Verstärker. Diode D
symbolisiert die Schwellwertspannung zwischen Gate und Source des JFET
(T1). Da R4 und R5 gleich gross sind, resultiert, wenn R5 an +12 VDC
liegt, an Ua eine Spannung von annähernd -12 VDC. Dies wäre völlig
unbrauchbar!
Die Kondensatoren C1 bis C3 in Teilbild 11.1 sind eine Option. Bei der
vorliegenden Wahl von R5 bis R10 von 100 k-Ohm, eignen sich
Kondensatorwerte von etwa 10 nF zur Unterdrückung von Störeinflüssen,
besonders bei längeren Zuleitungen vom Schalter. Werte ab 100 nF eignen
sich zur sanfteren Umschaltung, wie z.B. zur Unterdrückung von
Schaltknackgeräuschen bei Audioanwendung. Jedoch nicht übertreiben, weil
sonst beim zu langsamen Öffnen und Schliessen des JFETs sich lästige
Verzerrungen bemerkbar machen.
Knackfreie Audio-Umschaltung für ein Lautsprecherdemogerät
Bei der folgenden Schaltung mit JFETs geht es um etwas Spezielles. Es wird kein Audiosignal umgeschaltet. Umgeschaltet werden Lautsprecher. Diese Schaltung ist also ein kleines Detail eines Lautsprecherdemogerätes. Das Problem ist, dass mechanisches Umschalten von Lautsprechern, z.B. durch Relais, immer lästig knackt, wenn gerade ein Signal anliegt. Da elektromechanische Kontakte bekanntlich grosse Schaltverzögerungen haben und diese erst noch schlecht reproduzierbar sind und prellen, eignet sich die Umschaltung bei Phasennulldurchgang des Audiosignales schlecht. Eine andere Methode ist die, dass auf einen Umschaltimpuls erst das Audiosignal abgeschwächt, dann zum nächsten Lautsprecher umgeschaltet und zum Schluss das Audiosignal wieder auf den vorherigen Wert zurück gesteuert wird. Die Schaltung in Bild 12 zeigt wie dies funktioniert:
Um es gleich vorweg zu nehmen, es wird hier nur gerade die hier
interessierende JFET-Schaltung wiedergegeben und beschrieben. Eine
allfällige E-Mail-Anfrage betreffs der ganzen Schaltung des
Lautsprecherdemogerätes beantworte ich nicht, weil dies zu aufwändig
wäre.
Das Herzstück der uns interessierenden Schaltung ist eingerahmt. Die
gesamte Schaltung zwischen Ue und Ua wird eingeschlauft zwischen dem
Line-Ausgang eines Vorverstärkers und dem Line-Eingang eines
Endverstärkers. Will man zum nächsten Lautsprecher umschalten, schaltet
der Steuereingang Us von +15 VDC auf GND. Damit startet die Dämpfung des
Stereo-Audiosignales an Ua. Innerhalb der Zeit in der an Ua fast kein
Audiosignal wirkt, schaltet die Steuerung zum nächsten Lautsprecher.
Leicht verzögert schaltet Us wieder von GND auf +15 VDC und das
Stereo-Audiosignal an Ua steigt wieder auf den ursprünglichen Wert. Man
siehe dazu die beiden Signaldiagramme in Bild 12 unten links.
Im normalen Betriebszustand liegt Us auf +15 VDC, der PNP-Transistor T1
ist stromlos und dessen Kollektor liegt über R3 auf -15 VDC. Damit
liegen alle Gates der JFETs T2 und T3 ebenfalls auf -15 VDC. T2 und T3
sind offen. Die Verstärkung der Schaltung um den Opamp IC:A wird durch
R8, R9, R10 und R11 bestimmt und beträgt -1. Schaltet Us von +15 VDC auf
GND, liegt am Kollektor des T1 +15 VDC. C1 ladet sich durch R4. Bei
einer positiveren T2-Gate-Spannung als etwa -2 VDC beginnt T2 zu leiten.
Dies reduziert den Audiostrom zum invertierenden Eingang des IC:A.
Allerdings steigt dafür die Verstärkung und die Spannung an Ua reduziert
sich nur mässig und wird erst noch verzerrt. Dies vermeidet T3 der
leicht verzögert ebenfalls in den leitenden Zustand gesteuert wird und
damit reduziert sich zusätzlich die Verstärkung. R11 wird mit dem
RDSon von T3 parallel geschaltet.
Sample/Hold und Tiefpassfilter mit umschaltbarer Grenzfrequenz
Zum Schluss noch in Kürze zwei weitere Anwendungsbeispiele für analoge
JFET-Schalter. Es folgen hier keine Schaltungsdimensionierungen. Diese
Beispiele dienen bloss weiteren Anregungen JFETs als elektronische
Schalter zu verwenden. Praktische Anwendung und Dimensionierung liegen
bei Interesse im Aufgabenbereich des Lesers. Es werden hier sowieso zwei
Dinge vorausgesetzt: Der Leser muss wissen was eine
Sample/Hold-Schaltung überhaupt ist und wie ein aktives Tiefpassfilter
zweiter Ordnung funktioniert. Beides ist nicht Gegenstand dieses
Elektronik-Minikurses. Beides kann man aber im Buch
Halbleiter-Schaltungstechnik von U.Tietze und Ch. Schenk lernen.
Teilbild 13.1 illustriert eine Sample/Hold-Schaltung. Liegt Us auf +Ub
(positive Betriebsspannung), sperrt Diode D, JFET T leitet, weil
dessen Gate Source-Potenzial hat und die Spannung an C folgt der
Spannung von Ue. Liegt Us auf -Ub, sperrt T und dies hält die vorhin
gesampelte Spannung an C (Hold-Funktion) bis zum nächsten Sampling
aufrecht.
Teilbild 13.2a zeigt ein Tiefpassfilter zweiter Ordnung mit einem Opamp.
Diese Grundschaltung wiederholt sich in Teilbild 13.2b als ein
Tiefpassfilter gleicher Art, jedoch mit zwei umschaltbaren
Grenzfrequenzen. Es werden die frequenzbestimmenden Kondensatoren
umgeschaltet. Liegt Us auf +Ub, sind T1 und T3 eingeschaltet. Damit sind
C1 und C3 aktiv. Liegt Us auf -Ub, sind T2 und T4 eingeschaltet. Damit
sind C2 und C4 aktiv. I ist eine Inverterschaltung. Ob diese diskret
realisiert ist oder in intergrierter Form zum Einsatz kommt,
interessiert hier nicht. Die weiter oben beschriebene DC-Offsetspannung
im mV-Bereich bei positiver Gatesteuerung der JFETs wirkt sich hier
nicht aus, weil die Filterkondensatoren diese selbst wirksam
unterdrücken.
Ein weiteres Beispiel findet man im Elektronik-Minikurs
Steuerbares steiles Tiefpassfilter im Kapitel
"Analoges Tiefpassfilter mit OTA" mit Bild 5.