Im Fokus:
3pin-Spannungsregler am Ein- und Ausgang
richtig beschaltet
Einleitung
Im Fokus
ist eine neue Elektronik-Minikurs-Idee. Es geht darum ein Thema in den
Raum zu stellen, das von allgemeinem Fachinteresse ist. Dieses Thema
wird so weit wie nötig erklärt. Oft bietet Wikipedia eine hervorragende
einführende Erklärung, wenn es grundlegend mit Physik zu tun hat. Danach
werden Elektronik-Grundlagen- und Elektronik-Minikurse vorgestellt, wo
das Thema in praktischer Form präsentiert wird. Diesmal geht es um das
Thema wie man die 3pin-Spannungregler am Ein- und Ausgang
kapazitiv richtig beschaltet. Unter 3pin-Spannungregler sind
Spannungsregler mit drei Anschlüssen zu verstehen. Solche mit fixen
Ausgangsspannungen haben einen Ein- und einen Ausgang und einen
GND-Anschluss (z.B. LM7805 und LM7905). Solche mit variablen frei
dimensionierbaren Ausgangsspannungen haben einen Ein- und einen Ausgang
und einen Kalibrier-Anschluss (z.B. LM317 und LM337).
Ein stets wiederkehrendes Thema in Diskussionsforen, ist die
Unsicherheit darüber wie man solche 3-pin-Spannungsregler ein- und
ausgangsseitig kapazitiv richtig abblockt. Ein Blick in das Datenblatt
des 78xx-Fixspannungsregler zeigt, dass die selben Kapazitätswerte bei
allen 78xx-Applikationen empfohlen werden. Eingangsseitig sind es 330 nF
und ausgangsseitig 100 nF. Man sieht dies in den Application-Notes im
LM78xx-Datenblatt
von Fairchild auf den Seiten 22 bis 25.
Der 79xx-Fixspannungsregler ist das Pendant zum 78xx-Fixspannungsregler
mit den negativen Ausgangsspannungen. Im Vergleich zum 78xx gibt es nur
wenig Application-Notes auf Seite 12 des
LM79xx-Datenblattes
von Fairchild. Dabei fällt auf, dass die Werte für die Ein- und
Ausgangskapazitäten (Figure 6) mit 2.2 µF bzw. 1 µF signifikant höher
sind als beim LM78xx. Interessant ist, dass bei Figure 7 (Split
Powersupply ±12V/1A) für den 78xx und den 79xx die selben höheren
Kapazitätswerte an den Ausgängen eingesetzt sind. Bild 1 fasst dies
ein wenig zusammen:
In Bild 1 liest man bei den Spannungsreglern anstelle von LM78xx nur
78xx und anstelle von LM79xx nur 79xx. Im Text liest man stets LM78xx
und LM79xx. Dies bringt zum Ausdruck, dass andere Hersteller teils
andere Buchstaben vor die Zahl setzen. Die hier diskutierte
Dimensionierung ist die selbe. LM wurde ursprünglich von
National-Semiconductor eingeführt und später von Texas-Instruments mit
der IC-Fabrikation übernommen. Allerdings benutzt auch Fairchild die
LM-Bezeichnung. Es gibt auch die µA-Bezeichnung, µA78xx und µA79xx.
Teilbild 1.1 zeigt mit C1 und C2 die typische Dimensionierung des
LM78xx und Teilbild 1.2 die des LM79xx. Teilbild 1.3 zeigt die
folgerichtige Zusammensetzung der beiden Schaltungen zu einer Dual- bzw.
Split-Powersupply mit ±Ue und ±Ua. In Teilbild 1.4 sind beide
Kapazitäten am Ausgang gleich gross gewählt und dem grösseren Wert der
beiden Werte angepasst. Das macht Sinn, damit die Quellimpedanzen auf
+Ua und -Ua identisch sind. Dass man den höheren Kapazitätswert wählt,
ist in Bezug zur Stabilität richtig.
Auf Seite 12 des LM79xx-Datenblattes liest man folgende Fussnote:
"Required for stability. For value given, capacitor must be solid
tantalum. If aluminium electronics are used, at least ten times value
shown should be selected.". Das war einmal! Tantal-Elkos sollte
man grundsätzlich vermeiden zum Abblocken von Betriebsspannungen. Der
Grund dafür liest man im Kapitel
"Warum kein Tantalelko verwenden?"
hier.
Die bessere Alternative ist ein Alu-Elko mit parallel geschaltetem
Keramik-Kondensator (Kerko) mit typisch 100 nF, wie dies Teilbild 1.5
zeigt. Bei dieser Methode gilt nicht zwingend, dass der Alu-Elko eine
mindest zehnfach höhere Kapazität haben muss, als der Tantal-Elko, weil
der Kerko hochfrequenzmässig den dominanten Teil zur Stabilität beträgt.
C2 und C6 sollten aus Gründen der Stabilität nahe bei den Eingängen
sein. Ausgangsseitig ist es weniger kritisch was zuerst kommt, Elko oder
Kerko. Kerkos benötigt man insgesamt sowieso mehr als nur grad die Elkos
C4 und C8, weil mit Kerkos die Betriebsspannung an den ICs abgeblockt
werden muss, so wie dies in Teilbild 1.5 rechts mit dem TLC271 und
TLC555 angedeutet ist.
Bild 2 illustriert die selbe Angelegenheit mit den 3pin-Spannungsreglern,
welche für variable Ausgangsspannungen konzipiert sind. Es sind dies die
ebenso altbekannten und traditionsreichen LM317 (positive
Ausgangsspannung) und LM337 (negative Ausgangsspannung) und die
Lowpower-Versionen LM317L und LM337L:
Bild 2 zeigt die Basisschaltungen mit den empfohlenen Werten der Ein-
und Ausgangskapazitäten gemäss den Datenblätter von
LM317,
LM317L,
LM337 und
LM337L.
Interessante Auffälligkeit: Es fällt auf, dass bei den LM78xx-
und LM79xx-Fixspannungsreglern, als auch bei den LM317(L)- und
LM337(L)-Spannungsreglern mit variablen Ausgangsspannungen, diejenigen
mit den negativen Ausgangsspannungen höhere Eingangskapazitäten fordern.
Warum dies so ist, weiss ich nicht. Es muss jedoch irgend etwas mit
einer etwas anders gearteten Schaltungstechnik zu tun haben. Es gilt die
Regel, dass man die Kapazität nicht unterschreiten sollte. Massiv
erhöhen, dem steht allerdings nichts im Weg, den schlussendlich folgen
solche Regelschaltungen sehr oft auf den Lade-Elko bei der
Gleichrichterschaltung mit einer wesentlich höheren Kapazität, wie dies
Bild 3 illustriert:
Bild 3 ist Bild 6 aus
Integrierte fixe und einstellbare
3-pin-Spannungsregler.
Es ist ein Dual-Spannungsregler, realisiert mit LM317 und LM337. Die
Ladeelkos C1 und C2 mit je 3300 µF wirken auf höhere Frequenzen
parasitär induktiv. C1 und C2 alleine können die Oszillationsneigung
sogar noch erhöhen. Dies vermeiden die beiden Kerko C3 und C4. An den
Ausgängen von +Ub und -Ub haben C7 und C8 die empfohlenen Werte von 1 µF.
Diese Kapazitätswerte können sich je nach angschlossener Schaltung
zusätzlich erhöhen. Mehr Details zu dieser Schaltung liest man im oben
genannten Link.
Wozu benötigt man die Ausgangskapazitäten C7 und C8? Ohne diese oder
durch zu niedrige Kapazitäten wären die Amplituden an +Ub oder/und -Ub
beim Einschwingen nach einer schnellen Laststrom- oder
Eingangsspannungsänderung zu gross. Das aperiodische Einschwingen kann
in ein periodisches Oszillieren übergehen. Siehe dazu weiter unten
"Das induktive Verhalten". C7 und C8 reduzieren durch Dämpfung
den Einschwingvorgang und stabilisieren so das Regelsystem. Dafür erhöht
sich leicht die Zeit bis zum eingeschwungenen Zustand. C5 und C6 dämpfen
die noch restliche Rippelspannung am Ausgang (siehe Datenblatt).
Das induktive Verhalten: Im nächsten Schritt gehen wir der Frage
nach, was eigentlich passiert, wenn die Kapazität am Ausgang zu niedrig
ist. Das gilt nicht nur bei dieser Schaltung in Bild 3. Es gilt für jede
Spannungsregelung. Das Verrückte dabei ist - man glaubt es kaum - dass
diese Instabilität ein Maximum bei einer gewissen relativ niedrigen
Kapazität erreichen kann. Und das heisst wohl nichts anderes, als dass
ein Resonanz-Effekt vorliegt. Genau das trifft zu!
Wo aber hat es denn dazu eine Induktivität? Das ist quasi ein
Nebeneffekt des Regelverstärkers. Je höher die Frequenz ist, um so höher
ist der Quell-Widerstand (Quell-Impedanz). Die Ursache ist das
Verhältnis von Openloop- zu Closedloop-Gain, das mit zunehmender
Frequenz abnimmt. Dies trifft auf jede gegengekoppelte
Verstärkerschaltung zu und deshalb auch bei einem linear geregelten
Netzteil.
Die Grundlagen dazu liest man u.v.a. im Buch TROBLESHOOTING IN
ANALOGSCHALTUNGEN von R. A. Pease, - auch Bob Pease genannt. Mit den
Inhalten zu diesem Thema habe ich selbst praxisnah experimentiert mit
einem Opamp und einem Spannungsregler. Daraus ist ein
Elektronik-Minikurs entstanden, den ich gerne empfehle. So weiss man
dann was es mit diesen Kondensatoren am Ein- und Ausgang auf sich hat:
- Ein DC-Spannungsregler ist auch eine Induktivität!
Dieser Elektronik-Minikurs erklärt und illustriert praxisnah und experimentell leicht nachvollziehbar den induktiven Charakter von Verstärker- und Netzteilschaltungen. Zum praktischen Einsatz kommt der Spannungsregler LM317, sein kleiner Bruder LM317L und der BiFET-Opamp TL071. Jeder der gerne bastelt und experimentiert, kann die Schaltungen auf einem Testboard selbst ausprobieren. Betreffs Netzteilversuch empfiehlt sich das Kapitel "Experiment mit einem DC-Spannungsregler".
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