Spannungsregler Spezial:
Das 78xx-, LM317- und das Lowdropout-Prinzip
Einleitung
Oft sind gewisse Inhalte von Diskussionen im
ELKO-Forum
in diversen Elektronik-Newsgruppen des UseNet Auslöser
Elektronik-Minikurse zu schreiben. Im vorliegenden
Fall regte mich die Tatsache an, dass viele Mitwirkende praktisch keine
Ahnung davon haben, wie die allseits bekannten und tradionsreichen
dreibeinigen Spannungsregler der 78xx-Familie und des LM317 arbeiten.
Das selbe gilt natürlich ebenso für die 79xx-Familie und für den LM337,
welche, komplementär zu den andern, negative Ausgangsspannungen erzeugen.
Da hier jedoch nur die Funktionsprinzipien interessieren, genügt es,
wenn wir uns auf die 78xx-Familie und auf den LM317 beschränken.
Funktionsprinzip bedeutet ein Blick in das Innenleben der integrierten
Spannungsregler ohne sich in zuviele Details zu verlieren, die für das
grundsätzliche Verständnis wenig hilfreich wären. Es bedeutet auch, dass
es hier nicht darum geht, wie man den Spannungsregler genau beschaltet,
z.B. welche Abblock-Kapazitäten an Ein- und Ausgang gehören und sonstige
wichtige Informationen dieser Art. Dieses Thema wird in den
andern Netzteilthemen
in meinen
Elektronik-Minikursen
thematisiert. In einzelnen Schemata sind am Ausgang
Abblock-Kondensatoren gestrichelt markiert. Ein solcher Kondensator soll
darauf hinweisen, dass dieser für eine möglichst kleine sehr kurzzeitige
Über- und Unterspannung während des Regelvorgangs (Bild 2) notwendig
ist. Wie die Spannungsregelung arbeitet, ist Teil der nachfolgenden
Inhalte.
Ein (angehender) Elektroniker sollte wissen wie ein 78xx und ein LM317
grundsätzlich arbeiten. Es sind zwei etwas unterschiedliche fundamentale
Prinzipien der Spannungsregelung, die ebenso in andern ICs für
Spannungsregelungen zur Anwendung kommen und man kann solche
Schaltungen, falls einmal nötig, mit solchem Wissen, auch leicht selbst
quasidiskret realisieren. Quasidiskret bedeutet, dass sowohl einzelne
Transistoren und Dioden etc., jedoch auch ICs, z.B. Operationsverstärker
(Opamp), zum Eunsatz kommen..
Zusätzlich wird das Funktionsprinzip der Lowdropout-Spannungsregler
thematisiert. Das sind Spannungsregler die mit einem sehr niedrigen
Spannungsabfall zwischen Ein- und Ausgang einwandfrei arbeiten können.
Als Vorlage für die Ausführung mit bipolaren integrierten
Leistungstransistoren dient der
LM2941
und für die Ausführung mit Power-MOSFETs dient die Serie
LP3961 bis LP3964
von National-Semiconductor. Bevor man mit dem Studium dieses
Elektronik-Minikurses beginnt, sollte man sich diese Datenblätter
besorgen. Es wird auf gewisse Diagramme dieser Datenblätter hier
eingegangen.
Damit die Schaltungen übersichtlich bleiben, wird, mit wenigen
Ausnahmen, auf die Wiedergabe von Strom- und Leistungsbegrenzungen
verzichtet.
Programm zum Berechnen von Spannungsregelschaltungen
Falls früher jemand mit ATARI-ST-Computern arbeitete und heute mit einem
ATARI-ST-Emulator unter TOS-1.04 oder TOS-2.06 arbeitet, so stehen ihm
einige nützliche und praxisorientierte Anwenderprogramme aus dem
Elektroniksektor von mir zur Verfügung. Zum Berechnen von
Spannungsregelschaltungen nach dem Funktionsprinzip des LM317 und des
78xx, eignet sich das Programm VOLTREG.PRG, wobei die zugehörige
Bilddatei VOLTREG.PAC (STAD-Format) im selben Pfad vorhanden sein muss.
Das erwähnte ATARI-ST-Programm findet man unter vielen andern, ebenso
nützlichen Elektronik-Rechenprogramme, in:
-
ELEC2000, Praxisnahe
Rechenprogramme für die Elektronik (Mehr zum Thema
ATARI-ST-Emulatoren, wie HATARI und STEEM, erfährt man
ebenfalls in diesem Link!)
Die Funktionsweise der 78xx-Familie
Die hochstabile Referenzspannungsquelle UR liegt zwischen dem
nichtinvertierenden Eingang des Regelverstärkers RV und GND. Der Ausgang
von RV steuert die Basis der Darlingtonstufe, bestehend aus den beiden
NPN-Transistoren T1 und T2. Diese Darlingtonstufe arbeitet als
Emitterfolger. Der Emitter von T1 erzeugt die Ausgangsspannung Ua. Mit
dem Spannungsteiler, bestehend aus R1 und R2, wird ein Teil der
Ausgangsspannung über den invertierenden Eingang von RV gegengekoppelt.
Im geregelten Zustand (nach einer Änderung des Laststromes
ILAST oder der Eingangsspannung Ue) beträgt die
Differenzspannung U2-U1 zwischen den beiden Eingängen von RV erneut 0
VDC.
Eine Spannungsänderung an Ue oder eine Laststromänderung an Ua hat zur
Folge, dass sich Ua kurzzeitig ändert. Damit verändert sich, über R1 und
R2 spannungsgeteilt, auch die Spannung U2 am invertierenden Eingang von
RV. Dies erzeugt eine Spannungsdifferenz zwischen den beiden Eingängen
des RV. Durch die sehr hohe Leerlaufverstärkung (Open-Loop-Gain) des RV
ändern sich die Ausgangsspannungen U3 und Ua dann sehr stark, würden sie
sich selbst über den invertierenden Eingang des RV nicht sehr kurzzeitig
verzögert entgegenwirken. Dies ist der Gegenkopplungsmechanismus. Wenn
die Spannungsänderung an Ue oder die Laststromänderung an Ua langsamer
erfolgt als RV nachregelt, entsteht an Ua in keinem Augenblick des
Regelvorganges eine Über- bzw. Unterspannung. Ist die Spannungs- oder
Laststromänderung jedoch schneller als der Regelvorgang, entsteht an
Ua kurzfristig eine Über- oder Unterspannung, wie dies Bild 2
illustriert:
Teilbild 2.1 zeigt eine schnelle Erhöhung der Eingangsspannung Ue. Da
der Regelvorgang zu langsam ist, verzögert sich das Einschwingen Ua mit
der Verzögerungszeit t. Ua folgt zunächst Ue und während des
Regelvorganges regelt sich Ua auf den Wert ein, der die Referenzspannung
und der Gegenkopplungsspannungsteiler R1/R2 vorgibt, bis die
Differenzspannung zwischen U2 und U1 (Bild 1) erneut 0 VDC wird. Eine
schnelle Reduktion von Ue bewirkt das selbe Ua-Phänomen, jedoch in
umgekehrter Richtung.
Teilbild 2.2 zeigt eine schnelle Reduktion des Laststromes am Ausgang
Ua. Dies kommt einer schnellen Zunahme von Ue gleich. Aber weshalb
eigentlich? Die Darlingtonstufe T1/T2 erhält für einen bestimmten
Emitterstrom Ie - und das ist der Laststrom ILAST
am Ausgang Ua - einen bestimmten Basisstrom Ib2 vom Ausgang des
Regelverstärkers RV. Wird der Laststrom an Ua rasch reduziert, ist Ib2
zunächst noch immer gleich gross wie zuvor, weil RV nicht gleichzeitig
reagieren kann. Dies erhöht zwangsläufig die Spannung Ua, weil zwischen
Ib2, Stromverstärkung von T1/T2 und Laststrom am Ausgang Ua eine feste
Beziehung besteht. Ua regelt sich aber danach auf den Wert ein, der die
Referenzspannung und der Gegenkopplungsspannungsteiler R1/R2 vorgibt,
bis die Differenzspannung zwischen U2 und U1 erneut 0 VDC beträgt. Die
Zeit t die dafür benötigt wird, ist von der Geschwindkeit der
Regelschaltung abhängig. Da der Laststrom jetzt niedriger ist, hat sich
proportional dazu auch Ib2 reduziert. U3 hat im geregelten Zustand stets
den Wert von Ua plus die beiden Basis-Emitter-Spannungswerte von T1 und
T2 von total etwa 1.4 VDC. Ein schneller Anstieg des Laststromes an Ua
bewirkt das selbe Ua-Einschwingphänomen, jedoch in umgekehrter Richtung.
Abhilfe gegen zu hohe Über- bzw. Unterspannungswerte während dem
Einschwingvorgang schafft ein Kondensator C am Ausgang Ua, der diesen
Vorgang glättet. In den Datenblättern (gilt nicht nur für die
78xx-Familie) sind jeweils Kondensatoren an den Ausgängen mit
Kapazitätswerten im Bereich von 100 nF bis in den 10-µF-Bereich und mehr
angegeben. Es kommt ganz auf die Schaltung an. Sicher ist, dass
Kapazitätswerte um die 100 nF in die Nähe des Ausganges des
Spannungsregler gehören, damit der Ausgang HF-mässig niederimpedant ist.
Wesentlich höhere Kapazitätswerte ergeben sich oft auch aus der
Schaltung, welche mit der Spannungsregelschaltung gespiesen wird.
Damit wäre die Art der linearen elektronischen Spannungsregelung, welche
auf dem Prinzip der Gegenkopplung beruht, erklärt. Dieses selbe
Regelprinzip gilt auch für die andern Schaltungen in diesem
Elektronik-Minikurs, auch wenn der Aufbau ein wenig anders ist. Je nach
Art der Schaltung kann ein solcher Einschwingvorgang mit einer
zeitlichen Verzögerung t zwischen wenigen Mikrosekunden- bis weit in den
100-µs-Bereich dauern. Es kommt dabei auch sehr auf die
Frequenzgangkompensation der gesamten Schaltung an. Diese muss
schliesslich garantieren, dass die Schaltung bei starker Gegenkopplung -
kleines R1/R2-Verhältnis - noch stabil arbeitet, das heisst keine
Tendenz zum Oszillieren aufweist. Diese Frequenzgangkompensation
bestimmt sehr stark die Regelgeschwindigkeit. Wer von den Lesern noch
keine Ahnung davon hat was die Frequenzgangkompensation bedeutet,
empfehle ich das Buch Halbleiter-Schaltungstechnik von U.Tietze
und Ch.Schenk. Es gibt ein spezielles Kapitel mit dem Titel
"Frequenzgang-Korrektur". Ebenso interessant ist dieser
Elektronik-Minikurs:
Dieser Elektronik-Minikurs enthält eine nachbaubare Demoschaltung, die es ermöglicht, die Funktion des Operationsverstärkers vom Verstärker (Gegenkopplung), über den Komparator (weder Gegen- noch Mitkopplung) bis zum Schmitt-Trigger (Mitkopplung) kontinuierlich einzustellen. Ebenfalls kontinuierlich einstellbar, mittels eines kleinen Drehkondensators, ist die Frequenzgangkompensation. Damit lässt sich sehr schön zeigen, bei welcher Verstärkung (Gegenkopplung) welches Mass an Frequenzgangkompensation nötig ist, damit der Operationsverstärker in der Funktion als Verstärker gerade noch nicht schwingt. Man kann ebenso zeigen, wie es sich negativ auf die Geschwindigkeit des Operationsverstärkers auswirkt, wenn man mit der Frequenzgangkompensation übertreibt. Eine solche Demoschaltung eignet sich speziell für den Elektronik-Fachlehrer. Die Demo beeindruckt den interessierten Schüler. Ich weiss dies aus eigener Erfahrung.
Die Funktionsweise des LM317
Während bei der 78xx-Spannungsreglerfamilie die Referenzspannung UR auf GND bezogen ist, bezieht sie sich beim LM317 auf die Ausgangsspannung Ua. Dieser Trick bietet die Möglichkeit mit nur drei Anschlüssen und mittels zwei Widerständen zu bestimmen, welche Ausgangsspannung man haben will. Natürlich hat dies neben diesem Vorteil auch einen Nachteil, der allerdings kaum gravierend ist, ausser man benötigt eine mit Widerständen programmierbare Spannungsregelung mit sehr niedrigem Eigenleistungsverbrauch und ebenso niedriger Dropoutspannung, wie dies in gewissen Batterieanwendungen notwendig sein kann. Wir betrachten dazu in Bild 3 wie der LM317 grundsätzlich arbeitet:
Der geregelte Zustand dieses Spannungsreglertypes ist genauso dann
erreicht, wenn die Spannung zwischen den beiden Eingängen
des Regelverstärkers RV 0 VDC beträgt. Dies hat zur Folge, dass die
Spannung über R2 stets dem Wert der Referenzspannung entspricht,
weil der invertierende Eingang des VR auf Ua liegt. Zwischen dem
nichtinvertierenden Eingang des RV und dem Anschluss
UADJ liegt UREF, mit einer
Spannung von 1.25 VDC, die von der Bandgap-Spannungsreferenz UR
erzeugt wird.
Dieser geregelte Zustand kann allerdings nur dann erfüllt werden, wenn
der Strom an Ua einen Mindestwert nicht unterschreitet, weil sonst der
Betriebsstrom I1 von RV nicht abfliessen kann. I1 ist dann zu niedrig.
Deshalb ist es zwingend, R2 so niederohmig zu dimensionieren, damit I1
ausreichend sichergestellt ist. Der Hersteller empfiehlt für R2 einen
Wert von 240 Ohm. Die Spannung von 1.25 VDC über 240 Ohm erzeugt einen
Strom von I3 = 5.2 mA. Der Strom durch R1 ist natürlich (fast) gleich
gross. Fast, weil auch noch der sehr niedrige Strom I2 von der
Referenzspannungsquelle UR von maximal 0.1 mA über R1 nach GND
abfliesst.
Die kleinst mögliche Ausgangsspannung Ua entspricht dem Wert der
Referenzspannung von 1.25 VDC. Dies ist dann der Fall, wenn R1 einen
Wert von 0 Ohm hat. An UADJ liegt dann GND. R2 =
240 Ohm. Schaltet man R1 auf eine negative Spannung, die dem Wert der
Referenzspannung entspricht, kann man Ua bis auf 0 VDC herunterfahren.
Wichtig dabei ist, dass für diese negative Referenzspannung ebenfalls
eine hochstabile Bandgap-Referenz, z.B. LM113, verwendet wird, wie dies
eine Applicationnote des LM317-Datenblattes illustriert. Interessant
ist noch die Tatsache, dass RV mit der minimalen Dropout-Spannung (siehe
Datenblatt) als Speisung auskommt. So selbstverständlich war dies noch
nicht als der LM317 erfunden worden ist.
Die Referenzspannungsquelle UR: Das etwas eigenwillige Symbol von
UR findet man in den Bildern 1, 3, 4, 5 und 7. Im Prinzip besteht die
Schaltung von UR aus einer hochstabilen Bandgap-Referenzspannung BGR und
einer Konstantstromquelle Iq, wobei diese nicht sehr präzise sein muss.
Im Prinzip genügt auch ein Widerstand. Dies hätte allerdings zum
Nachteil, dass der Stromverbrauch dieser Teilschaltung UR stark von der
Eingangsspannung Ue abhängig ist und unangenehme thermische Effekte auf
dem Chip zur Folge haben kann. Dazu kommt, dass ein Widerstand schnell
viel mehr Platz auf dem Chip benötigt, als eine kompliziertere
elektronische Lösung. Siehe das fein punktiert umrahmte Teilbild in Bild
3 unten links.
Die Funktionsweise des Lowdropout-Spannungsreglers
Unter dem Begriff Dropout-Spannung UDROPOUT
versteht man die mininale Differenzspannung zwischen Ein- und Ausgang
des Spannungsreglers, den man berücksichtigen muss, damit die geregelte
Ausgangsspannung Ua gerade noch aufrecht erhalten wird:
Uemin = Ua + UDROPOUT
Lowdropout bedeutet, dass diese minimale Spannungsdifferenz besonders
klein sein darf. Während man bei einem Spannungsregler 78xx oder LM317
mit typisch 2 VDC oder sogar mehr rechnen muss, liegt der Wert bei
Lowdropout-Spannungsreglern bei 0.5 VDC und eher weniger. Es ist auch
gar nicht schwierig, selbst eine Spannungsregelung mit
Lowdropout-Eigenschaft zu realisieren, wenn man weiss worauf es ankommt
und welchen Nachteil man für diesen Vorteil erkaufen muss.
Bild 4 zeigt das Prinzip eines Lowdropout-Spannungsreglers mit einem
PNP-Leistungstransistor T1. Warum an dieser Stelle kein NPN-Typ
verwendet wird, hat den einfachen Grund, dass dieser mit seiner
Basis-Emitter-Schwellenspannung von etwa 0.7 VDC bewirkt, dass die
minimale Dropout-Spannung - hier identisch mit der
Kollektor-Emitter-Spannung - grösser sein muss als diese
Basis-Emitter-Schwellenspannung, weil es eine Emitterfolgerschaltung
wäre. Die Basis eines solchen NPN-Transistors müsste schliesslich auch
noch von einer Regelschaltung gesteuert werden, deren Betriebsspannung
logischerweise über der Basis-Spannung gegen GND des
Leistungs-NPN-Transistors liegen müsste. Wird an Stelle eines einzelnen
NPN-Transistors ein NPN-Darlington zwecks höherer Stromverstärkung
verwendet, erhöht sich die minimale Dropout-Spannung um weitere 0.7 VDC.
Genau diese Situation besteht bei der 78xx-Familie und beim LM317. Das
Prinzip des Emitterfolgers eignet sich also für die Spannungsregelung
mit Lowdropout-Eigenschaften nicht.
Verwendet man einen PNP-Leistungstransistor für T1, hat dessen
Basis-Emitter-Schwellenspannung keinen Einfluss auf die Dropout-Spannung
(Kollektor-Emitter-Spannung). Betrachten wir die Spannungsregelung im
Falle einer schnellen Laststromerhöhung ILAST am
Ausgang Ua durch Reduktion des Lastwiderstandes. Dies verursacht
kurzfristig eine Spannungsreduktion an Ua. U1 fällt dabei unter die
Referenzspannung UREF. RV reagiert mit einem
Anstieg von U3 und U2. U2 erzeugt durch R3 einen höheren Strom, der zur
Hauptsache auch der Basisstrom Ib1 von T1 ist. Dies erhöht den
Kollektor- (Ic1) und somit den Laststrom an Ua bis die Spannung zwischen
den beiden Eingängen des RV wieder 0 VDC ist. Dies ist dann der Fall,
wenn Ua wieder gleich gross ist wie vor der Erhöhung des Laststromes.
Ib2 ist um den Faktor der T2-Stromverstärkung niedriger als Ic2, bzw.
Ib1.
Die Dropout-Spannung über T1 darf dabei fast beliebig klein sein, sofern
T1 noch fähig ist den Regelungsprozess zu bewältigen. Man muss dabei
bedenken, je niedriger die Kollektor-Emitter-Spannung von T1 wird, um so
stärker fährt T1 in die Sättigung und um so niedriger ist die
Stromverstärkung von T1. Dies erhöht zwangsläufig den Basisstrom Ib1 und
damit auch die Belastung von T2. Ib2 steigt natürlich ebenso. Um dieses
Problem etwas in den Griff zu bekommen, erfand die Halbleiterindustrie
den sogenannten Superbeta-Transistor (für den Einsatz von T1) mit
höherer Stromverstärkung bei niedriger Kollektor-Emitter-Spannung. Aber
auch damit sind Grenzen gesetzt. Für einen niedrigen T1-Kollektor-, bzw.
RL-Laststrom bis etwa 100 mA sind Lowdropout-Spannungen von 100 mV
leicht realisierbar.
R3 ist etwas ganz Besonderes: In Bild 4 ist R3 deshalb extra fett
gezeichnet. R3 arbeitet als Stromgegenkopplung mit Doppelfunktion.
Einerseits macht dies die gesamte Regelschaltung stabiler, das heisst,
die Schwingneigung wird dadurch zusätzlich gedämpft und anderseits wirkt
R3 in gewissen Grenzen als Strombegrenzer bei Kurzschluss zwischen Ua
und GND. Wenn der Strom Ib1 als Folge der Zunahme des Laststromes
(Kollektorstrom Ic1) steigt, steigt auch die Spannung U2, weil auch Ie2
steigt. Dies hat zur Folge, dass U3 ebenso steigt. U3, die stets um die
Basis-Emitter-Schwellenspannung von T2 grösser ist als U2, kann eine
maximale Spannung nicht überschreiten, die von Ue abhängig ist. Ist
dieser Grenzwert erreicht, wird Ib2 begrenzt. Dadurch ebenso Ie2 und Ic2
(Ib1), weil U2 auf U3 folgt. Somit wird in gewissen Grenzen auch Ic1 und
damit ebenso der Laststrom am Ausgang Ua begrenzt. Die Stabilität der
Ic1-Begrenzung hält sich allerdings in Grenzen, weil Ic1 mit zunehmender
Temperatur von T1, als Folge der zunehmenden Stromverstärkung von T1,
steigt. Es gibt also ohne zusätzliche schaltungstechnische Massnahmen
eine gewisse Überlastbegrenzung, die allerdings sehr kritisch arbeitet.
R3 kann aber noch mehr! Beim Ein- und Ausschalten des Netzteiles,
oder bei Unterspannungen der 230-VAC-Netzspannung, verhindert R3 einen
unzulässig hohen Basisstrom Ib1 von T1. Das hat auch wieder damit zu
tun, dass die Kollektor-Emitter-Spannung über T1, während der
Unterspannung, und damit auch die T1-Stromverstärkung sehr niedrig
werden. Ib2 von T2 kann ohne R3 einen hohen Wert annehmen, wenn die
Spannungsregelung (noch) nicht richtig arbeitet, sofern der
Regelverstärker RV genug Strom liefern kann. Bei einer Störung, die zur
dauerhaften Unterspannung führt, können ohne R3 besonders T2 und RV
sogar massiv aufgeheizt, wenn nicht sogar zerstört werden. Wenn die
Netz-Unterspannung so niedrig ist, dass der Ladeelko des
Gleichrichterteiles (hier nicht gezeichnet) so wenig Spannung Ue
liefert, dass die Kollektor-Emitter-Spannung von T1 praktisch 0 VDC ist,
fliesst von Ue über die Emitter-Basis-Strecke von T1 über die
Kollektor-Emitter-Strecke von T2 ein satter zerstörerischer
Kurzschlussstrom. Warum? U1 ist unregelbar dauerhaft niedriger als
UREF und deshalb liefert der Ausgang von RV seinen
Maximalstrom Ib2 in die Basis von T2 und treibt T2 in Sättigung. Ohne R3
können T1 und T2 beim Entladen des Ladeelko des Gleichrichterteiles
beschädigt werden. Dies kann relativ leicht geschehen, weil die
Entladung, je nach nach Laststrom (RL) recht langsam erfolgt. Dieser
Entladevorgang geschieht bei jedem Ausschalten des Netzteiles. Ohne R3
ist nur schon das nicht ungefährlich.
Aber auch mit R3 ist diese Situation der Netz-Unterspannung nicht ganz
problemlos. Damit die Regelschaltung richtig arbeitet, darf R3 nur so
gross sein, dass im erwünschten Bereich von Ue die Regelung sauber
arbeitet. Und weil dies vor allem im Bereich niedriger
Kollektor-Emitter-Spannung von T1, und in Folge davon niedriger
Stromverstärkung von T1, einen relativ hohen Strom von Ie2 fordert,
sind R3 nach oben Grenzen gesetzt. In Falle der Netzunterspannung,
ausser wennn die ziemlich niedrig ist, kann dies R3 sehr belasten. Man
muss also darauf achten, wie hoch der R3-Leistungsverbrauch in dieser
kritischen Lage ist. Diesem Problem könnte man entgegenwirken, in dem
man R3 durch eine Konstantstromquelle ersetzt, dessen Begrenzungsstrom
knapp über dem Stromwert liegt, der bei minimaler
Kollektor-Emitter-Spannung von T1 und maximal zulässigen Laststrom
ILAST gefordert ist.
Wozu braucht es R4? Wenn die Regelschaltung kaum belastet ist, ist Ib1
sehr klein und Ib2 ist noch viel kleiner. Wenn sich dabei zusätzlich
ebenso sehr kleine Leckströme auswirken, hätte dies zur Folge, das Ua
über den korrekt geregelten Spannungswert ansteigt. Dieser Zustand kann
auch zu unerwünschten Oszillationen führen. Mit R4 teilt sich der
Kollektorstrom Ic2 von T2 in Ib1 und IR4 auf. Bei
sehr niedrigem Ausgangsstrom (Ic1), ist der Strom durch R4 grösser als
Ib1. Dies wirkt sich stabilisierend auf die Regelschaltung aus. Bei
grösserem Ausgangsstrom (Ic1) bleibt jedoch der Strom durch R4 konstant,
weil die Basis-Emitter-Schwellenspannung von T1 etwa einen konstanten
Wert von 0.7 VDC hat. Der Strom durch R4 ist dann viel kleiner als Ib1
und die Stromverstärkung von T1 kommt voll für den Ausgangsstrom zur
Geltung.
Fazit zur Schaltung in Bild 4: Es gibt heute eine Vielzahl von
integrierten Spannungsreglern die kaum noch Wünsche offen lassen. Aber
gerade dann, wenn Lowdrop-Anwendungen erwünscht sind, ist die Auswahl
geringer und es kann vorkommen, dass man zu quasidiskreten Lösungen
gezwungen ist. Setzt man als Leistungstransistor einen bipolaren
Leistungstransistor ein, kommt nur ein PNP-Typ für postive Spannungen
(+Ue und +Ua) in Frage, weil nur mit dem PNP-Transistor eine besonders
niedrige Kollektor-Emitter- und damit Dropout-Spannung erreichbar ist.
Genau dadurch entstehen aber Probleme, wo ein einfaches passives
Bauteil, R3, eine zentrale Rolle spielt. Darum wurde dieses Kapitel
relativ umfangreich.
Und noch einmal R3! Ich möchte an dieser Stelle ganz herzlich
dem olit danken, der mit einer E-Mail an mich Wesentliches zur
Erklärung der funktionellen Vielfalt von R3 beigetragen
hat. olit ist den Mitwirkenden im
Elko-Forums gut bekannt.
Das bessere Lowdropout-Prinzip
Betrachtet man das Datenblatt des "Lowdropout Adjustable
Voltageregulator" LM2941, so fällt im Schaltschema auf Seite 9 auf,
dass der Leistungstransistor zwei Kollektoren besitzt. Der eine ist der
Haupt-Kollektor der den Strom zum Ausgang (Vout) liefert und der Strom
des zweiten Kollektors wird in der in der Schaltung selbst
weiterverarbeitet. Dieser zweite Kollektorstrom (Steuer-Kollektorstrom)
steht in einem festen Zahlenverhältnis zum Haupt-Kollektorstrom. Aus dem
Datenblatt gibt es dazu keine näheren Angaben. Dieses Verhältnis beträgt
in der Regel 1:100 oder es gibt einen andern hohen Wert. Wichtig ist
diese Information für den Anwender nicht. 1:100 bedeutet, dass ein
Laststrom von 1 A am Reglerausgang einen Steuer-Kollektorstrom von 10 mA
zur Folge hat. Dieser Steuer-Kollektorstrom dient der
Laststrombegrenzung. Eine spezielle Elektronik misst diesen Strom und
oberhalb einer gewissen Schwelle unterdrückt sie den Basisstromzufluss
zum Leistungstransistor. Mit dieser Methode ist es möglich eine präzise
Strombegrenzung zu realisieren.
Die Strombegrenzungsschaltung in integrierten Spannungsreglern, wie auch
hier, ist in der Regel wesentlich komplexer. Sie ist verknüpft mit der
Chiptemperatur. Erreicht diese Temperatur einen bestimmten Wert,
reduziert sich der Laststrom derart, dass die Chiptemperatur nicht
weiter ansteigen kann. Sie stabilisiert sich auf einem bestimmten Wert.
Auch die Dropout-Spannung muss miteinbezogen werden.Dies ganz besonders,
wenn bipolare Leistungstransistoren im Einsatz sind, damit die
sogenannte Second-Breakdown-Grenze (Safe-Operating-Area = SOA) nicht
überschritten werden kann. Wer von den Elektronikanfängern noch keine
Ahnung davon hat was die Second-Breakdown-Grenze ist, empfehle ich das
Buch Halbleiter-Schaltungstechnik von U.Tietze und Ch.Schenk. Es
gibt dazu ein spezielles Kapitel über Grenzdaten von
Bipolartransistoren. Diese Angelegenheit ist auch knapp im
Elektronik-Minikurs
Die Power-Zenerdiode aus Z-Diode
und Transistor... (Bild 3) thematisiert.
Die detaillierte Schaltung des LM2941, wie sie im Datenblatt gezeigt
wird, eignet sich weniger zur einfachen und schnellen
Funktionserläuterung. Dafür geht sie zu sehr ins Detail. Es ist schade,
dass es nicht auch ein Blockschema gibt, das auf Anhieb die Funktionen
übersichtlich verdeutlicht. Das Prinzipschaltbild in Bild 5 zeigt hier,
wie ein integrierter Lowdropout-Spannungsregler mit bipolarem
intergrierten PNP-Leistungstransistor grundsätzlich arbeitet. Die
Details haben eher symbolischen Charakter. Viele Widerstände sind in
integrierten Schaltungen als Stromquellen ausgebildet. Betrachten wir
Bild 5 und einer erweiterten Funktionsbeschreibung, welche über die
Erläuterung zu Bild 4 im vorherigen Kapitel hinausgeht:
T1 ist der Leistungstransistor mit dem Haupt- und Steuer-Kollektor. Der
Steuer-Kollektorstrom Ic1s fliesst durch R5 und erzeugt über ihn die
Spannung U2. U2 liegt am nichtinvertierenden Eingang des
Regelverstärkers für die Strombegrenzung RV2. Erreicht U2 den Wert der
Referenzspannung am invertierenden Eingang des RV2, steigt am Ausgang
von RV2 die Spannung bis zum Wert der Basis-Emitter-Schwellenspannung
des T3. Es fliesst ein Basisstrom Ib3 und somit auch ein verstärkter
Kollektorstrom Ic3. Ic3 "stiehlt" Ib2 Strom und dies wirkt sich
laststrombegrenzend (Ic1 = konstant) aus:
Versucht man den Laststrom über den Strombegrenzungseinsatz zu
überschreiten, in dem man z.B. den Lastwiderstand RL zwischen Ua und GND
als wie mehr reduziert, reduzieren sich Ua und U1. U3 geht dabei auf den
Maximalwert, weil U1 ständig unter UREF bleibt. Die
Spannungsregelung arbeitet jetzt nicht mehr. Ic3 entzieht Ib2 gerade
soviel Strom, dass mit dem restlichen Ib2, multipliziert mit den beiden
Stromverstärkungsfaktoren von T2 und T1, der Überlast-Begrenzungsstrom
(Ic1) konstant gehalten wird. Der Wert des konstanten
Überlast-Begrenzungsstromes Ic1 besorgt der Strom Ic1s, der über R5 eine
Spannung erzeugt, die der Referenzspannung UREF
entspricht. Auf diese Art wirkt die Regelung des
Überlast-Begrenzungsstromes. Es spielt für die Stabilität dieses
Stromes keine Rolle, dass die Stromverstärkungsfaktoren, z.B. wegen der
Temperaturdrift, nicht konstant sind. Solche Abweichungen werden durch
die Veränderung des Stromes Ib3 korrigiert, der seinerseits mit T3 Ib2
beeinflusst. Für diesen Regelungsprozess weicht U2 von
UREF geringfügigst ab. Diese Spannungsänderung ist
allerdings kaum messbar, weil die schon sehr kleine
RV2-Ausgangsspannungsänderung, bestenfalls im 10-mV-Bereich, durch die
sehr hohe Leerlaufverstärkung (Open-Loop-Gain) von RV2 dividiert werden
muss. In der Praxis wird diese Verstärkung mittels Gegenkopplung und
zusätzlicher Frequenzgangkomensation allerdings soweit reduziert, dass
die Schaltung auch im Strombegrenzungsbetrieb nicht instabil wird und
oszilliert.
R7 wirkt auf den Ausgang von RV1 strombegrenzend und erzeugt massgebend
die Summe von Ib2 und Ic3. Dies ist nötig, weil U3 im
Strombegrenzungsfall auf den Maximalwert gezwungen wird und Ic3 in einem
vernünftigen Bereich fliessen muss, um Ib2 korrekt zu reduzieren, wie
bereits beschrieben. Weiter fällt auf, dass R3, im Gegensatz zu Bild 4,
im Kollektor- und nicht mehr im Emitterkreis von T2 liegt. Er muss in
dieser Schaltung nichts zur Strombegrenzung beitragen. Für die
Stabilität der Schaltung muss entsprechend frequenzgangkompensiert
werden. Betrachtet man das Innenleben des LM2941, erkennt man zwei
Kondensatoren zu 20 pF und 4 pF. Diese dienen diesem Zweck. R3 ist im
Prinzip überhaupt nicht nötig, weil sich Ib1 stets dem Laststrom (Ic1),
geteilt durch den Stromverstärkungsfaktor von T1, anpasst, gleichgültig
ob die Schaltung im Spannungsregelungs- oder Strombegrenzungsmodus
arbeitet. Würde ich jedoch eine solche Regelschaltung quasi-diskret
aufbauen, käme aus Sicherheitüberlegungen R3 dazu. Welchen
Vorteil bringt es aber, wenn R3 im Kollektorkreis liegt? Ganz einfach:
RV1 und RV2 müssen bloss Ausgangsspannungen liefern welche das Ansteuern
von T2 und T3 ermöglicht. Dazu genügen Spannungswerte die stets ganz
wenig grösser sind als die Basis-Emitter-Schwellenspannungen von T2 und
T3. Die Betriebsspannung von RV1 und RV2 kann somit sehr viel kleiner
sein als Ue. Symbolisiert wird dies durch R6 und Z (Zenerdiode) in Bild
5.
Regelungsvorgänge sind komplex und es ist recht schwierig diese mit
Worten zu beschreiben. Ich hoffe, es gelang mir, mich einigermassen
verständlich auszudrücken. ;-)
Selbstbau eines Lowdropout-Spannungsreglers
Im Kapitel "Die Funktionsweise des Lowdropout-Spannungsreglers"
wies ich darauf hin, dass es u.U. nötig sein kann, dass man selbst einen
quasidiskreten Lowdropout-Spannungsregler realisieren muss. Dazu noch
einmal ein paar Worte:
Problematisch wird es einen diskreten PNP-Transistor mit einem
Steuerkollektor zu finden. Solche Transistoren wurden produziert. Ob das
noch heute der Fall ist weiss ich nicht. Man müsste es evaluieren. Man
kann die Strombegrenzung auch anders realisieren, z.B. mit einem sehr
niederohmigen Shuntwiderstand in der Kollektorleitung des T1. Die
Spannung über diesem Shuntwiderstand wird mit RV2 gemessen und die
RV2-Ausgangspannung steuert die Basis von T3. Es gibt dazu auch
spezielle Strommess-Sensorschaltungen, welche diese Aufgabe übernehmen.
Schlecht eignet sich die berühmte Strommess-Sensorschaltung mit
Shuntwiderstand und Transistor, weil die Strombegrenzung erst dann
eintritt, wenn über dem Shuntwiderstand die Spannung der
Basis-Emitter-Schwellenspannung dieses Mess-Transistors liegt. Diese
Methode liegt eindeutig im Widerspruch zum Lowdropout-Prinzip. Die
Spannung über einem sehr niederohmigen Shuntwiderstand kann im
10-mV-Bereich liegen, wenn der zur Messung verwendete
Operationsverstärker für RV2 eine entsprechend niedrige
DC-Offsetspannung und eine ebenso genügend niedrige Temperaturdrift
aufweist. Bei einem grossen Laststrom eignet sich als Shuntwiderstand
auch ein kurzes Stück Kupferdraht. Mit RV2 misst man direkt die Spannung
über dem Shuntwiderstand. Darauf im Detail einzugehen, würde diesen
Elektronik-Minikurs sprengen. Diese
Strommess-Sensorschaltung
möge eine kleine Anregung bieten. Es kann auch ein anderer als der
angegebene Opamp LMC6482 benutzt werden. Wichtig ist allerdings, dass er
singlesupply- und rail-to-rail-fähig ist.
Es gäbe noch die Möglichkeit anstelle von bipolaren Transistoren
Power-MOS-Transistoren zu verwenden. Da gibt es solche mit
Stromsensorausgängen. Dies ist ein zusätzlicher Drainausgang, dessen
Strom im festen Verhältnis zum Hauptdrainstrom steht. Eine solche
Regelschaltung ist allerdings ein Thema für sich. Mehr darüber erfährt
man in den technischen Unterlagen der Firma INFINEON ("infineon" in eine
Suchmaschine eingeben). Falls diese Angabe überholt ist, muss man selbst
evaluieren.
Im Vergleich: LM2941 und LM317
Der LM2941 ist ein Spannungsregler, dessen Ausgangsspannung, wie beim
LM317, mit zwei Widerständen definierbar ist. Natürlich ist der LM2941
schaltungstechnisch, weil es ein Lowdropout-Spannungsregler ist,
trotzdem nicht vergleichbar mit dem LM317. Er hat auch vier und nicht
drei Anschlüsse, welche für die Spannungsregelung relevant sind. Ein
fünfter Anschluss dient bloss der Ein- und Ausschaltung der
Ausgangsspannung. Man vergleiche dazu beiden die Teilbilder 6.1 und 6.2.
Die Referenzspannungsquelle bezieht sich beim LM2941 auf GND und nicht
auf die geregelte Ausgangsspannung, wie beim LM317. Dieser Unterschied
wirkt sich direkt auf die Berechnungsformel aus: R1 und R2 sind
vertauscht.
Im Diagramm Quiescent-Current/Input-Voltage
(Ruhestrom/Eingangsspannung) des LM2941 (siehe Datenblatt) fällt bei
einer Ausgangsspannung von 5 VDC und einem Laststrom von 1 A folgendes
auf: Oberhalb einer Eingangspannung von 9 VDC bleibt der Ruhestrom
(Eigenstromverbrauch des LM2941) auf einem relativ niedrigen Wert von 30
mA. Unterhalb dieser 9 VDC steigt der Ruhestrom drastisch an und
erreicht das erste Maximum von 120 mA bei etwa 7 VDC. Das zweite Maximum
von etwas mehr als 130 mA wird bei etwa 6 VDC erreicht und steigt bei
weniger Dropout-Spannung nicht mehr weiter an. Unterhalb von etwa 4 VDC
fällt der Ruhestrom wieder drastisch ab. Allerdings ist dies der
Bereich, bei dem keine Spannungsregelung mehr stattfindet, denn bei 5.5
VDC ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Die Dropout-Spannung von 0.5
VDC darf bei einem Laststrom von 1 A nicht unterschritten werden. Hinzu
kommt, dass diese 0.5 VDC nur für eine Chiptemperatur von 25 Grad
Celsius gilt, was ziemlich unrealistisch ist. Bei 80 Grad Celsius sind
es 0.6 VDC und bei 120 Grad Celsius 0.7 VDC.
Beim LM317 ist bei einem Strom von 1 A bereits bei einer
Dropout-Spannung von 2 VDC das Ende der Fahnenstange erreicht. Dafür
bleibt der Eigenstromverbrauch vernachlässigbar niedrig, auch wenn
grosse Lastströme fliessen, weil eine NPN-Darlingtonstufe (siehe Bild 1:
T1/T2) eine sehr hohe Stromverstärkung hat, dafür aber als Nachteil eine
verhältnismässig grosse Dropoutspannung in Kauf genommen werden muss.
Warum es in integrierten Spannungsreglern keine komplementären
Darlingtons, bestehend aus NPN- und PNP-Transistoren, gibt, die
niedrigere Dropoutspannungen zulassen, entzieht sich meinen Kenntnissen.
Mehr zu dieser Art von Darlingtonschaltungen, liest man in den beiden
folgenden Elektronik-Minikursen:
Lowdropout mit Power-MOSFET
Dieses Thema soll dieser Elektronik-Minikurs abrunden. Es gibt moderne
integrierte Lowdropout-Spannungsregler, welche Power-MOSFETs enthalten.
Wer sich dafür interessiert, möge das Datenblatt der speziellen
Ultra-Lowdropout-Spannungsregler der Typen LP3961 bis LP3964 lesen.
Diese Spannungsregler erlauben einen maximalen Ausgangs-Laststrom von
800 mA und dies bei einer Dropout-Spannung von typisch nur 240 mVDC.
Bei 80 mA sind es nur 24 mVDC. Es fällt dabei sogleich auf, dass wir es
mit dem Kanalwiderstand eines MOSFET zu tun haben, weil zwischen Strom
und Dropout-Spannung ein lineares Verhältnis besteht. Dazu kommt, dass
unabhängig vom Laststrom und von der Dropout-Spannung stets der selbe
niedrige Eigenstrom von typisch 4 mA fliesst. Der Fall ist klar, ein
MOSFET braucht eine Steuerspannung und keinen Steuerstrom. Wird der
Spannungsregler abgeschaltet reduziert sich der Eigenverbrauch auf
gerade noch 15 µA (Shutdown-Mode). Bild 7 erläutert das Prinzip der
Spannungsregelung mit einem Power-MOSFET:
T1 ist ein P-Kanal-MOSFET des Anreicherungstyps. Das heisst, erst dann
wenn die Gate-Source-Spannung UGS einen gewissen
Wert überschreitet, beginnt dieser Transistor zu leiten. Weil es ein
P-Kanal-MOSFET ist, muss die Spannung des Gate (G) stets negativ zur
Source (S) sein. Und so funktioniert die Regelung der Ausgangspannung
Ua:
Reduziert sich Ua auf Grund eines spontan steigenden Laststromes am
Ausgang Ua oder einer spontan sinkenden Eingangsspannung Ue, reduziert
sich U1 kurzzeitig, die im geregelten Zustand der Referenzspannung
UREF entsprechen muss. Da dies augenblicklich nicht
der Fall ist, erzeugt die jetzt niedrigere Spannung U1 am
nichtinvertierenden Eingang von RV eine ebenfalls noch niedrigere Spannung
U2, was einer Zunahme von UGS entspricht. Dies
öffnet den Drain-Source-Kanal von T1 noch mehr, was einem niedrigeren
Drain-Source-Widerstand entspricht. Damit steigt der Laststrom am
Ausgang Ua soweit an, bis U1 wieder der Referenzspannung entspricht. Ua
hat dann wieder den selben Wert wie zuvor. Die weiter oben erwähnten
Spannungsregler des Typs LP3961 bis LP3964 arbeiten nach diesem Prinzip.
Es gibt allerdings einen kleinen Unterschied, der jedoch an der
Erklärung zur Spannungsregelung nichts ändert. In Bild 7 ist eine
Referenzspannungsquelle gezeichnet. Im Block-Diagramm zum LP3964 im
Datenblatt sieht man jedoch eine vom Shutdown-Signal ein- und
ausschaltbare Konstant-Stromquelle, die einen Widerstand mit einer Diode
in Serie speist. Der Konstantstrom dieser Stromquelle erzeugt über
diesen beiden Bauteilen eine konstante Referenzspannung, die auf GND
bezogen ist. Dies entspricht blockschaltmässig der
Referenzspannungsquelle UR in Bild 7. Die Diode hat wahrscheinlich den
Zweck, dass sie mit ihrem negativen Temperaturkoeffizienten von etwa -2
mV/K den positiven Temperaturkoeffizienten der Konstantstromquelle
kompensiert. Mehr zum Thema Konstantstromquellen erfährt man in den
folgenden drei Elektronik-Minikursen:
- Die
Transistor-LED-Konstantstromquelle
- Der Transistor-LED- und der
FET-Konstantstromzweipol
- Konstantstromquelle mit Bandgap-Spannungsreferenz und Opamp