Einfaches Labornetzteil 0...20VDC / max. 3A
mit NPN-Komplementärdarlingtonstufe
und Überlastanzeige (Overload)
Themenübersicht
- Einleitung mit Update-Hinweisen
- Diskreter oder integrierter Aufbau
- Die Schaltung
- Wie arbeitet die Spannungsregelung?
- Wozu dient R1 zwischen Basis und Emitter von T1?
- Die zusätzliche Frequenzgangkompensation mit C3 und R5
- Wie arbeitet die Strombegrenzung (I-Limiter)?
- Die OVERLOAD-Anzeige
- Zwei unscheinbare aber wichtige Dioden, D1 und D2!
- Stabilität, Brummen und Rauschen
- Wie hoch muss minimal die Eingangsspannung +Ue sein?
- Wie hoch darf maximal die Eingangsspannung +Ue sein?
- Belastung von T1, Kriterien und der Zweite Durchbruch
- Grundlegendes zur Kühlung von T1
- Die Kühlung von T2
- Kühlkörper-Online-Berechnungsprogramme
- Platinenlayout zur Schaltung in Bild 1
- Testschaltung und die Frequenzgangkompensation
- Welche Alternative gibt es für höhere Spannungen?
- Linkliste
Einleitung mit Update-Hinweisen
Mit diesem Elektronik-Minikurs und dem ersten Teil
(1) über die
komplementäre Darlingtonschaltung begann meine Tätigkeit im Dezember
1999 im ELektronik-KOmpendium
"das ELKO",
das damals noch
E-ONLINE
hiess. Auf Grund von unterschiedlichen Leserfeedbacks
erweiterte ich den ersten und diesen zweiten Teil im Februar 2003
massiv. Es kamen mehr Schaltunsgdetails, ausführlicher Text, ein
Anwendungshinweis für höhere Ausgangsspannungen und eine Testschaltung
zum Messen der Stabilität in Abhängigkeit von schnellen Laständerungen
hinzu. Dieser Elektronik-Minikurs setzt die erlernte Grundlage des
soeben angedeuten ersten Teiles
(1)
unbedingt voraus! Im ersten Teil gibt es auch ein paar Links zum
Erfinder des komplementären Darlington George Clifford Sziklai,
der, nebenbei erwähnt, auch noch viel anderes erfand.
Am 21.Mai 2008 stellte ein Leser im
ELKO-Diskussionsforum,
der die Schaltung in Bild 1 nachgebaut hat, fest, dass die
OVERLOAD-Anzeige nicht richtig funktioniert, wenn man mit der
Ausgangsspannung auf beinahe 0 VDC hinunterfährt und wollte den Grund
wissen. Ich erklärte die Ursache in einem folgenden Posting und ich nahm
dies zum Anlass diesem Elektronik-Minikurs ein Update zu verpassen, der
diese Problematik mit einer zusätzlichen Graphik beschreibt und einen
Weg zeigt, wie man dieses Problem lösen kann.
Zum folgenden Studium benötigt man u.a. die Datenblätter des Opamp
LM358 (LM358A)
und die der beiden Transistoren
MJ2955 und
BD139.
Diskreter oder integrierter Aufbau
Im Kapitel "Die OVERLOAD-Anzeige" wird darauf hingewiesen, dass
auf Grund eines kleinen Problems die Schaltung in
Bild 1 nicht zu einer
Serieproduktion eignet. Dazu will ich hier deutlich machen, dass die
Schaltung in Bild 1 als Lehrstück dient. Der Elektronik-Azubi lernt wie
man ein Netzteil mit einer komplementären Darlingtonstufe realisiert, er
lernt wie eine quasidiskrete Spannungsregelschaltung funktioniert und er
lernt etwas über wichtige Details worauf es ankommt und er kann mit Bild
1 eine funktionsfähige Schaltung nachbauen und auch nach seinen
Bedürfnissen erweitern oder verändern. Moderne Schaltungen für den
selben Spannungs- und Strombereich werden heute weitgehend integriert
realisiert. Das spart viele Bauteile und eine wichtige Schutzfunktion
für die Überlast (Safe Operating Area) ist gleich mit integriert.
LM317S, LM350T, LM338 und LM396 sind vier intergrierte Spannungsregler,
die man anstelle der Schaltung in Bild 1 einsetzen kann. Allerdings
benötigen die Schaltungen mit diesen ICs auf jedenfall eine negative
Zusatzspannung, wenn die Ausgangsspannung bis auf 0 VDC steuerbar sein
soll. Eine negative Zusatzspannung ist in Bild 1 nicht nötig, ausser die
OVERLOAD-Anzeige soll auch bei Ausgangsspannungen von 1 VDC oder weniger
perfekt arbeiten.
Quasidiskret heisst, es kommen sowohl integrierte Schaltungen (hier der
Dual-Opamp LM358A) und einzelne Transistoren, Dioden, etc. zum Einsatz.
Die Schaltung
Wie arbeitet die Spannungsregelung?
T1 und T2 bilden eine NPN-Komplementärdarlingtonstufe. Diese wird durch
den Operationsverstärker (Opamp) OA1 gesteuert. OA1 vergleicht die durch
P erzeugte variable Referenzspannung Ur (r = reference) mit der
gegengekoppelten Spannung Uf (f = feedback), die sich aus der
Ausgangsspannung +Ua und dem Spannungsteiler R6/R7 ergibt. Dadurch
regelt sich eine last- (RL) und
eingangsspannungsunabhängige (+Ue) stabile Ausgangsspannung +Ua, welche
mit P zwischen beinahe 0 VDC und 20 VDC einstellbar ist. Der
Spannungsteiler R6/R7 verstärkt die mit P eingestellte Referenzspannung
Ur zur Ausgangsspannung +Ua, die sich wie folgt berechnet:
Ua = Ur * ((R6 + R7) / R7)
Die Ausgangsspannung ist dann im eingeschwungenen Zustand, wenn die
Spannung am invertierenden und am nichtinvertierenden Eingang des OA1
gleich gross sind, sieht man grosszügig von der sehr niedrigen
DC-Offsetspannung ab. Oder anders formuliert: Im eingeschwungenen
Zustand ist die Differenzspannung an den Eingängen von OA1 0 V.
Es stellt sich die Frage, wieviel Strom OA1 in die Basis von T2 liefern
muss, damit ein maximaler Strom von 3 A am Ausgang möglich ist. Der
Basisstrom von T2 berechnet sich aus dem Kollektorstrom von T1 dividiert
durch das Produkt der beiden Stromverstärkungsfaktoren von T1 und T2:
IB(T2) = IRL /
(ß(T1) * ß(T2))
Dazu benötigen wir die Datenblätter von T1 (MJ2955) und T2 (BD139). Wir
wollen wissen wie gross die Stromverstärkungsfaktoren
ßT1 und ßT2 sind. Betrachten
wir zunächst das PNP-Arbeitspferd T1, den MJ2955. Bei einem
Kollektorstrom von 3 A und einer Chiptemperatur zwischen 25 und 150 °C
hat die Stromverstärkung einen Wert zwischen 40 bis 45 und dies bei
einer Kollektor-Emitterspannung von 4 VDC. Dies zeigt uns das Diagramm
"DC-Current-Gain". Das Diagramm
"Collector-Saturation-Region" zeigt wie gross der Basisstrom sein
muss, damit die Kollektor-Emitter-Spannung so klein wie möglich sein
kann. Das Diagramm zeigt Beispiele für Ströme von 1 A, 4 A und 8 A. Man
betrachte die Kurve für 4 A, weil sie dem Strom von 3 A am nächsten
liegt. Gibt man sich mit einer minimalen T1-Kollektor-Emitterspannung
von 1VDC bei einem Kollektorstrom von 4 A zufrieden, benötigt T1 einen
Basisstrom von etwa 120 mA. Dies ergibt einen Stromverstärkungsfaktor
von 33. Bei einem Kollektorstrom von 3 A dürfen wir ein
Stromverstärkungsfaktor von 40 voraussetzen.
Der daraus resultierende T1-Basisstrom von etwa 75 mA ist zur Hauptsache
der Kollektorstrom von T2. Wir betrachten jetzt das Datenblatt des
BD139. Das Diagramm "DC-current-gain" zeigt, dass bei einem
Kollektorstrom von etwa 75 mA eine Stromverstärkung von etwa 95, bei
einer Kollektor-Emitter-Spannung von 2 VDC, resultiert. Das Produkt der
beiden Stromverstärkungsfaktoren von T1 und T2 wären demnach ein Faktor
von 3800. Bei einem maximalen Laststrom am Ausgang von 3 A ergibt dies
ein T2-Basisstrom von 0.78 mA. Wir runden auf zu 1 mA. Dies ist der
Belastungsstrom am Ausgang von OA1 und dieser Strom ist für den LM358(A)
leicht zumutbar, wie im LM358-Datenblatt das Diagramm "Output
Characteristics Current Sourcing" zeigt.
Wozu dient R1 zwischen Basis und Emitter von T1?
Die Stromverstärkung der komplementären Darlingtonstufe aus T1 und T2 ist sehr hoch. Wenn der Ausgang +Ua fast nicht oder gar nicht belastet ist, kann sich die Regelschaltung in dem Sinne destabilisieren, dass +Ua plötzlich ansteigt, weil die extrem niedrigen Restströme in den Silizium-Transistoren T1 und T2 diesen Effekt, vor allem bei höheren Betriebstemperaturen, verursachen können. Ich habe das zwar nie beobachtet bei den Messungen. Es lohnt sich aber trotzdem solchen Worst-Case-Situationen vorzubeugen. Besonders dann, wenn es so einfach ist. Was aber bewirkt R1? Er sorgt dafür, dass bei sehr kleinen Strömen an RL nur T2 und nicht auch T1 leitet. T1 leitet erst dann, wenn die Stromlast so gross ist, dass an R1 etwa 0.7 V liegt. Das ist die Basis-Emitterschwellen-Spannung von T1. Der Strom durch R1 begrenzt sich dadurch auf einen Wert von etwa 7 mA.
Die zusätzliche Frequenzgangkompensation mit C3 und R5
Viele der heute verwendeten Opamps arbeiten bis hinunter zu einer
Verstärkung von 1 stabil. Man bezeichnet solche Opamps als
unitygain-stabil (unitygain-stable). Ein solcher Opamp ist IC-intern
frequenzgangkompensiert. Ein gut bekannter Vertreter dieser Art ist der
traditionsreiche JFET-Opamp LF356. Sein schnellerer "Bruder" LF357 muss
jedoch eine minimale Verstärkung von 5 haben, damit er als Verstärker
arbeitet und nicht unkontrolliert oszilliert. Seine interne
Frequenzgangkompensation wirkt schwächer, dafür hat er eine vier mal
höhere Unity-Gain-Frequenzbandbreite. Diese beträgt 20 MHz. Man versteht
darunter die Frequenzbandbreite bei einer Verstärkung von 1. Auf deutsch
nennt man dies auch das Verstärkungs-Bandbreite-Produkt. Praktisches
Beispiel: Eine Verstärkung von 100 erlaubt gerade noch eine
Bandbreite von 200 kHz, denn das Produkt dieser beiden Werte beträgt 20
MHz bei einer Verstärkung von 1. Es sei noch darauf hingewiesen,
dass der LF357 leider nicht mehr produziert wird!
Der hier verwendete bipolare Dual-Opamp LM358A (der kleine Bruder des
Quad-Opamp LM324A) ist unitygain-stabil. Das ist er aber nur dann wenn
er alleine vom Ausgang zum Eingang so gegengekoppelt ist, dass er eine
Verstärkung von 1 im nichtinvertierenden Betrieb hat und nicht dann,
wenn sich noch eine weitere Verstärkerstufe innerhalb der Gegenkopplung
befindet. Diese weitere Verstärkerstufe besteht aus T1 und T2. Deshalb
reicht die IC-interne Frequenzgangkompensation von OA1 nicht aus, obwohl
die Spannungsverstärkung von T1 und T2, als Komplementärdarlington, auch
nur einen Wert von 1 hat. Die Frequenzgangkompensation muss verstärkt
werden. Das ist so etwas wie eine zusätzliche Bremse und diese besteht
stets aus einem passiven Tiefpassfilter erster Ordner, hier aus R5 und
C3. Der Parallelwiderstandswert von R6 und R7 fällt nicht ins Gewicht,
weil dieser sehr viel kleiner ist als der von R5.
Dieses R5*C3-Tiefpassfilter für die zusätzliche Frequenzgangkompensation
zu berechnen, ist ganz bestimmt nicht unmöglich, jedoch sehr komplex. Es
ist hier, weil es um eine zusätzliche Kompensation geht, wesentlich
komplizierter, als bloss die Formel zu einem Opamp zu befolgen, der
extern kompensiert werden muss, wie man dies z.B. mit dem LM301
nachvollziehen kann. Und selbst dann ist man, je nach Beschaltung, noch
gar nicht sicher, ob dies ausreicht und die Schaltung wirklich stabil
genug arbeitet. Wie schwierig dies sein kann, zeigt der witzige
Ausspruch aus den Opamp-Pioniertagen: "Willst Du einen Verstärker,
so kriegst Du einen Oszillator, willst Du einen Oszillator, so kriegst
Du einen Verstärker." Wieso stimmt eigentlich der zweite
Satzteil immer auch? Damit eine Schaltung überhaupt oszillieren kann,
muss sie erstmal verstärken können. Den Verstärker hat man also auf
jedenfall. :-)
Manchmal führen nicht immer viele Wege nach Rom, jedoch gibt es hier,
neben einem aufwändigen Rechnen, zumindest einen zweiten, einen sehr
praxisorientierten, und den wollen wir jetzt am vorliegenden Beispiel
genau betrachten:
Wenn man mit so etwas zum ersten Mal zu tun hat, hat man schliesslich
keine Ahnung in welcher Grössenordnung denn R5 und C3 sein sollen. Es
ist unmöglich ein Rezept zu geben. Beginnen wir hier mit R5. R5 hat
einen Wert von 10 k-Ohm und das ist gut so, aber warum? Besonders bei
bipolaren Opamp - und das ist der LM358 - gilt die Regel, dass die
temperaturbedingte DC-Offsetspannungsdrift am Ausgang (bedingt durch den
eingangsseitigen Offsetstromdrift) dann minimal ist, wenn man dafür
sorgt, dass die Quellwiderstände an beiden Opampeingängen gleich gross
sind. Das Netzwerk aus P, R3 und R4 erzeugen recht genau 10 k-Ohm. R9
und R10 sind vernachlässigbar. Nun setzt man das Netzteil ohne C3 in
Betrieb. Wenn die Schaltung an +Ua oszilliert, setzt man C3 mit einem
Wert von 10 pF ein. Man erhöht diese Kapazität bis die Schaltung gerade
nicht mehr schwingt und dies unter jeder Ausgangsspannungsspannung +Ua
und jeder Strombelastung durch RL. Bitte nicht
auf die Idee kommen mit einer Kapazitätsdekade zu arbeiten, weil die
Leitungen und das Metallgehäuse dieses Gerätes sind derart parasitäre
Störquellen, das funktioniert niemals!!! Man muss sich also die Mühe
nehmen, mit dem Lötkolben die kleinen induktionsarmen
Keramik-Kondensatoren an Ort und Stelle auf der Leiterplatte zu
höheren Kapazitätswerten tauschen. Wenn man das Ziel der Stabilität
gerade erreicht hat, erhöht man den Wert von C3 etwa auf das Doppelte
oder auch etwas mehr, um auf Nummer Sicher zu gehen. Es kommt nicht so
darauf an. Man sollte allerdings auch nicht übertreiben, weil sonst bei
rascher Änderung der Eingangsspannung oder des Ausgangslaststromes das
Einschwingen der Regelschaltung auf den Sollwert unnötig lange dauert
und dann die Amplitude beim Einschwingvorgang unnötig hohe Werte
annehmen kann.
Etwas komplizierter wird die Optimierung einer Frequenzgangkompensation,
wenn man feststellt, dass eine Erhöhung des Kapazitätswertes einfach
nicht die erwünschte Stabilität bringt. Das gilt nicht für diese
Schaltung hier in Bild 1. Dann führt es oft zur Lösung des Problems,
wenn in Serie zur Kapazität ein Widerstand im Gegenkopplungspfad
eingesetzt wird. Dieser dämpft die Auswirkung des Tiefpassfilters auf
das Gesamtsystem. So etwas kann z.B. dann notwendig werden, wenn an
einem Ort der Schaltung bereits eine relativ starke
Frequenzgangkompensation wirken muss. Eine solche Schaltung sieht man in
Bild 1 des Elektronik-Minikurses
(5):
Der Regelverstärker OA1 ist selbst mit C14 (1 nF)
frequenzgangkompensiert und dazu kommt zur zusätzlichen
Frequenzgangkompensation das Netzwerk aus R8, R9, R13 und C16.
Es gibt eine ganz ähnliche Situation bei PLL-Schaltungen, bei der die
eine Grenzfrequenz des passiven Loop-Tiefpassfilters zweiter Ordnung,
mit einem Widerstand, gedämpft werden muss, damit das PLL-System als
Ganzes stabil arbeitet. Mehr dazu liest man im Elektronik-Minikurs über
die 50-Hz-Notchfilterbank in SC-Technik in Teil 2 zum Thema
PLL-Taktgenerator. Siehe Kapitel
"Der netzfrequenzsynchrone Frequenzmultiplier".
Betreffs Stabilität hat hier der Elko C5 eine wichtige Bedeutung! Er
verhindert beim Einschwingvorgang, dass die Spitzenspannungswerte
unnötig hoch und niedrig werden. Je grösser der Wert von C5, desto
niedriger diese Spitzenspannungswerte. Einen zu hohen Wert von C5 hat
allerdings den Nachteil, dass bei Kurzschluss zwischen +Ua und GND C5
sich mit einem hohen Strom zu lange entlädt und erst danach die
Strombegrenzung I-Limiter einsetzt. Dies könnte eine empfindliche
externe Schaltung zerstören. Ist C5 zu niedrig, kann die Schaltung
ebenfalls oszillieren. Die Erklärung dazu liest man in diesem speziellen
Elektronik-Minikurs
(12).
Zum Testen von hochempfindlichen Schaltungen,
eignet sich ein solches Netztgerät eher nicht. Es gibt aber dazu ein
passendes Netzgerät, quasi als Erweiterung zu einem bestehenden
"gewöhlichen" Netzgerät Man liest davon im Elektronik-Minikurs
(6).
Die Stabilität der Schaltung lässt sich testen, in dem man eine Last am
Ausgang zwischen zwei Extremwerten steilflankig mit Rechtecksignalen
schaltet. Mehr dazu liest man im Kapitel "Frequenzgangkompensation
und eine zusätzliche Testschaltung".
Zu diesem Thema gibt es einen speziellen Elektronik-Minikurs. Es geht
dabei um Phasenreserve, Stabilität, Verstärkung und
Frequenzgangkompensation. Es ist eine nachbaubare Demoschaltung.
Der praktische Nutzen besteht darin, dem Elektronikschüler
zu zeigen, wie mit einer einzigen Schaltung und einem einzigen
Potentiometer die Funktion zwischen Verstärker (Gegenkopplung),
Komparator und Schmitt-Trigger (Mitkopplung) stufenlos demonstriert
werden kann und damit involviert ist im Gegenkopplungsbereich eine
einstellbare Frequenzgangkompensation mittels Drehkondensator. Mehr dazu
liest man in (2).
Wie arbeitet die Strombegrenzung (I-Limiter)?
T3, R15 und R16 bilden eine fix dimensionierte Maximalstrombegrenzung
von etwa 3 A. Die Strombegrenzung setzt dann ein, wenn die Spannung über
dem Strom-Shuntwiderstand R15, durch die zunehmende Strombelastung am
Ausgang, gleich gross wird wie die Basis-Emitter-Schwellenspannung von
T3. T3 wird leitend und sein Kollektorstrom begrenzt den Basisstrom von
T2. Wird der Lastwiderstand RL zwischen +Ua und GND
noch mehr bis zum Kurzschluss reduziert, erhöht sich der Laststrom nicht
mehr weiter. Die Basis von T2 bekommt durch diese Regelung mit R15 und
T3 immer nur gerade soviel Strom, um den begrenzten Laststrom stabil
aufrecht zu erhalten. Den restlichen Strom aus dem Ausgang von OA1
übernimmt der Kollektor von T3.
Im Prinzip ist R16 nicht nötig. R16 dient als Schutz von T3. R16
begrenzt beim schnellen Regelvorgang den T3-Basisstrom. R16 sollte
allerdings so niederohmig sein, dass an ihm keine signifikante Spannung
abfällt, weil sonst die Spannung über R15 ansteigen würde und die
Strombegrenzung arbeitet dann weniger genau. Bei einem Laststrom von 3 A
beträgt der T2-Basisstrom etwa 1 mA. Im Zustand der Überlastung oder des
Kurzschlusses zwischen +Ua und GND, liefert OA1 seinen maximalen Strom,
der durch eine eigene interne Limiterschaltung begrenzt wird. Dieser
Begrenzungsstrom liegt typisch bei 40 mA bei 25 °C. Bei einer
T3-Stromverstärkung von 100 beträgt der T3-Basisstrom 0.4 mA, der über
R16 einen Spannunsgabfall von weniger als 10 mV bewirkt. Diese Spannung
addiert sich zu den 0.65 VDC über R15.
VORSICHT: Dieses Netzteil ist nicht dauerhaft kurzschlussfest und nur
bedingt überlastfest! Dauerhaft überlastfähig bei einer
Ausgangsspannung +Ua die maximal um 20 VDC niederiger ist als die
Eingangsspannung +Ue, weil sonst die Verlustleistung von OA1 zu hoch
ist! Ursache ist OA1 selbst. Bei Überlast oder Kurzschluss ist Uf immer
kleiner als Ur und das zwingt den Ausgang von OA1 auf maximale
Ausgangsspannung. Dies ist aber nicht möglich, weil T3 bei Überlast oder
Kurzschluss OA1 in die eigene Strombegrenzung zwingt. Im
LM358-Datenblatt sieht man die IC-interne Schaltung Schematic
Diagram. Man erkennt dort die Funktion der Strombegrenzung mit dem
Transistor Q7 und Widerstand Rc. Diese Strombegrenzung liefert im
Überlast- und im Kurzschlussbetrieb stets einen maximalen Ausgangsstrom
des OA1. Mit dem neu eingefügten Widerstand Rn1 wird die zu hohe
Verlustleistung von OA1 mit Rn1 geteilt. Bei einem Wert von 470 Ohm
übernimmt Rn1 im Falle der Überlast eine Verlustleistung von 0.76 W
(Wahl des Widerstandes: 470 Ohm / 1W). Siehe Diagramm Current
Limiting im LM358-Datenblatt. Die Spannung über Rn1 liegt bei etwa
19 VDC, vorausgesetzt +Ue minus +Ua ist so gross, dass diese 19 VDC
möglich sind. Wenn nicht ist der Strom von OA1 niedriger als sein
Begrenzungsstrom, was auch zulässig wäre.
Kommen wir zu einem Beispiel mit +Ue = 30 VDC und einem Kurzschluss an
+Ua (+Ua = GND). OA1 liefert seinen begrenzten Strom an seinem Ausgang.
Weil dadurch die Spannung über Rn1 19 VDC beträgt, beträgt die Spannung
zwischen +Ue und dem Ausgang von OA1 nur etwa 10 VDC. Die
Verlustleistung über OA1 beträgt somit knapp 0.5 W. Welche Konsequenz
hat Rn1 für den Normalbetrieb? Der T2-Basisstrom beträgt knapp 1 mA. T3
ist stromlos. Über Rn1 ergibt dies eine Spannung von knapp 0.5 VDC. Die
minimimale Eingangsspannung +Ue muss um diese 0.5 VDC erhöht werden. Es
ist je nach persönlicher Gestaltung dieses Netzteiles, bezüglich
einstellbarer Ausgangsspannung und Maximalstrom und der dazu notwendigen
Eingangsspannung, u.v.a. auch Rn1 entsprechend anzupassen. Der obere
Spannungslimit von +Ue diktiert der Opamp OA, dessen
Worstcase-Betriebsspannung von 32 VDC keinesfalls überschritten werden
darf.
Martin Schend hat in seinem
Platinenlayout
für eine höhere Betriebsspannung +Ue eine RZ-Spannungsbegrenzung (Rm1
und Zm1) für OA vorgesehen. Beim Einsatz dieser RZ-Methode erübrigt
sich der Einsatz von Rn1 und man kann anstelle dessen eine Drahtbrücke
einlöten.
Eine (verlustleistungsbedingte) Erwärmung der komplementären
NPN-Darlingtonstufe erhöht ihre Stromverstärkung. Trotzdem bleibt der
Maximalstrom bei Überlast oder Kurzschluss, wegen der konstanten
Spannung über R15, stabil. Es reduziert sich dafür entsprechend der
Basisstrom von T2.
Der Strombegrenzungswiderstand R15 berechnet sich:
R15 = UBE(T3) /
Imax
Imax ist der Ausgangsstrom bei Überlast oder
Kurzschluss. Die Genauigkeit ist nicht sehr hoch, weil die
Basis-Emitter-Schwellenspannung von T3 einen etwas fliessenden Übergang
hat. Das selbe gilt ebenso für den T3-Basis- und T3-Kollektorstrom. Dazu
kommt, dass die Basis-Emitter-Schwellenspannung von T3 mit etwa
-2 mV/°C temperaturabhängig ist. Dies bedeutet, dass
Imax mit zunehmender Erwärmung von T3 etwas sinkt,
weil eine etwas niedrigere Spannung über R15 bereits die Strombegrenzung
bewirkt. Deshalb sollte man darauf achten, dass T3 nicht zu nahe am
Kühlkörper von T1 angeordnet ist.
Die Verlustleistung des Strombegrenzungswiderstand R15 (0.7W):
P R15= UBE(T3) *
Imax
Die OVERLOAD-Anzeige
Der zweite Opamp OA2 des LM358A dient der Überwachung einer Überlast
oder eines Kurzschlusses. In diesem Fall leuchtet die LED OVERLOAD. Wenn
das Netzteil so sehr belastet wird, dass die Ausgangsspannung nicht mehr
konstant bleibt, also die Strombegrenzung mit T3 einsetzt, oder eine zu
niedrige Dropoutspannung UDROP, wegen zu niedriger
Eingangsspannung +Ue, die Regelung nicht mehr sicherstellt, dann fällt
analog zur Ausgangsspannung +Ua auch die Spannung Uf am invertierenden
Eingang von OA1. Die beiden Spannungen am invertierenden und
nichtinvertierenden Eingang von OA1 sind dann nicht mehr identisch, wie
es im spannungsgeregelten Zustand sein muss.
Dieser fehlerhafte Zustand wird mit dem als Komparator geschalteten
zweiten Opamp OA2 erkannt. OA2 erzeugt eine Ausgangspannung, die etwa um
etwa 1.5 V niedriger ist als die Eingangsspannung +Ue, weil OA mit +Ue
gespiesen wird, sofern nicht Rm1 und Zm1 im Einsatz sind. Diesen
Spannungsverlust verursachen die Ausgangstufen des OA. Diese
Ausgangsspannung gelangt durch ein einfaches Tiefpassfilter aus R11 und
C4 mit einer Zeitkonstante von 100 ms zur Transistorschaltstufe T4,
welche die LED "OVERLOAD" leuchten lässt. Die Verzögerungseigenschaft
des Tiefpassfilters bewirkt, dass nicht jede noch so kurzzeitige
Unregelmässigkeit an den Eingängen von OA1, bzw. OA2, an die LED
weitergegeben wird. Ohne diese Filtermassnahme würde die LED bei jeder
kurzeitig sehr schnellen Laststromerhöhung oder
Eingangsspannungsverminderung kurz aufblitzen. Der Spannungsteiler
R12/R13 erhöht den Eingangsschaltpegel auf einen Wert, damit die volle
RC-Zeitkonstante von R11 und C4 bestmöglichst zur Wirkung kommt. Ohne
diese Massnahme müsste C4 für die selbe Verzögerungszeit wesentlich
grösser gewählt werden.
Der Spannungsteiler R9/R10 bewirkt, dass die Spannung am
nichtinvertierenden Eingang des OA2, im eingeschwungenen Zustand der
Regelschaltung, minimal niedriger ist als die am invertierenden Eingang.
Dieser Spannungsunterschied muss etwas grösser sein als die maximale
Eingangs-DC-Offsetspannung des OA2 (siehe LM358-Datenblatt). Dadurch
wird garantiert, dass der Ausgang des OA2 sicher auf GND-Pegel liegt und
deshalb die LED "OVERLOAD" nicht leuchtet, wenn die Spannungsregelung
normal arbeitet und die Differenzspannung zwischen den Eingängen von OA1
beinahe 0 VDC ist.
Bild 2 klärt die Situation. Uf ist die durch den R6/R7-Spannungsteiler
geteilte Ausgangsspannung +Ua. Bei +Ua = 20 VDC beträgt Uf 2.13 VDC.
Einfachheitshalber gilt Uf = Ur. Uf1 und Uf2 können je nach
Eingangs-Biasstrom von OA1 und OA2 geringfügig grösser oder kleiner sein
als Uf. Die Spannung über R5 könnte im schlimmsten Fall ±1 mV, über R8
±10 mV betragen. Wir vereinfachen noch einmal mit Uf = Uf1 = Uf2 und Ur =
Ur1. Die Differenzspannung an den Eingängen von OA1 beträgt im
Normalbetrieb 0 mV.
Warum sind R8 und R9 grösser als R3+R4 und R5? Wäre R5 100 k-Ohm anstatt
10 k-Ohm, müsste C3 von 100 pF auf 10 pF reduziert werden. Diese
Kapazität wäre zu nahe an den möglichen parasitären Kapazitswerten und
diese sind abhängig vom Design einer Leiterplatte. Das ist eine komplexe
Situation, die eine parasitäre Kapazität liegt parallel zu C3, eine
andere parallel zu R5 und eine weitere zwischen dem sensiblen
invertierenden Eingang von OA1 und irgendwelchen Leiterbahnen in
unmittelbarer Umgebung. Besonders bei bipolaren Opamps ist oft ratsam,
darauf zu achten, dass an den beiden Eingängen die ohmschen
Eingangswiderstände etwa gleich gross sind, um die
DC-Offsetspannungsdrift so klein wie möglich zu halten. Das ist bei OA1
gegeben durch R5 = R3+R4. R8 könnte man gleich gross wählen wie R5, weil
der Eingangswiderstand am nichtinvertierenden Eingang von OA2 sehr gross
ist. Wenn man, aus Gründen der DC-Offsetspannungsdrift, R9 gleich gross
haben will wie R8, kann R8 nicht 10 k-Ohm haben, weil R9 mit 10 k-Ohm
für Ur dann eine Belastung für Uf darstellt, wenn man R10
verhältnismässig stark reduzieren will. Eine solche Änderung von R10
wird gleich thematisiert.
Man beachte die kleine Tabelle unterhalb der Schaltung. Wenn +Ua = 20
VDC, beträgt die Spannung über R9 (Ur - Urd) 110 mV. Das bedeutet, Uf
(Uf2) ist um 110 mV positiver als Urd. Dadurch wird garantiert, dass im
eingeschwungenen Zustand der Spannungsregelung der Ausgang von OA2 auf
GND-Pegel liegt und die LED "OVERLOAD" leuchtet nicht. Wird die geregelte
stabile Ausgangsspannung +Ua von 20 VDC mit zuviel Strom knapp
überlastet, setzt die Strombegrenzung (Bild 1) ein, und +Ua fällt.
Unterschreitet +Ua den Wert von etwa 19 VDC, wird Uf (Uf2) negativer als
Urd. Der Ausgang von OA2 geht auf beinahe +Ue und die LED "OVERLOAD"
leuchtet. Urd bedeutet Voltage-Reference-Devided.
Je kleiner man +Ua an P einstellt, desto niedriger wird Uf - Urd. Wenn
+Ua nur noch 1 VDC hat, dann ist Uf nur noch gerade um 5 mV positiver
als Urd. Hier kann nur der LM358A mit der niedrigeren maximalen
Eingangs-Offsetspannung von ±3 mV anstatt ±7 mV (LM358) mithalten, falls
die Biasströme sich in Grenzen halten.
Was kann man gegen dieses Problem mit keiner Ausgangsspannung an +Ua
tun? Das Einfachste, man reduziert R10 von 2.2 M-Ohm auf z.B. 270 k-Ohm.
Dies erhöht die Differenzspannung Uf - Urd von 5 mV auf etwa 28 mV. Das
verbessert die Situation für niedrige Ausgangsspannungen +Ua bis
unterhalb von 1 VDC wesentlich. Wenn jedoch +Ua = 20 VDC, muss der
Überlaststrom diese Spannung bis auf etwa 15 VDC in die Knie zwingen,
bis die LED "OVERLOAD" den Überlastzustand signalisiert. Diese Lösung
ist also auch nicht gerade das Gelbe vom Ei, wie wir erkennen!
Es gibt allerdings eine elegante Lösung des Problems das beiden extremen
Spannungszuständen von +Ua gerecht werden kann und dies zeigt Teilbild
2.2. R10 ersetzt man durch eine Konstantstromquelle I. Mit dieser
erreicht man, dass man unabhängig von +Ua eine konstante positivere
Spannung von Uf (Uf2) gegenüber Urd hat, weil ein konstanter Strom Ik
von z.B. 1 µA über R9 mit 100 k-Ohm eine konstante Spannung von 100 mV
erzeugt und um diesen Betrag ist Uf (Uf2) stets positiver als Urd.
Konstantstromquelle I benötigt allerdings eine negative Betriebsspannung
-Ux von einigen Volt. Dann allerdings kann man auch den Dual-Opamp OA
anstatt mit GND, ebenfalls mit -Ux speisen. Dies ermöglicht ein sauberes
Herunterfahren von +Ua bis auf 0 VDC, weil nur mit dieser Methode OA2
bei Ur = 0 VDC noch immer einwandfrei arbeitet. Uf (Uf2) liegt dann zwar
auf 0 VDC, jedoch Urd liegt um 100 mV im negativen Spannungsbereich.
Allerdings liegt der Ausgang OA2 auf -Ux und nicht mehr auf GND, wenn
keine Überlast an +Ua anliegt. Damit C4 und die Basis-Emitter-Strecke
von T4 nicht eine zu hohe falsch gepolte Spannung erhält, muss man
parallel zu C4 eine Kleinsignaldiode (1N914), Anode auf GND, schalten.
Sie begrenzt die falsch gepolte Spannung auf etwa -0.7 V.
Als Konstantstromquelle eignet sich eine Methode, die nicht durch
Präzision glänzen muss. Es eignet sich z.B. die Methode mit einem JFET
und einem Strombegrenzungswiderstand, - also aus nur gerade zwei
Bauteilen. Die minimale Spannung einer solchen Konstantstromquelle muss
etwas grösser sein als die Gate-Source-Spannung des JFET, bei der die
erwünschte Strombegrenzung, hier 1 µA, einsetzt. Über diese Methode der
Strombegrenzung liest man im Kapitel "Der FET-Konstantstromzweipol"
im Elektronik-Minikurs
(10).
Zusätzliche negative Spannung aus +Ue: Das geht relativ
einfach mit dem 555-Timer-IC. Man nehme vorzugsweise die CMOS-Version
LMC555 oder TLC555. Man muss allerdings mit einer einfachen
RZ-Schaltung die Betriebsspannung für den 555er begrenzen. Es gibt
dazu den passenden Elektronik-Minikurs
(11). Es ist gar nicht so
schwierig das Gegenteil, nämlich eine zusätzliche negative Spannung aus
einer positiven zu erzeugen. Es beginnt damit, dass man in Teilbild 3.1a
die Diode D umpolt...
Da das vorliegende Labornetzteil in der Regel von einem Netztrafo mit
Gleichrichter und Glättungselko betrieben wird, gibt es auch noch die
Möglichkeit eine negative Zusatzspannung aus der Gleichrichterschaltung
zu gewinnen. Dazu empfehle ich den Elektronik-Minikurs
(5) mit dem
Kapitel "Trafo, Gleichrichter und Spannungsverdoppler".
Bild 4 zeigt eine sehr
einfache Schaltung. +USG ist die verdoppelte
Spannung mit D1, D2, C2 und C3. Durch Umpolung dieser Dioden und Elkos
erreicht man eine negative Spannung, welche man stabilisiert und
spannungsreduziert, z.B. mit einem LM337L (der kleine Bruder des LM337),
für den hier vorgesehenen Zweck einsetzen kann. Ein Strom von wenigen
mA (Opamp und Konstantstromquelle) genügt. Man kann in Relation zu
Bild 4 die Kapazitäten
von C2 und C3 drastisch reduzieren, aber die Nennspannungen müssen hier
höher sein. Wieviel höher, bestimmt die sekundäre Leerlaufspannung des
Netztrafo unter Brücksichtigung einer primären Überspannung von 10 %.
Vollständigkeitshalber sei noch erwähnt, dass dieser Schaltungstrick
nur funktioniert, wenn gewährleistet ist, dass der Strom im Hauptpfad
(+ULG) grösser ist als der bei der positiven oder
negativen Zusatzspannung. Dies ist aber alleine schon mit einer LED (20
mA) für die EIN-Anzeige, angeschlossen zwischen +Ue und GND, sicher
gestellt.
Andere Opamps einsetzen: Wenn man schon eine Erweiterung für eine
negative Zusatzspannung in Angriff nimmt, ist man nicht auf einen Opamp
angewiesen, der eingangsseitig bis auf GND gesteuert werden kann und
ausgangsseitig eine Spannung bis fast hinunter auf GND liefern muss.
Beim Einsetzen anderer Opamps gilt aber zu bedenken, dass die
vorgegebene zusätzliche Frequenzkompensation mit den Werten von R5 und
C3 u.U. nicht mehr stimmt. Um eine solche Anpassung empirisch
vorzunehmen, eignet sich Bild 3 im Kapitel "Testschaltung und die
Frequenzgangkompensation".
Wie wichtig ist die negative Zusatzspannung überhaupt? Wenn
jemand grossen Wert darauf legt, dass die OVERLOAD-Anzeige unabhängig
von +Ua, bis hinunter auf den GND-Pegel, absolut sicher und zuverlässig
arbeitet, dann lohnt sich diese Investition auf jedenfall! Und
natürlich, wie bereits angedeutet, wenn man von der Wahl des Opamp
unabhängig sein will!
Zwei unscheinbare aber wichtige Dioden, D1 und D2!
Wir verlassen Bild 2 und kehren zurück zu
Bild 1.
Sollte der Glättungselko einer an +Ue vorgeschalteten
Gleichrichterschaltung, wegen eines plötzlichen Deffekts, einen
sofortigen Kurzschluss verursachen, dann passiert es, dass C5 - und
vielleicht noch weitere parallelgeschaltete Kondensatoren der an +Ua
angeschlossenen Schaltung - kurzzeitig einen Strom zurückspeisen. Dies
könnte T2 und OA1 zerstören. D1 zwingt den Rückstrom, mit einem
niedrigen Spannungsabfall von weniger als 1 VDC über D1, zurück in den
Gleichrichterteil.
Es ist möglich dieses Netzteil mit einem weiteren in Serie zu schalten,
um die totale Ausgangsspannung zu erhöhen oder um eine symmetrische
Ausgangsspannung zu erzeugen. Wenn über der gesamten Ausgangsspannung
ein Kurzschluss passiert, kann es geschehen, dass +Ua des einen
Netzteiles depolarisiert wird. Dadurch könnte schnell einiges kaputt
gehen. Mit D2 wird die Depolarisationsspannung mit weniger als -1 VDC auf
ein ungefährliches Mass reduziert. Die beiden Dioden D1 und D2 müssen
dem maximalen Strom, der auftreten kann, Rechnung tragen. Wenn man bei
D1 oder D2 unsicher ist, ob man sie einbauen soll, empfehle ich sie
einzubauen. Die Kosten sind kaum der Rede wert, der Aufwand ist sehr
gering, aber die Schutzwirkung ist enorm.
Stabilität, Brummen und Rauschen
Die Stabilität der DC-Spannung an +Ua ist zur Hauptsache durch die Wahl
der Referenzspannungsquelle VR (Voltage Reference) bestimmt. VR arbeitet
nach dem Bandgapprinzip.
Zum Einsatz kommt der
LM385-2.5
mit einer fixen hochpräzisen Ausgangsspannung von 2.5 VDC. Das
Bandgapprinzip garantiert eine sehr hohe DC-Spannungsstabilität,
betreffs Temperaturschwankungen und Schwankungen der Eingangssspannung
+Ue. Dieser Stabilität wird zusätzlich Rechnung getragen, wenn man einen
Opamp mit niedriger Eingangs-Offsetspannungsdrift und niedrigem
Eingangs-Offsetstromdrift wählt. Beide Werte sind beim LM358A für diese
Anwendung ausreichend niedrig. Trotzdem sorgte ich, eher
vollständigkeitshalber, mit R3, R4 und R5 vor, dass an beiden Eingängen
des OA1 die Quellwiderstände etwa gleich gross sind (R5 = R3 + R4).
Ob Zenerdioden oder Referenzdioden nach dem Bandgapprinzip, ihnen haftet
stets der Nachteil relativ hoher Rauschspannungen an. Diese Werte sind
meist beträchtlich höher als die Eingangsrauschspannungswerte üblicher
Opamps. Diesem Nachteil begegnet man mit einem einfachen passiven
Tiefpassfilter, das die Rauschspannung, durch Begrenzung der
Frequenzbandbreite, stark reduziert. Dies wird mit R3 und C2 erreicht.
Für C2 empfiehlt sich ein Tantal-Elko wegen seines besonders niedrigen
Leckstromes, da sich dies zusätzlich günstig auf die
DC-Spannungsstabilität an +Ua auswirkt. C5 am Ausgang trägt eher wenig
zur Rauschminderung im mittleren und unteren Frequenzbereich bei, weil
die Ausgangsimpedanz der Spannungsregelung im eingeschwungenen Zustand
sehr niederohmig ist. C5 dient der niedrigen Ausgangsimpedanz bei
mittleren bis höheren Frequenzen im 100-kHz-Bereich. Wozu es C5 zur
Hauptsache braucht, ist weiter oben im Kapitel "Die zusätzliche
Frequenzgangkompensation mit C3 und R5" bereits beschrieben.
C1 ist nicht zu verwechseln mit dem Glättungskondensator eines
Gleichrichters. Trafo, Gleichrichter und Glättungs-Elko sind in
diesem Elektronik-Minikurs kein Thema! C1 ist vor allem dann nötig,
wenn der Glättungs-Elko der Gleichrichterschaltung etwas weit von dieser
Regelschaltung entfernt ist, weil dann die Zuleitungsinduktivität
höherfrequente Oszillation in der Regelschaltung auslösen kann. Da diese
kritische Distanz etwas schwierig einzuschätzen ist, empfiehlt es sich
immer direkt beim Eingang +Ue der Regelschaltung C1 beizufügen. C1 und
C5 sind weitgehend Erfahrungswerte. Werte im 10- bis 100µF-Bereich sind
typisch. Von diesem +Ue-Anschluss aus sollte auch der Dual-Opamp (Pin 8)
gespiesen werden. Dies mit oder ohne zwischengeschalteter
RZ-Stabilisierung, wie im Kapitel "Wie arbeitet die Strombegrenzung
(I-Limiter)?" bereits beschrieben. Es empfiehlt sich an den
Speiseanschlüssen von OA, zwecks HF-mässiger Stabilität, Ck, ein
induktionsarmer Multilayer-Kondensator von etwa 100 nF beizufügen.
Um möglichst keine Brummspannung aus der
Gleichrichter-Glättungsschaltung einzukoppeln, die sich an +Ua bemerkbar
machen würde, ist es wichtig, dass der GND beim Glättungselko - und
nicht beim Gleichrichter! - als GND-Referenz für die Regelschaltung in
Bild 1 gilt. Alle GND-Symbole der Schaltung sollten auf der Leiterplatte
am besten grossflächig zusammengeführt und mit dem GND des Glättungselko
der Gleichrichterschaltung verbunden werden. Auf diese Weise vermeidet
man wirksam sogannte Brummschlaufen. Ein spezieller GND-Plane auf der
Oberseite der Leiterplatte ist besonders sinnvoll!
Lastunabhängig: Damit +Ua möglichst lastunabhängig konstant ist,
sollte die Leiterbahn mit der Spannung +Ua zwischen dem Anschluss von R6
und +Ua möglichst breit sein, um den Leitungswiderstand so niederohmig
wie möglich zu halten. Noch besser ist es, wenn R6 möglichst nahe beim
Anschluss +Ua verlötet ist. Das selbe gilt für den GND-Anschluss. Es
empfiehlt sich R7 möglichst nahe an den GND-Anschluss am Ausgang zu
verlöten. Zwischen +Ua, GND und dem Verbraucher RL
empfiehlt sich ein nicht zu langes und jedoch dickes Kabel zuverwenden,
um ebenfalls den Spannungsverlust niedrig zu halten.
Wie hoch muss minimal die Eingangsspannung +Ue sein?
Die maximal einstellbare Spannung an +Ua beträgt 20 VDC. Bei einem Strom
von 3 A fällt über dem Strom-Messwiderstand R15 eine Spannung von 0.66
VDC ab. Damit die komplementäre NPN-Darlingtonstufe aus T1 und T2 sicher
arbeitet, muss dessen Spannungsbfall - also zwischen Emitter und
Kollektor des T1 - etwas grösser als die Basis-Emitter-Schwellenspannung
von T2 sein. Diese beträgt etwa 0.7 VDC. Diese
NPN-Komplementärdarlingtonstufe arbeitet als Spannungsfolger und dies
bedeutet, dass die Spannung zwischen der Basis von T2 und GND um etwa
1.4 VDC höher ist als +Ua. OA wird mit +Ue gespiesen. Das LM358-Datenblatt
verrät uns, dass bei einem Laststrombereich von 1 bis 10 mA mit
einem Spannungsabfall von maximal 1.5 VDC zwischen Betriebsspannung und
maximaler Ausgangsspannung zu rechnen ist. Man erkennt dies im Diagramm
"Output-Characteristics-Current-Sourcing" des LM358-Datenblattes.
Diese Spannungsdifferenz muss dazu addiert werden. Wir bezeichnen sie
mit UdOA1. Rn1 und nicht Rm1 mit Zm1 ist hier im
Einsatz!
Für die minimale Eingangsspannung gilt also die Formel:
Ue = Ua + UR15 +
UDARL +
UdOA1 +
URn1
(Rn1: siehe weiter oben Abschnitt "VORSICHT:...")
Ue = 20V + 0.66V + 0.7V + 1.5V +0.5V = 23.36V
Für eine maximale Ausgangsspannung von 20 VDC an +Ua bedeutet dies, dass
die minimale Eingangsspannung +Ue knapp aufgerundet 24 VDC betragen
muss. Der minimale Spannungsabfall zwischen +Ua und +Ue, die sogenannte
Dropoutspannung, beträgt demnach 4 VDC.
Diese Spannung darf durch die Rippelspannung einer
Gleichrichter-Kondensator-Schaltung, welche an +Ue vorgeschaltet wird,
nicht unterschritten werden, wobei man auch mit einer gewissen
230-VAC-Netzunterspannung rechnen muss. Dies gilt, wenn das Netzteil
maximal belastet ist. In ländlichen Gegenden kann die
230-VAC-Netzunterspannung leicht einmal 10 % betragen. In der Regel
gelten aber 5 %.
Akku-Betrieb möglich: Selbstverständlich kann dieses Netzteil
auch mit einem (Blei(gel))-Akku betrieben werden, wobei ein 24-V-Akku
nicht ausreicht, wenn das Netzteil 20 VDC liefern muss, weil z.B. ein
24-V-Blei(gel)-Akku entlädt sich auf etwa 21.6 VDC (Zellenspannung =
1.8 VDC).
Wie hoch darf maximal die Eingangsspannung +Ue sein?
Will man eine höhere maximale Ausgangsspannung haben, muss die
Verstärkung der Spannungsregelschaltung erhöht werden. Zu diesem Zweck
erhöht man R6 oder man reduziert R7. Die Formel dazu, siehe Kapitel
"Wie arbeitet die Spannungsregelung?".
Alternativ dazu, kann man auch oder zusätzlich eine höhere
Referenzspannung (VR) wählen. Dafür eignet sich z.B. der
LM385,
dessen Referenzspannung mit zwei Widerständen definierbar ist. Man
sollte dafür allerdings Metallfilmwiderstände wegen dem niedrigen
Temperaturkoeffizienten einsetzen. Mehr dazu erfährt man im Datenblatt
des LM385 mit den vielseitigen Applikationen.
Für mehr Ausgangsspannung +Ua muss natürlich die minimale
Eingangsspannung +Ue entsprechend erhöht werden. Dabei muss bei einer
Gleichrichter-Kondensator-Schaltung berücksichtigt werden, dass dessen
Leerlaufspannung stets höher ist als die Spannung unter Volllast. Je
grösser die Trafonennleistung ist, um so niedriger ist allerdings dieser
Spannungsunterschied, wegen dessen niedrigerem Innenwiderstand. Warum
man dies beachten muss, hat damit zu tun, dass im Zustand des Leerlaufs
oder nur niedrigem Belastungstroms durch RL, die
Betriebsspannung +Ue der Schaltung zu hoch werden kann. Am ehesten
gefährdet wäre der Opamp OA. Diese Gefährdung kann durch eine einfache
RZ-Schaltung (Rm1 und Zm1)) vermieden werden, die bereits im Kapitel
"Wie arbeitet die Strombegrenzung (I-Limiter)?" beschrieben ist.
Bei welchen Bauteilen, ausser dem Opamp, treten im Falle hoher
Leerlaufspannungen ebenfalls hohe Spannungswerte auf, auf die man achten
muss? An C1, (Ck), R2, Rn1, C3, T1 und T2. Wenn +Ua mit P auf eine sehr
niedrige Spannung eingestellt ist, liegt praktisch die ganze Spannung
von +Ue über T1 und T2. T1 (MJ2955) lässt eine offene
Kollektor-Emitterspannung von 60 VDC und T2 (BD139) eine von 80 VDC zu.
T3 hingegen ist anspruchslos, weil eine höhere
Kollektor-Emitter-Spannung als die Basis-Emitter-Schwellenspannung von
T2 plus die Spannung über R15 gar nie auftreten kann.
Belastung von T1 - Kriterien und der Zweite Durchbruch
Wir betrachten dazu das Diagramm
"Active-Region-Safe-Operating-Area", abgekürzt SOA bezeichnet, im
Datenblatt des MJ2955. Beim genauen Hinsehen fällt etwas Interessantes
auf. Wenn der Kollektorstrom nur kuzzeitig unterhalb etwa 1 ms auftritt,
dann gibt es einen linearen Zusammenhang innerhalb eines gewissen
Kollektorstromes und der Kollektor-Emitter-Spannung. Jedoch nicht, wenn
der Kollektorstrom länger dauert als 1 ms oder dauernd fliesst. Die
Kurve dc hat einen Knick bei einem Kollektorstrom von 3 A, der zufällig
identisch ist mit dem maximalen Ausgangsstrom dieses Netzteiles.
Unterhalb der Kollektor-Emitter-Spannung von 40 VDC ist ist die Kurve
flacher, oberhalb steiler. Dieser steilere Abfall des Stromes bei
höherer Spannung und die steilen Kurven bei den kurzen Stromimpulsen
haben mit der sogenannten Begrenzung des zweiten Durchbruchs
(Second-Breakdown-Limit) zu tun.
Wird diese Grenze überschritten, heizt sich die Siliziumschicht des
Transistors so stark auf, dass bereits geringste Temperaturunterschiede
auf dieser extrem kleinen Fläche dazu führen, dass die gleichmässige
Stromverteilung nicht mehr gewährleistet ist. Es bilden sich Regionen
mit etwas höherer Temperatur. Deswegen steigt dort der Strom, weil der
Widerstand lokal abnimmt und die kälteren Regionen werden entlastet.
Dies erzeugt einen positiven Rückkopplungseffekt (Mitkopplung). Es
bildet sich eine verhängnisvolle Eigendynamik: Je mehr die kälteren
Regionen durch Stromreduktion entlastet werden, um so mehr kühlen sie
sich ab. Diese zunehmenden lokalen Stromdefizite müssen die heisseren
Regionen übernehmen und je mehr sie dies tun, um so heisser werden
diese. Diese beiden extremen Zustände schaukeln sich im Eiltempo hoch
und der Transistor verabschiedet sich, wegen lokaler Überhitzung, in die
ewigen Jagdgründe der Elektronen. Die Folge davon ist, dass die
Kollektor-Emitter-Stecke kurzschliesst und an +Ua die ungeregelte höhere
Spannung von +Ue anliegt.
Grundlegendes zur Kühlung von T1
Die Kühlung von Halbleitern wäre in einem separaten Elektronik-Minikurs
ein ein grosses Thema für sich. Darum machen wir es hier nur kurz, um zu
zeigen worum es geht und wir üben dies sogleich an einem praktischen
Beispiel mit der Schaltung in Bild 1.
Die maximal zulässige Chiptemperatur des MJ2955 (T1) beträgt 200 °C.
Diese Temperatur darf nicht erreicht werden und darum reduzieren wir sie
sicherheitshalber auf maximal 190 °C. Ein anderer wichtiger Wert ist der
thermische Widerstand, der erklärt um welchen Temperaturwert die
Chiptemperatur grösser ist als die Gehäusetemperatur pro Watt
Verlustleistung. Beim MJ2955 hat dieser thermische Widerstand einen Wert
von 1.52 °C/W.
Bei einem Laststrom von 3 A und einer eingestellten Ausgangsspannung von
beinahe 0 VDC oder bei einem Kurzschluss, beträgt die Verlustleistung bei
einer Eingangsspannung von z.B. 28 VDC 84 Watt. Das heisst, dass der
Chip um 128 °C
( 1.52°C/W * 84W = 128 °C) heisser ist
als das Gehäuse. Bei einer Chiptemperatur von maximal 190 °C, darf das
Gehäuse von T1 also nur noch gerade 62 °C warm werden!
Es empfiehlt sich wegen optimaler Kühlung durch natürliche Konvektion
den Kühlkörper ausserhalb des Gerätes auf der Rückseite anzubringen.
Wenn wir davon ausgehen, dass es im Sommer 30 °C warm werden kann,
verbleibt ein Temperaturunterschied von gerade noch 32 °C.
Damit haben wir die Fakten für die Kühlung von T1 beisammen. Wir wissen
jetzt, dass im Extremfall die Verlustleistung 84 W beträgt und der
Kühlkörper sich um 32 °C erwärmen darf. Dividiert man diese 32 °C durch
diese 84 W, erhält man einen thermischen Widerstand zwischen Kühlkörper
und Umgebungsluft von 0.4 °C/W. Dies verlangt nach einem massiven
Kühlkörper. Es empfiehlt sich ein Kühlkörper mit einem etwas niedrigerem
thermischen Widerstand einzusetzen. Besonders dann muss man es tun,
wenn der Leistungstransistor vom Kühlkörpers elektrisch isoliert
montiert werden muss, denn auch diese speziellen Isolierscheiben aus
Silikon (benötigen keine Wärmeleitpaste!) haben einen gewissen
thermischen Widerstand. Sehr gute Werte liegen bei etwa 0.2 °C/W. Um
einen solchen Betrag muss der errechnete thermische Widerstand des
Kühlkörpers reduziert werden, damit dieser bei der selben
Verlustleistung an T1 den selben Temperaturunterschied zur Umgebungsluft
hat. Im vorliegenden Fall sind dies 0.2 °C/W und dies erfordert schon
einen extrem massiven Kühlkörper! Alternativ dazu gibt es auch
Kühlkörperprofile mit Gebläse zum Einbauen oder man baut sich sowas
selbst. Mit dieser Methode erreicht man mit einem wesentlich kleineren
Kühlkörper einen niedrigen thermischen Widerstand. Nachteilig ist der
höhere Preis und das Geräusch des Gebläse.
Die Kühlung von T2
Bei einer T1-Stromverstärkung von 40, ist der T2-Kollektorstrom 1/40 des
T1-Kollektorstromes. Die Kollektor-Emitter-Spannung des T2 ist praktisch
gleich gross wie die von T1 und dies bedeutet, dass die Verlustleistung
von T2 mit etwa 2 W ebenfalls etwa 1/40 des T1 ausmacht.
Zur Kühlung von T2 bieten sich zwei Möglichkeiten an. Die erste, man
verwendet einen kleinen Kühlkörper mit einem thermischen Widerstand von
etwa 10 bis 20 °C/W. Die Montage von T2 mit dem Kühlkörper folgt auf der
Leiterplatte im Gerät. Gehen wir davon aus, dass die Luft im Gehäuse nie
über 45 Grad warm wird (Lüftungsschlitze im Gehäuse!), erreicht der
kleine Kühlkörper eine Temperatur von maximal 65 bis 85 °C. Dies ist ein
vernünftiger Wert.
Die zweite Möglichkeit ist eleganter! Man montiert T2 isoliert
auf den grossen Kühlkörper wo T1 drauf montiert ist und R1 verlötet man
auch gleich dort. So führen ebenso nur drei Verbindungsdrähte zur
Leiterplatte und T2 wird gleich mitgekühlt.
Kühlkörper-Online-Berechnungsprogramme
- ONLINE-HEATSINK-CALCULATOR Man beachte auch die Elektronikinhalte im linken Spalt...
- Kühlkörperberechnung (für den statischen Fall)
- Heat Sink Temperature Calculator
Platinenlayout zur Schaltung in Bild 1
Martin Schend hat ein Eagle-Layout dieser Netzteilschaltung hergestellt
und stellt diese Dateien gratis für den Download bereit. Viel Spass mit
dem eigenen PCB. Fragen betreffs Platinenlayout und der zusätzlichen
RZ-Beschaltung für den Opamp richte man bitte an Martin Schend.
Testschaltung und die Frequenzgangkompensation
Kommen wir zurück zur Schaltung in Bild 1. Wir wissen bereits, dass das Tiefpassfilter aus C3 und R5 der zusätzlichen Frequenzgangkompensation des gesamten Regelsystemes dient. Die vorliegende einfache Testschaltung in Bild 3 dient dem Abgleich dieses Tiefpassfilters:
Man schaltet mittels einer Schalttransistorstufe, hier ebenfalls eine
komplementäre NPN-Darlingtonstufe aus T1 und T2, ein Lastwiderstand
RL am Ausgang +Ua des Netzteiles mit einer Frequenz
zwischen einigen 100 Hz und maximal einigen 10 kHz ein und aus, und man
betrachtet dabei das dynamische Verhalten von +Ua mit einem
Oszilloskopen. Schaltet man in Serie zu RL noch
einmal den selben Wert mit RLs (s = supplement),
wird das Netzteil zwischen dem vollen und dem halben Laststrom hin- und
hergeschaltet.
So funktioniert die Testschaltung: Mit einem Rechtecksignal eines
Funktions- oder einfachen Rechteckgenerators (TTL-kompatibel) werden die
beiden Transistoren T1 und T2 ein- und ausgeschaltet. Im eingeschalteten
Zustand von T1, T2 und RL beträgt die
Kollektor-Emitter-Spannung über T1 weniger als 1 V. Der Spannungsteiler
R2/R3 verhindert, dass T2 bereits bei einer Spannung von etwa 0.7 V,
sondern erst bei etwa 2.6 V schaltet, was etwa der TTL-kompatibilität
entspricht. Der Eingangsstrom an Us beträgt etwa 1 mA damit T1 bei einem
Strom von 3 A sicher durchgesteuert wird. C neutralisiert die
Millerkapazität von T2 und sorgt dafür, dass T1 mit maximaler
Flankensteilheit schaltet. R1 beschleunigt bei fallender Flanke an Us
das Ausräumen der Ladungsträger aus der Basis von T1. Bei T2 tut dies C.
Ist C3 (Bild 1) zu gross, sind die Spannungssprünge während des
Regelvorganges ebenfalls gross und die Regelzeit dauert unnötig lange.
Ist C3 zu niedrig, zeigen sich an +Ua Schwingungen bis der Regelkreis
zur Ruhe kommt. Dies ist eine typische aperiodische Schwingung.
Reduziert man in diesem Zustand C3 nur ein klein wenig mehr, genügt
ein einzelnes Schaltereignis und die Regelschaltung schwingt dauerhaft.
Dies nennt man eine periodische Schwingung. Nochmals eine weitere
Reduktion von C3 führt zur Selbsterregung und die Regelschaltung
schwingt von alleine an. Dieses selbstständige Oszillieren wird durch
geringste Rausch- oder Störspannungen angeregt. Optimal dimensioniert
ist C3 dann, wenn die Anzahl der aperiodischen Schwingungen möglichst
kleín ist.
Es gibt eine speziellen Elektronik-Minikurs zu einer
Netzteil-Testschaltung die anstelle von Lastwiderständen komfortabel mit
einstellbaren Konstantstromsenken arbeitet. Diese Testschaltung arbeitet
symmetrisch um gleichzeitig positive und negative Betriebsspannungen von
Netzgeräten oder Netzteilen zu testen. Allerdings nur bis zu einem Strom
von maximal 1.5 A. Der interessierte Leser kann diese Schaltung
selbstverständlich, seinen Bedürfnissen entsprechend, anpassen. Mehr
dazu liest man in (9).
Welche Alternative gibt es für höhere Spannungen?
Das Prinzpschaltbild Bild 4 illustriert die wesentlichen Teile für den
Bau einer Spannungsregelschaltung, bei der die minimale Droputspannung
(Ue-Ua) nur durch die komplementäre PNP-Darlingtonschaltung und durch
eine Strombegrenzungsschaltung - in Bild 4 nicht gezeichnet - bestimmt
wird. Der Opamp OA geht in diese Rechnung nicht ein und er ist sogar mit
wenig Betriebsspannung zufrieden. Dies ist möglich, weil hier als
Leistungssteller eine komplementäre PNP-Darlingtonstufe zum Einsatz
kommt. T3 übernimmt die Aufgabe eine hohe Spannung zu steuern. Mit
dieser Schaltung ist es kein Problem ein Netzteil im 100V-Bereich zu
realisieren. Dies ist bloss eine Frage der Wahl von T1, T2 und T3, sowie
die der passiven Bauteile. Doch nun zur Funktion im Einzelnen:
Im eingeschwungenen Zustand beträgt die Differenzspannung an den
Eingängen des OA 0 VDC. Am invertierenden und nichtinvertierenden
Eingang liegt also der Wert der Referenzspannung (REF). Der
Spannungsteiler R4/R5 definiert mit der Referenzspannung die
Ausgangsspannung +Ua. Der Laststrom am Ausgang dividiert sich durch die
Stromverstärkungsfaktoren von T1 und T2 zum Basisstrom von T2. Der
Ausgang des Opamp OA liefert den Basisstrom für T3 und dieser steuert
mit seinem Kollektorstrom die Basis von T2. R2 dient bloss als
Schutzwiderstand um bei starken und schnellen Laststrom- oder
Eingangsspannungsänderungen den Einschwingstrom an der Basis von T2 zu
begrenzen. T3 als Kleinsignaltransistor erträgt mit seiner
Kollektor-Emitter-Spannung den grössten Teil von +Ue.
Wenn sich +Ua auf Grund eines höheren Laststromes reduziert, sinkt die
Spannung proportional am invertierenden Eingang von OA. Im Prinzip
erhöht dies die Ausgangsspannung von OA. Da dieser Ausgang jedoch fest
mit der Basis von T3 verbunden ist und dessen
Basis-Emitter-Schwellenspannung einen quasi-konstanten Wert hat, kann
sich die Ausgangsspannung von OA bestenfalls im mV-Bereich erhöhen.
Dafür erhöht sich der T3-Basis- und somit der stromverstärkte
T3-Kollektor- bzw. T2-Basisstrom, der wiederum den Emitterstrom von T1
und damit den Laststrom am Ausgang erhöht. Damit regelt sich +Ua wieder
auf den Sollwert ein, so dass die Differenzspannung an den beiden
OA-Eingängen wieder 0 VDC ist. Dies ist der erneute eingeschwungene
Zustand.
Der ganz grosse Vorteil dieser Schaltungsmethode ist, dass OA mit sehr
niedriger Spannung gespiesen werden kann. Ist der verwendete Opamp
5-VDC-tauglich, kann man ganz einfach mit R1 und ZD, als eine
Z-Dioden-stabilisierte Spannung von etwa 5 VDC, den Opamp speisen. Bei
einem Laststrom von 3 A liegt der Ausgangsstrom des OA nur bei etwa 10
bis 20 µA.
Ein weiterer Vorteil ist, wie bereits angedeutet, die niedrigere
minimale Dropoutspannung. Wenn man auf Grund eines kleineren
Laststromes, bis etwa 300 mA, keine Darlingtonstufe benötigt, kann man
auf T1 verzichten. T2 übernimmt dann die Aufgabe des
Leistungstransistors. R3 wird überbrückt und R2 wird etwas reduziert. T2
muss dann ausreichend gekühlt werden. Verzichtet man auf eine
Strombegrenzungsschaltung, hat man eine Lowdropout-Spannungsregelung.
Ist man bereit eine niedrige Stromverstärkung von etwa 20 für T2 zu
Gunsten einer niedrigen Kollektor-Emitter-Spannung von T2 zu
akzeptieren, regelt das Netzteil noch bei einer Dropoutspannung von 200
bis 250 mV bei einem Laststrom von 300 mA.
Dies ist die Methode wie die integrierten Lowdropoutspannungsregler mit
bipolaren Transistoren arbeiten. Zur Strombegrenzung realisiert man
einen integrierten PNP-Leistungstransistor mit einem zweiten
Mini-Kollektor. Dieser erzeugt einen Kollektorstrom der z.B. exakt 1/100
des Hauptkollektorstromes aufweist. Damit wird eine Schaltung gesteuert,
welche die Strombegrenzung im Hauptkollektorkreis bewirkt.
Keine nachbaubare Schaltung: Eine fertig dimensionierte Schaltung
zum Prinzipschaltbild Bild 4 habe ich nicht, deshalb stelle ich in
diesem Elektronik-Minikurs nur dieses Schaltungsprinzip vor. Es geht
hier nur darum um zu verstehen wie dieses Prinzip funktioniert. Eine
Anfrage betreffs Dimensionierung dieser Schaltung ist zwecklos. Man muss
selbst ausreichend Grundlagenkenntnisse beitzen, um Bild 4 in eine reale
Schaltung umzusetzen.
Linkliste
- ( 1) Komplementärdarlington-Transistorschaltung (Theorie)
- ( 2) Vom Operationsverstärker bis zum Schmitt-Trigger, kontinuierlich einstellbar.
- ( 3) Integrierte fixe und einstellbare 3-pin-Spannungsregler
- ( 4) Das 78xx-, LM317- und Lowdropout-Schaltungsprinzip
- ( 5) Renoavation eines "Steinzeit-Netzgerätes" 0.1 - 30VDC / 3A
- ( 6) Sicherer ICs testen, ein Hochsicherheits-Netzteil
- ( 7) 50-Hz-Notchfilterbank in SC-Technik: PLL-Taktgenerator in Teil 2!
- ( 8) Z-Diode-Erweiterungskurs und die Bandgap-Referenz
- ( 9) Netzteil-Testgerät I
- (10) Der Transistor-LED- und der FET-Konstantstromzweipol
- (11) Positive Zusatzspannung mit dem LMC555
- (12) Ein DC-Spannungsregler ist auch eine Induktivität!